Der FCB-CEO Roland Heri äussert sich in einem Interview mit SRF ausführlich zur angespannten Situation im Club. Für die Fan-Porteste zeigt er Verständnis.

Beim FC Basel ist aufgrund der sportlich steigenden Kurve unter Patrick Rahmen ein bisschen Ruhe eingekehrt. So scheint es zumindest. Denn im Hintergrund tobt weiterhin der Machtkampf um den Besitz des Clubs zwischen Bernhard Burgener und David Degen. Auch die FCB-Fans ziehen ihren Protest mit der Rückgabe ihrer Dauerkarten weiter.

Sorge der Fans spürbar

FCB-CEO Roland Heri bedauert den Aufruf der Muttenzerkurve zur Rückgabe der Saisonkarte im Interview mit dem «SRF Regionaljournal Basel»: «Das stimmt uns traurig. Jede Saisonkarte, die zurückgegeben wird, ist eine zu viel». Die Sorge der Fans, die in dieser Aktion mündete, spürt auch Heri: «Ich habe diese echten und wahren Emotionen wahrgenommen. Das muss man sehr ernst nehmen. Wir sind immer bereit, den Dialog wiederaufzunehmen mit den Fans. Vielleicht ist die Verärgerung in bestimmten Fan-Gruppieren aber momentan so gross, dass es besser ist, wenn man aktuell auf Distanz bleibt».

Bislang wurden rund 700 Saisonkarten zurückgegeben. Aus rotblauer Sicht muss man befürchten, dass im Sommer zur neuen Saison hin viele InhaberInnen ihre Karte nicht verlängern werden. Eine grosse Sorge, die den laut Heri FCB beschäftigt. Denn der Kartenverkauf ist neben dem Sponsoring und den Transfererlösen eines der wichtigsten finanziellen Standbeine des Vereins. «Es ist klar, jede Saisonkarte die abgegeben wird, trifft uns auch finanziell am Ende. Wir hoffen wirklich, dass sich die Situation so entwickelt, dass wir im Sommer das Stadion wieder öffnen können. Und dass sich die Situation rund um den FCB ein wenig beruhigt hat. Wir auch sportlich überzeugen können und die Menschen auch wieder begeistern können für uns», so Heri weiter.

Was will Centricus wirklich?

Doch es gibt nicht nur die Fans, die lautstark protestieren gegen die FCB-Führung – sondern auch jene Fans, die sich weiterhin mit dem Verein solidarisieren, wie Heri im Interview mit dem SRF Regionaljournal» bestätigt: «Es gibt Menschen, die uns aufmuntern, weiterzuarbeiten und vielleicht auch eine andere Sicht auf die Dinge haben. Diese Stimmen sind naturgemäss aber stiller», meint der CEO, der auch versucht, sich nicht versucht einschüchtern zu lassen von verärgerten Fans. «Wir sind alle nur Menschen. Auch wir haben unsere Grenzen. Mehr Sorgen macht uns die grobe Wortwahl. Beleidigungen aus der Anonymität. Man kann seinen Unmut auch auf legale Weise zum Ausdruck bringen.»

Hauptantrieb für die Proteste ist der mögliche Verkauf der FCB-Anteile von Bernhard Burgener an die Investoren von Centricus. Der FC Basel kommuniziert zu diesem Thema nicht transparent. Roland Heri fühlt sich zu diesem Thema als falscher Ansprechpartner: «Diese Veränderungen in den Besitzverhältnissen sind gewissen vertraglichen Bedingungen unterworfen. Da kann man nicht einfach in der Öffentlichkeit diskutieren, was Sache ist. Ich sehe es aber auch so, dass wir bei den wichtigen Themen, die die Menschen beschäftigen, dass wir mit einer proaktiven Transparenz viel näher auf die Menschen zugehen müssen. Sofern das möglich ist.»

Der Graben zwischen Club und Fans

Zur britischen Firma Centricus, die gross in die Champions League und damit nur indirekt in den FCB investieren will, äussert sich Heri gegenüber SRF wie folgt: «Die Welt ist nun stückweise nun denn auch so. Wenn denn am Ende eine gute Sache für den FCB entstehen kann, wo wir unsere Arbeitsplätze dadurch längerfristig absichern können, besonders jetzt in diesen schweren Zeiten. Um uns vielleicht den einen oder zwei Transfers leisten können, um auch wieder auf dem Platz Gas zu geben. Dann ist das auch nicht zum Schlechten beim FC Basel».

Generell scheint es im europäischen Fussball aktuell so, dass die Klubbesitzer, auch am Beispiel der geplanten und gescheiterten europäischen Super League, immer mehr von ihrer Basis entfernen. So macht es auch beim FCB den Anschein. «Es gibt sicher viele Menschen, die das sofort unterschreiben würden. Ich habe Verständnis dafür. Vielleicht haben wir uns beim FC Basel in den letzten zwei Jahren zu stark um die Unternehmenssicherung gekümmert und die Zuwendung zur Stadt vernachlässigt. Das bedeutet aber nicht, dass wir keine Persönlichkeiten sind, die das nicht möchten. Das hat mehr mit dem effektiven Auftrag im Alltag zu tun», so Heri.

Unmut über Odermatt-Video

Für weiteren Unmut in der Öffentlichkeit sorgte in den vergangenen Tagen ein heimlich gefilmtes Video von Verwaltungsrat Karli Odermatt. Darin ist zu hören, wie die FCB-Legende über den aktuellen FCB-Kapitän Valentin Stocker herzieht. Die Frage nach der Tragbarkeit von Karli Odermatt in seiner Position stellt sich sofort. Eine klare Rückenstärkung vom CEO kriegt Odermatt nicht: «Man sollte in der Öffentlichkeit solche Äusserungen nicht tätigen. Aber auch nicht anonym filmen und dann raufladen. Ob Karli Odermatt die richtige Persönlichkeit ist, das hat Herr Burgener einzuschätzen. Und das ist für mich so zu akzeptieren.»

Am 11. Mai kommt der Machtkampf zwischen Bernhard Burgener und David Degen vor das Basler Zivilgericht. Es bleibt die Hoffnung bei vielen Beteiligten, dass es doch noch eine aussergerichtliche Einigung geben wird. Voraussehen kann aber auch Roland Heri den Ausgang dieses Streits nicht: «Wie der Konflikt am Ende ausgeht, beschäftigt uns natürlich alle jeden Tag am Arbeitsplatz. Wir hoffen alle, dass da bald Klarheit herrscht.» Die grosse Frage bleibt: Ob es am Ende ein Szenario gibt, wo alle Beteiligten sich wieder die Hände geben? «Ich glaube immer an die Möglichkeit für ein tolles Szenario.»

Der Beitrag Roland Heri: «Vielleicht haben wir die Zuwendung zur Stadt vernachlässigt» erschien zuerst auf Telebasel.

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