Basel sendet Signale und schöpft einige Hoffnung aus einem emotionalen Schlussakt

Dieser Artikel wurde von BZ publiziert.

Basel sendet Signale und schöpft einige Hoffnung aus einem emotionalen Schlussakt

Die Geschichte des Last-Minute-Sieges gegen den FC St. Gallen und was aus einem seltenen Ereignis für den FCB abgeleitet werden kann.

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Eine Mannschaft feiert gemeinsam: Mittendrin FCB-Trainer Fabio Celestini und obenauf Goalie Marwin Hitz. <!–>

Eine Mannschaft feiert gemeinsam: Mittendrin FCB-Trainer Fabio Celestini und obenauf Goalie Marwin Hitz.

Bild: Marc Schumacher/Freshfocus

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105 Meter beträgt die offizielle Länge der Rasenspielfläche im St. Jakob-Park, und an dieser Stelle darf die läuferische Bereitschaft von Marwin Hitz nicht zu kurz kommen. Als am frühen Sonntagabend im Joggeli die Dämme brachen nach dem Siegtor im letzten Augenblick eines aufregenden Fussballspiels, da dauerte es nicht lange, ehe der Basler Keeper oben auf einer riesigen Jubeltraube um den Torschützen Kevin Carlos landete.

Von wo aus Hitz zu seinem Torjubellauf gestartet ist, lässt sich nicht genau nachvollziehen. Handgestoppt liegen auf Grundlage der Fernsehbilder zwischen dem Abstauber von Carlos und Hitz’ Ankunft jedenfalls irgendetwas zwischen 12 und 13 Sekunden. Kein schlechter Wert für einen Torhüter im gesegneten Alter von 37 Jahren.

Es waren Bilder, die sich so schon lange nicht mehr abgespielt haben im Joggeli. Es gab voriges Jahr das 2:2 gegen den FCZ mit Gabriel Siguas Tor in der 95. Minute. Oder das 4:4 gegen den FC Lugano im Juli 2020 und Cabrals Ausgleich in der 94. Minute.

Auswärts ist das 4:3 im April 2021 festgehalten mit dem Siegtor ebenfalls von Cabral in der 94. Minute. Ein Last-Minute-Sieg im Joggeli jedoch, der glückte letztmals am 15. April 2018. Seinerzeit Torschütze in der 92. Minute zum 2:1 gegen Lausanne: Albian Ajeti in seiner zweiten Basler Schaffensphase. Am Sonntag gehörte dieser Ajeti, verletzt in einer Zuschauerrolle, zu den ersten Gratulanten von Kevin Carlos.

Eine Gefühlseruption und der Fortschritt eines Teams

Mit ähnlich überschäumenden Emotionen verbindet man ein Spiel, das noch länger zurückliegt: Der Einzug in die Achtelfinals der Europa League 2016 dank Luca Zuffis Tor in der 91. Minute gegen die AS St-Etienne.

Der Siegtreffer gegen St.Gallen achteinhalb Jahre später löste nicht nur eine Gefühlseruption unter den 27’009 Augenzeugen aus. Auch wenn das Spiel des FCB noch nicht durchgehend stringent wirkt, auch wenn die Mannschaft dem Gegner Phasen zugestehen muss, in denen die Abwehr Schwimmfeste feiert, so sind in den letzten Wochen durchaus jene Fortschritte zu erkennen, die Fabio Celestini für sein Team und mithin seine Vorgehensweise reklamiert.

Die 27’007 Zuschauerinnen und Zuschauer bilden eine würdige Kulisse für das Verfolgerduell zwischen dem FC Basel und dem FC St.Gallen.

Bild: Marc Schumacher/Freshfocus

Der Cheftrainer fand beileibe nicht alles gut, was ihm seine Mannschaft am Sonntag angeboten hat, den Siegeswillen und den Glauben an sich selbst, den hat er jedoch ebenso registriert wie die Szenen nach Carlos’ Doppelpack: «Ich habe 25 Spieler beim Torjubel gesehen. Das ist ein positives Signal.» Soll heissen: Ein Hinweis auf den inneren Zusammenhalt eines Teams, das aus einer Findungsphase heraus auch spielerisch immer wieder verrät, was möglich ist.

«Die Mannschaft ist in einem sehr guten Flow», findet Celestini, und zu erwähnen wäre noch, dass der Cheftrainer, der den Ausgleich eine Stunde zuvor noch mit einer herzhaft in die Luft gestossenen Celestini-Faust quittiert hatte, es sich in dieser 95. Minute nicht nehmen liess und mitten in die Spielertraube eintauchte.

Von Captain zu Vize: Xhaka treibt Schmid vor dem 2:1 an

Dominik Schmid, der eine hinreissende Vorstellung gab, weil er auf dem Flügel nicht nur den Platz weidlich ausnutzte, den ihm die Sankt Galler Grundordnung mit der Mittelfeldraute boten, sondern vor allem deshalb, weil seine Zuspiele und Flanken messerscharf und passgenau ihre Adressaten fanden, der Aussenverteidiger also schilderte, wie er den letzten Anlauf erlebte. Oder besser: Wie er ihn gemeinsam mit Taulant Xhaka ausheckte.

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Bemerkenswerterweise hatten die beiden darauf verzichtet, die Captainbinde zu tauschen, als Xhaka, der nominelle Captain, in der 77. Minute eingewechselt wurde. Offenbar gab es in jenem Moment Wichtigeres als diese Formalie.

Schmid also, der Captain, hatte es beim Einwurf an der Seitenlinie gar nicht eilig, sah sich aber von Xhaka gepusht, schnell zu spielen. «Und dann dachte ich mir: ‹Hau den Ball mal rein, vielleicht finde ich ja einen Mitspieler.›»

Der fand sich in Marin Soticek, noch nicht bekannt als Kopfballungeheuer, der seine Kopfball-Bogenlampe von der Querlatte zurückprallen sah. Den Rest erledigte Kevin Carlos. «Ich bin sehr optimistisch, was unser Offensivspiel anbelangt», sagt Dominik Schmid, «wir müssen die Fehler anschauen und an den Feinheiten arbeiten, aber auf dieser Leistung können wir aufbauen.»

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