
Rotblaues Basel: Fasnacht, Shaqiri, Titelträume: Wie der FCB und die Region zusammenrücken
Dieser Artikel wurde von BAZ publiziert.
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Fasnacht, Shaqiri, Titelträume: Wie der FCB und die Region zusammenrücken
Verkaufsfantasien, Transferstrategien und Abstiegsphobien trieben Club und Region auseinander. Doch nun wirkt eine andere Kraft.

Gut gefülltes Joggeli: In dieser Saison besuchen so viele Menschen die Heimspiele des FCB wie seit sieben Jahren nicht mehr.
Foto: Philipp Kresnik (Imago/Sports Press Photo)
- Der FC Basel zeigt verstärkte Nähe zur Region und ihren Menschen.
- Der sportliche Erfolg stärkt die Identifikation der Fans mit dem Verein.
- Beliebte Fan- und Regionalaktionen fördern die Verbundenheit mit dem Club.
- Hohe Zuschauerzahlen zeugen vom gestiegenen Zuspruch für den FCB.
Strahlend stehen die FCB-Spieler am Montagnachmittag auf dem Balkon am Marktplatz, um dem Start des Cortège beizuwohnen. Bénie Traoré und Moussa Cissé erfreuen sich an den ihnen von einem Waggis zugeworfenen Äpfeln, Finn van Breemen zieht eine Larve über den Kopf, und Davide Callà muss grinsen, als er unter ihm eine Clique, angeführt von seinem zukünftigen Chef Murat Yakin, vorbeiziehen sieht.
Mehrere Bilder und Videos vom Fasnachtsbesuch der 1. Mannschaft inklusive Trainer- und Betreuerstab teilte der FCB in den sozialen Medien. Die Beiträge kommen bei den Fans jeweils sehr gut an, weil sie die Spieler mal in einem anderen Licht zeigen, als man es sonst von vielen Fussballprofis gewohnt ist: Sie sind nicht abgeschottet von der Öffentlichkeit, sondern mischen sich auch mal unter die Leute, wirken greifbar. Der FCB ist nah bei den Leuten.
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Es ist dies nur das jüngste Zeugnis davon, wie nahe der FCB der Region und ihren Menschen in diesen Monaten erscheint. Eine Entwicklung, die aus Clubsicht erfreulich ist und in direktem Kontrast zu dem steht, was der FCB in den Jahren nach der Machtübernahme durch Bernhard Burgener durchlebt hat.
Verkaufsgerüchte und fehlende Identifikation
Blickt man auf die vier Jahre zwischen 2017 und 2021 unter der Führung von Burgener zurück, hat sich der FC Basel zu dieser Zeit von seiner Basis entfernt. Der negative Höhepunkt waren die Gerüchte um einen Verkauf an die britische Investmentfirma Centricus, welche im Frühjahr 2021 in Fanprotesten wie der Rückgabe von Saisonkarten, einem Mahnmal am Barfüsserplatz oder einem Schweinekopf vor der FCB-Geschäftsstelle mündeten.
Es waren dies Zeichen des ultimativen Verlusts des Vertrauens in die Clubführung. Nach einem monatelangen Machtkampf verkaufte Burgener seine Aktien schliesslich an David Degen.
Doch auch Degen blieb in der Folge nicht von Kritik verschont. Die exzessive Transferstrategie mit vielen Kadermutationen sorgte dafür, dass sich Fans über fehlende Identifikation beklagten. Der grösste Umbruch im Sommer 2023 war letztendlich wohl mitentscheidend dafür, dass der FCB die Saison 2023/24 als seine schlechteste in diesem Jahrtausend abschloss und sich gar gegen den Abstieg wehren musste.
Letztlich war auch eine wiederholt zu passive Kommunikation seitens der Führung eine Quelle für Misstrauen bei den Fans. Der Tiefpunkt wurde in dieser Hinsicht im April 2024 erreicht, als sich die Clubführung kritischen Fragen unter anderem über die Horizon 2026 AG und die Intein AG gegenübersah.
In Basel träumt man wieder vom Titel
Heute präsentiert sich die Situation anders. Beinahe schon gegenteilig, wenn man sich die letzten Jahre vergegenwärtigt. Der FCB, die Stadt und die Region gehen wieder Hand in Hand.
Über allem steht dabei die sportliche Leistung. Diese lässt die Menschen in Basel vom ersten Meistertitel seit nun bald acht Jahren träumen – das schweisst zusammen. Insbesondere, weil es mit sich bringt, dass Sportdirektor Daniel Stucki in Ruhe seiner Arbeit nachgehen kann und Nebengeräusche rar geworden sind.
Eine grosse Rolle spielt selbstredend auch der Shaqiri-Transfer, für den David Degen seine eigenen Prinzipien überging, keine Rückholaktionen zu starten. Shaqiri entfachte eine riesige Euphorie in Basel und hob die Identifikation der Fans mit der Mannschaft auf ein lange nicht mehr gesehenes Niveau.
Da sind aber auch viele kleinere Aktionen, die medial für weniger Aufmerksamkeit sorgen und dennoch der Verbundenheit stark zuträglich sein dürften. Neben dem jüngsten Besuch an der Fasnacht war die erste Mannschaft beispielsweise auch an der Herbstmesse vor Ort und im Rahmen der Testspiel-Reihe «Uswärts dehei» bei diversen regionalen Fussballvereinen zu Gast.
Das Programm «Zämme schutte», das Kindern zwischen 6 und 13 Jahren ein kostenloses Training in verschiedenen Quartieren von Basel ermöglicht, spielt ebenfalls in dieser Kategorie. Hinzu kommt die Weihnachtsaktion 2024, in deren Rahmen der FCB regionale Institutionen wie die Stiftung Pro UKBB, Surprise Strassenfussball und eben das Projekt «Zämme schutte» unterstützte. Der Höhepunkt dieser Aktion war der Besuch der FCB-Spieler im Universitäts-Kinderspital beider Basel (UKBB). Alle diese kleineren Auftritte verankern den Club wieder tief in der Region.
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Das Motto «Brenne für dr FCB» kommt an
Nicht zu unterschätzen gilt es auch den visuellen Auftritt des Clubs, der Identifikation schafft und gerade bei jüngeren Fans besonders gut ankommen dürfte. «Brenne für dr FCB» heisst in dieser Saison das Motto. Und es findet sich überall wieder. Auf der Saisonkarte, auf der Anzeigetafel im Stadion, in den sozialen Medien, wo die Basler im schweizweiten Vergleich die klar beste Figur abgeben. Und nicht zuletzt auf den viel besprochenen Trikots.
Der Ausrüsterwechsel von Adidas zu Macron im Jahr 2022 erlaubte es dem FCB, in der Kategorie Leibchen neue Massstäbe zu setzen. Regelmässig werden Künstler und Künstlerinnen aus dem Raum Basel in den Gestaltungsprozess miteinbezogen, seien es Mode- und Grafikdesigner oder Schriftgestalter.

Der jüngste Streich der FCB-Trikot-Abteilung: Das Fasnachtsshirt 2025.
Foto: Philipp Kresnik (Imago/Sports Press Photo)
Das diesjährige Aufwärmshirt wurde durch einen Wettbewerb bestimmt, bei dem Fans ihre Motive einsenden konnten. Am Ende wurde durch eine Abstimmung das beliebteste Design gewählt, und dieses ging in Produktion. Auch für das Fasnachtstrikot hat sich der FCB in diesem Jahr etwas Besonderes überlegt: Präsentiert wurde es von Xherdan Shaqiri am Pfyfferli im Theater Fauteuil, die Freude über den Überraschungsgast war gross.
Nicht zuletzt hat man mit der Veranstaltung «Zyt für dini Froge» der Verunsicherung entgegenwirken können, die im Nachgang der Causa «Horizon 2026» Einzug hielt. Regelmässig organisiert der FCB dieses Event, bei dem sich Saisonkartenbesitzer und Mitglieder mit ihren Fragen direkt an die Vereinsführung wenden können. Jüngst wurde bekannt gegeben, dass am 25. März zum dritten Mal ein solcher Austausch stattfinden wird.
Viele Zuschauer – auch gegen YB
All diese grossen und kleinen Schrauben, an denen der FCB in der letzten Zeit gedreht hat, führen dazu, dass die Identifikation der Region mit ihrem Club merklich grösser wurde. Das lässt sich auch ganz konkret an einem entscheidenden Faktor messen: In dieser Saison strömten durchschnittlich 24’993 Leute an die FCB-Heimspiele, höher war diese Zahl zuletzt vor sieben Jahren.
Auch am Sonntag gegen YB wird der St.-Jakob-Park wieder gut gefüllt sein: Am Dienstag gab der Club bekannt, dass aufgrund der grossen Ticketnachfrage der Sektor G für dieses Spiel geöffnet wird. Und das bereits zum vierten Mal in dieser Saison.
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