
Wochenduell zum FC Basel: Trikot-Hype beim FCB – braucht es das?
Dieser Artikel wurde von BAZ publiziert.
AboWochenduell zu den Goldtrikots
Sind vier FCB-Shirts in einer halben Saison zu viel?
Erst sind es Flammen-Tenüs, jetzt läuft der FCB gegen Servette in Gold auf. Die Trikots dieser Saison spalten die Anhängerschaft.

Hattrick und Platz 1: Der Sonntagabend war für Xherdan Shaqiri ein goldener.
Foto: Ennio Leanza
Ja! Mit dieser Trikot-Schwemme geht der Erinnerungswert des Einzelstücks vollends verloren. Freuen kann sich nur die Fanshop-Kasse.
Fussball, das sei mehr als nur ein Sport – so zumindest lautet ein gängiger Spruch. Eine These, die genauerer Betrachtung bedarf: Worum geht es beim Fussball denn eigentlich?
Um Unterhaltung, sagen die einen. Um Emotionen, um Ästhetik, ums Zusammensein. Dafür gehen wir gern ins Joggeli.
Um Geld, entgegnen die anderen. Die Erfolgsrechnung sei doch der wahre Antrieb der Clubs. Fussball, nichts anderes als Mittel zu Umsatz und Gewinn.
Ums Toreschiessen, meint dann vielleicht ein Dritter und grinst über den gelungenen Scherz. Und darüber, der explosiven Fragestellung geschickt ausgewichen zu sein.
Einig wird man sich offenbar nur darin, dass es einer Organisation wie dem FC Basel um mehr geht als den grünen Rasen. Exemplarisch dafür: die diesjährige Basler Trikot-Strategie.

Die Flammen-Trikots sorgten anfänglich für eine grosse Kontroverse.
Foto: Anthony Anex
Ganze vier Trikotsorten sind es nämlich, die der FC Basel in dieser so jungen Saison bereits in den Verkauf gebracht hat. Hinzu kommen etliche Trainings- und Ausgangskollektionen. Dabei sind erst 15 Runden gespielt.
Bestätigt sehen sich damit natürlich sofort diejenigen, die hinter grossen Fussballvereinen ohnehin schon Geldmaschinerien vermuten. Und ihre Argumente sitzen. Denn selbst wenn ausser Frage steht, dass sich jede und jeder selbstverständlich über neue FCB-Trikots freuen darf (und keinerlei Kaufzwang besteht): Gleich vier Trikots innert vier Monaten braucht es dafür nicht. Zu nützen scheint dies nur der Kasse des Fanshops. «Nimmersatt, dieser FCB», wird dann leise geraunt.
Hinzu kommt: Der Erinnerungswert eines Trikots, die Identifikation mit einer spezifischen Saison, sie löst sich mit einer derartigen Schwemme an Stoff allmählich auf. Das FCB-Tenü verkommt zum reinen Modeobjekt. «Aus welcher Saison stammt dein Shaqiri-Shirt?» – «Keine Ahnung, aber schau, das Gold passt zu meiner Armbanduhr.»
Immer bunter, immer mehr. Natürlich ist der FC Basel nicht der einzige Verein, dessen Marketingabteilung auf Hochtouren läuft, vielmehr ist dies eine globale Entwicklung. Am Ende des Tages geht es aber eben doch um Geld, das zu machen ist.
Das ist kein Verbrechen, sondern letztlich überlebenswichtig. Trotzdem sollte der FCB, möchte er weiterhin regionale Akzeptanz geniessen, auf seine Prioritäten achten. Weniger Nebenschauplätze, weniger Extravaganz – weniger goldene Spezialtrikots. Das wäre unter dem Strich mehr – und täte dem Basler Fussballerlebnis ganz sicher keinen Abbruch. Jankó Weibel
Nein! Die Fans lieben die Leibchen – warum sollte man den Hype künstlich bremsen?
Zugegeben: Es war schon etwas ungewohnt, den FC Basel am Sonntagabend in goldenen Trikots zu sehen. Mit dunkelroten Akzenten. Gegen Servette. Und ja: Das grüne Basler Trikot, das dritte dieser Saison, wäre nur minimal weniger ungewohnt gewesen, hatten es die Spieler doch nur im Cupspiel gegen Subingen an. Es ist nicht schwierig, daran Kritikpunkte zu finden. Aber man muss auch die positiven Seiten der bisherigen vier FCB-Trikots dieser Saison anerkennen. Und von denen gibt es einige.

Grün wie der Basilisk: Das dritte FCB-Trikot dieser Saison.
Foto: Peter Klaunzer (Keystone)
Die lange Schlange vor dem Fanshop am Sonntagmorgen vor dem Servette-Spiel spricht für sich. Auch die Goldtrikots sind ein absoluter Fan-Favorit. Manche der Käuferinnen und Käufer sind eine Stunde für das neue Leibchen angestanden. Am Montagmittag vermeldete der FCB, dass der «kleine Restbestand» der Goldtrikots jetzt im Onlineshop erhältlich sei. Der Hype um den Club ist derzeit riesig. Wieso sollte der FCB das nicht ausnutzen? Letztlich kommen die Einnahmen der Trikots ja zu einem Teil auch den Fans wieder zugute. Denn geht es dem FCB gut, sportlich und finanziell, sind auch seine Anhängerinnen und Anhänger glücklich.
Es ist ja auch nicht so, dass der FCB wahllos Trikots herausbringt, die lieblos gemacht sind oder keine Qualität haben. Die beiden Flammen- sowie die beiden Basilisken-Designs wurden in Zusammenarbeit mit der Modedesignerin Anaïs Marti und den Grafikdesignern des Basler Designstudios Tristesse entworfen. Die Schrift für die Rückennummern und Spielernamen des Basler Grafikers Sylvan Lanz erhielt den Swiss Design Award. Diese Qualität macht sich bezahlt: Schon vor der Rückkehr Xherdan Shaqiris verkaufte man zehn Prozent mehr Trikots als im Vorjahr. Ende September, nach dem Coup, waren es dann hundert Prozent mehr.

Haben sich ebenfalls gut verkauft: Die schwarz-weissen Flammen-Trikots.
Foto: Jean-Christophe Bott (Keystone)
Nun bringt man eben mit dem goldenen Trikot das vierte der Hinrunde heraus. Doch macht man das nicht lieblos. Sondern der FCB verbindet es mit seinem 131. Geburtstag und bietet den Fans während der Länderspielpause in Form einer Schnitzeljagd die Möglichkeit, vorab an ein Leibchen zu kommen.
Dass das nun gleich zusammenkommt mit dem ersten Mal seit 2021, dass der FCB auf Platz 1 der Super League steht, und dem ersten Hattrick Xherdan Shaqiris auf Clubebene, konnte man nicht voraussehen. Es ist fast schon zu kitschig, hat dieses Goldtrikot nun doch auch noch einen kleinen historischen Wert. Aber es zeigt, dass der FCB derzeit auf verschiedenen Ebenen vieles richtig macht.
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