
Xherdan Shaqiri träumt seit letztem Sommer von der Champions League – jetzt strebt Basel zurück auf die grosse Bühne
Dieser Artikel wurde von NZZ publiziert.
Nur der FC Kopenhagen kann die Rückkehr der Basler in die Königsklasse noch verhindern. Der Schweizer Meister hat schon viele magische Nächte in der Champions League erlebt – die FCB-Legende Benjamin Huggel erzählt.

2012 gewann der FC Basel das Hinspiel im Champions-League-Achtelfinal gegen Bayern im St.-Jakob-Park 1:0 – doch im Rückspiel unterlagen die Basler mit Xherdan Shaqiri (Bildmitte) gleich 0:7.
Manchester City 1, FC Basel 2. So war das am 7. März 2018, als der FCB sein letztes Spiel in der Champions League bestritt – und sich nach Toren von Mohamed Elyounoussi und Michael Lang mit einem prestigeträchtigen Auswärtssieg aus dem Wettbewerb verabschiedete. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass City die erste Begegnung des Achtelfinals in Basel 4:0 gewonnen hatte und das Rückspiel nicht in Bestbesetzung absolvierte.
Dennoch gehört der Sieg in Manchester zu den grössten in der Geschichte des FC Basel – schon nur deswegen, weil ausser dem FCB noch nie ein Schweizer Team ein Spiel nach der Gruppenphase der Champions League gewonnen hat.
2723 Tage später trifft der Schweizer Meister am Mittwoch im Play-off-Hinspiel im St.-Jakob-Park auf den FC Kopenhagen. Nicht als Favorit, nicht als Aussenseiter, es ist ein Duell auf Augenhöhe, wobei der FC Basel international tiefere Spuren hinterlassen hat.
«Was für ein Team!», ruft Benjamin Huggel
Dreimal erreichte der FCB bereits den Champions-League-Achtelfinal. 2015 war er chancenlos gegen den FC Porto, drei Jahre zuvor ging er nach einem 1:0 gegen Bayern München im Rückspiel sogar gleich 0:7 unter. Es war jene Saison, in der sich die Basler in der Gruppenphase dank einem 2:1 gegen Manchester United überraschend für die K.-o.-Phase qualifiziert hatten. «Das war eine unglaublich starke Basler Mannschaft», sagt Benjamin Huggel, 2012 einer der routinierten Spieler.
Im Tor stand Yann Sommer, in der Abwehr verteidigten David Abraham und Aleksandar Dragovic, zum Mittelfeld gehörten Huggel, Granit Xhaka, Fabian Frei, in der Offensive waren Xherdan Shaqiri, Valentin Stocker, Marco Streller, Alex Frei. «Was für ein Team!», ruft Huggel noch einmal. «Es war eine besondere Mischung aus Spielern, die am Ende ihrer erfolgreichen Karriere standen, und aus aufstrebenden Fussballern.» Meistens gewännen die älteren Spieler im Training gegen die jüngeren, sagt Huggel. Aber heute könne er es ja zugeben: «Damals waren die Jungen wirklich ein sehr starker Gegner mit herausragenden Spielern.»
Traf im März 2018 beim 2:1-Auswärtssieg der Basler im Champions-League-Achtelfinal: der damalige FCB-Flügel Mohamed Elyounoussi.
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Zum Beispiel Xherdan Shaqiri, der heute auf das Ende seiner erfolgreichen Karriere zugeht – und bereits bei seiner Vorstellung vor genau einem Jahr in Basel nach zwölf Jahren im Ausland davon sprach, mit dem FCB wieder an alte Erfolge anknüpfen zu wollen. Shaqiri erwähnte damals explizit die Teilnahme an der Champions League. Er habe diese magischen Nächte nie vergessen. «Der FC Basel gehört dorthin.»
Das war im Sommer 2024 eine mutige, fast schon abenteuerliche Aussage. Im Sommer 2025 fühlt sie sich anders an, richtig irgendwie, normal fast schon. Shaqiri hat geliefert, den FC Basel mit Toren und Assists und starken Leistungen zum Meistertitel und Cup-Triumph geführt. Und jetzt kann nur noch der FC Kopenhagen das Comeback des Klubs in der Champions League verhindern – und damit verbundene Einnahmen von mindestens rund 30 Millionen Franken.
David Degens umtriebige Transferpolitik hat sich ausgezahlt
60 Begegnungen hat Basel im bedeutendsten Klubwettbewerb der Welt ausgetragen, in Erinnerung geblieben sind viele Momente, die Unentschieden gegen Liverpool 2002 und 2014 beispielsweise, der Sieg bei der AS Roma 2010, die stets besondere Ambiance in Basel.
«Dieses Knistern, wenn der FCB in der Champions League antritt, ist in der ganzen Stadt zu spüren», sagt Benjamin Huggel, Basler und FCB-Legende mit 19 Einsätzen in der Champions League. Sein einziges Tor erzielte er im Herbst 2011 als Captain beim 1:1 in Lissabon gegen Benfica. «Flanke Scott Chipperfield, Direktabnahme mit dem Innenrist», sagt Huggel. Es war ein wertvolles Tor, kurz danach folgte das 2:1 gegen Manchester United, bei dem der Mittelfeldspieler allerdings verletzt fehlte.
19 Champions-League-Spiele, 1 Tor: So lautet die Bilanz von Benjamin Huggel (links) – sein einziges Tor schoss er 2011 gegen Benfica Lissabon mit Pablo Aimar (rechts).
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Heute arbeitet Huggel unter anderem als Unternehmer sowie als Experte für das Schweizer Fernsehen. Der 48-Jährige verfolgt den Weg des FC Basel wieder mit Freude, weil sich Protagonisten des Vereins wie Shaqiri unschweizerisch offensiv artikulieren. «In unserer Mentalität legt man oft Wert auf Understatement. Wer sich weit aus dem Fenster lehnt, geht ein Risiko ein», sagt Huggel. «Ich finde es toll, wenn jemand gross denkt.»
Die umtriebige Transferpolitik des Präsidenten und Besitzers David Degen hat sich auf dem Spielfeld und auf dem Konto des Klubs ausgezahlt. «Am Anfang dachte ich auch, dass sei vielleicht alles ein bisschen viel. Aber David Degen hat es geschafft, den Verein sportlich und wirtschaftlich zu stabilisieren. Das kann man ihm nicht hoch genug anrechnen», sagt Huggel. Auch in diesen Tagen tätigt der FCB munter Transfers, am Montag wechselte der nicht immer überzeugende Stürmer Kevin Carlos für rund sechs Millionen Franken zu Nizza – vor einem Jahr war er für etwas mehr als die Hälfte dieses Betrags von Yverdon verpflichtet worden.
Unter dem neuen, impulsiven und offensivfreudigen Trainer Ludovic Magnin hinterliess der FCB in dieser Saison nicht immer einen stilsicheren Eindruck; bei den Niederlagen in St. Gallen und Lugano fehlten Stabilität und Spielfreude. Vor allem die defensive Anfälligkeit könnte gegen den soliden FC Kopenhagen zum Problem werden, zumal die Offensive des dänischen Double-Gewinners starke Kicker versammelt. Der erst 20-jährige Youssoufa Moukoko, einst bei Borussia Dortmund als Jahrhunderttalent gepriesen, nimmt in Kopenhagen Anlauf, um seine Karriere neu zu lancieren.
Four Moi Years⚪️🔵
Mohamed Elyounoussi – 2029✍🏼#fcklive pic.twitter.com/lcRBAgHmqE
— F.C. København (@FCKobenhavn) July 8, 2025
Bester Angreifer ist Mohamed Elyounoussi, mittlerweile 31 Jahre alt, der vor 2723 Tagen für den FCB bei Manchester City traf, später für 20 Millionen Franken Ablösesumme zum FC Southampton ging, nach wechselhaften Jahren seit zwei Saisons beim FC Kopenhagen wieder überzeugt – und in der letzten Qualifikationsrunde beim 5:0 gegen Malmö brillierte. Elyounoussi ist für Kopenhagen beinahe so wichtig wie Shaqiri für den FCB.
Kritik am zuweilen irritierenden Auftreten von Xherdan Shaqiri
Es ist am Mittwochabend die perfekte Bühne für Xherdan Shaqiri, um seine Kritiker nach einem verhaltenen Saisonstart erneut verstummen zu lassen. Unlängst tauchten sogar sehr kritische Kommentare zum Verhalten des 33-Jährigen auf, dessen negative Körpersprache in den vergangenen Wochen zuweilen irritierte.
Shaqiri lamentierte, er diskutierte mit Teamkollegen auf dem Platz, war unzufrieden mit Passqualität, Laufwegen, Effizienz. Huggel hat kein Verständnis für die negativen Artikel über Shaqiri. Er sagt, es brauche ambitionierte Spieler, die andere pushen würden und nie zufrieden seien. «Wenn es darauf ankam, hat Xherdan Shaqiri beim FC Basel bewiesen, was er kann.»
Nicht nur Shaqiri träumt in Basel von der Rückkehr ins internationale Scheinwerferlicht. Womöglich wäre der FCB in der Europa League allerdings besser aufgehoben; die Young Boys errangen in der vergangenen Saison in acht Spielen keinen Punkt in der Champions League. Andererseits hat auch der FC Kopenhagen vor kurzem vorgemacht, dass man als Underdog für Furore sorgen kann. Vor eineinhalb Jahren scheiterte er erst im Achtelfinal – an Manchester City.
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