Dieser Artikel wurde von BAZ publiziert.

FCB-Trainer im Interview

Ludovic Magnin: «Kevin Rüegg hatte Angst, als ich gekommen bin»

Ludovic Magnin, Trainer des FC Basel, beim Trainingslager in Schruns, vor einer grünen Berglandschaft.
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.

BotTalk

Ludovic Magnin wirkt locker, als er am Samstagmittag in die Lobby des Teamhotels des FC Basel kommt. Drei Tage sind er und seine Mannschaft bereits in Schruns, vier intensive Trainingseinheiten haben sie bereits absolviert. Nun nimmt sich der neue FCB-Trainer im Rahmen einer Medienrunde Zeit für Fragen.

Ludovic Magnin, heute Morgen wurden Sie kurz laut, als die jungen Spieler sich nach dem Training verabschieden wollten, ohne aufzuräumen.

Es gibt gewisse Dinge, die mir sehr wichtig sind. Eines davon ist, dass Fussball eine Lebensschule sein soll. Ich verlange von den jungen Spielern, dass sie neben dem Platz Respekt vor den Älteren haben. Das Aufräumen nach dem Training gehört dazu.

Als Sie in diesem Alter waren, haben Sie neben dem Fussball noch die Ausbildung als Grundschullehrer absolviert.

Damals war das noch möglich. Bei Yverdon hatten wir noch keine zwei Trainings pro Tag. So war ich den ganzen Tag in der Schule oder beim Praktikum und bin am Abend ins Training gedüst. Dann kommst du um 20 Uhr nach Hause und musst noch die Dinge für den darauffolgenden Tag erledigen. Das hat mich geprägt und da habe ich diese Arbeitsmentalität entwickelt.

Wären Sie ein strenger Lehrer geworden?

Nicht unbedingt. Ich glaube, erst das Leben als Fussballer hat mir diese gewisse Härte gebracht.

Was ist für Sie der Schlüssel im Umgang mit den jungen Spielern?

Für mich ist der Wille des Spielers entscheidend. Er muss wissen, dass er noch viel zu lernen hat. Du bist unter Vertrag beim FC Basel, das ist schön. Aber der Weg ist trotzdem noch weit. Dann muss er probieren, umzusetzen, was man ihm sagt und es muss ihm klar sein, dass er mehr trainieren muss als beispielsweise ein Xherdan Shaqiri.

Wie sind denn momentan die Perspektiven für die Nachwuchsspieler?

Grundsätzlich ist es beim FC Basel schwieriger, junge Spieler kontinuierlich aufzubauen. Einfach, weil der Sprung von den Junioren in die erste Mannschaft hier grösser ist. Das Ziel ist es trotzdem, wieder einen Basler Jungen in die erste Mannschaft zu bringen. Da ist es natürlich ein Vorteil, dass wir viele englische Wochen haben werden, denn so können wir mehr rotieren.

Finden Sie, Nachwuchsspieler werden heute zu sehr auf Händen getragen, sodass sie beim Sprung in die 1. Mannschaft auf die Welt kommen?

Ich stimme der Aussage grundsätzlich zu. Aber es muss uns auch bewusst sein, dass meine Generation die Verantwortung dafür trägt. Wir sind diejenigen, die es korrigieren können. Die Gesellschaft ist heute wie sie ist, weil meine Generation die Kinder eben so erzogen hat.

Was sind für Sie die entscheidenden Faktoren, damit aus einer Mannschaft eine richtige Einheit wird?

Das beste Rezept ist gemeinsamer Erfolg. Dann ist es für mich als Trainer wichtig, einerseits den Fussballer zu erreichen, aber andererseits auch den Menschen dahinter. Und es braucht eine klare Hierarchie in der Mannschaft und eine Rollenverteilung für jeden einzelnen. Es hilft auch, abseits des Fussballplatzes etwas gemeinsam zu unternehmen und sich privat kennenzulernen.

Wie war es damals für Sie, als Spieler vom FC Lugano nach Werder Bremen zu wechseln in Bezug auf die Integration?

Ich hatte das Glück, dass mit Frank Verlaat jemand da war, der sich mir annahm und perfekt französisch sprach. Er und seine Ex-Frau haben mir sehr geholfen, mich zu integrieren. Der zweite Pluspunkt war, dass mich gleich zu Beginn Frank Baumann, der Kapitän, im Hotel abgeholt hat, da wir den gleichen Berater hatten. Wenn man mit Baumi und Verlaat in die Kabine kommt, links und rechts von einem, wie grosse Brüder, dann ist da ziemlich schnell Ruhe. (lacht)

Also fühlten Sie sich schnell wohl, obwohl sie sich damals in Ihrer ersten Saison verletzten.

Es gab zwei Seiten. Fussballerisch war alles zu schnell für mich und mein Körper war noch nicht dafür bereit. Aber in der Kabine hatte ich es schnell gut mit allen. Ich kann mich erinnern, dass wir einen Spielraum mit Dartscheiben hatten. Wir sind nach dem Training noch stundenlang geblieben und haben geredet.

Sicherlich gingen Sie auch in den Ausgang. Ging da immer alles gut?

Der Ausgang wurde immer toleriert, weil wir zum richtigen Zeitpunkt gingen. In den englischen Wochen war kein Ausgang möglich, das haben wir akzeptiert. Zudem ist das Mass an Alkohol sehr wichtig. Viele Fussballer gehen in den Ausgang und trinken nichts. Heute ist das tendenziell sogar noch professioneller geworden.

Sie haben unter einigen grossen Trainern gespielt. Was haben Sie von ihnen mitnehmen können, was Sie heute noch prägt?

Als Trainer gibt es einerseits die fachspezifischen Dinge und andererseits die Menschenführung. Bei jedem Trainer, den ich hatte, war immer eine der beiden Seiten sehr stark ausgeprägt und die andere war solide. Ich habe immer gewisse Dinge mitgenommen und versucht zu verstehen, was es war, das uns gerade erfolgreich macht.

Einer Ihrer Trainer bei Werder Bremen war Thomas Schaaf. Er gilt als sehr harter Trainer.

(lacht) Ja. Im Trainingslager waren wir um 7 Uhr wir am Strand, um 10 Uhr trainierten wir mit Medizinbällen und am Nachmittag war dann noch reguläres Training. In meinen Jahren in der Bundesliga war ich so fit, dass ich immer den Sinn dahinter gesehen habe. Das Wichtigste ist für mich: Es gibt nicht immer richtig oder falsch im Fussball. Jeder Trainer hat seine Idee. Bei Schaaf hatten wir zwei Tage vor dem Spiel doppelt trainiert. Im Trainerkurs lernt man heute, dass man zu diesem Zeitpunkt eigentlich eher weniger intensiv trainieren sollte. Aber es hat funktioniert, wir sind deutscher Meister geworden.

Da waren aber noch viele weitere Trainer.

Klar. Da waren auch Giovanni Trapattoni, Armin Veh, Lucien Favre, Roberto Morinini, Köbi Kuhn. Sie alle haben mich geprägt, sie alle hatten aber auch Schwächen. Sie zeichnete jedoch aus, dass sie die Intelligenz hatten, die eigenen Schwächen mit einem guten Staff zu kompensieren. Ich versuche, das auch zu tun.

Was konnten Sie von sich selbst während Ihrer Trainerkarriere?

Man wird von Club zu Club erfahrener. Am meisten gelernt habe ich nach meiner Entlassung beim FC Zürich. Das war in der Corona-Zeit, und auf den Trainerpositionen gab es kaum Wechsel. Ich blieb 15 Monate ohne Job, war viel zuhause und dachte über mich selbst nach und über den Fussball, den ich spielen lassen wollte.

Was haben Sie konkret herausgefunden?

Ich habe in Zürich beispielsweise zu lange zu viele Trainings gemacht. Als junger Trainer will man alles abdecken. Da können Sie meinen ehemaligen Spieler Kevin Rüegg fragen, er hatte Angst, als ich gekommen bin, weil er dachte, wir werden sechs Stunden pro Tag trainieren. Da habe ich mich weiterentwickelt.

Als Sie danach den SCR Altach vor dem Abstieg bewahren mussten, konnten Sie kaum den Spielstil spielen lassen, den Sie sich in Ihrer Auszeit überlegt hatten, oder?

In meiner bisherigen Trainerlaufbahn habe ich meinen Stil immer dem Kader angepasst, das mir zur Verfügung stand. Also habe ich in Altach mit Dreier- und Fünferkette gespielt, mit zwei Stürmern und extrem schnell umgeschaltet. In Lausanne liess ich erst auch eine Dreierkette spielen und habe meine eigene Idee dann Stück für Stück etabliert. Deswegen war es schön zu sehen, dass die Leute in der Schweiz nach drei Jahren gesagt haben: Lausanne spielt einen schönen Fussball. Und es ist noch schöner, wenn der grösste Club in der Schweiz, der einen Trainer sucht, diesen Fussball auch gerne bei sich sehen möchte.

Ein weiterer Trainer, der Sie sehr geprägt hat, ist Lucien Favre. Sie spielten unter ihm in Echallens und bei Yverdon. Haben Sie heute noch Kontakt?

In letzte Zeit ein bisschen mehr, manchmal etwas weniger. Als der FCB bei mir angerufen hat, habe ich Lucien gefragt, was er dazu denkt. Bei ihm weiss ich, dass ich seine ehrliche Meinung bekomme, denn er mag mich. Ich erinnere mich an damals, als ich noch keinen Führerschein hatte. Er holte mich für das Training ab und gab mir auf der Fahrt 15 Minuten Taktikschule. Das wäre heute unvorstellbar.

Sie kennen die Champions League als Spieler. Jetzt haben Sie die Möglichkeit, als Trainer in der Königsklasse zu spielen.

Wir haben zwei Playoff-Spiele, um in die Champions League zu kommen. Es muss unser klares Ziel sein, das zu packen, auch wenn es brutal hart wird. Wir sind so nahe dran, diese unvergesslichen Momente zu erleben.

Welche Erinnerungen haben Sie an die Champions League?

Ich habe sehr gute und sehr schlechte Erinnerungen. In Lyon habe ich einen Alptraum erlebt, als wir mit Werder Bremen im Achtelfinal erst 2:4 und dann 2:7 verloren hatten. Aber es gab auch sensationelle Abende, gegen Inter Mailand oder gegen Barcelona mit Messi, Henry und Ronaldinho. Daran erinnerst du dich dein Leben lang.

Newsletter

Rotblau aktuell

Erhalten Sie die wichtigsten und interessantesten Geschichten und News rund um den FCB.

Weitere Newsletter

Similar Posts

  • FC Basel: Gabriel Sigua wohl vor Leihtransfer zu Lausanne-Sport

    FC Basel – Gabriel Sigua wohl vor Leihtransfer zu Lausanne-SportMehrere Medien berichten, dass der FCB seinen Mittelfeldspieler innerhalb der Super League verleihen wird.Publiziert heute um 10:22 UhrGabriel Sigua wird die Saison wohl nicht beim FCB beenden.Foto: Marc Schumacher (Freshfocus)Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.BotTalkSein letztes Pflichtspiel für den FC Basel bestritt Gabriel Sigua am 24. Mai 2025. Seither kam der 20-jährige georgische Mittelfeldspieler zu keinen weiteren Einsatzminuten. Nun scheint ein Leihgeschäft innerhalb der Liga bevorzustehen.An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.Cookies zulassenMehr InfosLaut Informationen von «Blick», die sich mit jenen anderer Onlineportale decken, steht Sigua vor einer einjährigen Leihe beim FC Lausanne-Sport. Beim FCB hat er noch einen Vertrag bis Sommer 2028.Der FC Basel gewinnt im CupDiesen Podcast können Sie auch auf allen gängigen Podcast-Plattformen kostenlos hören und abonnieren.NewsletterRotblau aktuellErhalten Sie die wichtigsten und interessantesten Geschichten und News rund um den FCB.Weitere NewsletterEinloggenLinus Schauffert ist Redaktor im Ressort Sport bei der Basler Zeitung und berichtet schwerpunktmässig über den FC Basel. Mehr Infos@linusschauffertFehler gefunden?Jetzt melden.0 Kommentare

  • Wochenduell zum FCB-Leibchen: Das Flammen-Trikot wird Rekorde brechen

    Dieser Artikel wurde von BAZ publiziert. – Wird sich dieses FCB-Trikot gut verkaufen? Das Flammen-Design der neuen FCB-Leibchen polarisiert. Auf die Verkaufszahlen könnte sich das aber durchaus positiv auswirken. Zwei Autoren diskutieren. Publiziert heute um 19:47 Uhr Benjamin Kololli in den neuen, kontroversen Heimtrikots. Foto: Marc Schumacher (Freshfocus) Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren….

  • Transfers beim Double-Sieger: Otele bleibt beim FC Basel, Baro und Mendes verlassen den Club

    Transfers beim Double-Sieger – Otele bleibt beim FC Basel, Baro und Mendes verlassen den ClubBei Flügelspieler Philip Otele zieht Rotblau die Kaufoption. Von zwei weiteren Leihspielern nimmt der FCB Abschied.Publiziert heute um 16:22 UhrPhilip Otele unterschreibt beim FCB einen Vertrag bis 2028.Foto: Marc Schumacher (Freshfocus)Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.BotTalkDass es so kommen würde, war schon länger bekannt, nun macht es der FC Basel offiziell: Der Double-Sieger übernimmt den vormaligen Leihspieler Philip Otele fix. Der Nigerianer, der in einer halben Saison neun Tore und fünf Assists erzielte, unterzeichnet einen Vertrag bis zum Sommer 2028.Von zwei anderen Leihspielern trennt sich Rotblau hingegen. Weder bei Rechtsverteidiger Joe Mendes noch beim zentralen Mittelfeldspieler Romario Baro zieht der Club die Kaufoption. Sie kehren somit vorerst zu SC de Braga beziehungsweise zum FC Porto zurück.An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.Cookies zulassenMehr InfosDa Joe Mendes in dieser Saison der Rechtsverteidiger mit den meisten Startelf-Einsätzen für Rotblau war, ist davon auszugehen, dass sich der Club auf dieser Position verstärken wird. Auch für das zentrale Mittelfeld wird man sich wohl nach einem weiteren Spieler umsehen – insbesondere, da ein Abgang von Leon Avdullahu nicht unwahrscheinlich ist.Zudem kommuniziert der FCB in seiner Mitteilung, dass die Zukunft von Metinho noch ungewiss ist. Der Club wäre an einer Übernahme interessiert. Ob eine solche möglich ist, wird sich in den Verhandlungen zeigen. Eine Kaufoption wurde in diesem Fall nicht vereinbart.Transferphase beim FC BaselDiesen Podcast können Sie auch auf allen gängigen Podcast-Plattformen kostenlos hören und abonnieren.Linus Schauffert ist Redaktor im Ressort Sport bei der Basler Zeitung und berichtet schwerpunktmässig über den FC Basel. Mehr Infos@linusschauffertFehler gefunden?Jetzt melden.0 Kommentare

  • Alles zum 2:0 des FC Basel: Wenn Taulant Xhaka spielt, ist «alles gut»

    Dieser Artikel wurde von BAZ publiziert. – Wenn Taulant Xhaka spielt, ist «alles gut» Die Basler siegen mit 2:0 gegen Lausanne-Ouchy und können sich über drei wichtige Punkte im Abstiegskampf freuen. Publiziert heute um 22:00 Uhr Anton Kade im Duell gegen Rayan Kadima. Foto: Pascal Muller (Freshfocus) Vor dem Spiel Fabio Celestini ist in diesen…

  • FC Basel: Bénie Traorés Strafe wurde reduziert

    FC Basel – Bénie Traorés Strafe wurde reduziertNach Einsprache des FCB verbleibt der Flügelspieler mit einer Spielsperre für sein Foul an Jordi Quintilla.Publiziert heute um 13:16 UhrDass Bénie Traorés Einsteigen gegen Jordi Quintilla Rot gab, sorgte bei Fussballfans für viel Unmot.Foto: Walter Bieri (Keystone)Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.BotTalkBénie Traoré darf bereits im ersten Spiel nach der Winterpause gegen den FC Lugano wieder spielen. Seine zwei Spielsperren, die er für sein Foulspiel an St.-Gallen-Spieler Jordi Quintilla erhalten hat, wurden nach Einsprache des FC Basel auf eine reduziert. Diese sass er gegen GC bereits ab.Der Präsident der Disziplinarkommission der Swiss Football League begründet seinen Entscheid so: «Es konnten gewisse mildernde Umstände zugunsten des Spielers berücksichtigt werden, wie die Tatsache, dass Traoré – bevor er mit dem Knöchel des Gegners in Kontakt kam – eindeutig den Ball spielte, voll auf den Ball konzentriert war und leicht ausrutschte, was wohl die Intensität des Kontakts erhöhte.»Bénie Traorés PlatzverweisDen Podcast können Sie auf Spotify oder Apple Podcasts abonnieren. Falls Sie eine andere Podcast-App nutzen, suchen Sie einfach nach «Dritte Halbzeit».Linus Schauffert ist Redaktor im Ressort Sport bei der Basler Zeitung und berichtet schwerpunktmässig über den FC Basel. Mehr Infos@linusschauffertFehler gefunden?Jetzt melden.0 Kommentare