
Fazit zum FCB-Trainingslager: Ludovic Magnin braucht manchmal die Peitsche
Dieser Artikel wurde von BAZ publiziert.
AboFazit zum FCB-Trainingslager
Ludovic Magnin braucht manchmal die Peitsche
Hohe Intensität, moderne Gadgets und ansteckende Lockerheit von Trainer Magnin prägen die Basler Vorbereitung.

Mal locker, mal streng: FCB-Trainer Ludovic Magnin gibt in Schruns Anweisungen.
Foto: Daniela Frutiger (Freshfocus)
Zehn Tage in Schruns – der FC Basel hat sein Trainingslager zur Vorbereitung der Saison 2025/26 abgeschlossen. Entspannung erfuhr das Basler Kader dabei kaum. Fast alle Akteure – Sportdirektor Daniel Stucki, Captain Xherdan Shaqiri, Trainer Ludovic Magnin – sprachen die hohe Intensität der Vorbereitungszeit an.
Für Aufsehen sorgte beispielsweise die Nutzung von Atemgeräten namens Hypoxia, die zwischen den Übungseinheiten auf dem Platz ein Höhentraining simulierten. Gesteuert wurde die Trainingsintensität dabei von Athletik-Coach Carlos Menéndez. Er war es, der den meisten Übungen mit einem Pfiff ein Ende setzte.
Im Testspiel gegen Magnins ehemaligen Arbeitgeber, den SCR Altach, zeigte sich, wie kräftezehrend die Tage zuvor gewesen waren. So mancher Basler Akteur wirkte beim 1:1 ausgelaugt, was auch Trainer Magnin sah: «Für unser Pressing brauchen wir eine gewisse Frische, die haben wir aktuell nicht», sagte er nach der Partie.
Dabei stellt das Pressing einen Kernaspekt der von Magnin von Lausanne nach Basel mittransferierten Ideen dar und war Bestandteil vieler Trainingssequenzen in Schruns. Auf den Kopf stellen wolle er das Basler Spiel nicht, sagte Magnin bei seiner Ankunft in Basel, durchaus aber den Gegner etwas höher anlaufen und rasch die Tiefe suchen.
Abschliessend zufrieden ist Magnin mit der Implementation jenes Pressings im aktuellen Zustand nicht: «Punkto Pressing liegen wir noch zurück. Dafür sind wir schon ziemlich weit, was die Organisation in den letzten 30 Metern angeht», so der Trainer.
Ludovic Magnin und das Telefon
Was auf dem Schrunser Sportplatz ansonsten zur Geltung kam: Ludovic Magnins Wirkung. Mit Lockerheit suchte er den Draht zu seinen Spielern, partizipierte bei Übungen nicht selten auch selbst. Gross war entsprechend das freudige Aufraunen der Spieler, wenn «Ludo» bei einer Passübung im Kreisformat zum Fehlpass gezwungen und strafeshalber in die Kreismitte treten musste. Und ebenso laut jubelte der Trainer nur wenig später selbst, als er ein Zuspiel antizipieren und der scherzhaften Schmach so bereits wieder ein Ende setzen konnte. «Telefon», war sein Ruf bis auf die Tribüne hörbar.
Angesprochen auf seine Trainingsauftritte, sagt Magnin: «Es braucht diese Lockerheit. Die Spieler wissen: Wenn sie gut arbeiten, kann ich ein lockerer Trainer sein. Wenn nicht, geht es aber auch anders.»
Wie es anders geht, hat Magnin auch in Schruns bereits unter Beweis gestellt. Beispielsweise, als er einige junge Spieler zurückpfiff, damit sie beim Aufräumen halfen. Nicht unbemerkt ging jene Aktion am Team vorbei. «An Magnin gefällt mir, dass er die Hierarchien wieder aufzeigt», sagte Xherdan Shaqiri beispielsweise im Anschluss.
«Ja, manchmal muss man auch die Peitsche herausholen», erklärt Magnin seine Trainingsphilosophie weiter. «Die Mischung finde ich sehr wichtig.»
Ludovic Magnin und die Erkenntnisse
Genauso, wie Magnin nach dem Testspiel gegen Altach von «vielen gewonnenen Erkenntnissen» spricht, dürften nach dem FCB-Trainingslager in Schruns auch auf anderen Ebenen Erkenntnisgewinne stattgefunden haben. Beim Team selbst, beispielsweise. Oder bei der Clubführung. FCB-Sportdirektor Stucki war bei vielen Trainingseinheiten persönlich vor Ort.
Nach abgeschlossenem Trainingslager beginnt für Magnin und seine Spieler ab dem 10. Juli nun eine intensive Testspielphase. Der Auftakt des neuen Trainers scheint gelungen. Doch dass nicht lockere Sprüche, sondern Punkte zählen, sobald die Saison am 26. Juli mit einer Auswärtspartie gegen den FC St. Gallen beginnt, muss dem 62-fachen Schweizer Nationalspieler wohl niemand erklären. Und der 46-Jährige wird auch wissen, dass sich erst ab dann zeigen wird, ob seine Spielidee in Basel Früchte trägt.
Dennoch: Stand jetzt ist Ludovic Magnins Welt nach Schruns noch ungetrübt. Die Möglichkeiten erscheinen gross, vermeintliches Scheitern fern. Erst steht die Sammlung weiterer Erkenntnisse an. Bereits am Donnerstag kann Magnin die Funktionalität seiner Ansätze im Test gegen Rapperswil-Jona ein zweites Mal überprüfen.
Rotblau aktuell
Erhalten Sie die wichtigsten und interessantesten Geschichten und News rund um den FCB.
Fehler gefunden?Jetzt melden.