FCB-Sportdirektor bilanziert
Daniel Stucki: «Wir haben die mit Abstand beste Nummer 10 der Schweiz bereits»
Der Sportdirektor des FC Basel schaut zurück auf die jüngste Transferperiode und sagt, weshalb Alvyn Sanches beim Meister zuletzt kein Thema war.

Hat strenge Wochen hinter sich: FCB-Sportdirektor Daniel Stucki.
Foto: Imago
- Der FCB konnte trotz zahlreicher Angebote seine Schlüsselspieler Otele und Traoré halten.
- Ein Basler Innenverteidiger erhielt im Sommer ein zweistelliges Millionen-Angebot.
- Mit neun Punkten aus fünf Spielen zeigt sich der FCB-Sportchef zufrieden.
- Eine Rückkehr von Granit Xhaka zum FCB ist finanziell und sportlich nicht realisierbar.
Daniel Stucki (43) sitzt am Donnerstag im Mediencenter des FC Basel. Seit Montag ist das Transferfenster zu und der FCB hat Gewissheit, mit welcher Mannschaft er in dieser Saison agiert. Der Sportdirektor von Rotblau sprach über…
…das Verpassen der Champions League:
«Ob wir alles getan haben, um in die Champions League zu kommen? Das ist hypothetisch. Wir haben sehr, sehr viel gemacht, wollten mit unserer Strategie und unserem guten Kader die Ligaphase der Champions League erreichen. Dass dann Bénie Traoré ausgefallen ist und wir im Rückspiel keine wahnsinnige Breite hatten, konnten wir nicht erwarten. Trotzdem hätten wir durchkommen können, es waren zwei enge Spiele. Aber Kopenhagen war letztlich einfach erfahrener und effizienter.»
…den lange gesuchten Innenverteidiger, der erst nach den Kopenhagen-Spielen zum FCB stiess:
«Ich weiss nicht, ob wir uns mit einem erfahrenen Innenverteidiger für die Königsklasse qualifiziert hätten. Denn unsere Innenverteidiger haben zweimal ein gutes Spiel gemacht. Klar, Jonas Adjetey verliert im Hinspiel kurz vor der Pause den Ball, doch danach gab es eine Kette an Fehlern. An den Innenverteidigern hat es gewiss nicht gelegen, dass wir nun in der Europa League spielen. Man darf nicht vergessen: Mit unserer Innenverteidigung haben wir in der letzten Saison die wenigsten Tore der Super League erhalten. Die Spieler, die im Zentrum verteidigen, sind sehr gut. Das zeigte sich auch in den Angeboten, die wir im Sommer auf dem Tisch hatten: Für einen unserer Innenverteidiger hatten wir ein Angebot in zweistelliger Millionenhöhe vorliegen. Die Innenverteidigung des FCB ist also auch international gefragt. Und mit Flavius Daniliuc haben wir nun auf dieser Position an Breite gewonnen.»
…die Besetzung der Mittelstürmer-Position:
«Mit Albian Ajeti, Moritz Broschinski und Eduardo Kaio haben wir drei Mittelstürmer. Wir können aber auch ohne klassischen Neuner spielen, sondern mit einer hängenden Spitze – in der Person von Ibrahim Salah oder Philip Otele. Das wäre sogar die Lieblingsposition von Otele.»
…den Fakt, dass Philip Otele oder Bénie Traoré den Versuchungen eines Transfers widerstanden.
«Natürlich hatten wir sehr, sehr viele Angebote für Otele und Traoré, auch sehr konkrete. Wir haben aber gemeinsam entschieden, dass sie sicher bis zur nächsten Transferperiode noch bei uns sind. Wir sind stets in gutem Austausch mit den Spielern und deren Beratern. Zudem haben wir das Kriterium der Europa League auf unserer Seite; ein Schaufenster, in dem sie sich in den nächsten Wochen international präsentieren können. Für jeden unserer Spieler ist das eine Chance, sich weiterzuentwickeln.»
…den Wechsel von Alvyn Sanches zum BSC Young Boys.
«Sein Name stand schon lange auf unserer Liste. Wir beobachteten ihn ständig. Doch aktuell waren wir nicht bereit, so viel für einen verletzten Spieler zu bezahlen, wie YB das getan hat. Ebenso darf man nicht vergessen, dass wir mit Xherdan Shaqiri die mit Abstand beste Nummer 10 der Schweiz bereits haben. Das heisst, diese Position ist eigentlich blockiert, weil auch Koba Koindredi, Marin Soticek oder Ibrahim Salah auf dieser Position eingesetzt werden können. Deshalb macht es aus Kaderplanungssicht keinen Sinn, diesen Zuzug zu tätigen – ausser, man ändert das Spielsystem. Es haben schlicht zu viele Kriterien nicht gepasst. Deshalb haben wir an Lausanne auch kein Angebot abgegeben.»
…die lange Sommer-Transferperiode:
«Fakt ist, dass viele Transfers erst spät getätigt werden. Da wir finanziell ganz klare Rahmenbedingungen haben, sieht unser optimaler Transfer wie folgt aus: Eine Leihe mit einer realistischen Kaufoption. So, wie wir das bei Metinho oder Philip Otele gemacht haben. Ob ein Spieler trotz Potenzial beim FCB funktioniert, sieht man erst, wenn er da ist. Deshalb kommen oft zum Ende der Transferperioden solche Leihen zustande, weil die abgebenden Clubs die Spieler nicht verkaufen konnten, sie aber dennoch nicht mehr im Kader haben wollen. Auf solche kurzfristigen Fälle sind wir vorbereitet. Wir sind ziemlich weit unten in der Nahrungskette dieses Fussball-Mercatos. Aber mit Jeremy Agbonifo und Ibrahim Salah konnten wir zwei absolute Topspieler für uns gewinnen. Sie sind keine Ergänzungsspieler, sondern Profis, die spielen wollen. In der Offensive haben wir nun zahlreiche potenzielle Startelfkandidaten.»
…den Start in die Super League:
«Neun Punkte aus fünf Spielen ist eine solide Ausbeute. Sicher hätte ich mir einen positiven Auftakt in St. Gallen gewünscht. Wichtig war, dass wir nun in Sion gewonnen haben. Ich sehe, dass im Training täglich hart gearbeitet wird. Das stimmt mich positiv. Deshalb ist unser Anspruch, am Samstag in Thun die nächsten drei Punkte zu holen.»
…die Ziele in Liga, Cup und Europacup.
«Natürlich wollen wir die Titel in der Super League und im Schweizer Cup verteidigen. Zudem peilen wir trotz sportlich schwierigen Aufgaben die Top 24 der Europa League an. Es sind sehr hohe Ziele, aber mit unserem Kader sind sie realistisch.»
…die Startmonate von Trainer Ludovic Magnin:
«Er ist in Basel definitiv angekommen, die Kennenlernphase ist vorbei. Ludovic Magnin hat inzwischen erlebt, was es heisst, Trainer des FC Basel zu sein. Sei es im Stadion, sei es auf der Geschäftsstelle, sei es privat in der Stadt. Das ist anders als anderswo in der Schweiz. Wir haben einen sehr guten Umgang miteinander. Und ich spüre, dass er sehr viel Freude hat, FCB-Trainer zu sein.»
…die Personalie Granit Xhaka:
«Wir haben vor und nach dem Abschiedsspiel seines Bruders im Mai keinen Kontakt mit ihm gehabt. Für mich war es immer absolut unrealistisch, dass er aktuell zum FCB zurückkehren könnte. Einerseits wegen unseren finanziellen Möglichkeiten, andererseits, weil er sich sportlich auf einem anderen Level bewegt. So, wie er performt, ist für ihn der FCB noch ein Schritt zu weit weg.»
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