AboPlayoffs zur Champions League
Warum Nicolas Vouilloz dem FC Basel den Sieg bringen könnte
Der Innenverteidiger wird beim Rückspiel in Kopenhagen von Anfang an im Abwehrzentrum stehen. Bisher gewann der FCB fast immer, wenn das der Fall war.

Wurde im Hinspiel nach der Gelb-Roten Karte gegen Jonas Adjetey eingewechselt: Nicolas Vouilloz.
Foto: Mike Wiss (Imago)
- Innenverteidiger Vouilloz ersetzt den gesperrten Adjetey gegen Kopenhagen.
- Mit einer Siegquote von 81,5 Prozent übertrifft Vouilloz alle anderen FCB-Stammspieler.
- Als einziger Innenverteidiger fühlt sich Vouilloz auf beiden Abwehrpositionen wohl.
- Im Champions-League-Playoff kann Vouilloz seine Position in der Hierarchie stärken.
Es gibt Fussballer, die schneller sind als Nicolas Vouilloz. Und das nicht nur auf dem Spielfeld: Als einer der Letzten passiert der Genfer am Dienstagvormittag die Sicherheitskontrolle am Euro-Airport, um sich zum Gate zu begeben, wo die Mannschaft des FC Basel darauf wartet, nach Kopenhagen zu fliegen. Zeit ist noch genug. Also gibt es für Nicolas Vouilloz am Flughafen auch gar keinen Grund, sich zu beeilen.
Am Mittwochabend ab 21 Uhr ist das anders. Wenn der FC Basel beim FC Kopenhagen das Playoff-Rückspiel zur Champions League bestreitet, muss der Innenverteidiger Vollgas geben, will er nicht zu spät kommen.
Weil Jonas Adjetey im Hinspiel Gelb-Rot sah, ist seit einer Woche klar, dass die Basler Innenverteidigung im Kopenhagener Parken-Stadion von Adrian Barisic und Nicolas Vouilloz gebildet wird. Und klar ist auch, was dem FC Basel mit Adjetey fehlt: der sprintstärkste, athletischste Innenverteidiger, den er aktuell in seinem Kader stehen hat.
Es geht um Millionen der Champions League
FCB-Trainer Ludovic Magnin steigt damit ohne seine präferierte Absicherung gegen lange Pässe in die Tiefe in diese kapitale Partie, welche nicht nur über die Strahlkraft des künftigen Schaufensters, sondern auch über ganz viele Millionen Euro entscheidet. Und man darf gespannt sein, wie hoch und konsequent er seine Mannschaft unter dieser Voraussetzung tatsächlich pressen lässt.
Auch wenn Adjetey beim 1:1 im Hinspiel nicht fehlerfrei war und mit seinen Aktionen einigen Einfluss darauf hatte, dass der FCB sich keine bessere Ausgangslage schaffen konnte, so stellt sich doch die Frage, wie es einer Innenverteidigung ohne den Ghanaer in jenen Duellen ergeht, in denen die Schnelligkeit von grosser Bedeutung ist. Für Vouilloz ist dabei klar, dass sich jene Prozente, die ihm zu Adjeteys Topspeed fehlen, kompensieren lassen:
«Voraussetzung ist einfach, was in so einer schwierigen Partie ohnehin für alle gilt: Du musst jederzeit hellwach sein», sagt der 24-jährige Romand und ergänzt: «Wenn du das als Innenverteidiger stets konzentriert bist, dann kannst du die Situationen früh antizipieren, sodass du rechtzeitig zur Stelle bist, um Bälle abzulaufen oder einen Zweikampf erfolgreich zu bestreiten.»
Nicolas Vouilloz und die Chance im Frühjahr
In der vergangenen Saison hat Vouilloz zumindest auf nationalem Niveau bewiesen, dass er das kann. Ja, da waren auch schwächere Auftritte dabei. Vor allem, wenn man an die Cupspiele gegen Nyon und Sion denkt. Und da war nach diesem Cupspiel gegen Sion auch eine lange Phase, in der er ohne jede Einsatzminute blieb. Doch als im Frühjahr Adrian Barisic und Finn van Breemen gleichzeitig ausfielen, da nutzte er in der Innenverteidigung noch mehr als im Herbst die Chance, die sich aufgrund von Verletzungen oder Sperren bot.
Dass der FCB in dieser Phase den Turbo zündete und plötzlich zum Meistertitel samt Cupsieg sprintete, ist bekannt. Ob das auch ohne Vouilloz in der Startelf geschehen wäre, kann letztlich keiner klar beantworten. Fakt ist, dass er spielte und seine Leistung brachte.
Und Fakt ist auch, dass es eine Statistik gibt, die ihn im Abwehrzentrum eigentlich zum Stammspieler machen müsste: Seit Nicolas Vouilloz im Januar 2024 zum FC Basel stiess, hat Rotblau 81,5 Prozent aller Pflichtspiele gewonnen, in denen der Genfer als Innenverteidiger in die Partie startete. Oder anders gesagt: Von den 27 Spielen, die er im Abwehrzentrum begann, gewann der FCB deren 22.
Nicolas Vouilloz ist besser als Xherdan Shaqiri
Es ist dies eine Siegquote, wie sie kein anderer regelmässig eingesetzter Spieler des aktuellen FCB-Kaders aufweisen kann. Zum Vergleich: Xherdan Shaqiri stand seit seiner Rückkehr nach Basel in 41 Partien in der Startelf, worauf die Basler 25-mal gewannen, was einer Siegquote von 61,0 Prozent entspricht.
Man kann nun natürlich argumentieren, dass dies Zufall sei. Dass Vouilloz das Glück hatte, just in jenen Phasen als Innenverteidiger zu starten, in denen der FCB ohnehin seine besten, konstantesten Leistungen erbrachte. Und dass die Basler jene Partien auch ohne ihn gewonnen hätte.
Man kann aber auch auf die Idee kommen, dass Vouilloz’ Beitrag in diesen Partien wichtiger war, als es auf den ersten Blick scheint. Barisic mag grösser sein und zuweilen abgeklärter wirken als der Romand, Adjetey ist schneller und athletischer. Doch Nicolas Vouilloz ist der Einzige des Trios, der sich auch auf der halblinken Innenverteidiger-Position wohlfühlt.

Nicolas Vouilloz am Dienstag vor dem Abflug nach Kopenhagen.
Foto: Daniela Frutiger (Freshfocus)
«Auch ich bin als Rechtsfuss ursprünglich auf der halbrechten Position zu Hause. Aber ich habe die halblinke Position und meinen linken Fuss viel trainiert, seit ich in Basel bin», sagt er dazu. So eben, dass es ihm inzwischen keine Rolle mehr spiele, welche Seite er abdecke.
Vouilloz kann punkten in Kopenhagen
Inzwischen weiss Vouilloz, was auf dieser Position zu tun ist, während sowohl Barisic als auch Adjetey nach wie vor die Rolle als halbrechte Innenverteidiger bevorzugen. Spielen sie dann wie im Heimspiel gegen Kopenhagen zusammen und bleibt Vouilloz draussen, muss sich einer von beiden – bisher war das stets Adjetey – umgewöhnen. Und man hat dann zuweilen das Gefühl, es gebe Mängel in der Aufteilung und Abstimmung.
Gegen einen starken Gegner, wie ihn der dänische Double-Sieger darstellt, kann dies natürlich auch mit Nicolas Vouilloz in der Startelf passieren. Dann, wenn die Konzentration nicht durchwegs vorhanden ist. Oder auch einfach dann, wenn die Kopenhagener gross aufspielen.
Aber klar ist auch: Für Nicolas Vouilloz, der zuvor siebenmal mit seinem Heimclub Servette im Europacup spielte, bietet sich am Mittwoch in der dänischen Hauptstadt die Chance, etwas zu beweisen – und in der bisher unklaren Innenverteidiger-Hierarchie des FC Basel für sich zu punkten.
Dann, wenn er so gut antizipiert, dass es keine Rolle spielt, dass er nicht der schnellste aller Fussballer ist. Dann, wenn der FC Basel mit ihm gegen den Ball so spielt, dass er das Fundament zu einem grossen Abend legt, an dessen Ende die Teilnahme an der Champions League steht.
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