Dieser Artikel wurde von BAZ publiziert.

AboFCB-Sportchef Stucki im Interview

«Das ist Celestinis Handschrift und hat mit Shaqiri nichts zu tun»

FCB-Sportchef Daniel Stucki vor dem Fussball Meisterschaftsspiel der Regular Season der Swiss Super League zwischen dem FC Basel 1893 und Yverdon Sport FC im Stadion St. Jakob-Park in Basel, am Sonntag, 25. August 2024. (KEYSTONE/Georgios Kefalas)
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.

BotTalk

Daniel Stucki, der FCB war gerade noch Leader, wird es vielleicht auch nach dem letzten Spieltag der Hinrunde wieder sein. Das bedeutet, dass er ein Titelanwärter ist, oder?

Tabellarisch gesehen, schon. Zumindest zum jetzigen Zeitpunkt.

Muss man da für das neue Kalenderjahr nicht die Zielsetzung anpassen?

Wir wollen in die Championship Round. Wenn wir das erreicht haben, dann können wir schauen, wo wir genau stehen und was möglich ist. Aber nun das Ziel zu kommunizieren, dass wir Meister werden wollen, wäre vermessen.

Warum?

Weil wir wissen, wo wir herkommen. Wir wissen, dass wir vor wenig mehr als einem Jahr noch Letzter waren und bis fast zum Schluss der Saison um den Klassenerhalt kämpfen mussten. Und wir haben auch jetzt gesehen, dass wir immer wieder Phasen der Inkonstanz hatten.

Dann muss man halt einfach diese Phasen abstellen – schon klappts mit dem Titel.

Wenn alles so einfach wäre … Tatsache ist: Wir haben viele junge Spieler, ein generell sehr junges Kader, und das merkt man in gewissen Situationen. Oft können wir nicht einfach unser Spiel runterspielen, weil uns da zum Teil schlicht die Erfahrung fehlt. Junge Spieler brauchen Einsatzminuten, und je mehr sie davon in den Beinen haben, desto schneller bauen sie auch diese Schwankungen ab. Doch wie rasch dieser Prozess im Einzelfall und auch bei der Mannschaft voranschreitet, ist schwer abschätzbar. Zuletzt waren wir zwar nicht mehr fragil, aber in gewissen Situationen noch immer ein wenig jugendlich.

Trotzdem ist erstaunlich, wie der FCB sich in einem Jahr entwickelt hat. Sie sind erst seit Mai Sportdirektor – und es scheint, als hätten Sie bisher alles richtig gemacht …

Das zu behaupten, wäre ebenfalls vermessen. Es ist bisher sicher gut herausgekommen, das schon. Aber ich bin weder allein, noch mache ich immer alles richtig. Hinzu kommt bei aller erbrachten Leistung, dass wir aufgrund der schwierigen vergangenen Saison auch ein, zwei Vorteile hatten, wenn es um die Vorbereitung dieser Spielzeit ging.

Welche?

Natürlich gibt es mehr Probleme und Handlungsbedarf, wenn es schlecht läuft. Aber es ist auch einfacher, die Baustellen früh klar zu erkennen und diese anzugehen, da jeder sieht, dass sich etwas verändern muss. Als wir die Sportkommission im September gründeten, da waren wir in dieser Situation. Wir konnten alles aus verschiedenen Blickwinkeln durchleuchten. Das war ein guter Anfang – entscheidend ist danach aber, wie die Umsetzung der Ideen funktioniert. Das ist das Schwierigste in einem Veränderungsprozess.

Haben Sie erwartet, dass es in der Umsetzung so gut aufgeht?

Es freut uns, wie gut es geklappt hat. Wir hatten einen Plan. Wir wussten, warum wir diesen oder jenen Spieler holen. Und wir waren auch überzeugt, dass wir im Staff gute neue Kräfte verpflichteten. Aber auch wenn du eine Idee davon hast, so weisst du doch nie, wie gut das Ganze am Ende tatsächlich zusammenpasst – oder wie lange die Phase der gegenseitigen Anpassung dauert. Diese Phase – oder Phasen, wenn wir zum Beispiel an die späten Transfers Ende August denken – dauerte erfreulich kurz. Und gewisse Dinge gingen voll auf. Da kann man zum Beispiel an Xherdan Shaqiri denken …

Xherdan Shaqiri, links, und Sportchef Daniel Stucki, rechts, bei einer Medienkonferenz in Basel, am Dienstag, 20. August 2024. Nach zwoelf Jahren im Ausland kehrt Shaqiri mit einem Vertrag bis 2027 zu seinem Jugendklub FC Basel 1893 zurueck. (KEYSTONE/Georgios Kefalas)

Stichwort Shaqiri: Ob David Degen oder Sie selbst, es ist immer die Rede von einem No-Brainer, wenn es um die Verpflichtung geht. War da tatsächlich von Anfang an so viel Überzeugung, die gleich alle Fragezeichen wegwischte?

Nach dem ersten Gespräch mit ihm war das bei mir so. Denn ich spürte dabei: Er will nur nach Basel zurückkommen, wenn er hier auch sportlich etwas erreichen kann.

Anders gesagt: Er ist gekommen, um mit dem FCB in seinen drei Vertragsjahren mindestens einmal Meister zu werden?

Klar. Aber das muss als FC Basel auch das Ziel sein. Ja, der Club hat schwierigere Jahre hinter sich. Aber er ist unverändert gross. Wir haben für Schweizer Verhältnisse auch mehr Mittel und eine grössere Strahlkraft als die meisten Konkurrenten. So, dass man sagen muss: Der Club muss den Anspruch haben, immer in den Top 4 und europäisch mit dabei zu sein. Gelingt uns das nicht, dann ist etwas falsch gelaufen.

Nochmals zurück: Sie haben gemerkt, dass Shaqiri nur kommt, wenn er mit dem FC erfolgreich sein kann …

Genau. Auch deshalb verstrich noch einige Zeit, bis schliesslich alles klar war.

Warum?

Er war ja beim Heimspiel gegen Lugano zu Gast, das wir trotz guter Leistung verloren. Da hat er sich schon auch Gedanken darüber gemacht, was das Team noch braucht, um erfolgreich sein zu können. Kommt hinzu: Der FC Basel, den er verlassen hatte, war ein ganz anderer, die klare Nummer 1 der Schweiz. In den Gesprächen ging es viel darum, wo wir stehen und hinwollen. Ich denke, verbunden mit dem Bewusstsein um den Druck, der auf ihm lasten würde, liess ihn dies zögern. Denn dieser Druck, daheim im Fokus zu stehen, wo ihn jeder kennt, der ist womöglich grösser als all das, was selbst Xherdan zuvor schon erlebt hat. Er überlegte sich diesen Schritt reiflich.

So wie das klingt, ist man versucht zu sagen: reiflicher als die Gegenpartei …

Seine fussballerischen Qualitäten waren stets unbestritten. Es war klar: Seine Standards und seine Schnittstellenpässe werden kommen – und uns helfen. Als wir dann merkten, dass da hohe Ansprüche und Ambitionen sind, war der Fall für uns klar. Wir haben Shaqiri gewiss nicht nach Basel geholt, damit wir Trikots verkaufen.

Oder Eintrittskarten.

Nein. Das sind natürlich willkommene Nebeneffekte. Aber es geht uns immer ums Kerngeschäft Fussball.

In den vorangegangenen Jahren konnte man sowohl unter der aktuellen Clubführung um David Degen als auch davor unter Bernhard Burgener das Gefühl haben, dass dieses Bewusstsein für das Kerngeschäft geschwunden sei, das Produkt auf dem Rasen nicht mehr gleich stark im Fokus der Strategie stehe …

Das kann ich nicht beurteilen, weil ich da zu weit weg war. Was ich aber klar sagen kann: Dem Produkt auf dem Rasen muss auch in einem modernen Fussball-Unternehmen alles untergeordnet werden. Denn die jeweils 90 Minuten und deren Inhalt beeinflussen alles, was rundherum geschieht. Stimmen sie, dann bedeutet dies zwar keineswegs, dass alles im Club super ist und es keine Baustellen gibt. Aber du kannst dich dann in Ruhe darum kümmern.

Es erleichtert auch die Arbeit des Trainers. Hatte Fabio Celestini überhaupt eine andere Wahl, als seine Mannschaft voll auf Shaqiri auszurichten?

Hat ein Trainer den besten Spieler der jeweiligen Liga in seiner Mannschaft, dann wird er immer darum bemüht sein, alles dafür zu tun, damit dieser seine Wirkung voll entfalten kann. Alles andere wäre auch nicht intelligent. Aber es ist nicht so, dass wir unser System komplett wegen Shaqiri so spielen.

Nicht?

Nein. Zu Beginn versuchte er es noch im alten System. Und auch jetzt gibt es Elemente, die davon ziemlich unabhängig sind.

Welche?

Die Spielauslösung beispielsweise funktioniert bei uns in letzter Zeit sehr gut. Wir können uns gegen jeden Gegner von hinten lösen, haben mit Marwin Hitz gefühlt einen Spieler mehr auf dem Feld, weil er es so überragend macht am Fuss. Das ist Fabio Celestinis Handschrift und hat mit Shaqiri nichts zu tun.

Trotzdem fragen sich viele: Was ist, wenn Shaqiri plötzlich verletzt ausfallen sollte?

Ich bin überzeugt, dass wir auch ohne ihn guten Fussball spielen können. Wir haben so viele Spieler, die auch auf der Zehn agieren können. Romario Baro, Marin Soticek, Gabriel Sigua. Klar, das sind junge Spieler. Aber das würde klappen. Und beim 6:0-Auswärtssieg gegen Servette war Shaqiri auch noch nicht bei uns.

Celestini ist etwas mehr als ein Jahr da. Er hat dabei mehrere schwierige Momente überwunden und die Mannschaft auch schon mehrmals neu erfunden. Der Weg vom letzten Platz an die Spitze ist auch eng mit seinem Namen verknüpft, oder?

Klar. Wie er die Mannschaft damals stabilisiert hat, war top. Und danach verstand er es, mit den hohen Ansprüchen klarzukommen, die man beim FC Basel auch dann hat, wenn man gerade Achter geworden ist. Auf diese Saison war ein anderer, dominanter Fussball gefragt. Dazu waren auch neue Spieler nötig – was wiederum bedeutet, dass man andere enttäuschen muss, die zuvor wichtig waren, als es um den Klassenerhalt ging. Schliesslich galt es, Shaqiri und die Mitspieler zusammenzuführen. Es war viel in einem Jahr. Und eigentlich braucht man in so einer Position genau diese Zeit, bis man sich vollständig adaptiert hat.

Sportdirektor Daniel Stucki an einer Medienkonferenz des FC Basel 1893 zum Saisonauftakt der Fussball Super League in Basel, am Freitag, 19. Juli 2024. (KEYSTONE/Georgios Kefalas)

Trotzdem sprach er noch Mitte Oktober im Interview mit dieser Zeitung davon, dass vielleicht alles anders, er nicht mehr Trainer des FCB wäre, hätte er nicht eineinhalb Wochen zuvor das Heimspiel gegen YB gewonnen. Auch wenn David Degen neulich in einem Interview mit dem «Blick» davon sprach, dass Celestinis Stuhl zu keinem Zeitpunkt angesägt gewesen sei: Ihr Trainer wird diese Worte nicht zufällig gewählt haben. Wie war denn die Gemengelage, bevor die Shaqiri-Offensive ins Rollen kam?

Wir waren nicht zufrieden. Ganz einfach, weil wir die beiden Ligapartien vor dem YB-Spiel verloren hatten. Nur: Einem Schnellschuss hätte niemand zugestimmt. Man muss die Dinge schon genau analysieren und auch etwas längerfristig anschauen.

Aber?

Kein Aber. Klar ist, beim FC Basel darfst du nicht fünf Ligaspiele nacheinander verlieren. Du musst liefern, und du musst dich auch oft erklären. Jeder Trainer weiss das, der hierhin kommt.

Shaqiri, Celestini … Doch Clubpräsident David Degen bezeichnete jüngst Sie in einem Interview mit dem «Blick» als DEN Königstransfer …

… dabei sagte ich ihm noch, er solle genau das beim Gegenlesen streichen. (lacht)

Warum – das geht doch runter wie Öl?

Es zeigt, dass er mit meiner Arbeit zufrieden ist. Und das freut mich natürlich. Aber ich bin jetzt noch keine halbe Ewigkeit FCB-Sportdirektor. Der Fussball ist und bleibt schnelllebig.

Degen erzählte, dass Sie ihm mehrmals abgesagt hätten, da er Sie wegen des Postens des Sportdirektors fragte. Warum wollten Sie nicht?

Der erhöhte Bekanntheitsgrad war das eine: Ich fragte mich, wie das für meine Familie und mich werden würde – vor allem dann, wenn es nicht gut laufen sollte. Wir stammen von hier, sind in der Region Basel zu Hause. Es schwang die Sorge mit, dass unser Leben dadurch ein anderes werden könnte. Das andere war die Erkenntnis, dass ich einige Dinge beim FCB verändern würde, wenn ich Sportdirektor werde – ich aber zunächst nicht abschätzen konnte, ob man dies auch zulässt. Wenn nicht, dann wäre es unmöglich gewesen, diesen Job gut zu machen. Hinzu kam: Als Nachwuchschef und Mitglied der Sportkommission fühlte ich mich eigentlich wohl.

Was geschah mit diesen Bedenken?

Sie zerstreuten sich allmählich. Und als David Degen das Thema dann im Frühling abermals auf den Tisch brachte, da war ich in Absprache mit meiner Familie bereit, die Challenge anzunehmen.

Degen sagte auch, dass Ruhe im Laden herrsche, seit Sie hier seien. Was haben Sie getan?

Ich habe eine neue Struktur in den Bereich Sport gebracht. Das reicht von der Aufgabenverteilung im Alltag bis hin zum Umgang mit Transfers und Scouting. Das war der Anfang meiner Arbeit – und ich glaube auch, dass ich in diesem Bereich meine Stärken habe. Ich habe eine sehr klare Linie.

Zuerichs Daniel Stucki gegen Basels David Degen Andreas Meier/freshfocus

Auch eine gewisse Härte?

Wenn es sein muss. Aber eigentlich bin ich sehr locker im Umgang. Ich behaupte, meine grössten Stärken sind meine Mentalität und meine Energie. Wenn ich ein Ziel habe, mache ich alles dafür, dass ich es erreiche. Zudem habe ich erfahren, was es braucht, um im Fussball erfolgreich zu sein. Ich bin mit dem FC Zürich dreimal Meister geworden und habe den Cup gewonnen. Ich bin dabei kein so entscheidender Spieler gewesen. Aber ich war dabei, habe es erlebt und aufgenommen. Daher ist der Rucksack nicht so klein, wie der eine oder andere meint, der mein Engagement als Sportdirektor zu Beginn kritisch sah.

Locker reagierten Sie aber nicht, als Sie nach dem verlorenen Saisonauftakt in Lausanne erfuhren, dass sich sieben Spieler in der Woche vor der Partie etwas gar lange im Ausgang aufgehalten hatten.

Das kam nicht von ungefähr.

Sondern?

Das Einzige, was ich von einem Spieler verlangen kann, ist Professionalität. Gute Vorbereitung auf das Training, auf den Match. Gute Ernährung. Gute Regeneration. Das war ein wichtiges Thema, das uns in den sechs Wochen der Sommervorbereitung beschäftigt hat.

Dann kam der Dienstag nach dem Lausanne-Spiel.

Ja. Ich erhielt diese Nachrichten auf meinem Handy … Ein solcher Ausflug, am Donnerstag vor dem Meisterschaftsauftakt, ist für mich ein absolutes No-go – und es wirkte auf mich, als wäre vieles, was wir in der Vorbereitung vermittelt hatten, gar nicht angekommen. Da gerade Training war, stellte ich die fehlbaren Spieler umgehend zur Rede, und es gab auch Konsequenzen. Im Nachhinein war die Episode vielleicht das, was es noch gebraucht hatte: Seither haben alle begriffen, dass es in solchen Dingen wirklich keinen Spielraum mehr gibt. In den vergangenen drei Monaten mussten wir uns nicht einmal mehr im Ansatz mit dem Thema Professionalität befassen.

Strukturen schaffen, Appelle an die Mannschaft richten, den Trainer beurteilen: Ist dies der Kern Ihrer Arbeit beim FCB?

Es ist Teil davon. Ich bin als Sportdirektor der erste Verantwortliche dafür, dass die sportliche Performance stimmt. Im Zentrum steht dabei aber vor allem anderen die Kaderplanung.

Also das, wovon es seit je heisst, es werde beim FC Basel – unabhängig vom jeweiligen Sportchef oder Kaderplaner – ohnehin von David Degen bestimmt … Wie gehen Sie mit diesen Stimmen um?

Das ist die Aussensicht, und da musst du in der jetzigen Konstellation einfach drüberstehen und dir sagen: Ich weiss ja, wie es tatsächlich ist.

Wie ist es tatsächlich?

Tatsächlich ist es so, dass der Austausch mit David intensiv stattfindet. Wir führen viele Diskussionen, sind dabei oft unterschiedlicher Meinung und müssen uns finden. Klar ist auch, dass sein Know-how und seine Kontakte rund um Transferfragen einfliessen. Es wäre ja auch dumm, würden wir das nicht nutzen. Aber das gilt auch in hohem Masse für Ruedi Zbinden oder Valentin Stocker. Hätte nur David die Transfers gemacht, wäre die Mannschaft eine andere – genauso, wie sie auch eine andere wäre, wenn einfach meine ersten Ideen umgesetzt worden wären.

Aber grundsätzlich könnte er ja als Mitbesitzer und Präsident am Ende einfach immer sagen: Danke für eure Meinungen – wir machen es trotzdem so …

Das könnte er schon. Aber dann wäre der eine oder die andere Mitarbeitende nicht mehr dabei und die Sportkommission überflüssig.

Also Sie wären dann nicht mehr da?

Richtig. Das macht dann keinen Sinn. Dazu braucht man keinen Sportdirektor.

Aber vieles wird bei Transfers über ihn laufen. Er erhält den Anruf …

… und verweist dann an mich weiter. So ist das gelaufen. Und muss es auch laufen. Es gab im Sommer eine Ausnahme: Beim Abgang von Renato Veiga war David federführend. Auch, weil das sehr früh kam und ich noch nicht lange Sportdirektor war. Aber auch, weil er da über sehr gute Kontakte verfügte, die Menschen kannte. Alle anderen Transfers hin zum oder weg vom FCB liefen über mich, ich führte auch alle Verhandlungen.

Auch beim Abgang von Thierno Barry?

Ja, auch beim Abgang von Thierno Barry.

Teddy Okou (LS), links, gegen Jonas Adjetey (FCB), rechts, im Fussball Meisterschaftsspiel der Regular Season der Swiss Super League zwischen dem FC Basel 1893 und dem FC Lausanne-Sport im Stadion St. Jakob-Park in Basel, am Samstag, 30. November 2024. (KEYSTONE/Georgios Kefalas)

Er wurde rasch sehr begehrt. Auch für Jonas Adjetey gab es schon im Sommer Angebote. Muss man nach diesem guten Halbjahr befürchten, dass es im Winter zu gewichtigen Abgängen kommt?

Ich bin mir zu 99,9 Prozent sicher, dass keine Angebote kommen, bei denen wir Ja sagen müssen.

Warum nicht?

Wer im Winter Spieler holt, der tut das, damit sie ihm sofort helfen. Zum Beispiel dabei, etwas zu gewinnen. Oder dabei, die Klasse zu erhalten. Wenn es nun um grössere, attraktivere und auch stärkere Ligen geht, dann sind das nicht unbedingt die Profile, die wir in unserem Kader haben. Wir reden von gestandenen Spielern, die sofort auf jenem Niveau funktionieren können. Unsere Talente holt man im Sommer, weil man auf ihre Entwicklung in den nächsten ein, zwei Jahren setzt.

Dominik Schmid wäre doch aber so ein gestandener Spieler, der zum Beispiel in der Ligue 1 helfen könnte, um einen Club in der Liga zu halten?

Okay, Dominik ist tatsächlich ein Beispiel. Aber da hätten wir dann schon auch noch Argumente. Klar, man kann nichts komplett ausschliessen. Aber ich rechne für den Winter nicht mit einem gewichtigen Abgang. Sondern nur mit Abgängen, um das Kader nochmals etwas zu verkleinern. Also von Spielern, die zuletzt kaum Einsatzzeit erhielten.

Da sind wir dann bei möglichen Leihgeschäften, zum Beispiel für Roméo Beney – aber auch bei definitiven Abgängen, die sich zum Beispiel bei Dräger oder Benjamin Kololli anböten?

Wir müssen das alles noch genau mit dem Trainer und den jeweiligen Spielern anschauen. Sicher ist: Es nützt weder dem Club noch dem Spieler, wenn dieser bei uns hauptsächlich auf der Tribüne sitzt.

Erfährt das Kader noch punktuelle Verstärkungen?

Gegenfrage: Wo brauchen wir Verstärkungen?

Vielleicht bräuchte es neben Joe Mendes nochmals einen Rechtsverteidiger. Kevin Rüegg war wieder lange verletzt, Mohammed Dräger kommt nicht auf Touren …

Ich sehe keinen Handlungsbedarf. Mit jedem, den wir jetzt holen, verändern wir eine funktionierende Mannschaft. Und wir nehmen einem anderen wieder Einsatzzeit, vernichten Kapital. Kevin Rüegg trainiert seit zwei Wochen wieder voll. Wir sehen ihn nach wie vor auf der rechten Seite. Joe Mendes wiederum muss dort auch spielen – schliesslich wollen wir ein klares Bild von ihm haben, um seriös entscheiden zu können, ob wir die Kaufoption auf ihn einlösen. Kurz: Es müsste sich ein unerwarteter Abgang oder eine aussergewöhnliche Opportunität ergeben, damit wir jemanden hinzutransferieren. Wenn wir im Moment über neue Spieler diskutieren, dann geschieht dies bereits mit Blick auf den Sommer. Also dorthin, wo wir dann mehr Bewegung erwarten. Unser Fokus in Sachen Kaderplanung ist bereits dort.

Dort läuft nach jetzigem Stand der Vertrag mit dem 37-jährigen Torhüter Marwin Hitz aus. Er hat bereits kundgetan, dass er auch in der nächsten Saison noch spielen wolle. Wird er das beim FC Basel tun?

Die Gespräche mit ihm laufen schon eine Weile. Er spielt eine sehr starke Saison, ist motiviert und hat einen tollen Auftritt, wenn ich beispielsweise an Ausstrahlung und Körperspannung denke. Aber wir kommunizieren erst, wenn beidseitig alles klar ist.

02.11.2024; Basel; Fussball Super League - FC Basel - FC Winterthur; Sportdirektor Daniel Stucki (Basel) Torhueter Marwin Hitz (Basel) Praesident David Degen (Basel)  (Daniela Frutiger/freshfocus)

Trotzdem die Nachfrage: Es ist nicht nur Hitz’, sondern auch Ihre Absicht und jene des Clubs, dass er bleibt?

Nach aktuellem Stand beabsichtigen Hitz und der FC Basel, miteinander in die nächste Saison zu gehen.

Was ist dann das Problem?

Die Gespräche laufen positiv. Es gibt bei ihm einige Faktoren, die man beachten muss. Da ist die Familie, die nicht in Basel wohnt. Und noch anderes, wie zum Beispiel das Finanzielle. Alles Dinge, die bei solchen Gesprächen üblich sind.

Ist ein Punkt, dass der FCB daran denkt, in der nächsten Saison einen Goalie als Nummer 1 zu verpflichten, der mit Hitz einen starken Back-up und Lehrmeister hat?

Nein. Um zu präzisieren: Unsere Absicht ist es, mit Marwin Hitz als Nummer 1 in die nächste Saison zu gehen. Eine andere Nummer 1 ist nur dann Thema, wenn es mit Marwin am Ende nicht realisierbar wäre.

Aber eben: Die Gespräche laufen positiv.

Genau so habe ich das gesagt.

Newsletter

Rotblau aktuell

Erhalten Sie die wichtigsten und interessantesten Geschichten und News rund um den FCB.

Weitere Newsletter

Similar Posts

  • Die Frage nach dem Spiel: Wo hat Taulant Xhaka im FCB-Zentrum noch einen Platz?

    – Wo hat Taulant Xhaka im FCB-Zentrum noch einen Platz?Der gesperrte Routinier wird beim Sieg in Yverdon nicht vermisst, denn die Basler haben im Zentrum viele Möglichkeiten und Optionen. Publiziert heute um 19:40 UhrFür Taulant Xhaka ging der erste Laufweg bei den Spielen des FC Basel zuletzt meist in Richtung Ersatzbank.Foto: Peter Klaunzer (Keystone)Was Taulant Xhaka wohl über diesen 2:0-Sieg gegen Yverdon denkt? In erster Linie wird er sich freuen, dass seine Mitspieler gewonnen haben und sich der FC Basel mal wieder Hoffnungen auf einen Platz in der oberen Tabellenhälfte machen kann. Aber ob bei Xhaka auch die Erkenntnis gereift ist, dass es für ihn schwer werden dürfte, einen festen Platz im Basler Zentrum zu finden?Zuletzt war Xhaka nur noch gefragt, wenn ein Spieler aus der Stammbesetzung Leon Avdullahu und Renato Veiga ausgefallen ist. In Yverdon hat sich nun gezeigt, dass Dion Kacuri durchaus eine Alternative sein kann, auch Gabriel Sigua kann im defensiven Mittelfeld eingesetzt werden. Und dann gäbe es auch noch Fabian Frei, der zurzeit zwar in der Innenverteidigung gut aufgehoben ist, aber sich selbst immer eher als Mittelfeldspieler gesehen hat. Heisst: Die Basler sind auf dieser Position breit aufgestellt, Fabio Celestini hat mehrere Optionen – und momentan macht es den Anschein, als wäre Xhaka keine, die noch zu regelmässigen Einsätzen kommt. Sein Vertrag läuft zwar noch bis zum Sommer 2027. Doch bei Spielen wie gegen Yverdon dürfte der 32-Jährige sich vor dem Fernseher fragen: «Wo habe ich eigentlich noch einen Platz in diesem Zentrum?»Mehr zum 2:0-Sieg gegen Yverdon«Dritte Halbzeit» – der Fussball-PodcastAn dieser Stelle findest du einen ergänzenden externen Inhalt. Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.Cookies zulassenMehr InfosTilman Pauls arbeitet seit über zehn Jahren für die Sportredaktion der Basler Zeitung und beschäftigt sich seit 2013 intensiv mit dem FC Basel.Mehr Infos@tilman_pFehler gefunden?Jetzt melden.0 Kommentare

  • Ein Jahr FCB-Trainer: Fabio Celestini schafft, was unter David Degen noch keiner geschafft hat

    Ein Jahr FCB-Trainer – Fabio Celestini schafft, was unter David Degen noch keiner geschafft hatDer siebte Trainer der Ära David Degen ist länger da als seine Vorgänger.Publiziert heute um 17:31 UhrFabio Celestini zeigt es an: Ein Jahr ist er jetzt in Basel.Foto: Marc Schumacher (Freshfocus).Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.BotTalkEin bisschen darüber streiten kann man sich schon, wann denn Fabio Celestini jetzt genau ein Jahr lang Trainer des FC Basel ist. Schon an diesem Dienstag? Eher am Mittwoch, wenn der FC Basel ab 20.30 Uhr beim BSC Young Boys spielt? Oder doch erst am Donnerstag, am Tag nach dieser Partie, an dem er seinen 49. Geburtstag begeht?Fakt ist: Am 30. Oktober 2023, spätabends, war der Fall klar und Celestini Trainer. Aber erst am 31. Oktober wurde dies offiziell verkündet. Und ja, in einem Schaltjahr befinden wir uns ja auch noch, womit zwischen dem 31. Oktober 2023 und dem 31. Oktober 2024 gerade 366 Tage liegen …Celestini wirds egal sein. Hauptsache, es läuft – und ist er inzwischen länger im Amt als jeder andere Trainer, seit David Degen den FC Basel übernommen hat. Also länger als Patrick Rahmen, Guillermo Abascal, Alex Frei und Timo Schultz. Aber auch länger als der addierte Heiko Vogel, der als Sportdirektor zweimal die Trainer-Zwischenlösung war.Der letzte Coach, der beim FC Basel ein ganzes Jahr (und einiges mehr) schaffte, hiess Marcel Koller, der vom 2. August 2018 bis 31. August 2020 für Rotblau tätig war. Bis zu dieser Marke ists also noch ein ziemlicher Weg.NewsletterRotblau aktuellErhalten Sie die wichtigsten und interessantesten Geschichten und News rund um den FCB.Weitere NewsletterEinloggenOliver Gut schreibt seit März 2001 für das Sport-Ressort der Basler Zeitung, das er seit 2019 leitet. Vorher für diverse Sportarten zuständig, konzentriert sich der Fricktaler seit 2011 auf den Fussball – und damit hauptsächlich auf den FC Basel. Mehr InfosFehler gefunden?Jetzt melden.0 Kommentare

  • Nächstes FCB-Spiel: Wieder gegen den FC Winterthur

    Nächstes FCB-Spiel – Wieder gegen den FC WinterthurZum zweiten Mal innerhalb von einer Woche trifft der FC Basel in der Liga auf die Zürcher.Publiziert heute um 15:50 UhrMarin Soticek (links) und Co. spielen wieder gegen den FC Winterthur.Foto: Claudio Thoma (Freshfocus)Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.BotTalk«Komisch», sei es, sagt Fabio Celestini. Dass seine Mannschaft zum zweiten Mal innert Wochenfrist auf den FC Winterthur trifft. Diesmal findet die Affiche jedoch im St.-Jakob-Park statt, bis Freitag sind etwas über 20’000 Karten verkauft worden.Es ist nicht nur das Wiedersehen dieser zwei Mannschaften nach dem klaren Basler 6:1 auf der Schützenwiese, sondern auch die Rückkehr von Fabian Frei als Spieler ins Joggeli.Die Forderung von Celestini ist eindeutig: «Wir wollen sechs Punkte aus den nächsten zwei Partien.» Nach dem Winterthur-Spiel führt die rotblaue Reise als Nächstes zu Yverdon.Es ist anzunehmen, dass die Winterthurer es dem FCB am Samstag nicht mehr so einfach machen werden wie zuletzt. Am Mittwoch holte sich die Mannschaft von Ognjen Zaric beim 2:2-Remis gegen St. Gallen Selbstvertrauen. Dabei wechselte der Tabellenletzte sein System: von einem 4-2-3-1 zu einem klassischen 4-4-2.Der letzte Winterthurer Sieg in Basel liegt eine Weile zurück: Es war das 6:2 im Schweizer Cup im Februar 2021.NewsletterRotblau aktuellErhalten Sie die wichtigsten und interessantesten Geschichten und News rund um den FCB.Weitere NewsletterEinloggenDominic Willimann ist seit 2007 Sport-Redaktor der BaZ und kennt den regionalen Sport aus dem Effeff. Ebenso ist er mit den Geschehnissen rund um den FC Basel vertraut und hat seit 2007 kein Eidgenössisches Schwingfest verpasst. Mehr InfosFehler gefunden?Jetzt melden.0 Kommentare

  • Fair-Play-Trophy: In dieser Rangliste ist der FC Basel auf Platz drei

    Fair-Play-Trophy – In dieser Rangliste ist der FC Basel auf Platz dreiServette Genf ist die fairste Super-League-Mannschaft der letzten Saison. Der FCB schafft es aufs Podest.Publiziert heute um 13:47 UhrJonas Adjetey spielte mit dem FCB nicht nur erfolgreich Fussball, sondern zählte mit Rotblau auch zu den fairsten Teams der Super League.Foto: Marc Schumacher (Freshfocus)Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.BotTalkServette Genf ist die fairste Mannschaft der Super League. Das offenbart die Fairplay-Rangliste, die die Swiss Football League veröffentlich hat. Die Genfer kassieren für ihr disziplinarisch vorbildliches Verhalten 50’000 Franken. Auf Platz zwei folgt der FC Luzern, Dritter ist der FC Basel. Ins rotblaue Kässeli fliessen deswegen 20’000 Franken.In 38 Super-League-Spielen holte der Schweizer Meister 76-mal Gelb, 3-mal Gelb-Rot und 2-mal Rot. Damit totalisiert der FCB 95 Fair-Play-Punkte und somit elf Zähler mehr als Sieger Servette. Am unteren Ende der Tabelle ist Yverdon (129 Fair-Play-Punkte), der Absteiger in die Challenge League.Diesen Podcast können Sie auch auf allen gängigen Podcast-Plattformen kostenlos hören und abonnieren.Dominic Willimann ist 1979 geboren. Er ist seit 2007 Sport-Redaktor der Basler Zeitung und kennt den regionalen Sport aus dem Effeff. Ebenso ist der in der Stadt Basel aufgewachsene Journalist seit seiner Jugend mit den Geschehnissen rund um den FC Basel vertraut, über den er heute regelmässig berichtet. Und: Er hat seit 2007 kein Eidgenössisches Schwingfest verpasst.Mehr InfosFehler gefunden?Jetzt melden.0 Kommentare