
Vorhang auf im Zirkus Shaqiri: Der Heimkehrer schiesst den FC Basel zurück an die Spitze
Dieser Artikel wurde von BZ publiziert.
Super League
Vorhang auf im Zirkus Shaqiri: Der Heimkehrer schiesst den FC Basel zurück an die Spitze
Der FC Basel gewinnt gegen Servette auf den letzten Drücker mit 3:1 und steht nach drei Jahren wieder zuoberst in der Super League. Xherdan Shaqiri trifft erst per direktem Freistoss, dann in der Nachspielzeit zwei weitere Mal zum Basler Glück.

Schiesst den FC Basel gegen Servette im Alleingang an die Tabellenspitze der Super League: Xherdan Shaqiri. Hinter ihm Jonas Adjetey, rechts Bénie Traoré.
Um 18.18 Uhr am Sonntagabend hat Fussball-Basel etwas Ungeheuerliches, geradezu Unerhörtes erlebt. Etwas, an das man in dieser Stadt nur noch verblasste Erinnerungen hatte: Der FC Basel ist Tabellenführer der Super League.
Die Matchuhr tickt gerade über die 90:00-Marke in die Nachspielzeit hinein, als Xherdan Shaqiri seinen ziemlich lausig getretenen Penalty vom Genfer Schlussmann Jérémy Frick pariert sieht. Aber dieser 24. November 2024 hat es wohl so vorgesehen, dass der Ball Shaqiri noch einmal vor die Füsse kullerte. Der Nachschuss sitzt.
Dann brechen die emotionalen Dämme. Und das Krönchen setzt ein entfesselter Shaqiri mit seinem dritten Treffer knapp 120 Sekunden später oben drauf. Basel feiert sich als neuen Spitzenreiter, punktgleich mit dem FC Lugano, der am früheren Nachmittag den FC Zürich mit 4:1 zurechtgestutzt hat.
Das Telegramm
FC Basel – Servette 3:1 (1:0)
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St. Jakob-Park. – 26’247 Zuschauende. – SR: Lionel Tschudi. – Tore: 40. Shaqiri 1:0, 55. Cognat (Guillemenot) 1:1, 90.+1 Shaqiri (Nachschuss Foulpenalty/Leroy) 2:1, 90.+2 Shaqiri (Traoré) 3:1.
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Basel: Hitz; Mendes, Barisic, Vouilloz, Schmid; Baro (59. Leroy), Avdullahu; Soticek (66. Sigua), Shaqiri, Traoré; Carlos (82. Ajeti).
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Servette: Frick; Tsunemoto, Rouiller, Severin, Magnin; Douline, Ondoua; Stevanovic, Cognat (90. Quattara), Kutesa (76. von Moos); Guillemenot (59. Simbakoli).
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Bemerkungen: Basel ohne Kade (gesperrt), Xhaka, van Breemen, Rüegg, Junior Zé (verletzt). Servette ohne Antunes, Crivelli, Beniangba, Aubert, Weber. – Verwarnungen: 32. Barisic (Foul; im nächsten Spiel gesperrt), 69. Cognat (Foul).
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Von ganz oben hat der FCB zuletzt vor drei Jahren gegrüsst, damals noch unter Trainer Patrick Rahmen. Wegen einer Grossbaustelle in Bern und einem verlegten Spiel gegen YB verliert der FCB am 20. November 2021 die Tabellenführung an den späteren Meister FCZ. Was folgte, war ein lang anhaltender, stetiger Abwärtstrend, der bis ans andere Ende der Rangliste führte.
Shaqiri trifft, verliert den Faden und kommt zurück
«Es ist schön, von der Spitze herabzuschauen», gibt Shaqiri drei Jahre später zu Protokoll, er spricht von einem «super Tag» und von «sehr viel Freude am Fussball», die er gerade im Klub und in seiner Mannschaft spürt. Der FCB mausert sich in einer in der obersten Etage ausgeglichen wirkenden Liga zu einem Meisterschaftskandidaten und Shaqiri findet: «Es kann alles passieren in dieser Saison.»
Ebenbürtig sind sich auch Basel und Servette, das gerade eine kleine Ergebniskrise durchschreitet und nun seit vier Spielen nicht mehr gewonnen hat. Die Genfer haben zu St. Jakob mit ihrer feinen spielerischen Klinge sogar einen Hauch an Vorteilen was Ballbesitz, Zweikämpfe und Chancen anbelangt.
Aber dann ist Xherdan Shaqiri da. Beim Führungstreffer in der 40. Minute profitiert er doppelt: Erst von einem diskutablen Foulentscheid des Schiedsrichters für ihn, dann davon, dass sich die Genfer Abwehrmauer in Luft auslöst.
Ein direkt verwandelter Freistoss – das hat im Hype um den Rückkehrer noch gefehlt. Ein echter Shaq-Moment, oder: Vorhang auf zum Zirkus Shaqiri.
Mass nehmen mit Xherdan Shaqiri, Teil I: Hier beim direkt versenkten Freistoss zum 1:0.
Mass nehmen mit Xherdan Shaqiri, Teil II: Beim Elfmeter, den er zunächst pariert sieht, tut die Fusshaltung rechts nur schon beim Hinschauen weh.
Dazu gehört auch, dass Shaqiri in den komplizierten Momenten der Partie seine Probleme hat. Er hadert mit sich und den Mitspielern, er debattiert an der Seitenlinie mit dem Trainer, er legt sich mit Gegenspieler Yoan Severin an und verliert wie der Rest den Faden.
Aber es ist da ein Shaqiri heimgekommen, der sich nicht unterkriegen lässt und der Verantwortung übernimmt. Beim ungeschickten Foul von Gaël Ondoua an Leo Leroy in der 88. Minute muss der Unparteiische auf Anraten des VAR erst noch einmal genauer hinschauen und entscheidet auf Penalty.
«Wir sind Erster, aber wir sind nicht perfekt»
Jeder im Stadion weiss: Dieser Schuss kann das süsse Glück der Tabellenführung bedeuten. Eine Momentaufnahme zwar nur, wie Shaqiri einräumt, aber womöglich ein weiterer, wichtiger Katalysator. So wie vor fünf Wochen der Sieg in der Nachspielzeit gegen St. Gallen.
«Wir sind Erster, aber wir sind nicht perfekt», sagt Trainer Fabio Celestini, dem es gelungen ist, diesen FC Basel innert Jahresfrist aus den tiefsten Tiefen der Super League zurück an die Spitze zu führen, der aber durchaus zu bemängeln hat, wie seinem Team nach der Pause die Ruhe am Ball und die Spielidee abhanden gekommen ist. «Komplett», so Celestini.
Das klingt vernünftig und nach realistischer Einschätzung, wird die Euphorie um den FCB und Shaqiri aber nicht einbremsen können. Fünf der letzten sechs Spiele hat der FCB gewonnen, und nächsten Samstag trifft er erneut daheim auf Lausanne-Sport, das dieselbe Bilanz vorweisen kann. Vorhang auf zum nächsten Akt.
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