Shaqiri zaubert wieder und führt den FC Basel zum 4:1 gegen YB – weil Edimilson Fernandes die Nerven verliert

Dieser Artikel wurde von NZZ publiziert.

Den Baslern gelingt gegen die Young Boys ein Statement-Sieg. Shaqiri spielt wieder genial und erzielt zwei Tore. Doch der FCB ist zu abhängig von seinen Ausnahmekönnern.

Der Captain Xherdan Shaqiri führt den FCB gegen die Young Boys mit zwei Toren zum zweiten Heimsieg in Folge. <!–>
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Der Captain Xherdan Shaqiri führt den FCB gegen die Young Boys mit zwei Toren zum zweiten Heimsieg in Folge.

Priscila Bütler / Imago

Eine Sternstunde ist dieses Fussballspiel vielleicht nicht ganz, aber eine Gala-Vorstellung gewiss. Jedenfalls zum Ende hin. Da lanciert der FC Basel Angriff um Angriff auf das Tor der Young Boys, Kevin Carlos trifft zum 3:1, und Metinho mit einem Traumtor sogar noch zum 4:1.

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So ist es am Schluss nichts weniger als ein Statement-Sieg, der dem FCB da gelingt am Mittwochabend. Ein 4:1 gegen das andere Schwergewicht im Schweizer Fussball, vor 27 000 euphorisierten Fans im heimischen St.-Jakob-Park. Und erst noch ein Offensiv-Spektakel, wie es der neue FCB-Coach Ludovic Magnin bis vor kurzem mit Lausanne-Sport so oft geboten hat.

Die spielentscheidende Szene nach einer Stunde

Zu dieser Gala-Vorstellung der Basler kommt es aber nur, weil sie in der spielentscheidenden Szene nach einer Stunde vermutlich bevorteilt werden: Leo Leroy flankt in den Strafraum, dort spediert Xherdan Shaqiri den Ball mit der Hacke an die Hand von Edimilson Fernandes. Die FCB-Spieler protestieren, der Referee Luca Cibelli schaut sich die Szene am Monitor an. Und entscheidet auf Elfmeter für Basel.

Doch damit nicht genug, Fernandes hat seine Hand gleich nochmals im Spiel. Als Marvin Keller vor dem Penalty den Ball blockiert, stürmt der Basler Linksverteidiger Dominik Schmid auf der YB-Goalie zu. Es kommt zur Rudelbildung. Mittendrin: Fernandes, der Schmid ins Gesicht schlägt – und vom Platz fliegt. Cool bleibt dagegen Shaqiri, er trifft aus elf Metern souverän zum 2:1. Die Young Boys können in Unterzahl nicht mehr auf den Rückstand reagieren. Und so sind es letztlich sie, die in Basel eine Ohrfeige kassieren.

Nur: Das vorentscheidende Penalty-Tor der Basler hat wohl einen Makel. Die TV-Bilder legen nahe, dass sich Shaqiri im Abseits befand, bevor er Leroys Hereingabe mit dem Absatz weiterleitete. Der VAR intervenierte zwar. Er sah Fernandes’ Hands. Aber nicht Shaqiris Position. Der YB-Trainer Giorgio Contini sagt dazu nach der Partie: «Es ist völlig unerklärlich, wie der VAR das im Zeitalter der kalibrierten Linie nicht sehen kann. Die Situation war entscheidend, danach verloren wir das Gleichgewicht.»

Die spielentscheidende Szene nach rund einer Stunde: Edimilson Fernandes fliegt vom Platz, nachdem er Dominik Schmid ins Gesicht geschlagen hat. <!–>
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Die spielentscheidende Szene nach rund einer Stunde: Edimilson Fernandes fliegt vom Platz, nachdem er Dominik Schmid ins Gesicht geschlagen hat.

Grant Hubbs / Imago

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Genauso wenig Verständnis hat Contini für den Rotsünder Fernandes: «Er schadet damit sich selbst, er schadet der Mannschaft. Das müssen wir intern thematisieren.» Klingt nach ungemütlichen Gesprächen, die da anstehen. YB hatte den Schweizer Nationalspieler geholt, damit er als Leader Stabilität ins Mittelfeld bringt. Mit seinem Platzverweis in Basel stabilisiert Fernandes aber höchstens den Gegner. In den nächsten Ligaspielen wird er den Young Boys fehlen.

Basels Coach Ludovic Magnin will Continis Reduktion der Partie auf diese eine Szene jedoch nicht gelten lassen. Er sagt: «Ja, es war eine Fehlentscheidung. Aber wir waren die klar bessere Mannschaft. Meine Spieler haben eine unglaubliche Leistung in einem unglaublichen Stadion gezeigt.»

Nach zwei Heimsiegen in Folge ist der Romand definitiv angekommen in Basel. Mit Magnin presst das Team hoch und spielt sogar noch offensiver als in der vergangenen Saison. Das ist attraktiv für die Fans, birgt aber auch Risiken, weil die Verteidiger in Magnins Spielsystem weit vorrücken und dem Gegner damit Pässe in die Tiefe anbieten. So genügt vor dem 0:1 der Berner ein weiter, präziser Ball – von Fernandes –, um die FCB-Defensive auszuhebeln. Nicolas Vouilloz, in der FCB-Innenverteidigung ebenso fehlerhaft wie Jonas Adjetey, lässt sich von Darian Males wegdrängen, der Ex-Basler trifft wuchtig aus spitzem Winkel (17.).

Der FCB muss die Abhängigkeit von Shaqiri und Otele verringern

Das intensive Duell gegen YB verdeutlicht aber noch etwas anderes: wie stark der FCB zurzeit auf seine Ausnahmekönner angewiesen ist. Fast jede Offensivaktion läuft über den Captain Xherdan Shaqiri. Wie bereits gegen St. Gallen und GC, die einen Manndecker auf ihn angesetzt hatten, verwirft der 33-Jährige zunächst auch gegen die Young Boys mehrfach die Hände. Doch dann kann er sich immer besser entfalten – weil YB ihm Freiräume gewährt. Shaqiri setzt das konsequent in Zählbares um: In der 39. Minute erzielt er mit seinem schwächeren rechten Fuss bereits sein 15. Tor in diesem Jahr. Nach der Pause folgt bereits Nummer 16.

Und dann ist da noch die Abhängigkeit vom Flügel Filip Otele. Wenn der 26-Jährige seine Gegner in den nächsten Super-League-Partien weiter so schwindlig dribbelt wie Jaouen Hadjam, Zachary Athekame und Saidy Janko, dürfte er den FC Basel schon bald verlassen – und dem Klub ein paar Millionen einbringen. Mit dem Geld könnte sich der FCB solide Innenverteidiger kaufen. Oder treffsichere Stürmer. Denn Shaqiri und Otele werden es nicht immer alleine richten können.

Nach dem psychologisch wertvollen Sieg gegen YB dürften die Basler mit viel Selbstbewusstsein in die nächsten Partien gehen: Am Sonntag steht die Reise ins Tessin zum jüngst inferioren FC Lugano an, am Freitag darauf das Spiel gegen Biel in der 1. Runde des Schweizer Cup. Danach wartet im St.-Jakob-Park schon das nächste Highlight: Am 20. August absolviert der FCB das Play-off-Hinspiel um den Einzug in die Champions League – gegen Malmö oder den FC Kopenhagen. Eine Woche später folgt das Rückspiel im Norden.

Der FC Basel will nach acht Jahren Absenz endlich wieder Sternstunden in der Königsklasse erleben. Für die Qualifikation werden zwei weitere Gala-Vorstellungen nötig sein.

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