
Ist der FC Basel bereit zum Durchstarten?
Dieser Artikel wurde von BZ publiziert.
Zwischenbilanz
Zwischenbilanz
Ist der FC Basel bereit zum Durchstarten?
Ein kleines Zwischenfazit nach dem ersten Saisondrittel, in dem der FC Basel eine halbe Mannschaft ausgetauscht und einen Star dazubekommen und rasch in die Spur gefunden hat.
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26.10.2024; Winterthur; Fussball Super League – FC Winterthur – FC Basel, Josias Lukembila (Winterthur) gegen Dominik Schmid (Basel) (Claudio Thoma/freshfocus)
Dem Feuerwerk an Spielfreude am Samstagabend auf der Winterthurer Schützenwiese hat Xherdan Shaqiri tags darauf eine kleine Charmeoffensive im TV-Studio folgen lassen. Mit einem breiten Lächeln machte er dem SRF-Sportpanorama seine Aufwartung und gab den bestaufgelegten Shaqiri, den man sich vorstellen kann.
Was angesichts der Zwischenbilanz seines FC Basel auch nicht schwer fiel. Der Aufwärtstrend hält an, Platz 4 resultiert nach dem ersten Saisondrittel in der Super League, und die One-Man-Show beim 6:1 in Winterthur mit den seit Montag offiziell zwei Shaqiri-Treffern und drei weiteren Torvorbereitungen hat die Skeptiker verstummen lassen.
Der FCB demonstriert in diesen Oktobertagen, dass da etwas am Wachsen ist, was auch kühne Träume nährt. So vollmundig vom Titel, den er dereinst wieder mit dem FC Basel gewinnen will, redet Shaqiri inzwischen jedoch nicht mehr wie am Tag seiner Heimkehr vor tausenden FCB-Fans. Der 33-Jährige drückt es nun subtiler aus: «Irgendwann will man durchstarten.»
Wir schauen auf die ersten 11 der 33 Runden in der regulären Saison zurück:
Die Tabelle: Wer will noch mal, wer hat noch nicht?
Rang 4 belegt der FC Basel und das mit dem – nominell – besten Angriff (24 Tore) und der besten Verteidigung (11 Gegentore). Zur Erinnerung: Zum selben Zeitpunkt des Vorjahres war der FCB (mit einem Spiel im Rückstand) nach einer 0:1-Heimniederlage gegen Servette abgeschlagen Letzter. Und es sollte eine Woche später noch schlimmer kommen, mit dem 0:3 bei Lausanne-Sport und der Entlassung von Trainer Heiko Vogel.
Ein Jahr später beträgt der Rückstand auf Platz 1 vier Punkte. Und der bisherige Saisonverlauf lehrt, nebst dem fast schon unerklärlichen Absturz von Meister YB: Nichts ist volatiler als die Spitzengruppe der Super League. Servette ist aktuell der sechste Leader, die halbe Liga grüsste schon vom Platz an der Sonne, fünf Mal der FC Zürich, drei Mal der FC Luzern, Sion, Lugano und St.Gallen ebenso.
Bei den von den Algorithmen ausgerechneten, zu erwartenden Punkten (18) hat Basel einen mehr (19) gewonnen, während das Spitzentrio überperformt: Servette hat statt 15 deren 23 Zähler geholt, der FCZ und Lugano jeweils 21 statt 15.
Letztmals besser platziert war der FCB übrigens vor ziemlich genau zwei Jahren, als Dritter nach einem 0:0 daheim gegen Sion. Am 12. November 2022 verlor das Team von Trainer Alex Frei diesen Rang nach einer 0:1-Niederlage bei den Grasshoppers und war seither nicht mehr in diesen Tabellenregionen anzutreffen.
Die Serie: Ein vierter Sieg wäre die Krönung
In der laufenden Saison ist es dem FCB gelungen, schon zum zweiten Mal drei Siege aneinanderzureihen. Eine solche Mini-Serie lag schon geraume Zeit zurück: Zu Saisonbeginn 2021/22 schloss sich drei Siegen sogar eine Serie der Ungeschlagenheit unter Trainer Patrick Rahmen an, die erst in der 13. Runde zu Ende ging.
Wenn es nun am Mittwoch nach Bern geht, kann der FCB etwas schaffen, was sich seit Marcel Koller anno domini 2019 nicht mehr ereignete: ein vierter Meisterschaftssieg en suite (damals gegen Thun, Servette, Xamax, Lugano). Dafür müsste der FCB seine noch sehr viel länger andauernde Durststrecke im Wankdorf beenden.
Die Zuschauer: Der FCB rückt YB auf die Pelle
Die zwei Pandemiejahre ausgeklammert hat der FCB seit der Saison 2018/19 mit einem Zuschauerschnitt von 24’259 einen Schwund an Interesse erlebt, mit dem Tiefpunkt bei 21’712 (2022/23). Vergangene Saison wurde der Trend umgekehrt (22’216) und in dieser zählt der FCB im Durchschnitt beachtliche 28’270 Besucher bei den Heimspielen. Dem Shaqiri-Effekt sei Dank. Zuschauerkrösus Young Boys liegt nur noch 686 Besucher vor Basel.
Zuschauermagnet: Xherdan Shaqiri, hier in Winterthur. Und der FC Basel verzeichnet bei seinen Heimspielen einen deutlichen Anstieg des Interesses.
Der Bruch und der Neuaufbau
Mit dem Abgang von Torjäger Thierno Barry, dem Rummel um die Rückkehr von Shaqiri und den letzten Tagen des Transfersommers einher ging ein Umbruch, der einem kleinen Einbruch gleichkam. Einer von neun möglichen Punkten resultierte aus den drei Spielen gegen Sion, Zürich und Luzern.
Die Aufgabe, die Mannschaft neu zu formieren und neu zu stabilisieren, hat Trainer Fabio Celestini unterdessen hinbekommen. Was dabei hilft: die unbestrittene Qualität der vier später verpflichteten Spieler. Das Gesicht der Elf, die in Winterthur brilliert hat, unterscheidet sich auf sechs Positionen von jener Startelf, mit der der FCB vor drei Monaten in die Spielzeit gegangen ist. Der Offensivbereich ist mit Bénie Traoré, Kevin Carlos, Xherdan Shaqiri völlig neu, die Mittelfeldachse Romario Baro und Leo Leroy ebenso wie Rechtsverteidiger Joe Mendes.
Tore und Assists: Barry wartet auf Ablösung
Hinter dem Ex-Basler Dereck Kutesa, der mit seinen acht Toren für Spitzenreiter Servette der Goalgetter der Stunde ist, sowie Juan José Perea mit seinen sechs Toren für den FCZ ist Thierno Barry nach wie vor mit seinen fünf Toren bester FCB-Schütze. Das wird nicht mehr lange so bleiben: Kevin Carlos summiert ebenso vier Tore (drei für den FCB, eines für Yverdon) wie Albian Ajeti. Unter den sechs besten Torvorbereitern mit je vier Assists sind Dominik Schmid und Shaqiri.
Noch ein paar Zahlen: Knapp hinter den Besten
Noch einmal die Statistik, die vom FCB 18,7 Tore erwartet hat. Geliefert hat er 24. Und statt der 13,2 Gegentore sind es lediglich 11. Hinter Lugano liegt der FCB auf Rang 2, was Anzahl Pässe (4906) und Passquote (84,5 Prozent) anbelangt. Jeweils hinter Lausanne (239) liegt der FCB bei den Ballkontakten im gegnerischen Strafraum (234) sowie der Anzahl Schüsse (157:158), wobei nur 37 Prozent aufs Tor gehen, was für Platz sieben reicht.
Protagonisten einer sattelfesten Abwehr: Goalie Marwin Hitz und Leon Adrian Barisic.
Nach Yverdon (54,5 Prozent) wird für den FCB zudem die zweitbeste Erfolgsquote in Kopfballduellen (53 Prozent) errechnet. Die Basler weisen allerdings auch die schlechteste Quote bei gewonnenen Zweikämpfen aus (48 Prozent; top ist Sion mit 58 Prozent) und fangen am zweitwenigsten Bälle ab (404; top ist Luzern mit 477).
Wie geht’s weiter?
Am Mittwoch (20.30 Uhr) bei den Young Boys gibt’s die nächste Nagelprobe – für beide Teams. Am Samstag kommt das leidgeplagte Winterthur ins Joggeli, und danach stehen bis Weihnachten noch fünf Partien aus, unter anderem am 24. November daheim gegen den aktuellen Leader Servette.
Hinweis:
Mitarbeit: Nils Sörensen | Zahlenquelle: Wyscout
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