FCB-Sportchef Daniel Stucki: «Hätten noch fünf bis sechs Spieler für viel Geld verkaufen können»

Dieser Artikel wurde von BAZ publiziert.

«Hätten noch fünf bis sechs Spieler für viel Geld verkaufen können»

Hat seinen ersten Transfersommer als Sportchef hinter sich: Daniel Stucki.
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Mit dem Abgang von Rekordspieler Fabian Frei hat der FC Basel am Montag seine letzte Wechselaktivität in diesem Sommer abgeschlossen – gleichzeitig ist das Schweizer Transferfenster zugegangen. Zwei Tage nach diesem Deadline-Day äussert sich FCB-Sportchef Daniel Stucki zu den Retuschen am Basler Kader in den letzten Wochen. Der 42-Jährige sprach über….

… seinen ersten Sommer als FCB-Sportchef:

«Es waren intensive Monate. Zu Beginn war es sehr ruhig, doch dann gab uns der Saisonstart Anlass, unsere Pläne umzusetzen. Erst da wussten wir, wo wir nach einer guten Vorbereitung stehen. Insgesamt bin ich mit den Transfers sehr zufrieden. Dass am Ende alles aufgeht, ist ein Balanceakt. Weil wir in der letzten Saison eine gute Rückrunde spielten und als Mannschaft gefestigt waren, wollten wir vom Stamm nicht zu viele abgeben. Gleichzeitig galt es, die Wünsche des Trainers auf gewissen Positionen zu berücksichtigen.»

… die Kadergrösse von 28 Spielern:

«Auf dem Papier sieht das nach viel aus, da gebe ich Ihnen recht. Aber: Aktuell hat Mohamed Dräger noch keinen Einsatz hinter sich, Kevin Rüegg ist verletzt, Arlet Junior Zé fällt bis Ende Jahr aus, und Gabriel Sigua wird uns weitere sechs Wochen fehlen. Wir brauchen diese Breite, auch weil wir in der letzten Saison teils zehn Verletzte zur selben Zeit hatten. Richtig ist, dass wir auf der rechten Seite ein Überangebot an Spielern haben, aber keiner dieser Akteure steht zurzeit zur Verfügung. Deshalb holten wir Joe Mendes. Denn Anton Kade, der zuletzt im rechten Couloir spielte, ist auf einer anderen Position vorgesehen.»

… das Saisonziel:

«Ich wiederhole mich: Wir wollen in die Finalrunde und in der nächsten Saison wieder europäisch spielen. Das ist mit diesem Kader möglich.»

… den schwierigsten Transfer ausser der Shaqiri-Rückkehr:

«Das war der Zuzug von Kevin Carlos. Vom Barry-Ersatz hatten wir eine klare Vorstellung, wie sein Profil aussehen muss. Zumal wir mit Bénie Traoré bereits einen ganz anderen Typ Stürmer verpflichtet haben. Der Carlos-Transfer war ein Kraftakt, es gab auch Streitereien. Am Ende sicherten wir jedoch seine Dienste, obwohl wir für ihn finanziell sicher nicht das beste Angebot abgegeben haben. Aber auch das musste in unser Budget passen. Die drei Millionen Franken, die kolportiert werden, sind realistisch. Heute kann ich sagen: Bei den Spielerlöhnen sind wir auf demselben Niveau wie in der letzten Saison.»

Der Wechsel von Kevin Carlos zum FCB hat den Verantwortlichen einiges abverlangt.

… die stolzen Transfererlöse:

«Der FCB ist finanziell für die nächsten zwei Jahre gut aufgestellt. Aber man muss beachten: Nicht alle Transfergelder fliessen rein und gehen raus zur selben Zeit. Der Vorteil war, dass wir nicht explizit Spieler verkaufen mussten. Dennoch mussten wir bremsen. Wir hätten fünf bis sechs weitere Spieler für viel Geld verkaufen können.»

… den Abgang von Fabian Frei:

«Frei spielte in der letzten Saison eine starke Rückrunde und hatte als Captain eine wichtige Rolle in der Mannschaft inne. Das war auch in der Vorbereitung nicht anders. Nach dem Lausanne-Startspiel führten wir zusammen ein kritisches Gespräch. Danach hat Fabio Celestini im Zentrum Anpassungen vorgenommen und personell gewechselt. Frei spielte danach nicht mehr, und ich habe seither auch nie mehr mit ihm gesprochen. Celestini hingegen redete mit ihm in der Länderspielpause. Am Montag um 9.30 Uhr schliesslich erfuhr ich, dass Frei nach Winterthur wechseln möchte. Bis dahin hatte ich weder von Spieler noch Berater etwas gehört. Diese News kam überraschend. Es sind ganz viele Facetten, die dazu führten, dass der Rekordspieler den FCB just nach dem Saisonstart verlassen hat. Für mich ist wichtig, dass wir ihm nun einen Top-Abschied ermöglichen; so, wie er sich das wünscht. Und falls er mal eine Trainerkarriere lancieren möchte, steht ihm die Tür bei uns offen.»

Hat den FCB just verlassen, bevor das Transferfenster schloss: Rekordspieler Fabian Frei.

… den Abgang von Michael Lang:

«Mit Michael Lang war ich stets im regen Austausch. Weil wir im Sommer zwei verletzte Innenverteidiger hatten, vereinbarten wir, dass er die Vorbereitung mitmacht und wir nach dem ersten Spiel zusammensitzen. Dort hat ihm der Trainer gesagt, dass seine Einsatzzeit in dieser Saison gegen null tendieren würde. Das ist weder für den Spieler noch für den Club zufriedenstellend.»

… die Wertschätzung gegenüber verdienten Spielern:

«Als ich beim FCB im Nachwuchs angestellt war, hatte ich den Eindruck, dass die Wertschätzung gegenüber verdienten Spielern nicht genügend hoch ist. Nun, da ich im operativen Geschäft tätig bin, merke ich, wie schwierig es ist, jemandem einen würdigen Abgang zu bereiten. Ich diskutiere dieses Thema oft: Wie sieht der optimale Abschied aus? Logisch wäre es besser, wenn sich der Rekordspieler mit der Captainbinde am Arm mit einem Meistertitel verabschieden würde. Aber im Fall von Frei wussten wir auch, dass er über diese Saison hinaus Fussball spielen möchte. Also ist die aktuelle Lösung für beide Parteien keine schlechte: Er hat in Winterthur die Möglichkeit, längerfristig zu bleiben, und in Basel hätte er sportlich nicht mehr denselben Einfluss gehabt wie zuletzt.»

… die Zukunft von Taulant Xhaka:

«Ich möchte betonen: Wir sind nicht daran, alle Alten im Team abzubauen. Jeder Abgang hat seine eigene Geschichte. Für mich ist wichtig, welchen Impact ein Spieler auf die Mannschaft hat, ob er mit Herzblut dabei ist. Und das stimmt bei Xhaka. Mir geht es nicht darum, ob einer viel Einsatzzeit hat oder nicht. Es gilt viel anderes. Vor allem aber ist eine klare Kommunikation wichtig. Und da bin ich kritisch genug, dass man diese in der Vergangenheit manchmal hätte besser lösen können. Aber ich lasse den Vorwurf nicht gelten, wir hätten weitere Zentrumsspieler verpflichtet, damit Frei und Xhaka nicht mehr spielen. Vielmehr fanden wir Spieler mit Qualitäten, die sich der Trainer für sein System wünschte.»

… Xherdan Shaqiri:

«Das Wichtigste: Er ist fit. Es macht Spass, ihm im Training zuzuschauen. Seine Qualitäten am Ball sind überragend. Zudem ist er sehr ambitioniert und motiviert. Er bringt eine gute Dynamik ins Team.»

…die Goalieposition:

«Marwin Hitz ist unsere Nummer 1, und er macht seine Sache sehr gut. Ich werde mich mit ihm im Winter zusammensetzen und über die Zukunft sprechen. Sein Vertrag läuft im Sommer aus, aber ich bin einer, der nicht krampfhaft was Neues sucht, wenn das Bestehende funktioniert. Andere Torhüter haben keine Priorität, auch weil wir etwa Tym Spycher ausgeliehen haben, der sich nun bei Nyon Spielpraxis in der Challenge League holt.»

…die Captainfrage:

«Zuletzt trug Dominik Schmid die Captainbinde. Wer die Nachfolge von Frei antritt, ist nicht entschieden. Das werden wir jetzt, wenn alle aus der Nationalmannschaft zurück sind, gemeinsam diskutieren.»

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