So ganz untypisch für den Leader: Wie der FCB gegen Lugano doch noch zum Sieg kommt

Dieser Artikel wurde von BZ publiziert.


Super League

So ganz untypisch für den Leader: Wie der FCB gegen Lugano doch noch zum Sieg kommt

Nach einer desolaten ersten Halbzeit findet der FC Basel die Leichtigkeit des Seins und überrollt die Luganesi. Der klubintern angezweifelte Trainer Fabio Celestini macht beim 2:0-Sieg alles richtig.

Für einmal nicht mit Finesse, sondern mit Vehemenz: Xherdan Shaqiri staubt nach einem Abpraller ab und erlöst den FCB.

Bild: Georgios Kefalas / KEYSTONE

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Wie spielt ein Tabellenführer? In der aktuellen Super-League-Kampagne war die Antwort auf diese Frage bislang relativ simpel: inkonstant. Bisweilen chaotisch. Hadernd. Und somit bald wieder wegbefördert vom Platz an der Sonne.

Der FC Basel – eben erst wieder auf dem Leaderthron angelangt – tat es allen Vorgängern gleich. Nichts deutete in den ersten 45 Minuten darauf hin, dass er im Joggeli als Tabellenführer aufspielte. Es war schlichtweg desolat, was die Basler gegen Lugano zeigten. Die Spieler wiesen sich zunehmend frustriert zurecht. Schlugen mangelhafte Pässe oder stolperten über den Ball, wenn die Situation vielversprechend hätte enden können.

Gegenüber standen Luganesi, die extrem kompakt agierten und giftig am Werk waren. Angeführt vom Ex-Basler Renato Steffen, der aufspielte, als hätte er ein Heimspiel im Joggeli. Die Basler kamen oft zu spät und leisteten sich allein in der ersten Halbzeit drei gelbe Karten (Shaqiri, Ajeti, Metinho). Allerdings liess sich Schiedsrichter Johannes von Mandach auch immer wieder bei (vermeintlichen) Fouls von den theatralischen Improvisationskünstlern aus dem Tessin täuschen. Zum heissen Zorn der gut 28’000 Zuschauenden im Joggeli. Die Muttenzerkurve versuchte denn auch, diese Emotionen zu nutzen, um ihren FCB ins Spiel reinzupeitschen.

Der Dreierwechsel im überraschenden Moment

Und so konnte der Mannschaft von Trainer Fabio Celestini beim Halbzeitpfiff nur ein positives Attribut zugeschrieben werden: Sie war geduldig geblieben. Die Luganesi verzeichneten durch Uran Bislimi den einzigen Torschuss. Marwin Hitz musste sich mächtig strecken, um den abgefälschten Ball noch über die Querlatte zu kratzen.

Nach dieser Topchance liessen sich die Luganesi jedoch, wie es schien, zunehmend von der Basler Unpräzision anstecken. Trotzdem: Im Joggeli schien einmal mehr in dieser Saison ein taumelnder Leader am Werk zu sein. Nur weil am Nachmittag und am Vortag alles für die Basler gelaufen war (YB spielte am Samstag nur unentschieden, Servette verlor am frühen Sonntag gar), konnte sich der FC Basel sicher sein, selbst bei einer Niederlage gegen Lugano auf Platz 1 zu bleiben.

Aber die Basler hatten noch eine zweite Antwort auf die Eingangsfrage bereit: Wie spielt ein Tabellenführer?

Schon die erste Aktion des FCB war besser als alles, was er in der ersten Hälfte gezeigt hatte. Eine Hereingabe von Bénie Traoré wäre beinahe am weiten Pfosten von Lugano-Hüter Amir Saipi in die Maschen gesegelt. Wenig später kam ein zuvor unglücklich agierender Philip Otele dem 1:0 nahe – Saipi klärte in extremis am Pfosten. Das Joggeli war vollends erwacht. Und trotz des plötzlichen Elans nahm Fabio Celestini einen Dreifachwechsel vor: Anton Kade, Léo Leroy und Kevin Carlos kamen ins Spiel.

Plötzlich mit unbändigbarem Vorwärtsdrang

Der FCB-Trainer, dessen Position Anfang Woche noch mächtig zu wackeln schien, hatte vollkommen richtig entschieden. Die drei frischen Kräfte kannten nur eine Richtung: nämlich den gradlinigen Weg in die Offensive. Zwei Kontertore sollten entsprechend dem FCB auch den Sieg einbringen. Bis in die 63. Minute hatten die Luganesi den Platzherren mit ihrem kompakten Spiel von vorne bis in den eigenen Strafraum das Leben schwer gemacht.

In besagter Minute überlisteten die Basler die Gäste aber. Konkret war es Leroy, der mit seiner Auslösung die hochstehenden Luganesi übertölpelte. Kade mit seinem energischen Flügellauf und der Hereingabe auf Traoré mit seinem Abschluss setzten die Tessiner danach schachmatt: Es brauchte nur noch den aufgerückten Shaqiri – wen denn sonst –, der für einmal nicht mit Finesse, sondern mit Vehemenz vollendete. Sein folgender Jubelsturm über die Werbebanden war fast schon meisterlich. Sturz und leichte Verletzung an der Hand inbegriffen.

Das Tor löste den Druck und die Nervosität beim FCB vollends. Auch der spät eingewechselte Marin Soticek fügte sich blendend ins Gefüge ein und machte nach neuerlich mustergültiger Vorarbeit von Kade den Deckel drauf. Erstmals in dieser Saison hat ein Super-League-Leader vier Punkte Vorsprung. Wie geht der FCB mit dieser Rolle um? Antwort folgt.

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