Der baselstädtische Kantonsarzt Thomas Steffen schätzt die Situation rund um die Spielabsage des FC Basel ein.

Kantonsarzt Thomas Steffen hat nach dem positiven Fall des FC Basel am Sonntag vor dem Spiel gegen den FC Zürich die Quarantäne über Rotblau verhängt, welche letztlich zur Spielabsage führte.

Herr Steffen, das Spiel zwischen dem FC Zürich und dem FC Basel musste abgesagt werden. Wie kam es genau dazu?

Steffen: «Wir haben gestern gegen 12 Uhr die Meldung erhalten, dass ein Laborwert bei einem FCB-Spieler positiv ist. Wir haben dann sofort Kontakt aufgenommen mit dem Staff des FCB und haben gemerkt, dass der Kontakt in den Trainings derart intensiv war, dass zu viele Spieler betroffen sind. Also dieses Spiel gegen Zürich nicht stattfinden kann, weil die Mannschaft in Quarantäne muss.»

War dieser Spieler ansteckend? Zeigte der Spieler Symptome?

Steffen: «Der Spieler zeigte Symptome und war in dieser Phase auch vermutlich mehrere Tage ansteckend».

Es war bereits der siebte Spieler des FC Basel der in den letzten Monaten positiv auf das Virus getestet wurde. Bei anderen Spielern war die Infektion nur schwach positiv. Was bedeutet das?

Steffen: «Jeder Fall ist für sich anders. Wir hatten Fälle, wo praktisch kein Kontakt zur Mannschaft stattfand, weil die Spieler Ferien hatten. Wir hatten einen Fall, wo das Ereignis Monate zurückliegt. Wir wussten dort, dass dieser Test immer wieder positiv sein würde. Wir wissen aber da, dass dieser Spieler nicht mehr ansteckend ist. Dementsprechend konnte dieser Spieler wieder spielen.»

Muss der FC Basel nun 10 Tage in Quarantäne? 

Steffen: «Das ist der Fall. Wir sind zurzeit mit dem Verein am abklären, indem wir die Trainingspläne durchgehen, welche Spieler es nun genau betrifft. Ob es auch Spieler gibt, die keinen engen Kontakt zum Infizierten hatten und dadurch nicht weiter in Quarantäne müssen.»

Wenn nun der Rest der Mannschaft negativ getestet wird, können diese Spieler trotzdem trainieren? Oder müssen diese Spieler ohne Ausnahme trotzdem in Quarantäne?

Steffen: «Leider geben Tests keine Quarantänebefreiung. Dafür sind sie, obwohl sie genau sind, nicht genau genug, um mit Sicherheit zu sagen, dass man nicht ansteckend ist. Das heisst, diese Spieler die nun in Quarantäne müssen, müssen zuhause trainieren.»

Das bedeutet die Mannschaft muss bis zum 28. Oktober in Quarantäne. Das bedeutet das Heimspiel gegen Lausanne wird auch verschoben werden?

Steffen: «Das ist ein grosses Fragezeichen dahinter. Wir müssen anschauen, wie viele Spieler erst aus der Quarantäne rausdürfen und wir müssen bei den einzelnen Spielern genau schauen, wann der letzte Kontakt mit dem infizierten Spieler war. Ab diesem Zeitpunkt zählt die Quarantäne erst.»

Wird diese Absage in Zürich ein Einzelfall bleiben. Oder werden sich die Spielabsagen häufen? Was ist ihre Einschätzung?

Steffen: «Es ist zum Glück nicht so, dass man was die Quarantäne betrifft keine Massnahmen ergreifen muss, wie beispielsweise bei den Astronauten. Trotzdem wissen wir natürlich, je mehr Fälle es in der Bevölkerung gibt, desto wahrscheinlicher sind Infektionen bei den Mannschaften trotz aller Vorsichtsmassnahmen. Daher wird matchentscheidend sein, ob wir die Fallzahlen in der Bevölkerung in den Griff bekommen, sonst wird es wirklich kritisch.»

Kann man Infektionen in der Sportmannschaft überhaupt verhindern, wie bei einem Kontaktsport wie Fussball? Ist das möglich?

Steffen: «Das ist tatsächlich schwierig. Wir sehen, dass sich die Profimannschaften extrem Mühe geben, Infektionen zu verhindern. Entscheidend wird sein, wie viele Ansteckungen es in der Bevölkerung gibt, weil wir wissen, dass das überschwappt.»

Der FC Basel hat sich rigoros an die Hygienemassnahmen und das eigene Schutzkonzept gehalten. Stosst man da automatisch an eine Grenze? Weil Infektionen verhindern kann man es ja scheinbar trotzdem nicht?

Steffen: «Es wird immer Fälle geben – auch wenn man alles richtig macht. Der Virus sucht sich seinen Weg. Man kann ihm Steine in Weg legen, aber man kann nie sicher sein, dass er nicht trotzdem ankommt.»

Eigentlich müssten die Spieler in absolute Isolation? Ohne Kontakt zur Familie und Aussenwelt.

Steffen: «Genau an diesem Punkt wird es unrealistisch. Das ist nicht realistisch in einer Liga, die über Monate sich erstreckt.»

Der Kanton Bern ist vorgeprescht und hat am Sonntag wieder Veranstaltungen mit mehr als tausend Personen verboten. Was ist ihre Einschätzung dazu?

Steffen: «Wir haben das wahrgenommen. Aktuell prüfen wir intensiv, wie das mit Basel weitergeht. Das wird sicher von den nächsten Tagen abhängig sein und der weiterer Entwicklung.»

Also könnte es sein, dass es am nächsten Heimspiel des FC Basel wieder nur maximal tausend Zuschauer – wenn überhaupt – haben wird?

Steffen: «Wenn man die Zahlen schweizweit anschaut, ist die Lage derart dynamisch, dass man keine sicheren Voraussagen treffen kann. Aber es ist eine Option, die man aktuell nicht ausschliessen kann.»

Der Sport war kurze Zeit auf dem Weg zurück zur Normalität. Nun scheint ihn die Realität wieder eingeholt zu haben?

Steffen: «Wir hoffen, dass wir in den kommenden Tagen und Wochen genug Gegendruck mit einfachen Massnahmen erzeugen können, dass die Fälle nicht weiter überschiessen. Würde das trotzdem passieren, müsste man schwerere Massnahmen treffen.»

Der Beitrag Kantonsarzt zur FCB-Absage: «Das Virus sucht sich seinen Weg» erschien zuerst auf Telebasel.

Similar Posts

  • Valentin Stocker beim FCB suspendiert

    Der nächste Knall beim FCB: Valentin Stocker wurde als Kapitän und Spieler suspendiert.
    Diese Nachricht schlägt ein wie eine Bombe. Valentin Stocker wird per sofort von all seinen Aufgaben abgezogen und beim FCB suspendiert. Bereits im Verlauf des Montagmorgens machten Gerüchte über eine Freistellung die Runde auf den sozialen Medien. Keine Verletzung Die rotblaue Identifikationsfigur fehlte zuletzt gegen Lausanne und St. Gallen wegen einer angeblichen Verletzung. Nun folgt […]
    Der Beitrag Valentin Stocker beim FCB suspendiert erschien zuerst auf Telebasel.

  • FCB vor wegweisendem Quali–Spiel

    Für den FCB fällt der Startschuss in die neue Saison in der Europa-League–Quali. Ein wegweisendes Spiel in jeder Hinsicht.
    Noch keine zwei Wochen trainiert das Team unter dem neuen Trainer Ciriaco Sforza. Nach der herben 1:5 Niederlage im Testspiel gegen Saarbrücken gilt es am Donnerstagabend aber bereits ernst für den FCB. In der zweiten Qualifikationsrunde zur Europa League trifft Rotblau auf NK Osijek aus Kroatien. Eine gut organisierte Mannschaft An der Pressekonferenz, welche am […]
    Der Beitrag FCB vor wegweisendem Quali–Spiel erschien zuerst auf Telebasel.

  • FCB mit Zitter-Sieg zum Abschluss der Hinrunde

    Arthur Cabral und Pajtim Kasami mit herrlichen Toren und Heinz Lindner mit starken Paraden verhalfen der Mannschaft von Trainer Ciriaco Sforza zum Erfolg.
    Zwei Tage vor Weihnachten und nach fast dreistündiger Torflaute beschenkte und besänftigte der FC Basel die daheimgebliebenen Fans im letzten Spiel des Jahres mit zwei überaus sehenswerten Treffern. Traumtor von Kasami Nach 23 Minuten lenkte Cabral den Ball nach einem Corner einen (missglückten) Schuss von Julian von Moos mit dem Absatz ins Netz. Und eine […]
    Der Beitrag FCB mit Zitter-Sieg zum Abschluss der Hinrunde erschien zuerst auf Telebasel.

  • Der umgekehrte Weg zum Ziel

    Anders als bei vielen Profis des FC Basel verlief die Karriere von Timm Klose eher gegensätzlich. Er suchte nicht den Weg ins Ausland – sondern immer zurück.
    Fussball ist kein Wunschkonzert. Es ist einer dieser Sätze, die oft als Floskel genutzt werden. Im Fall von Timm Klose ist dieser Satz aber mehr als nur zutreffend. Der inzwischen 32-Jährige ging einen anderen Weg als viele FCB-Spieler vor und nach ihm. Ein Weg, welcher er sich selber so nicht wünschte im Vorfeld. Denn statt […]
    Der Beitrag Der umgekehrte Weg zum Ziel erschien zuerst auf Telebasel.

  • Amir Abrashi leihweise zum FC Basel

    Amir Abrashi kehrt in die Super League zurück. Der 30-jährige Mittelfeldspieler stösst leihweise bis zum Saisonende zum Kader des FC Basel.
    Amir Abrashi gehörte zuletzt dem Kader des Bundesligisten SC Freiburg an, kam in der laufenden Saison allerdings nur zu 5 Teileinsätzen. Beim FC Basel soll der defensive Mittelfeldspieler den langwierigen Ausfall von Taulant Xhaka auffangen. Abrashi bringe «Erfahrung, Leader-Mentalität, einen guten Charakter und ein aggressives Element» in den FCB, liess sich Trainer Ciriaco Sforza in […]
    Der Beitrag Amir Abrashi leihweise zum FC Basel erschien zuerst auf Telebasel.

  • FC Basel entlässt Ciriaco Sforza – Rahmen übernimmt interimistisch

    Ciriaco Sforza ist nicht länger Trainer des FC Basel. Bild: keystoneDer FC Basel trennt sich aufgrund des ausbleibenden sportlichen Erfolgs per sofort von Cheftrainer Ciriaco Sforza. Gemeinsam mit Ciriaco Sforza wird auch sein Assistenztrainer Daniel Hasler den Club verlassen. Der FCB und Ciriaco Sforza gehen getrennte Wege. Hier alles im Detail ⬇️ #FCBasel1893 #rotblaulive https://t.co/Cqu5FKzlQO…