
Nach dem 4:1 in Yverdon: Der FC Basel wirkt langsam wie ein Meisterkandidat
Dieser Artikel wurde von BAZ publiziert.
AboNach dem 4:1 in Yverdon
Der FC Basel wirkt langsam wie ein Meisterkandidat
Beste Offensive, beste Tordifferenz, zweiter Platz. Doch nach der anstehenden Pause folgen wegweisende Spiele.

Bénie Traoré ist mit sechs Toren und drei Assists einer der Topskorer der Liga.
Foto: Jean-Christophe Bott (Keystone)
- Der FC Basel stand für zwei Stunden an der Tabellenspitze der Super League.
- Fabio Celestini sagt, das gebe seinen Spielern Selbstvertrauen.
- Die Offensivkraft der Basler ist derzeit überragend.
- Bis zum Jahresende stehen noch vier wegweisende Ligaspiele an.
Rund zwei Stunden. Von 18.30 bis 20.30 Uhr. So lange steht der FC Basel am Samstagabend an der Tabellenspitze der Super League. Von dem Moment an, in dem Dominik Schmid seine Mannschaft per abgefälschtem Weitschuss in Führung bringt und in der Livetabelle die FCB-Punkte 24 und 25 hinzugerechnet werden. Bis zum Moment, in dem in Genf das Spiel zwischen Servette und dem FCZ angepfiffen wird und die Zürcher ihren 26. Punkt gutgeschrieben bekommen.
«Die Jungs haben alle ihre Handys herausgeholt und sich die Tabelle angeschaut», sagt Fabio Celestini nach dem 4:1-Sieg in Yverdon. «Besonders bei einer so jungen Mannschaft ist das fantastisch für das Selbstvertrauen.» Doch der FCB-Trainer weist auch auf den Zustand seines Teams hin, als er es Ende Oktober 2023 übernommen hat. Und auf die Niederlagen gegen den FC Zürich und den FC Luzern Ende September, als das Basler Spiel noch völlig anders aussah. Zwei Anmerkungen, welche die Euphorie bremsen sollen, die in einer solchen Situation in einem Fussballclub und um ihn herum entstehen kann.
Und dennoch: Der FC Basel wirkt langsam wie ein Meisterkandidat.
Das wechselseitige Profitieren
Das liegt zu einem Teil am Offensichtlichen. Der FC Basel steht derzeit auf Tabellenrang zwei und dort nur einen Punkt hinter Leader FCZ. Einen FCB nach einem vollständig gespielten Spieltag unter den besten zwei? Das gab es zuletzt zum Ende der Saison 2021/22 unter Trainer Guillermo Abascal. Und nun eben wieder unter Fabio Celestini.
Dabei gilt es zu beachten, dass der FCB dies nicht nur aus eigener Kraft vollbracht hat. Die Basler, so wie alle Teams in den Top 6, profitieren davon, dass sich die jeweils anderen Mannschaften die Punkte gegenseitig wegnehmen. Einen Dominator hat die Super League derzeit nicht. Im Gegenteil: Keine Mannschaft weist nach 14 Runden einen Wert von mehr als zwei Zählern pro Spiel auf. Dass das reicht, um Meister zu werden, kommt selten vor. Zuletzt in der Saison 2013/14, als der FCB in 36 Runden genau 72 Punkte holte.
Die gute Position der Basler liegt zu einem anderen Teil aber auch an der eigenen Stärke. Seit den beiden Niederlagen gegen Zürich und Luzern im September tritt das Team von Fabio Celestini mit einer Ausnahme in Bern sehr gut auf. Und selbst dort wäre Zählbares dringelegen.
Aus den letzten sechs Spielen holte der FCB 15 Punkte – und stellt damit das formstärkste Team der Liga. Defensiv stehen die Basler solide, weisen mit 15 Gegentreffern zusammen mit Zürich und Lugano den besten Wert der Liga aus.
Die Basler Topskorer
Und was die erzielten Treffer anbelangt, steht man mit weitem Vorsprung an der Spitze. 35 Tore in 14 Spielen. Durchschnittlich 2,5 Tore pro Partie. Daran kommt keine andere Super-League-Mannschaft ansatzweise heran. Noch aussagekräftiger wird dieser Wert mit einem Blick auf die Diversifizierung der Basler Tore und Torbeteiligungen. Im Gegensatz zur letzten Saison, in der Thierno Barry das Basler Skorerranking mit weitem Abstand anführte, stehen hierbei nun mehrere Spieler im Fokus.
Bénie Traoré mit sechs Toren und drei Assists, Albian Ajeti mit fünf Toren und vier Assists und Xherdan Shaqiri mit zwei Toren und sieben Assists haben alle neun Skorerpunkte vorzuweisen. Mehr als das hat in der Super League niemand. Gleich viel nur Dereck Kutesa und Miroslav Stevanovic von Servette und Luganos Ignacio Aliseda. Und dann ist da noch Kevin Carlos. Der geteilte Topskorer der abgelaufenen Saison hat in den letzten fünf Spielen fünf Tore erzielt und sich mit diesem Wert an Albian Ajeti vorbei in die Startelf gespielt.
Kurz: Die Basler Offensive, die nach Shaqiris Ankunft im September nicht ganz ohne Komplikationen neu geboren werden musste, funktioniert seit Oktober und bot zuletzt mehrmals überragende Leistungen.
Vier Ligaspiele bis zum Jahresende
Nun lässt sich entgegenhalten, dass 15 dieser 35 Basler Tore drei hohen Siegen gegen Teams aus der unteren Tabellenhälfte entspringen und das die Statistik zugunsten der Basler verzerrt. Nur muss im selben Satz gesagt werden: Winterthur ist zwar auf dem zweitletzten Platz der Liga, doch holte der FCW zuletzt einen Sieg gegen das davor formstarke Lausanne-Sport und konnte eineinhalb Wochen zuvor in St. Gallen punkten. Und Yverdon hat im Oktober sowohl Lugano als auch Luzern schlagen können. Kleinreden braucht man sich in Basel die drei hohen Siege gegen diese beiden Teams also nicht.
Die geschilderte Faktenlage dürfte bei einem Teil der FCB-Fans Euphorie und die Hoffnung auf ganz Grosses aufkommen lassen. Zu Recht?
Bedingt. Denn auch wenn es dem FC Basel derzeit ausgesprochen gut läuft, die Offensive um Shaqiri harmoniert, die Defensive stabil steht und der Fussball des FCB wieder Spass macht, werden erst die kommenden Spiele zeigen können, wie konstant Fabio Celestinis Mannschaft auch gegen bessere Gegner als Winterthur und Yverdon gute Leistungen abrufen kann. Vier Ligaspiele stehen zwischen Nationalmannschaftspause und Winterpause an. Die Gegner heissen: Servette, Lausanne-Sport, St. Gallen und GC. Diese sind im Durchschnitt als stärker zu bewerten als die letzten vier Gegner der Basler.
Sollte es Fabio Celestini aber gelingen, die Resultate bis zum Jahresende positiv zu gestalten, dürfen die Basler mit einem guten Gefühl in die Winterpause gehen. Und wenn das der Fall ist, dann ist auch möglich, dass sie bis dahin die Tabelle anführen.
Die Frage, ob der FC Basel ein Meisterkandidat ist, würde sich spätestens dann erübrigen.
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