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Vorhang auf für das Spektakel!

Bitte recht freundlich: Xherdan Shaqiri erstmals im neuen Leibchen des FC Basel.
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Was war er nicht alles! Zauberzwerg, Kraftwürfel, Alpen-Messi, Shaq Attack, Shaq und auch nur XS.

Und jetzt heisst es: Shaq is back. Oder wie es der FC Basel am Freitagnachmittag um 14.10 Uhr mit lokalem Pathos verkündete: «Härzligg willkomme dehei, Shaq!»

Xherdan Shaqiri kehrt heim, kaum hat er den Vertrag in Chicago aufgelöst, heim zum FCB, der immer sein FCB geblieben ist, auch wenn er während zwölf Jahren für andere Clubs im Ausland unterwegs war. Besser kann es nicht sein: schon gar nicht für den FCB, aber auch nicht für die Super League, in der mit der Verpflichtung von speziellen Spielern gegeizt wird. Der Club und die Liga haben das, was gern Zugpferd genannt wird oder Aushängeschild. Oder einfach auch: einen grossen Namen, eine Attraktion, die den Zuschauer ins Stadion lockt. Einen wirklichen Star eben.

Der FC Sion war der letzte Club, der es mit einem extravaganten Spieler probierte. Das war vor zwei Jahren mit Mario Balotelli der Fall. Die Übung begann aufregend, wurde schnell zum Klamauk und endete als grandioser Reinfall nach zwölf Monaten.

Bei Shaqiri ist die Ausgangslage komplett anders. Zu viel bedeutet ihm der Club, bei dem er als Junior und Profi gross geworden ist und zwischen 2009 und 2012 drei Meisterschaften sowie zwei Cups gewonnen hat. Seine Familie ist immer in der Region geblieben, die Eltern, die beiden älteren Brüder, die jüngere Schwester. Er selbst plant den Bau eines Hauses in Rheinfelden. Was kann er also für ein Interesse haben, lustlos auf den Schweizer Plätzen herumzulaufen und vielleicht jedes dritte Training zu besuchen, wie das ein Balotelli tat!

Shaqiri weiss um seinen Ruf, den er in der Schweiz geniesst. Es ist der Ruf des Spielers, wie ihn die Schweiz auf diese Art noch nie gehabt hat: ein Spieler mit seinem linken Fuss, seiner Genialität, seinen Einfällen und seinem Talent, immer dann die grosse Bühne zu bereichern, wenn er gefragt war. Er war einer wie keiner, wenn er für die Nationalmannschaft auflief. Wenn es um Aufregung geht, braucht nur Granit Xhaka keinen Vergleich zu scheuen.

Egal wieso, die Schlagzeilen haben immer ihm gehört

Im Oktober wird Shaqiri 33. Das ist in seinem Fall das Alter, in dem er eingesehen hat, dass er zumindest in der Nationalmannschaft den Status des Unverzichtbaren verloren hat. Darum zog er neun Tage nach der Niederlage im Viertelfinal der EM gegen England die Konsequenzen und erklärte nach 125 Einsätzen und 32 Toren seinen Rücktritt. Und tat das mit spitzfindigem Timing: ein paar Minuten bevor Murat Yakin seine Vertragsverlängerung erklären wollte. Der Pressetermin mit dem Nationaltrainer geriet zur Randnotiz.

Shaqiri hat es immer geschafft, die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Das lag an seinem Talent und seinem Werdegang, an seinen aussergewöhnlichen Streichen wie an seinen Durchhängern. Er war eben immer einer, von dem das Extra erwartet wurde. Und selbst wenn er es nicht lieferte, wenn er die Karriereleiter wieder einmal verkehrt herum aufgestellt hatte, wie diese Zeitung einmal schrieb, gehörten ihm die Schlagzeilen. So ist das eben bei Stars, seien sie auch nur Schweizer Herkunft.

Er spielte für Weltvereine, allen voran Bayern München und Liverpool, er war dabei, als sie grosse Titel gewannen, Bundesliga, Premier League, Champions League, Club-WM. Aber er hat deshalb keine Weltkarriere gemacht, weil er an diesen Orten nicht in der Rolle des Stars war, nicht der Nationalspieler Shaqiri. Da war er die Nummer 14 oder 17, nicht mehr, aber immerhin das. 

Früh jubeln gelernt: Xherdan Shaqiri am 6. August 2009 nach seinem ersten Tor für Basel gegen RK Reykjavik.

Das reicht schon, damit er auf eine wunderbare Karriere zurückschauen kann. Sie hat ihn (und seine Familie, zu der er immer geschaut hat) finanziell unabhängig gemacht. Allein in Chicago verdiente er zuletzt jährlich 8,135 Millionen Dollar, netto um die 3,5 Millionen Franken.

Als Chapuisat damals von Dortmund zu GC wechselte, ermöglichte ihm die GC-nahe Credit Suisse ein Jahressalär von 1,2 Millionen. Guillaume Hoarau bewegte sich am Ende bei den Young Boys in der gleichen Grössenordnung. Balotelli, der Flop, brachte es auf 1,5 Millionen. Wie einst auch Alex Frei, nachdem er 2009 aus Dortmund zum FCB heimgekehrt war.

Shaqiri findet sich jetzt ebenfalls in dieser Region, zumindest nach den Spekulationen einzelner Zeitungen, die von einem Jahresgehalt von 1,2 oder 1,7 Millionen schreiben, exklusive Prämien für Siege oder Einsätze. Auf jeden Fall wird es ihm zum Leben reichen. Vor allem wird es ihm Verpflichtung genug sein, zumindest das eine oder andere Mal in seinen alten Zauberkasten zu greifen. Dafür ist er schliesslich geholt worden.

Kein Nationalspieler ist in den letzten Jahren beliebter gewesen als er, auch Yann Sommer nicht. Keinem Nationalspieler haben ein paar wenige Momente gereicht, um das grosse Thema zu sein, wie ihm das immer gelungen ist. Seine Tore an den vielen Endrunden, an denen er seit 2010 teilnahm, in Manaus gegen Honduras, in Sainte-Étienne gegen Polen, in Kaliningrad gegen Serbien, in Baku gegen die Türkei – er war Shaq Attack, der mit seinen Toren verzaubern konnte wie mit seiner Spitzbübigkeit.

Selbst mit knapp 33 Jahren steht er für Aufbruchstimmung

Und da ist noch sein Abschiedsgeschenk an sein Land, sein Tor in Köln gegen Schottland an der jüngsten EM. Ein Tor, wie es für die Schweiz nur er erzielen konnte. Ja, und dann war da noch sein Eckball im Viertelfinal gegen England, den er direkt dahin brachte, wo sich Latte und Pfosten treffen. Das war frech, wie nur er frech sein konnte. Was für ein Goal wäre das gewesen.

An solche Momente erinnert man sich, wenn es um Shaqiri geht. Damit sind jetzt die Hoffnungen der Basler verknüpft, weil sie ihren Xherdan wieder zurück haben, 15 Jahre nach seinem Debüt am 12. Juli 2009 in St. Gallen und gut 12 Jahre nach seinem bisher letzten Einsatz, am 23. Mai 2012, als Sommer, Xhaka, Huggel, Frei und Streller noch für den FCB spielten.

David Degen setzt mit der Verpflichtung Shaqiris ein Zeichen, dass er als Präsident mehr als nur ein Spielervermittler sein kann, der junge Spieler holt, um sie mit Gewinn weiterverkaufen zu können. Auch wenn Shaqiri auf die 33 zugeht, steht er für die Aufbruchstimmung, die Basel seit Freitag erfasst hat.

Für drei Jahre hat Shaqiri unterschrieben. Am Montag wird er den Fans präsentiert, am Dienstag den Medien, am Sonntag darauf vielleicht schon dem grossen Publikum, wenn Yverdon im St.-Jakob-Park vorbeischaut. Und im Kopf muss er immer das Bewusstsein haben, dass er fortan viel zu beweisen hat, dass er nicht mehr der Söldner auf Durchreise ist wie zweieinhalb Jahre lang in Chicago, sondern der Bub, der zurück auf dem alten Hof ist, um nochmals gute Dienste zu leisten. Dass er nicht Allüren ausleben darf, sondern Vorbild sein muss. 

Dann kann das Spektakel beginnen. Vorhang auf!

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