Dieser Artikel wurde von BAZ publiziert.

FCB-Sportdirektor bilanziert

Daniel Stucki: «Wir haben die mit Abstand beste Nummer 10 der Schweiz bereits»

Daniel Stucki, Sportdirektor des FC Basel, im Gespräch mit einem Blue-Sport-Mikrofon im St. Jakob-Park während des 31. Spieltags der Credit Suisse Super League am 6. April 2025.
In Kürze:

  • Der FCB konnte trotz zahlreicher Angebote seine Schlüsselspieler Otele und Traoré halten.
  • Ein Basler Innenverteidiger erhielt im Sommer ein zweistelliges Millionen-Angebot.
  • Mit neun Punkten aus fünf Spielen zeigt sich der FCB-Sportchef zufrieden.
  • Eine Rückkehr von Granit Xhaka zum FCB ist finanziell und sportlich nicht realisierbar.

Daniel Stucki (43) sitzt am Donnerstag im Mediencenter des FC Basel. Seit Montag ist das Transferfenster zu und der FCB hat Gewissheit, mit welcher Mannschaft er in dieser Saison agiert. Der Sportdirektor von Rotblau sprach über…

…das Verpassen der Champions League:

«Ob wir alles getan haben, um in die Champions League zu kommen? Das ist hypothetisch. Wir haben sehr, sehr viel gemacht, wollten mit unserer Strategie und unserem guten Kader die Ligaphase der Champions League erreichen. Dass dann Bénie Traoré ausgefallen ist und wir im Rückspiel keine wahnsinnige Breite hatten, konnten wir nicht erwarten. Trotzdem hätten wir durchkommen können, es waren zwei enge Spiele. Aber Kopenhagen war letztlich einfach erfahrener und effizienter.»

…den lange gesuchten Innenverteidiger, der erst nach den Kopenhagen-Spielen zum FCB stiess:

«Ich weiss nicht, ob wir uns mit einem erfahrenen Innenverteidiger für die Königsklasse qualifiziert hätten. Denn unsere Innenverteidiger haben zweimal ein gutes Spiel gemacht. Klar, Jonas Adjetey verliert im Hinspiel kurz vor der Pause den Ball, doch danach gab es eine Kette an Fehlern. An den Innenverteidigern hat es gewiss nicht gelegen, dass wir nun in der Europa League spielen. Man darf nicht vergessen: Mit unserer Innenverteidigung haben wir in der letzten Saison die wenigsten Tore der Super League erhalten. Die Spieler, die im Zentrum verteidigen, sind sehr gut. Das zeigte sich auch in den Angeboten, die wir im Sommer auf dem Tisch hatten: Für einen unserer Innenverteidiger hatten wir ein Angebot in zweistelliger Millionenhöhe vorliegen. Die Innenverteidigung des FCB ist also auch international gefragt. Und mit Flavius Daniliuc haben wir nun auf dieser Position an Breite gewonnen.»

…die Besetzung der Mittelstürmer-Position:

«Mit Albian Ajeti, Moritz Broschinski und Eduardo Kaio haben wir drei Mittelstürmer. Wir können aber auch ohne klassischen Neuner spielen, sondern mit einer hängenden Spitze – in der Person von Ibrahim Salah oder Philip Otele. Das wäre sogar die Lieblingsposition von Otele.»

…den Fakt, dass Philip Otele oder Bénie Traoré den Versuchungen eines Transfers widerstanden.

«Natürlich hatten wir sehr, sehr viele Angebote für Otele und Traoré, auch sehr konkrete. Wir haben aber gemeinsam entschieden, dass sie sicher bis zur nächsten Transferperiode noch bei uns sind. Wir sind stets in gutem Austausch mit den Spielern und deren Beratern. Zudem haben wir das Kriterium der Europa League auf unserer Seite; ein Schaufenster, in dem sie sich in den nächsten Wochen international präsentieren können. Für jeden unserer Spieler ist das eine Chance, sich weiterzuentwickeln.»

…den Wechsel von Alvyn Sanches zum BSC Young Boys.

«Sein Name stand schon lange auf unserer Liste. Wir beobachteten ihn ständig. Doch aktuell waren wir nicht bereit, so viel für einen verletzten Spieler zu bezahlen, wie YB das getan hat. Ebenso darf man nicht vergessen, dass wir mit Xherdan Shaqiri die mit Abstand beste Nummer 10 der Schweiz bereits haben. Das heisst, diese Position ist eigentlich blockiert, weil auch Koba Koindredi, Marin Soticek oder Ibrahim Salah auf dieser Position eingesetzt werden können. Deshalb macht es aus Kaderplanungssicht keinen Sinn, diesen Zuzug zu tätigen – ausser, man ändert das Spielsystem. Es haben schlicht zu viele Kriterien nicht gepasst. Deshalb haben wir an Lausanne auch kein Angebot abgegeben.»

…die lange Sommer-Transferperiode:

«Fakt ist, dass viele Transfers erst spät getätigt werden. Da wir finanziell ganz klare Rahmenbedingungen haben, sieht unser optimaler Transfer wie folgt aus: Eine Leihe mit einer realistischen Kaufoption. So, wie wir das bei Metinho oder Philip Otele gemacht haben. Ob ein Spieler trotz Potenzial beim FCB funktioniert, sieht man erst, wenn er da ist. Deshalb kommen oft zum Ende der Transferperioden solche Leihen zustande, weil die abgebenden Clubs die Spieler nicht verkaufen konnten, sie aber dennoch nicht mehr im Kader haben wollen. Auf solche kurzfristigen Fälle sind wir vorbereitet. Wir sind ziemlich weit unten in der Nahrungskette dieses Fussball-Mercatos. Aber mit Jeremy Agbonifo und Ibrahim Salah konnten wir zwei absolute Topspieler für uns gewinnen. Sie sind keine Ergänzungsspieler, sondern Profis, die spielen wollen. In der Offensive haben wir nun zahlreiche potenzielle Startelfkandidaten.»

…den Start in die Super League:

«Neun Punkte aus fünf Spielen ist eine solide Ausbeute. Sicher hätte ich mir einen positiven Auftakt in St. Gallen gewünscht. Wichtig war, dass wir nun in Sion gewonnen haben. Ich sehe, dass im Training täglich hart gearbeitet wird. Das stimmt mich positiv. Deshalb ist unser Anspruch, am Samstag in Thun die nächsten drei Punkte zu holen.»

…die Ziele in Liga, Cup und Europacup.

«Natürlich wollen wir die Titel in der Super League und im Schweizer Cup verteidigen. Zudem peilen wir trotz sportlich schwierigen Aufgaben die Top 24 der Europa League an. Es sind sehr hohe Ziele, aber mit unserem Kader sind sie realistisch.»

…die Startmonate von Trainer Ludovic Magnin:

«Er ist in Basel definitiv angekommen, die Kennenlernphase ist vorbei. Ludovic Magnin hat inzwischen erlebt, was es heisst, Trainer des FC Basel zu sein. Sei es im Stadion, sei es auf der Geschäftsstelle, sei es privat in der Stadt. Das ist anders als anderswo in der Schweiz. Wir haben einen sehr guten Umgang miteinander. Und ich spüre, dass er sehr viel Freude hat, FCB-Trainer zu sein.»

…die Personalie Granit Xhaka:

«Wir haben vor und nach dem Abschiedsspiel seines Bruders im Mai keinen Kontakt mit ihm gehabt. Für mich war es immer absolut unrealistisch, dass er aktuell zum FCB zurückkehren könnte. Einerseits wegen unseren finanziellen Möglichkeiten, andererseits, weil er sich sportlich auf einem anderen Level bewegt. So, wie er performt, ist für ihn der FCB noch ein Schritt zu weit weg.»

Newsletter

Rotblau aktuell

Erhalten Sie die wichtigsten und interessantesten Geschichten und News rund um den FCB.

Weitere Newsletter

Similar Posts

  • Erstes Heimspiel: Der FC Basel bekommt einen Hybridrasen, der Fan einen Kübel Bier

    Erstes Heimspiel – Der FC Basel bekommt einen Hybridrasen, der Fan einen Kübel BierAm Samstag spielt der Schweizer Meister im St.-Jakob-Park gegen die Grasshoppers. In dieser Saison ist einiges neu im Joggeli.Publiziert heute um 12:37 UhrDer Joggeli-Rasen – hier vor dem letzten Heimspiel der vergangenen Saison gegen Luzern – wird mit künstlichen Fasern aufgewertet.Foto: ImagoJetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.BotTalkWie viele Fans werden am Samstag im St.-Jakob-Park anwesend sein? Trotz Schulferien darf mit einem gut gefüllten St.-Jakob-Park gerechnet werden. Die Saisonkartenbesitzer machen dabei den grössten Teil der Besucher aus. Bislang sind 18’500 Saisonkarten abgesetzt worden. Das sind rund 2000 mehr als zum Ende der vergangenen Spielzeit. Noch immer ist es möglich, Saisonkarten zu kaufen. Gut möglich, dass nach der Auslosung der Champions-League-Playoffs vom Montag sowie nach den Playoffs Ende August weitere Saisonabos verkauft werden. Schliesslich haben deren Inhaber ein Vorkaufsrecht für die europäischen FCB-Heimspiele. Wie ist der Zustand des Rasens? Der im Januar neu verlegte Rasen befindet sich in einem absoluten Top-Zustand, heisst es vonseiten des FCB. Das ist nach dem ESC und der Women’s Euro eine gute Botschaft aus der Brüglinger Ebene. Bereits nach dem ESC-Public-Viewing vom Mai im Joggeli musste das Grün nur an gewissen Flächen nachgebessert werden. Aber die Greenkeeper des FC Basel haben auch während der Frauen-EM beste Arbeit geleistet. Dabei waren sie unter strengster Beobachtung der Uefa. Der Rasen wurde täglich gründlich überprüft – etwa auf die Rutschfestigkeit. Wird dieser Rasen den kommenden Belastungen standhalten?Der FC Basel ist in den nächsten Wochen häufiger im Einsatz als in der Saison zuvor: Meisterschafts-, Cup- und auch Europacupspiele werden im Joggeli stattfinden. Zudem wird Anfang September die Schweizer Männer-Nationalmannschaft in Basel gegen Kosovo und Slowenien antreten. Deshalb wird zwischen dem YB-Heimspiel vom 6. August und dem Biel-Cupspiel vom 16. August im St.-Jakob-Park genäht. Der FC Basel erhält einen Hybridrasen. Das heisst, es werden in den Naturrasen etwa alle zwei Zentimeter Kunstfasern circa 12 Zentimeter tief in den Boden eingenäht. Dadurch sollen die Vorteile beider Systeme kombiniert werden. Beim FCB ist man davon überzeugt, dass mit dieser kompakten Unterlage die kommenden Belastungen zu meistern seien und der Rasen jeweils gut zu bespielen sei.Dieser Rasen soll bald noch kompakter daherkommen.Foto: ImagnoWas sind die Neuerungen beim Catering? Punktuelle Neuerungen sind im Bereich des Stadion-Caterings geplant. In der Rotblau-Bar können Gäste ab sofort an allen Tischen (drinnen und draussen) via QR-Code bestellen und bezahlen. Das Essens- und Getränkesortiment bleibt bis auf wenige Anpassungen weitgehend unverändert – neu wird beispielsweise in je einem Stand im Sektor B und D ein Bier-Pitcher (ca. 2 Liter) eingeführt.Noch nicht für die ersten Heimspiele umgesetzt, aber künftig angedacht sind zwei Container (Snacks & Getränke) auf der Ebene zwischen den Sektoren C und G, um das Angebot zu erweitern und zusätzliche Kassenplätze zu schaffen. Moderate Preisänderungen betreffen einzelne Speisen aufgrund von Kostensteigerungen. Erfreulich ist, dass die Getränkepreise im ganzen Stadion unverändert bleiben.Gibt es eine zusätzliche Werbebande? Nach der Frauen-EM wurden die neuen LED-Banden, die bereits während dieses Uefa-Turniers das Joggeli zierten, noch um eine zweite LED-Banden-Reihe im Sektor C-Parkett ergänzt. Diese zweite LED-Bande nimmt den Platz der untersten Reihen im C ein, die in den vergangenen Jahren jeweils abgedeckt/gesperrt waren. Damit hat der St.-Jakob-Park im Sektor C-Parkett nun eine «Doppel-LED-Bande» und auch die Balustrade C-Balkon ist digital ausgerüstet. In den kommenden Wochen wird die Balustrade im Sektor A mit LED-Elementen versehen. All diese Banden ermöglichen dem FCB im Bereich der digitalen Werbung während einer Partie mehr Möglichkeiten.Warum fällt bei den Medienplätzen eine Reihe weg? Ein Teil der Presse-Arbeitsplätze ist entfernt worden, weil an dortiger Stelle sogenannte Premium-Seats installiert werden. Dabei handelt es sich um Sofas, auf denen bis zu sechs Leute Platz haben. Diese Premium-Seats können von Firmen wie Privaten gebucht werden. Allerdings werden die Sofas erst in rund einem Monat geliefert. Neu ist auf die kommende Saison auch, dass auf dem Balkon der Haupttribüne die VIPs auf neuen Stühlen die Spiele verfolgen sollen. Diese bequemeren Modelle sollten – im Gegensatz zu den Sofas – bereits beim GC-Heimspiel vom Samstag bezugsbereit sein.Macht der FCB vor den Spielen nun eine Lichtshow? Der Verwaltungsrat des FC Basel hat in einem Mitglieder-Hearing durchblicken lassen, dass er solchen Shows grundsätzlich nicht abgeneigt sei. Mit den neuen Scheinwerfern wären Lichtshows nun möglich. Aber, so heisst es seitens FCB, sei aktuell nichts Konkretes geplant. Das dürfte vor allem die Tradionalisten unter den FCB-Fans freuen, bei denen solche Elemente rund um ein Fussballspiel wohl nicht nur auf positive Resonanz stossen würden.Wie steht es um das Projekt Stadion Plus? Spätestens seit der Generalversammlung der Genossenschaft Stadion St.-Jakob-Park im Juni ist bekannt, dass das 2022 initiierte Stadion-Plus-Projekt eingestellt ist. Das Projekt konnte nie richtig lanciert werden, auch weil die Stadion-Visionäre von den SBB und deren Plänen ausgebremst worden sind. Inzwischen schwelt auch ein Streit zwischen der Genossenschaft und dem FC Basel. Der Hauptmieter hatte im Juni 2025 Ausstände von 3,6 Millionen Franken bei der Eigentümerin. Eine Mediation soll nun dazu beitragen, dass sich die beiden Parteien künftig wieder annähern – ohne auf dem Rechtsweg eine Lösung zu erwirken. Gleichzeitig möchte die Genossenschaft das Stadion weiter fit für die Zukunft machen. «Mee Joggeli für alli» heisst die neuste Vision. Ein kleiner Kreis an Genossenschaftern und externen kreativen Köpfen soll sich im Herbst über die Zukunft des bald 25-jährigen Basler Fussballstadions austauschen.Ist bei den Uefa-Spielen die Muttenzerkurve auch gestuhlt? Ja. Der FC Basel muss die Stehplätze durch Sitzplätze ersetzen. Das ist eine Auflage der Uefa; egal, ob Champions oder Europa League. Ändern wird sich die Kapazität dadurch nicht. Im St.-Jakob-Park haben mit oder ohne Stehplätze jeweils 36’000 Menschen Platz. Werden die FCB-Frauen in dieser Saison häufiger im St.-Jakob-Park spielen als zuletzt?Der FC Basel sagt, dass dies grundsätzlich wünschenswert sei. Im Moment sei aber noch nichts konkret definiert. Auch weil erst einige Partien der Women’s Super League fix angesetzt sind. Fest steht aber, dass die Equipe von Trainerin Kim Kulig am 23. August mit einem Heimspiel gegen Aarau in die Saison startet. An jenem Wochenende haben die FCB-Männer wegen den Champions-League-Playoffs spielfrei. Es wäre für Rotblau also eine erste Möglichkeit, die Basler Frauen bei der Saison-Ouvertüre im Joggeli und nicht im Leichtathletik-Stadion St. Jakob auflaufen zu lassen.Alles rund um den St.-Jakob-Park:Diesen Podcast können Sie auch auf allen gängigen Podcast-Plattformen kostenlos hören und abonnieren.NewsletterRotblau aktuellErhalten Sie die wichtigsten und interessantesten Geschichten und News rund um den FCB.Weitere NewsletterEinloggenDominic Willimann ist 1979 geboren. Er ist seit 2007 Sport-Redaktor der Basler Zeitung und kennt den regionalen Sport aus dem Effeff. Ebenso ist der in der Stadt Basel aufgewachsene Journalist seit seiner Jugend mit den Geschehnissen rund um den FC Basel vertraut, über den er heute regelmässig berichtet. Und: Er hat seit 2007 kein Eidgenössisches Schwingfest verpasst.Mehr InfosFehler gefunden?Jetzt melden.0 Kommentare

  • Mario Cantaluppi im Interview: «Dann heisst es rasch: Was macht ihr da hinten auf dem Campus eigentlich?»

    – «Dann heisst es rasch: Was macht ihr da hinten auf dem Campus eigentlich?»Ab Januar ist Mario Cantaluppi (49) Trainer der U-21 des FC Basel. Er muss nicht nur Spieler weiterentwickeln, sondern auch den Abstieg aus der Promotion League abwenden.Publiziert heute um 20:02 Uhr«Ich bin sehr ehrlich und authentisch. Und ein Disziplinfanatiker.» Mario Cantaluppi über den Trainer Mario Cantaluppi.Foto: Nicole Pont (Tamedia AG)Mario Cantaluppi, wann haben Sie letztmals ein Interview gegeben?Erst vor kurzem, im Rahmen der Youth League, bei der wir uns mit der U-19 für die Playoffs qualifiziert haben. Medientermine sind inzwischen die Ausnahme. Aber um ehrlich zu sein: Ich habe es nicht vermisst, Interviews zu geben. Das Einzige, was mir aus meiner Aktivkarriere manchmal fehlt, ist das Adrenalin des Wettkampfs, wenn man auf dem Platz steht – der Geruch des Rasens, dieser pure Fussball.Nach der Entlassung von Dennis Hediger wurde bekannt, dass Sie 2024 sein Nachfolger in der U-21 werden. Zurzeit betreuen Sie noch die U-19. Haben Sie aktuell zwei Hüte auf?Nein, zurzeit bin ich einzig U-19-Trainer. Am Samstag haben wir ein ganz wichtiges Spiel gegen den FC Zürich. Ich bin voll fokussiert auf diese Cup-Partie. Natürlich gab es bereits Sitzungen bezüglich der U-21. Aber ins Detail gegangen bin ich bei diesem Thema noch nicht. Hätten Sie es geglaubt, wenn man Ihnen vor einem Monat gesagt hätte, dass Sie im Januar die FCB-U-21 übernehmen?Zu diesem Zeitpunkt war dieser Gedanke weit weg, vor zwei Wochen schon viel näher. Da spürte ich, was der Club mit der U-21 vorhat. Die Wahl fiel wohl auch auf Sie, weil Sie mit der U-19 in Liga, Cup und Youth League sehr gut unterwegs sind. Wenn man eine solch erfolgreiche europäische Kampagne hinlegt, wie wir das bis anhin gemacht haben, ist das sicher kein Nachteil. Insgesamt aber denke ich, dass die Verantwortlichen Daniel Stucki und Martin Andermatt total überzeugt sind von der Arbeit aller Angestellten im U-Bereich.Wie nahe haben Sie die U-21 im letzten Halbjahr verfolgt?Ich habe fast jede Partie gesehen und kenne praktisch alle Spieler aus meiner Zeit als U-17-Trainer oder von der laufenden Youth-League-Kampagne, bei der das Team grösstenteils U-21-Spieler beinhaltet. Deshalb wissen die meisten Akteure bereits, wie ich ticke. Ich muss beim Team nicht bei null anfangen. Meine Aufgabe ist es nun, sie in den Aktivsport zu bringen. Sie müssen lernen, gegen Erwachsene und nicht mehr gegen Junioren zu spielen.Ihr Verhältnis zu Ihrem Vorgänger Dennis Hediger soll nicht das Beste gewesen sein. Es war kompliziert, aber stets professionell. Club und Spieler standen immer im Vordergrund.Bis im Sommer waren Sie fünf Jahre lang U-17-Trainer, nun führte Ihr Weg in sechs Monaten via U-19 in die U-21. Das ist ein rasanter Aufstieg. Ja. Aber wissen Sie: Ich habe Zeit, keinen Stress. Ich liebe es, für den FC Basel in der Akademie arbeiten zu dürfen. Karriere als Trainer muss ich keine mehr erzwingen, ich hatte eine wunderbare als Spieler. Mein Motto war und ist: Sei respektvoll und demütig. Ist es also richtig, gleich den nächsten Schritt als Trainer zu wagen?Gewiss, ich hätte mir vorstellen können, weiter U-19-Trainer zu bleiben und die jungen Fussballer auf spätere Aufgaben vorzubereiten. Aber ein Gefühl sagt mir, dass es nun der richtige Moment ist, diesen Schritt zu machen. Auch, weil ich in der U-21 meinen Wunschstaff zusammenstellen darf. Das gibt mir Sicherheit und Zuversicht, dass wir unser Ziel, den Klassenerhalt, erreichen. Bislang waren Sie vor allem Ausbildner, nun ist der Fokus ein anderer. Es geht darum, dass die Basler U-21 nicht in die 1. Liga absteigt. Wie gehen Sie damit um? Ich liebe diesen Druck, ich mag diese Spannung. Dieser positive Stress hat den Effekt, noch mehr in alles zu investieren. Es ist im Fussball wie im Leben: Ein Mensch kann nur dann performen, wenn er einen gewissen Druck hat und mit diesem umgehen kann. Das ist eine Herausforderung. Wir werden jede Woche getestet werden, es stehen uns 17 brutal harte Spiele bevor. Das liebe ich. Ist es einfacher, mit Junioren zu arbeiten, als ein Aktivteam zu betreuen?Ich finde die höchste Nachwuchsstufe sehr interessant, weil man da den Schritt in den Erwachsenenfussball vollzieht. Man darf nicht vergessen: Die Promotion League ist eine gute Liga. In ihr spielen zahlreiche Ex-Profis oder Fussballer, die den Sprung nach oben knapp nicht geschafft haben. In dieser müssen sich die Jungprofis aus der FCB-Akademie, die alle den Fussball zum Beruf machen wollen, bewähren. Meine Aufgabe ist es, die 17-, 18-Jährigen gezielt zu fördern und zu fordern. Das ist in einer Aktivmannschaft anders. Da braucht man als Trainer mehr Verständnis, weil bei den Spielern der Fokus nicht nur auf dem Fussball, sondern auch auf der Familie oder dem Beruf liegt. Ich fühle mich in der Rolle als Nachwuchstrainer total wohl. Trotzdem: Was, wenn ein Club aus der Challenge League anklopfen würde? Sie waren ja schon mal bei Servette in dieser Funktion aktiv. Das ist kein Thema. Ich habe in der Vergangenheit gelernt: Es ist schlecht, wenn man etwas im Leben erzwingt. Dann wird man seine Ziele nicht erreichen. Was ich jetzt habe, ist das Beste. Ich möchte die Mannschaft aus dem hinteren Tabellenbereich herausführen und ein junges Team wieder Erfolge feiern lassen. Das ist doch auch interessant. Wieso soll ich irgendwo in der Challenge League arbeiten gehen, wenn ich hier in Basel alles habe? Weil Sie dann in der Öffentlichkeit mehr wahrgenommen würden. Aber meine grosse Motivation ist, den Jungen etwas weiterzugeben. Damit sie sich den Traum erfüllen können, den ich leben durfte. Der FC Basel ist für mich der FC Bayern der Schweiz. Es ist einfach geil, für diesen Club zu arbeiten. Man hat ständig Druck, das finde ich toll. Wie würden Sie sich als Trainer charakterisieren?Ich bin sehr ehrlich und authentisch. Und ein Disziplinfanatiker. Sehr wichtig ist mir, den Spielern Spass wie Ernsthaftigkeit zu vermitteln. Ich selbst darf mich nicht verändern, sondern möchte so bleiben, wie ich bin. Es heisst, eine Ihrer Stärken sei die gute Stimmung, die Sie mit Ihrer positiven Art in einer Gruppe verbreiten können. Ist es genau das, was die U-21 nun braucht?Ich vermittle ihnen: Wenn ihr als Fussballer weiterkommen möchtet, müsst ihr am Tag X bereit sein. Ich muss das vorleben. Wenn ich sage, dass ich Pünktlichkeit verlange, darf ich nicht zu spät erscheinen. Ganz einfach. Es gibt nichts Schlimmeres als Respekt- und Disziplinlosigkeit. Das wissen die Spieler. Wer sich nicht daran hält, der muss mit Konsequenzen rechnen. «Der FC Basel ist für mich der FC Bayern der Schweiz»: Mario Cantaluppi hat für Rotblau 273 Spiele bestritten und ist nun seit 2018 im Nachwuchs als Trainer tätig.Foto: Nicole Pont (Tamedia AG)Künftig werden Sie eng mit Fabio Celestini zusammenarbeiten. Wie ist Ihr Verhältnis zu ihm?Ich habe ihn heute kurz gesehen, wir kennen uns ja aus gemeinsamen Nationalmannschaftszeiten. Aber bis Sonntag liegt sein Fokus vor allem auf der ersten Mannschaft, da ist die Rückrundenplanung mit dem Nachwuchs vorerst Nebensache. Ich muss ihm ein Riesenlob aussprechen. Was er in der kurzen Zeit hier unter schwierigen Bedingungen geschafft hat, ist vorbildlich. Toll auch, wie er die Jungen in dieser Situation integriert. Sie meinen, dass Avdullahu, Zé oder zuletzt Beney regelmässig eingesetzt werden?Solche Signale hatten wir in den letzten Jahren zu selten. Dieses Bekenntnis zu den Jungen macht ihnen Mut. Fabio hat Interesse an diesen Spielern. Er könnte ja auch einen anderen Weg gehen und die Jungen aussen vor lassen. Dann lief in den letzten Jahren nicht alles rund im FCB-Nachwuchs?Wir wollen künftig zwei, drei Dinge anders machen. Was?Es gibt immer Punkte, die man optimieren kann und die wir im regelmässigen internen Austausch besprechen. Wir sind aber auf einem guten Weg – zum Beispiel auch durch die Integration der Nachwuchsleitung in die Sportkommission.In der U-21 werden auch immer wieder Profis aus der ersten Mannschaft eingesetzt, die Spielpraxis brauchen. Was bedeutet, dass die Perspektivspieler auf die Bank müssen. Wie gehen Sie damit um?Das ist das Los des U-21-Trainers. Ich bin aber überzeugt, dass eine mangelnde Bereitschaft in der U-21 auch von Fabio nicht goutiert würde. Jeder weiss, um was es geht im FC Basel. Wir geben gemeinsam alles dafür, bei der ersten Mannschaft sowie im Nachwuchs unsere Ziele zu erreichen. Die Qualität dazu haben wir.Was, wenn die Ziele nicht erreicht werden?Dann heisst es rasch: Was macht ihr da hinten auf dem Campus eigentlich? Man muss den Junioren klar vermitteln, dass es ein Privileg ist, für diesen Club zu spielen. Aber sie müssen auch wissen, dass die Luft in einer U-21 dünner wird. Dass bei mangelnder Leistungsbereitschaft die Möglichkeit besteht, den Sprung zu den Profis nicht zu schaffen.Sie sind Zürcher, GC-Junior und haben für den FC Basel 273 Spiele bestritten. Welchen Stellenwert nimmt der FCB in Ihrem Leben ein?Das Leben, das ich heute führe, verdanke ich auch dem FC Basel. Als ich 19 und vertragslos war, holte mich Didi Andrey – für 800 Franken im Monat, weil der FCB kaum Geld hatte. Bei meinem zweiten FCB-Engagement ein paar Jahre später kam ich aus einer 17-monatigen Verletzungspause und erhielt bei Rotblau die Chance, meine Karriere nochmals zu lancieren. Und dank Massimo Ceccaroni bekam ich die Möglichkeit, im FCB-Nachwuchs Trainer zu werden. Für all das bin ich sehr dankbar. Was war das Highlight Ihrer FCB-Zeit?Da gibt es viele. Ganz oben in dieser Liste steht sicherlich der Aufstieg 1994. Da merkte man, wie wichtig der Club für diese Region ist. Ebenso unvergessen sind der Meistertitel 2002 und die darauffolgende Champions-League-Saison mit den Spielen gegen Liverpool oder Manchester United. Könnte das noch getoppt werden mit einem Erfolg als Trainer?Träumen darf man immer, Fussball ist ein derart schnelllebiges Geschäft. Aber es ist kein explizites Ziel von mir, und solche Gedanken sind ganz weit weg. Mein Fokus liegt aktuell einzig und allein auf dem Basler Nachwuchs. Schweizer Cup U-19. Samstag, 15.30 Uhr: FC Basel – FC Zürich (Nachwuchs-Campus, Münchenstein). Mehr zum FC Basel:Dominic Willimann ist seit 2007 Sport-Redaktor der BaZ und kennt den regionalen Sport aus dem Effeff. Ebenso ist er mit den Geschehnissen rund um den FC Basel vertraut und hat seit 2007 kein Eidgenössisches Schwingfest verpasst. Mehr InfosFehler gefunden?Jetzt melden.0 Kommentare

  • Erster Test der Vorbereitung: Ein müder FCB spielt 1:1 gegen Altach

    Erster Test der Vorbereitung – Ein müder FCB spielt 1:1 gegen AltachGegen den Ex-Verein von Trainer Ludovic Magnin kommt der FC Basel nie auf Touren. Dennoch spricht der Trainer von gewonnenen Erkenntnissen.Publiziert heute um 20:50 UhrAdrian Barisic spielte gegen den SCR Altach 45 Minuten.Foto: Peter Rinderer (Freshfocus)Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.BotTalkDass Testspiele für FCB-Trainer Ludovic Magnin von Bedeutung sind, machte er bereits vor der Partie gegen den SCR Altach, im Jahr 2022 trainerte er dieses Team, klar: Entscheidungen zu treffen und Hierarchien festzulegen sei das Ziel, verkündete er vor der Partie in einem vom FC Basel publizierten Video.Dass Magnin so lange auf den ersten simulierten Ernstkampf seines Teams warten musste, hat auch mit der Athletikplanung des Teams zu tun. «Von der Müdigkeit her sind wir an eine Grenze gekommen», sagte Magnin ebenfalls im oben genannten Video. Er sollte recht behalten: Im ersten Testspiel der Saison kam der FC Basel nicht auf Touren.Walgau Arena. – SR Stefan Macanovic.Tore: 69. Ajeti 0:1 (Traoré). 82. Fetahu 1:1 (Foulpenalty).SCRA: Stojanovic; Ingolitsch, Zech, Koller; Jäger; Demaku, Diawara, Ouedraogo; Kronberger, Grell, Bähre.SCRA (ab der 65. Minute): Stojanovic; Milojevic, Gugganig, Lukacevic; Kaiba; Estrada, Bähre, Gorgon, Massombo; Yalcin, Fetahu.FCB (1. Halbzeit): Hitz; Kade, Barisic, Vouilloz, Cissé; Casadei, Leroy; Beney, Shaqiri, Gauto; Kevin Carlos.FCB (2. Halbzeit): Salvi; Rüegg, Adjetey, Akahomen, Schmid; Essiam (83. Xhemalija), Koindredi; Junior Zé, Hunziker, Traoré; Ajeti.Bemerkungen: 35. Pfostenschuss (Shaqiri). FCB ohne van Breemen (verletzt), Kacuri, Soticek (beide angeschlagen), Otele, Spycher (beide krank) uns Sigua (noch in den Ferien nach Einsatz an der U21-EM). – Verwarnungen: Keine.Denn die erste Halbzeit auf dem Fussballplatz in Nenzing verlief so ereignis- wie torlos. Während mit Alexis Casadei, Roméo Beney und Juan Gauto einige junge Akteure auf dem Feld standen, war es dennoch eine bewährte Kraft, die für den einzigen Aufreger sorgte. In der 35. Minute traf Xherdan Shaqiri den Pfosten.Wie angekündigt brachte Magnin zur Halbzeit elf Neue und stellte vom gewohnten 4-2-3-1-System auf eine 4-4-2-Formation um, liess mit Albian Ajeti und Andrin Hunziker zwei Zentrumsstürmer gleichzeitig agieren. «Wir müssen auch Lösungen finden, sollte Shaqiri mal ein Spiel nicht machen können», kommentierte der 46-Jährige die Umstellung.Basel entgeht der NiederlageObwohl jene Formation in der 69. Minute durch Albian Ajeti in Führung ging, heisst der beste Akteur der zweiten Halbzeit: Mirko Salvi. Mehrfach rettete die Nummer zwei im Basler Tor seine Farben vor Rückstand und Ausgleich, weil sich die Basler Defensive überraschen liess. Von einer «grenzwertigen Restverteidigung» und «vielen zugelassenen Kontern» sprach Magnin nach der Partie.So erzielt Altach in der 82. Spielminute den 1:1-Ausgleich per Elfmeter, nachdem Kevin Rüegg im Strafraum zu spät gekommen war. Wenige Minuten später geht Altach gar vermeintlich in Führung, wird aber zurückgepfiffen – Abseits war es.So ist es schliesslich ein glückliches Remis, das zu Buche steht. Erkenntnisse hat Trainer Magnin dennoch gesammelt: «Einige Spieler haben sicher Pluspunkte gesammelt, andere Minuspunkte». Aber überbewerten wolle er diese Partie angesichts der intensiven vergangenen Woche nicht. Er weiss, was noch ansteht: Ab dem 10. Juli wird der FCB vier Testpartien in 10 Tagen absolvieren.FC BaselNewsletterRotblau aktuellErhalten Sie die wichtigsten und interessantesten Geschichten und News rund um den FCB.Weitere NewsletterEinloggenFehler gefunden?Jetzt melden.0 Kommentare

  • FC Basel: Thierno Barry und Benjamin Kololli sind gegen GC mit dabei

    Dieser Artikel wurde von BAZ publiziert. – Thierno Barry und Benjamin Kololli sind gegen GC mit dabei Vor dem Auswärtsspiel am Samstag erklärt FCB-Trainer Fabio Celestini, warum die beiden Offensivspieler nach abgesessener Strafe wieder im Kader stehen werden. Publiziert heute um 14:24 Uhr Benjamin Kololli beim Saison-Auftrakt gegen Lausanne-Sport. Foto: Claudio Thoma (Freshfocus) Jetzt abonnieren…

  • Xherdan Shaqiri im Interview: Xherdan Shaqiri: «Ich habe bereits genug Ansagen gemacht»

    AboXherdan Shaqiri im Interview – Xherdan Shaqiri: «Ich habe bereits genug Ansagen gemacht»Nach dem Sieg gegen Lugano (2:0) spricht der Captain des FC Basel über sein Tor, seinen Sturz – und die Unruhen um Fabio Celestini.Publiziert heute um 07:13 Uhr«Dieses Wochenende ist sicher für uns gelaufen.» Xherdan Shaqiri (vorne) jubelt am Sonntagabend mit den Teamkollegen vor der Muttenzerkurve als Sieger und Leader.Foto: Urs Lindt (Freshfocus)Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.BotTalkIn Kürze