Der Last-Minute-Sieg kann für den FC Basel zum Erweckungsmoment werden

Dieser Artikel wurde von BZ publiziert.


Super League

Der Last-Minute-Sieg kann für den FC Basel zum Erweckungsmoment werden

Der 2:1-Siegtreffer gegen den FC St. Gallen tief in der Nachspielzeit löst im Joggeli eine mittlere Ekstase aus und könnte für den FC Basel mehr wert sein als bloss drei Punkte. Gefeierter Mann ist der Doppeltorschütze Kevin Carlos.

Das perfekte Ende: Die Teamkollegen und 27’000 Zuschauende im Joggeli feiern Kevin Carlos, links Xherdan Shaqiri.

Das perfekte Ende: Die Teamkollegen und 27’000 Zuschauende im Joggeli feiern Kevin Carlos, links Xherdan Shaqiri.

Bild: Georgios Kefalas/Keystone

<!–>

Die fünfminütige Nachspielzeit tickt herunter, es steht 1:1 und es knistert. Die Spannung ist fast mit Hände zu greifen, es ist zu spüren, dass diese Basler Mannschaft mehr will als diesen einen Punkt. Und doch lauert bei jedem Ballverlust, bei jedem St. Galler Gegenzug die Gefahr, alles zu verlieren.

Es ist laut im mit 27’000 Menschen besetzten St. Jakob-Park, sehr laut, und dann, die allerletzte Minute ist angebrochen, wird es noch lauter. Weil der unermüdliche Dominik Schmid eine letzte Flanke gelingt, weil Marin Soticek mit seinem Kopfball zwar nur das Quergestänge der Torumrandung trifft, aber dann steht da Kevin Carlos Omoruyi Benjamin, bekannt als Kevin Carlos.

Er steht da, wie man so schön sagt im Fussball, wo ein Goalgetter mit seinem Näschen seine Gelegenheit riecht. 94 Minuten und 25 Sekunden zeigt die Matchuhr an, als der Spanier den Ball über die Linie drückt. Und Basel in eine mittlere Ekstase versetzt.

Das Telegramm

–>

FC Basel – FC St. Gallen 2:1 (1:1)

<!–>

St. Jakob-Park. – 27’009 Zuschauende. – SR: Fedayi San. – Tore: 7. Geubbels (Mambimbi) 0:1, 31. Carlos (Schmid) 1:1, 90.+5 Carlos (Soticek) 2:1.

–> <!–>

Basel: Hitz; Mendes, Barisic, Adjetey (49. Vouilloz), Schmid; Avdullahu; Leroy (63. Soticek), Baro (77. Xhaka); Shaqiri, Carlos, Traoré (63. Kade).

–> <!–>

St. Gallen: Zigi; Faber, Stanic, Vallci, Yannick; Quintilla (63. Witzig); Görtler, Toma (77. Probst), Stevanovic; Geubbels (77. Cissé), Mambimbi (63. Csoboth).

–> <!–>

Bemerkungen: Basel ohne Ajeti, Comas, Rüegg, Sigua, van Breemen, Junior Zé (alle verletzt oder im Aufbau), Kololli (kein Aufgebot), Beney (U 21). – St. Gallen ohne Vandermersch (gesperrt), Akolo, Ambrosius, Fazliji, Karlen, Milosievic, Nuhu, Okoroji (verletzt). – Verwarnungen: 8. Geubbels (Unsportlichkeit), 24. Görtler (Foul), 57. Traoré (Reklamieren), 61. Stanic (Foul), 82. Vallci (Foul). – 74. Pfostentreffer Carlos.

–> <!–>

Dieser 2:1-Siegtreffer, mit dem der FC Basel den Platz in der Tabelle mit dem FC St. Gallen tauscht und neu als Fünfter grüsst, ist die Krönung eines Fussballnachmittags, der ziemlich viel von dem beinhaltet, was Spass macht an diesem Spiel. Das fängt bei zwei Teams an, die sich vom Anpfiff weg in einen Schlagabtausch ohne Verschnaufpausen begeben.

Und es hört bei Schiedsrichter Fedayi San auf, der einmal mehr demonstriert, warum er vielleicht der aktuell beste Unparteiische im Landes ist. Er lässt viel laufen, geht damit in einer physisch sehr intensiven Auseinandersetzung ein gewisses Risiko ein, was aber belohnt wird mit einem für Super-League-Verhältnisse hochstehenden, äusserst unterhaltsamen Spiel.

Jede Mannschaft hat immer wieder ihre Phase, die Ostschweizer kommen in beiden Spielhälften besser in Schwung und gehen früh in der siebten Minute in Führung, weil Leon Avdullahu einen entscheidenden Zweikampf gegen Felix Mambimbi verliert und der starke Willem Geubbels erst Jonas Adjetey schlecht aussehen lässt und dann mit einem präzisen Flachschuss trifft.

Carlos’ vielversprechende Arbeitsprobe

Das Bild fürs Saisonalbum des FCB und das persönliche Archiv von Kevin Carlos: Sein erstes Tor im Basler Dress zum 1:1-Ausgleich gegen den FC St. Gallen. –> <!–>

Das Bild fürs Saisonalbum des FCB und das persönliche Archiv von Kevin Carlos: Sein erstes Tor im Basler Dress zum 1:1-Ausgleich gegen den FC St. Gallen.

Bild: Marc Schumacher/Freshfocus

–>

Die Antwort darauf ist der Dienstbeginn von Kevin Carlos. Der als Torjäger und Ersatz für Thierno Barry aus Yverdon geholte Spanier stempelt in der 31. Minute offiziell in der internen Torschützenliste ein. Wie er auf Zuspiel von Schmid die beiden St. Galler Verteidiger Jozo Stanic sowie Konrad Faber abschüttelt und einnetzt, ist eine vielversprechende Arbeitsprobe.

Es bleibt ein ausgeglichenes Spiel, mit einem Hauch mehr Ballbesitz für Basel. St. Gallen holt mehr Eckstösse heraus, dafür gewinnt der FCB mehr Zweikämpfe. Die Basler werden häufiger gefoult und schiessen häufiger aufs Tor als die Gäste. Und sie legen eine Spur mehr Siegeswillen an den Tag.

Sie lassen sich auch nicht davon beeindrucken, dass Jonas Adjetey – nach seinem Länderspieldebüt verbunden mit einer weiten Reise nicht bei sich selbst – ebenso früh ausscheidet wie der von Krämpfen geschüttelte Romario Baro. Dafür machen Anton Kade und Marin Soticek als Einwechselspieler gehörig Dampf.

Ein Spiel und ein Sieg wie ein Statement

Xherdan Shaqiri liefert ein gutes Spiel, läuft zwar ein bisschen seinem Shaq-Moment hinterher, er trägt aber in einem homogen wirkenden Kollektiv dazu bei, dass dieser spät, etwas glücklich, aber verdient eingefahrene Dreier dereinst vielleicht wie ein Erweckungsmoment für diese im Formungsprozess steckende Elf eingeordnet werden wird. «Dieser Sieg kann in unserer Entwicklung noch sehr wichtig sein», sagt FCB-Trainer Fabio Celestini. Ein Statement war es allemal.

«Wir sind sehr enttäuscht, weil wir viel dafür getan haben, mindestens einen Punkt mitzunehmen», sagt St. Gallens Coach Enrico Maassen. Lange aufhalten kann er sich bei dieser Niederlage nicht – am Donnerstag ist Europacup gegen die Fiorentina. Dann werden sich auch die Basler zurückerinnern und wie Taulant Xhaka feststellen: «So ein Spiel haben wir schon lange nicht mehr erlebt.»