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Erst Winterthur, dann Yverdon

Sechs Punkte aus zwei Spielen müssen beim FCB der Anspruch sein

Kann Fabio Celestini das Muster durchbrechen und auf eine Niederlage direkt einen Sieg folgen lassen?
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In Kürze:

  • Der FC Basel verlor mit 2:3 gegen YB, hätte aber auch punkten können.
  • In dem einen Jahr unter Fabio Celestini hat sich das Basler Spiel verändert.
  • Der FCB strebt eine Qualifikation für europäische Wettbewerbe an.
  • Siege gegen Winterthur und Yverdon sind für den Europacup wegweisend.

Nein, der FC Basel darf sich von dieser 2:3-Niederlage in Bern nicht erschüttern lassen. Auch dann nicht, wenn man sich vor Augen führt, dass die Ausgangslage für den ersten Basler Auswärtssieg gegen YB seit achteinhalb Jahren so gut war wie lange nicht mehr – und möglicherweise auch länger nicht mehr besser sein wird.

Viel eher könnte man sich für das Gegenteil aussprechen. Dafür nämlich, dass dieses 2:3 in Bern für den FC Basel auf lange Frist gesehen ein Schritt in die richtige Richtung gewesen ist. Nur schon der Blick auf das letzte Auswärtsspiel der Basler im Wankdorf zeigt das. Damals, im März dieses Jahres, lag der FCB bereits nach gut 15 Minuten mit 0:3 zurück – verlor am Schluss gleich 1:5. Chancenlos.

Das sah am Mittwoch anders aus. Denn trotz des statistischen Chancenplus der Berner hätte der FC Basel punkten, vielleicht sogar gewinnen können. Man denke hierbei an Mohamed Drägers spektakuläres Eigentor. Aber auch an den Lattenkopfball Romario Baros beim Stand von 1:0: Stellt der FCB in jener 54. Minute auf 2:0, wäre ein Comeback der Gelbschwarzen unwahrscheinlich geworden.

Celestinis Polsprung

Es dürfte auch an der bisherigen Form der Young Boys liegen, dass der Basler Auftritt im Wankdorf deutlich besser aussah als noch vor Halbjahresfrist und der FCB dabei zum ersten Mal seit April 2018 zwei Tore in Bern erzielte. Doch nicht nur. Denn auch Fabio Celestinis Team hat seither eine merkliche Entwicklung durchgemacht. Nur ging diese in die andere, positive Richtung.

Der Basler Trainer hat seine Mannschaft umgepolt. In mehrfacher Hinsicht. Seit dem 31. Oktober, zeitgleich mit Celestinis 49. Geburtstag, ist er ein Jahr beim FCB. Innerhalb dieser Zeit formte er aus einer defensiven Nicht-Abstiegs-Mannschaft ein offensiv attraktiv agierendes Team, das sich vor keinem Gegner in der Super League verstecken muss. Die Spielweise hat sich verändert, die Stimmung um den Club wurde besser – und man hat sich nicht zuletzt neue Ziele gesetzt. Aus einem Blick nach hinten mit Angst vor dem Abstieg ist ein Blick nach vorne geworden. Auf die Meisterrunde. Auf den Europacup. Und mit ganz zarten Gedanken, dass im optimalen Fall vielleicht sogar noch mehr möglich sein könnte.

Dafür befindet sich der FCB derzeit auf Kurs. Nach zwölf Spielen steht er mit 19 Punkten auf Rang 4. Die ersten vier der Liga qualifizieren sich für den Europacup – sollte sich unter ihnen der Cupsieger befinden, sind es sogar die ersten fünf. Doch während diese Niederlage gegen Meister YB für diese Ziele nicht von entscheidender Bedeutung ist, könnten es die beiden nächsten Spiele werden.

Zwei Gegner aus der unteren Tabellenhälfte

Bevor die Nationalmannschaftspause ansteht, trifft Fabio Celestinis Mannschaft auf zwei Gegner, die sich – wie YB – in der unteren Tabellenhälfte aufhalten. Nur ist es bei Winterthur und Yverdon so, dass sie auf dem Papier auch dorthin gehören. Für einen Club wie den FC Basel, der den Anspruch hat, europäisch zu spielen, kann das nur eines heissen: Aus diesen zwei Spielen braucht es sechs Punkte.

Nicht zuletzt ist das auch für Fabio Celestini wichtig, will er, dass die Menschen im und um den FCB weiterhin an seine Arbeit glauben, anstatt diese zu hinterfragen. Er selbst sagte vor rund zwei Wochen in einem Interview mit der BaZ: «Der Druck ist gross, und zwei verlorene Spiele können die Stimmung komplett kippen lassen.» Auch wenn er den Satz womöglich etwas überspitzt formuliert hat, so ist die Grundaussage bei der momentanen Gemengelage richtig. Im Mix aus gehobenem eigenen Anspruch und einer öffentlichen Erwartungshaltung, die durch Xherdan Shaqiris Wirkung und vereinzelte Auftritte geschürt wurde, bleibt die Stimmung im und um den Club volatil.

Sechs Punkte aus den nächsten zwei Spielen. Nun, ein Selbstläufer wird das trotz der klar verteilten Favoritenrolle kaum. Winterthur hat man zwar erst am vergangenen Samstag mit einem fulminanten 6:1 besiegt. Doch noch so eine Blamage wird das neue Team von FCB-Rekordspieler Fabian Frei wohl nicht zulassen. Und zuletzt holte Winterthur am Mittwoch beim 2:2 in St. Gallen einen Punkt.

Wird es dem FCB gegen Winterthur am Samstag wieder so einfach fallen wie eine Woche zuvor?

Und Yverdon-Sport? Die Waadtländer befinden sich derzeit auf Rang 8 und haben erst am Dienstag zu Hause gegen Lausanne-Sport mit 0:3 verloren. Ansonsten sagt man ihnen allerdings nach, dass sie heimstark seien. Drei ihrer vier Ligasiege holten sie entsprechend daheim. Dort, wo der FCB am 9. November zu Gast ist.

Sechs Punkte aus den nächsten zwei Spielen. Sie brächten nicht nur ein Zeichen an die Konkurrenz und einen Schub für das Basler Selbstverständnis mit sich. Sie wären darüber hinaus auch ganz konkret wichtig für die Situation in der Tabelle. Denn in deren Mittelfeld ist es eng. Zwischen Rang 4, den der FCB besetzt, und Rang 7 liegen lediglich drei Punkte. Entsprechend schnell kann es gehen, dass die Basler aus der oberen Tabellenhälfte abrutschen. 

Den ersten Schritt, um das zu verhindern, müssen die Basler am Samstag gehen – und dabei ein Muster durchbrechen, das sich in dieser Saison bislang abzeichnete. Während die Basler Liga-Siege bisher nur als Dreier-Serien vorkamen, gab es die Niederlagen stets im Doppelpack: Auf das 2:3 gegen Lausanne folgte ein 1:2 gegen Lugano. Und auf das 0:2 gegen Zürich ein 0:1 in Luzern.

Sollte sich das am Samstag wiederholen, hätte der FC Basel so oft verloren wie gewonnen. Und wäre der Eindruck bereits wieder ein zwiespältiger. So, wie ein Sieg umgekehrt zur Feststellung führt, dass der FCB voll in der Spur ist.

Jedenfalls mindestens bis zum Samstag danach, wenn er dann in Yverdon spielt …

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