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Meinung

AboLeitartikel zum FC Basel

Beim FCB hängt nun noch mehr von Xherdan Shaqiri ab

Xherdan Shaqiri im FC Basel Trikot, sichtlich enttäuscht, während eines Testspiels gegen FC Wil in Basel am 16. Juli 2025.
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In Kürze:

  • Xherdan Shaqiri bleibt trotz lukrativer Angebote dem FC Basel als Leistungsträger treu.
  • Der FCB strebt mit dem neuen Trainer Magnin die Champions-League-Qualifikation klar an.
  • Die Basler Mannschaft setzt bei der Dreifachbelastung stark auf Shaqiris Erfahrung.
  • Das Team möchte unter höherem Pressing den Erfolg der Vorsaison wiederholen.

Gibt es einen besseren Xherdan Shaqiri als denjenigen aus der Saison 2024/25? Nach den jüngsten Eindrücken ist das nur schwer vorstellbar. 

Wer in der Schweizer Liga 18 Treffer erzielt und sich 21-mal das letzte Zuspiel vor dem Torerfolg gutschreiben lassen darf, ist eine Klasse besser als der Rest der Super League. Oder anders gesagt: Dass sich der FC Basel im Mai zur Meisterschaft und später zum Double gratulieren lassen durfte, hat ganz, ganz viel mit dem Baselbieter zu tun. Denn der ehemalige Nationalspieler war es, der Rotblau auf die nächste Stufe hievte: auf dem Rasen und daneben. Die Euphorie, die auf den Rängen mit der Rückholaktion Shaqiris einherging, hält bis heute an. 

Umso mehr, als Shaqiri nach dem Rücktritt von Taulant Xhaka den FC Basel verkörpert wie kein anderer in dieser Mannschaft. Als Shaqiri am Donnerstag vor den Medien sprach, betonte er, wie sehr ihm der Club am Herzen liege und dass er nicht nur für ein Jahr zurück in die Heimat gekommen sei, um Erfolg zu haben.

Denn nach dieser grandiosen Saison hat das Telefon bei Shaqiri und dessen Bruder Erdin, der gleichzeitig sein Berater ist, das eine oder andere Mal geklingelt. Auch wenn er bereits 33-jährig ist: Ein Shaqiri in dieser Form weckt auch im Sommer 2025 das Interesse anderer Vereine.

Doch Shaqiri bekennt sich ganz klar zum FC Basel, mit dem er am Samstag mit der Partie in St. Gallen in die Meisterschaft startet. Und weil nun alles wieder bei null beginnt, muss eben die Frage, ob der Augster seinen Leistungszenit erreicht hat oder ob er nochmals eine Schippe drauflegen kann, gestellt werden. Denn die Ansprüche des FC Basel nach der Double-Saison 2024/25 sind gewachsen. 

Das Ziel heisst Champions League

Der FC Basel geht als Favorit in die nächste Spielzeit. Als Mannschaft, die Meisterschaft und Cup gewonnen hat und zwei Spiele von der nächsten Champions-League-Teilnahme entfernt ist – der ersten seit acht Jahren. Und als Mannschaft, die vom Rest der Liga «gejagt» werden dürfte.

Anders als vor einem Jahr, als der FCB mit Ach und Krach den Ligaerhalt realisieren konnte, lautet nun das Saisonziel nicht mehr Meisterrunde, sondern Meistertitel. Dazu verfolgt Basel ein weiteres Vorhaben: die Teilnahme an der Champions League. Nach der ersten Saison seit 25 Jahren ohne Europacup möchte der FCB gleich nach den Sternen greifen. 

Das sind klare Ansagen. Vor allem mit der Teilnahme an der Champions League könnte die Mannschaft von Ludovic Magnin bereits früh in der Meisterschaft ein starkes Ausrufezeichen setzen, das für die Fortdauer der Saison dem Team und dem Verein viel Druck nehmen würde.

Einerseits, weil man sich sportlich mit den besten Fussballern Europas messen kann und sich die Spieler dabei auf höchstem Niveau präsentieren können. Andererseits aber auch, weil eine Königsklasse-Teilnahme mit Blick auf die Basler Buchhaltung dem FCB guttäte. Trotz Sparmassnahmen wirtschaftet der FCB nach wie vor mit einem strukturellen Defizit von rund 15 Millionen Franken. 

Xherdan Shaqiri diskutiert mit dem FC Basel-Trainer Ludovic Magnin während eines Trainings.

Ergo: Die Champions-League-Millionen wären für David Degen und Co. ein willkommener Batzen. Schliesslich gibt es mit dem seit letztem Jahr gültigen Wettbewerbsformat noch mehr zu verdienen: Schafft der FC Basel den Sprung in die Ligaphase, erhält er dafür allein eine Startgage von 18,62 Millionen Euro. In den folgenden acht Spielen werden pro Sieg 2,1 Millionen Euro und pro Unentschieden 700’000 Euro verteilt. Zum Vergleich: Spielt Basel ab September «nur» Europa League, sind die von der Uefa ausgeschütteten Gelder etwa fünfmal tiefer.

Xherdan Shaqiri mit der grössten Erfahrung

Damit dieses Basler Wunschszenario eintritt, braucht es in den Playoffs Ende August ein Erfolgserlebnis. Und vor allem braucht es einen Xherdan Shaqiri, der den Rest des Teams in diesen – und natürlich auch den weiteren – Partien mitreisst. Schliesslich hat der FCB im Vergleich zur letzten Saison einiges an Champions-League-Erfahrung in seinen Reihen verloren: Fabian Frei, Michael Lang, Taulant Xhaka oder Mohamed Dräger wussten, was es heisst, Teil des wichtigsten europäischen Clubfussball-Wettbewerbs zu sein, und was es braucht, um dorthin zu gelangen.

Ein Blick auf das aktuelle Basler Kader genügt, um festzustellen, dass sich die Spieler mit Champions-League-Einsätzen an drei Fingern abzählen lassen: Marwin Hitz, Albian Ajeti und eben Shaqiri. Dieser sticht in dieser Aufzählung nicht nur heraus, weil er die meisten Spiele in diesem Wettbewerb absolviert hat (36), sondern vor allem deshalb, weil er mit Liverpool und Bayern München die Champions League gewinnen konnte. Die Gegensätze zwischen ihm und dem Gros der Mannschaft könnten nicht grösser sein: Denn viele Basel-Spieler verfügen über gar keine Europacup-Erfahrung. 

Beim FCB hängt also nun noch mehr von Xherdan Shaqiri ab. Bereits in den letzten Wochen liess Shaqiri durchblicken, dass er für das Mammutprogramm mit Liga, Schweizer Cup und internationalen Spielen bereit ist. In den Testspielen wollte Shaqiri keine Pause, die Trainings hat er ebenfalls alle absolviert.

Sein Eifer ist gross, seine Vorbildfunktion innerhalb der Equipe ebenso. Deshalb sagt Magnin: «Weshalb soll er nicht jeden dritten Tag spielen können?» Nimmt man den Trainer beim Wort, dürfte die Planung etwa so aussehen: Solange Xherdan Shaqiri performt, wird er spielen – und soll dafür sorgen, dass seine Mitspieler von seiner Klasse profitieren können. 

Wie steuert Ludovic Magnin die Belastung?

Ob Shaqiri dann tatsächlich immer auf dem Rasen steht, wird sich allerdings zeigen. Trotz allem Optimismus ist denkbar, dass er von Magnin und dessen Staff in den englischen Wochen seine Erholungsphasen aufgebrummt bekommt – damit der Topskorer der letzten Saison in den wichtigen Partien auf seinem besten Niveau antreten kann.

Vorausgesetzt natürlich, dass Shaqiri gesund bleibt. Der Ruf, der ihm bei seiner Heimkehr vorauseilte, dass er kaum eine Saison verletzungsfrei bestreiten kann, bestätigte sich zuletzt nicht. Shaqiri ging so fit, wie ihm das kaum einer zugetraut hatte, durch die letzten Monate. Entsprechend war er in jeder Partie dabei. Allerdings hatte er – eben aus der Nationalmannschaft zurückgetreten – bei einem FCB ohne Europacup auch so viele Erholungsmöglichkeiten wie selten zuvor.

Die erhöhte Belastung zu steuern und den Spagat zwischen Liga und Europacup zu vollbringen, dafür ist in erster Linie Ludovic Magnin verantwortlich. Der Romand, der zuletzt bei Lausanne-Sport eine bemerkenswerte Visitenkarte abgegeben hat, indem er die Waadtländer innerhalb von drei Jahren von der Challenge League in die Conference League geführt hat, weiss, mit welchen Ambitionen der FC Basel in die Saison steigt. 

Xherdan Shaqiri vom FC Basel 1893 fährt nach einem Freundschaftsspiel gegen FC Winterthur am 12.07.2025 in Basel mit einem Roller.

Dem Celestini-Nachfolger ist klar, dass er seine beste Basler Formation spätestens bis zu den Champions-League-Playoffs gefunden haben muss. Und er weiss auch, dass er seine Emotionen in positiver Art ins Team einbringen sollte – oder zumindest so, dass sie der Mannschaft nicht schaden. Wichtigste Verbindungsperson zum Geschehen auf dem Rasen ist für den 46-Jährigen dabei Xherdan Shaqiri. 

Auch wird Magnin an der Basler Ausrichtung auf dem Rasen wenig ändern, da es nach den jüngsten Pflichtspiel-Ergebnissen kaum etwas zu monieren gibt. Vorgesehen ist, dass der FCB – anders als unter Celestini – höher steht und mehr Pressing betreiben wird. Natürlich mit Routinier Shaqiri als Schalthebel in der Offensive. 

FC Basel: Drei Wettbewerbe, eine Aufgabe

Eine der grössten Herausforderungen der nächsten Monate wird also sein, dass Shaqiri in allen drei Wettbewerben seine Aufgabe als Leader wahrnehmen kann. Möchte der FCB seine hochgesteckten Ziele erreichen, braucht er einen Shaqiri in bester körperlicher Verfassung und in bester Spiellaune. Unabhängig davon, wie sich das Kader bis Ende September noch verändern wird.

Da bisher im Gegensatz zum letzten Sommer verhältnismässig wenig Transfers getätigt worden sind, darf bereits jetzt festgehalten werden: Die Ära Magnin beginnt mit einer eingespielten Mannschaft, die sich im Endspurt der letzten Saison viel Selbstvertrauen erarbeitet hat.

Mit Ludovic Magnin steht zwar ein neuer Trainer an der Linie. Aber mit Xherdan Shaqiri ist nach wie vor jener Spieler im Lead, der im Basler Kollektiv den Unterschied ausmacht. Gelingt ihm das auch in der neuen Saison, wäre dies unter der Voraussetzung der klar höheren Erwartungen nochmals eine Steigerung des Starspielers – und die rotblaue Fangemeinde darf sich auf weitere magische Nächte im St.-Jakob-Park freuen.

Gelingt ihm das nicht, wird es spannend zu beobachten sein, wie sich die Basler Mannschaft unter diesen für sie neuen Voraussetzungen arrangiert und wie viel sie davon absorbieren kann.

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Ich bin derjenige, der sich bei ihnen hätte bedanken müssen.Warum?Ich bin in Winterthur geboren und aufgewachsen – aber Basel hat mich adoptiert. Ich fühle mich als Teil der Basler Community. Ich habe hier viele wunderbare Menschen kennen gelernt, habe wunderbare Momente erlebt. Da wird einiges bleiben, obwohl ich gehe. Nicht nur bei mir, sondern bei meiner ganzen Familie. Wir haben unser Herz an den FCB und an Basel verloren.Als Assistenztrainer der Nationalmannschaft werden Sie sicher Zeit finden, Basel ab und an zu besuchen.Hey! Das nennt sich Scouting! Das ist Arbeit, wenn ich dann wieder an FCB-Heimspielen auftauche! (lacht) Ich werde meine Arbeitszeit bei der Nationalmannschaft bestimmt ausfüllen. Ich habe da einiges, was ich mir vorgenommen habe. Da sind Besuche von Spielen, aber auch von Spielern. Aber ich will mich auch immer wieder mit Trainern austauschen. Ich habe ja in den viereinhalb Jahren als Spieler und den drei Jahren als Assistent einige Trainer beim FCB erlebt. Das hat meinen Horizont erweitert.Ist – nicht zuletzt aufgrund Ihrer Vielsprachigkeit – schon vordefiniert, um welche Nationalspieler Sie sich besonders kümmern?Nein, das ist noch nicht besprochen. Es gibt gewisse Nationalspieler, bei denen klar ist, dass diese nicht vom Assistenten, sondern vom Cheftrainer besucht werden müssen. Bei anderen Spielern dürfte die Sprache eine Rolle spielen. Und ab und zu macht es womöglich auch Sinn, dass Murat Yakin und ich gemeinsam hinreisen. Das vertieft ja auch die gegenseitige Beziehung zwischen uns.Wie würden Sie diese Beziehung beschreiben?Wir sind sicher gute Kollegen. Murat Yakin hat mich ja schon als Spieler zum FCB geholt. Wir haben uns schon damals gut verstanden und den Kontakt in der Folge immer gehalten. Ich glaube, wir passen sehr gut zusammen. Muri ist ja als Trainer so etwas wie ein Künstler an der Seitenlinie. Ich bin da eher strukturierter, wie es ein Assistent wohl auch sein muss. Ich denke, dass wir uns sehr gut ergänzen werden.«Muri ist ja so etwas wie ein Künstler an der Seitenlinie.» Davide Callà (rechts) über seinen künftigen Chef, den Schweizer Nationaltrainer Murat Yakin.Foto: Toto Marti («Blick»/Freshfocus)Können Sie sich trotzdem vorstellen, dass Sie eines Tages als Cheftrainer zum FC Basel zurückkehren?Man sagt ja, aller guten Dinge sind drey … Nicht drüü, sondern drey! Das habe ich hier gelernt. Auf jeden Fall kann ich mir vorstellen, nochmals zum FCB zurückzukehren. Aber ob als Cheftrainer, das weiss ich im Moment nicht.Warum wissen Sie das nicht?Weil ich nun doch einiges gesehen habe als Assistent in der vordersten Reihe … Ich durfte gerade in Basel viele Trainer erleben. Das war extrem lehrreich. Aber es hat mir auch aufgezeigt, wie krass brutal dieses Geschäft ist. So eben, dass ich mir die Grundsatzfrage stelle, ob ich das mir und meinem Umfeld zumuten will.Beim FCB waren Alex Frei, Heiko Vogel, Timo Schultz, nochmals Heiko Vogel und schliesslich Fabio Celestini Ihre Vorgesetzten. Meistens muss auch der Assistent gehen, wenn der Chef weg ist. Wie haben Sie es geschafft, all diese Wechsel zu überleben?Ich musste ein Chamäleon sein. Du musst dich immer wieder anpassen. Und gleichzeitig musst du schauen, dass du ein Chamäleon bleibst.Wie meinen Sie das?Auch wenn du dich anpasst, musst du immer dich selbst bleiben. Sonst funktioniert das nicht. Du musst verstehen, dass du – egal, welcher Trainer dich mit welchen Aufgaben und Kompetenzen betraut – am Ende ein Dienstleister bist.Dachten Sie nie: Jetzt ist es mir zu bunt, ich will das nicht mehr?Nein. Denn ich spürte stets das Vertrauen der FCB-Führungsverantwortlichen. Von den Sportdirektoren Heiko Vogel und Daniel Stucki, von David Degen als Präsident sowieso. Hinzu kam die positive Resonanz der Spieler.Wie war es mit den verschiedenen Trainern?Da sind ja nicht nur die Trainer. Ich durfte durch die Veränderungen der jeweiligen Staffs ganz viele neue Menschen kennen lernen. Ich hatte zu allen ein gutes oder sehr gutes Verhältnis. Mit Heiko Vogel und mit Loïc Favé, den Timo Schultz als Assistenten mitbrachte, sind sogar Freundschaften entstanden. Mit beiden tausche ich mich noch immer aus.Heiko Vogel?Ja. Ich habe mit ihm damals eine unglaublich intensive Zeit erlebt, als er erstmals interimistisch von Alex Frei die Trainerposition übernahm. Er war ja immer noch Sportdirektor, hatte folglich zwei Jobs. Um das zu bewältigen, hat er sich voll auf mich verlassen. Er gab mir quasi die Schlüssel zur Mannschaft in die Hand. Ich hatte grosse Kompetenzen – und wir hatten ja dann in der Conference League auch grossen Erfolg, als wir bis in die Halbfinals vorstiessen.Wie schwierig ist es da, danach wieder weniger Einfluss zu haben?Da musst du dann eben Chamäleon sein. Letztlich weisst du, dass ein neuer Trainer meistens mit einem Assistenten kommt, den er kennt und dem er vertraut. Du weisst, dass deine Rolle wieder neu definiert wird und musst bereit sein, diese anzunehmen.So war es zuletzt auch, als Fabio Celestini kam. Liegt es auch an Ihrer Rolle unter ihm, dass Sie nun zur Nationalmannschaft weiterziehen?Das hatte einen Einfluss. Mein Trainerrucksack ist jetzt einfach um einiges praller, als er es bei meiner Ankunft in Basel war. So, dass ich sagen kann: Ich bin nun ein Assistent, der für diese Position sehr vieles mitbringt. Entscheidend ist aber: Wir sprechen hier von der Schweizer Nationalmannschaft. Der A-Auswahl. Fährt dieser Zug einmal an dir vorbei, ist die Wahrscheinlichkeit gross, dass du aufspringst.Zumal dieser Zug bereits zum zweiten Mal an Ihnen vorbeigefahren ist. Das erste Mal durften Sie nicht aufspringen …Ja. Im Winter 2023/24 befanden wir uns im Abstiegskampf. Damals ging es um eine Lösung auf Mandatsbasis, ohne dass ich den FCB verlassen hätte. Mit Blick auf die EM war das reizvoll. Ich besprach das mit Celestini und der Clubführung. Dass man sich in dieser Situation nicht darauf einlassen wollte, war keine Überraschung.Nun wurde zuerst wieder über eine Teilzeitlösung debattiert …… und dieses Mal fehlte mir die Bereitschaft dazu. Mir war klar, dass ich diesen Schritt nur ganz und nicht halb machen werde.Welche Momente aus Ihrer zweiten FCB-Phase werden in besonderer Erinnerung bleiben?Diese zweite Halbzeit in Lugano, mit der wir die Meisterschaft entschieden, ist da dabei. Wann hat es das zuvor schon mal gegeben, dass eine Mannschaft in Unterzahl den Gegner so überfährt? Dann ist da das Spiel in Nizza in der Conference League, das wir zum 2:1 drehten. Aber noch stärker in Erinnerung ist da eine nächtliche Velofahrt durch Basel …Bitte erzählen Sie …Das war ganz am Anfang, nach dem Rückspiel gegen CSKA Sofia in der Conference League. Wir hatten drei Qualifikationsrunden überstanden und die Gruppenphase erreicht. Ich war voller Adrenalin, der Puls wollte nicht runter. Ich fuhr stundenlang durch die Stadt.Was empfanden Sie?Nur Positives. Freude – aber auch Erleichterung, wie ich sie als Spieler so intensiv nie empfunden habe.Warum denken Sie, war das so?Womöglich ist es der Ohnmacht geschuldet, die man während der 90 Minuten empfindet, in denen man eben nicht auf dem Feld steht, sondern nur zuschauen kann. Da erinnere ich mich auch daran, wie mir später in den Achtelfinals in Bratislava bei unserem 2:2-Ausgleich im allgemeinen Jubel das Tablet runterfiel – und danach ein Loch von einem Stollenschuh im zersplitterten Screen war.Der FCB gewann danach im Elfmeterschiessen …… und das Tablet wurde von mir bis zum Saisonende weiter genutzt. Ab und zu hatte ich halt einen kleinen Glassplitter im Finger. Aber das war es auf jeden Fall wert. So wie alles andere es wert war, in diesen drei Jahren.Meister mit dem FC Basel: Davide Callà hat das nun auch noch als Assistenztrainer erlebt – als Spieler stemmte er den goldenen Pokal bereits von 2014 bis 2017 viermal in die Höhe.Foto: Marc Schumacher (Freshfocus)Davide Callà und der FC BaselDiesen Podcast können Sie auch auf allen gängigen Podcast-Plattformen kostenlos hören und abonnieren.NewsletterRotblau aktuellErhalten Sie die wichtigsten und interessantesten Geschichten und News rund um den FCB.Weitere NewsletterEinloggenOliver Gut schreibt seit März 2001 für das Sport-Ressort der Basler Zeitung, das er seit 2019 leitet. Vorher für diverse Sportarten zuständig, konzentriert sich der Fricktaler seit 2011 auf den Fussball – und damit hauptsächlich auf den FC Basel. Zudem ist er regelmässiger Diskussionsgast im Fussball-Podcast «Dritte Halbzeit».Mehr InfosFehler gefunden?Jetzt melden.0 Kommentare

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Zumindest seine Vorderleute nicht, denn Hitz zeigt eine Partie, wie man sie von ihm in dieser Saison schon des Öftern gesehen hat: eine fehlerlose.Das Lob des TrainersDas ist natürlich auch Fabio Celestini nicht entgangen. Weshalb er ein weiteres Mal in dieser Spielzeit betont: «Marwin ist der beste Goalie dieser Liga.» Der FCB-Trainer mag aber nicht einzelne Akteure für das aktuelle Basler Hoch hervorheben, vielmehr spricht er von «dieser Mannschaft»: «Einmal ist es Shaqiri, einmal ist es Carlos und jetzt ist es eben Hitz, der den Unterschied ausmacht.»Marwin Hitz ist nicht nur der Älteste im Basler Team, sondern auch ein absoluter Leader.Foto: Claudio Thoma (Freshfocus)Es scheint, als ob das vorzeitige Klären seiner Zukunft Marwin Hitz nochmals einen zusätzlichen Motivationsschub verleiht. 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