
Fussball-Nerd mit FCB-Vergangenheit: Wie Ognjen Zaric nach Basel kam und wie Fabian Frei den Cheftrainer von Winterthur aufzieht
Dieser Artikel wurde von BZ publiziert.
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Fussball-Nerd mit FCB-Vergangenheit: Wie Ognjen Zaric nach Basel kam und wie Fabian Frei den Cheftrainer von Winterthur aufzieht
Ognjen Zaric kam via den FC Basel in die Schweiz, heute ist er mit 35 Jahren der jüngste Super-League-Cheftrainer – beim FC Winterthur. Vor dem Direktduell erklärt der Serbe, wie er tickt und welche Sprüche Fabian Frei wegen seines Alters macht.
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Seit Sommer ist Ognjen Zaric Cheftrainer des FC Winterthur – am Samstag trifft er auf den FCB und damit auf jenen Klub, durch den er in die Schweiz kam.
Das Ziel der Scouts war klar, als sie dem Spiel des FC Kufstein beiwohnten: das nächste österreichische Talent unter tausenden zu finden. Und sie wurden fündig. Jedoch nicht auf, sondern neben dem Feld. Der junge Ognjen Zaric war es, der die Scouts begeisterte. So hiess es nach der Partie: «Wir wollen den Trainer!»
Wenn Ognjen Zaric das erzählt, schmunzelt er. Gut gelaufen sei das, klar. Denn diese Entdeckung steht am Anfang der professionellen Trainer-Karriere von «Ogi», wie ihn alle nennen. Zwar trainierte er schon zuvor bei seinem Heimatklub Kufstein diverse Teams, begann ganz unten, bei den Junioren. Der Profifussball war da noch ein Stück weit entfernt. Oder wie er es sagt: «Ich musste mir alles erarbeiten, Schritt für Schritt.»
Der nächste Schritt nach seiner Entdeckung war jener ins Deutsche Fussballinstitut. Einer privaten Fussballschule, in welcher Trainer ausgebildet werden für Nachwuchszentren oder um später ihre Karrieren zu lancieren.
Die Ausbildung gefiel Zaric. «Ich wollte mich mit der Fussballmaterie komplett auseinandersetzen.» Seine Diplome – Zaric besitzt das Uefa-Pro-Diplom – hat er allesamt mit Bravour bestanden. Und mit grossem Spass. Mit sehr viel mehr als das Jura-Studium, das er zwar begann, aber bald wieder abbrach, weil es ihm zu trocken war.
Der heutige Cheftrainer des FC Winterthur, der im Sommer auf Patrick Rahmen folgte, bezeichnet sich selbst als «extrem ehrgeizig und leidenschaftlich», was den Fussball angeht. Wer mit Leuten spricht, die Zaric gut kennen, bekommt die Bezeichnung «Fussball-Nerd» zu hören.
Die Rolle von Percy van Lierop
«Das passt schon», sagt Zaric lächelnd. Und wohlwissend, dass diese Wissbegierde und Hingabe eine Rolle dabei spielten, dass er wenig später tatsächlich seine ersten Schritte im Profifussball machen konnte. Denn während seiner Zeit am Deutschen Fussballinstitut fiel er damit jemandem auf, der seinen weiteren Karriereweg nachhaltig prägen sollte: Percy van Lierop.
Percy van Lierop, der eineinhalb Jahre auf dem Nachwuchscampus des FCB das Sagen hatte, holte Ognjen Zaric nach Basel.
Ja, dieser van Lierop, der 2019 zum FC Basel stiess, ein halbes Jahr nach seiner Ankunft auch noch seine Arbeit aufnehmen durfte und schliesslich für eineinhalb Jahre auf dem Nachwuchscampus des FCB das Sagen hatte. Als Nachwuchschef in Basel akquirierte der quirlige Holländer Trainertalente. Eines davon war Zaric, der zu diesem Zeitpunkt wieder beim FC Kufstein amtete. Sowohl als Coach der 1. Mannschaft als auch als sportlicher Leiter. «Für mich hatte sich mit diesen Aufgaben beim Heimatklub ein Kreis geschlossen. Es war aber immer klar: Sollte die Chance bestehen, in den Profifussball zu gehen, würden mir die Klubverantwortlichen keine Steine in den Weg legen», so Zaric.
Ognjen Zaric und Patrick Rahmen: Lange arbeiteten sie zusammen, heute verbindet sie neben dem Rasen eine Freundschaft.
Nach nur knapp einem Jahr bot ihm van Lierop diese Chance, lud ihn nach Basel ein, zeigte ihm Campus und Klub. «Wenn man all das sieht, realisiert man schnell, welch toller Klub der FCB ist.» Dass ihm van Lierop diese Möglichkeit bot, werde er ihm nie vergessen, so Zaric. Er überdauert Lierop schliesslich beim FCB, beginnt in der U18 und wird dann schnell zum Assistenten von Patrick Rahmen. Erst bei der U21, später auch, als Rahmen die 1. Mannschaft übernimmt.
Rahmen und Zaric werden ein Team, das harmoniert. Als Rahmen eineinhalb Jahre nach der Entlassung in Basel und nach seiner Zeit bei der U21-Nationalmannschaft der Schweiz den FC Winterthur übernimmt, holt er sich Zaric erneut als Assistenten dazu.
Chef bei Winterthur statt Assistent bei YB
Dieser hat in der Zwischenzeit die U21 in Basel trainiert, seinen Rucksack gefüllt. «Ich hatte mir ein taktisches Wissen angeeignet, aber das ist nicht das Einzige, was im Fussball entscheidet. Wichtig sind auch die Menschenführung und die Klarheit, mit welcher man die Ideen auf und neben dem Platz vermittelt. Das ist eine gewisse Balance. Ausserdem muss man Vertrauen und Sicherheit ausstrahlen.»
Unter Rahmen geniesst Zaric grosse Freiheiten, viel Verantwortung und Vertrauen. Zwischen den beiden ist eine Freundschaft entstanden. Nicht nur beim täglichen Pendeln von Basel nach Winterthur und zurück. Für Zaric aber ist klar, dass er die Chance ergreifen muss, eines Tages selbst Cheftrainer zu sein, wenn diese irgendwann kommt. Auch deshalb lehnt er die Möglichkeit ab, in diesem Sommer mit Rahmen gemeinsam zu den Young Boys zu wechseln. Und weil ihm Winterthur-Sportchef Oliver Kaiser schnell vermittelt: «Wir hätten dich gerne als Cheftrainer.»
Winterthur-Sportchef Oliver Kaiser gab Ognjen Zaric die Chance, als Chefcoach tätig zu sein.
«Es war eine extrem privilegierte Situation, dass ich mich zwischen diesen beiden Optionen entscheiden konnte. Das ist nicht alltäglich», sagt Zaric – und die Dankbarkeit, die Demut, sie ist greifbar in seinen Worten.
Als Kicker schaffte er es selbst nie zum Profi. Als Trainer aber hat er es mit 35 Jahren geschafft, Chefcoach zu sein. Damit ist Zaric der jüngste Trainer der Liga. Und sogar noch ein bisschen jünger als der Spieler, den er sich als Verstärkung gewünscht und der am Deadline-Day zum FC Winterthur gewechselt hat: Fabian Frei. «Er kam erst kürzlich zu mir und sagte, dass es ja klar war, dass ich sogar noch ein paar Tage jünger als er sein müsse», sagt Zaric und lacht. Sechs Tage trennen den Cheftrainer von Winti und seinen «Mittelfeldstrategen», wie er Frei nennt.
Fabian Frei und die sechs Tage Altersunterschied
Wie gross die Wertschätzung zwischen den beiden ist, ist sofort spürbar, wenn man sie zusammen erlebt. «Wir hatten in Basel schon einen gewissen Klick. Auf all diesen internationalen Reisen und im Hotel lernt man sich doch noch einmal auf eine andere Art kennen und so ist eine Verbindung geblieben», so Zaric. Mit Frei – aber auch mit Luca Zuffi – hat Zaric zwei sehr routinierte Akteure in seinen Reihen. «Ich schätze Fabians Leadership und seine Erfahrung, die er reinbringt. Ersteres ist unabhängig vom Alter, Letzteres aber bedingt gewisse Jahre auf diesem Niveau.»
Auch Frei hat lobende Worte für seinen neuen Chef: «Er ist sehr authentisch, taktisch gut und immer für einen Spass zu haben», sagt er auf Anfrage, was er an Zaric schätzt, und ergänzt lachend: «Und dass er jünger ist als ich!» Ja, das Alter, es ein Dauer-Scherz-Thema zwischen den beiden Dreifach-Papas.
Zaric sagt zu seinem Alter: «Ich bin zwar jung als Mensch, aber nicht als Trainer.» Dank seiner Erfahrung als Trainer habe er auch gelernt, gewisse Dinge besser verdauen zu können. Niederlagen, schwierige Tabellensituationen, fehlendes Glück.
Alles Schlagworte, die untrennbar sind von der aktuellen Situation des FC Winterthur. Letzte Saison noch überraschend den Sprung in die Championship Group geschafft, ist Winterthur nun Tabellenletzter. «Es ist herausfordernd, aber das war uns allen bewusst.» Das Saisonziel für Winterthur lautet daher simpel: Nichtabstieg. Dass der Klub im Budget-Vergleich klar auf Rang 12 der Liga stehe, dürfe man auch nicht vergessen, so Zaric.
Wenn Zaric, der in Serbien geboren, ab dem vierten Lebensjahr jedoch in Österreich aufgewachsen ist, dann aber für eine kurze Zeit einmal den Job vergessen möchte, unternimmt er etwas mit den Kindern oder kocht. «Ich bin zwar kein Riesenkoch, aber ich lasse mir gerne Zeit, damit es mir schmeckt und auch denen, die ich eingeladen habe, damit ich mir die Schulterklopfer abholen kann», sagt Zaric und lacht.
Das doch ein bisschen spezielle Wiedersehen
Lieber aber wäre ihm, er würde die Schulterklopfer am Samstag nach dem Spiel gegen den FC Basel bekommen. Nach einem möglichen Erfolg gegen die Basler, die wiederum nach ihrem Last-Minute-Sieg vergangenen Sonntag wohl mit einem anderen Selbstvertrauen anreisen werden.
Patrick Rahmen und Ognjen Zaric in gemeinsamen Zeiten beim FC Basel.
Es ist ein Spiel, das für Zaric nach drei Jahren beim FCB eine gewisse spezielle Note hat. «Es ist kein K.-o.-Spiel, daher ist es nicht so brisant. Würde ich aber sagen, dass es mir egal ist, wäre es zu tief gestapelt.» Wenn es eine Woche später ins Joggeli gehe, sei es aber vielleicht noch einmal eine andere Geschichte. Dann wird er wieder dort einlaufen, wo er seine ersten Schritte im Profi-Bereich machen durfte.
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