Ein trauriger Traoré und ein königlicher Kade beim Basler 1:1 in St. Gallen

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Super League

Ein trauriger Traoré und ein königlicher Kade beim Basler 1:1 in St. Gallen

In St. Gallen holt der FC Basel in Unterzahl noch ein Remis, setzt dabei die Serie fort, dass die Spitzenreiter der Super League nicht gewinnen können und verliert die Tabellenführung an Lugano.

Anton Kade (links) wird für sein Prachtstor gefeiert von Finn van Breemen und Leon Avdullahu.

Bild: Walter Bieri/Keystone

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Die Schlussphase im Kybunpark läuft, der FC Basel liegt zurück und rennt unermüdlich an. Und das, nach dem er in der 58. Minute eine bittere Pille hat schlucken müssen: Der schön herausgespielte Ausgleich, von Xherdan Shaqiri für Bénie Traoré aufgelegt, findet nach Intervention des Video Assistent Referees keine Anerkennung. Das ist korrekt, weil Kevin Carlos im Abseits steht und vor der Nase von St.-Gallen-Keeper Lawrence Ati Zigi herumtanzt. Das kann man als aktives Eingreifen werten.

Ebenfalls nach den Buchstaben des Regelwerks hat der Schiedsrichter beim St. Galler Führungstor in der 38. Minute geurteilt: Von Moustapha Cissés Arm prallt der Ball aus kurzer Distanz Albert Vallci vor die Füsse, der geistesgegenwärtig trifft. Anders wird entschieden, wenn dem Torschützen selbst ein (unabsichtliches) Handspiel nachgewiesen werden kann.

Das Telegramm

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FC St. Gallen – FC Basel 1:1 (1:0)

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Kybunpark. – 19’700 Zuschauende (ausverkauft). – SR: Lionel Tschudi. – Tore: 38. Vallci 1:0, 85. Kade (Shaqiri) 1:1.

St. Gallen: Zigi; Vandermersch, Diaby, Vallci, Okoroji; Görtler (61. Quintilla), Stevanovic, Konietzke (61. Toma); Witzig (82. Mambimbi), Cissé (61. Akolo), Csoboth (89. Ruiz).
Basel: Hitz; Mendes, Barisic, Adjetey (79. van Breemen), Schmid (46. Cissé); Avdullahu, Leroy (79. Fink); Kade, Shaqiri,Soticek (46. Traoré); Carlos (62. Ajeti).

Bemerkungen: St. Gallen ohne Yannick (gesperrt), Geubbels, Karlen, Milosevic, Nuhu, Stanic (verletzt). Basel ohne Vouilloz (gesperrt), Baró, Xhaka, Dräger, Junior Zé (verletzt), Kololli, Rüegg, Beney (ohne Aufgebot). – Verwarnungen: 17. Schmid (Foul), 55. Avdullahu (Foul; nächstes Spiel gesperrt), 62. Stevanovic (Foul), 85. Celestini (Reklamieren), 87. Quintilla (Foul). – Rote Karte: 74. Traoré (grobes Foulspiel).

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Damit ist eigentlich schon ausreichend Gesprächsstoff geboten, aber die 72. Minute stellt alles in den Schatten. Auch Anton Kades Ausgleichstreffer wird annulliert, auch hier erst nach Eingreifen des VAR und es kommt noch dicker: Traoré, der mit einem beherzten Einsatz die Vorlage liefert, nimmt bei seiner Grätsche volles Risiko, spielt den Ball, trifft aber auch (unabsichtlich) den heranrauschenden Jordi Quintillà übel oberhalb des Knöchels. Das Verdikt hat in diesem Fall eine enorme Diskrepanz: rote Karte für den konsternierten und traurigen Traoré.

Läppisches Gegentor nach Einwurf

Weil der FC Lugano tags zuvor in Luzern 4:1 gewonnen hat, ist der FCB zu diesem Zeitpunkt seine Tabellenführung bereits los. Er kann trotz klarem Ballbesitzplus in der ersten Halbzeit der Forderung seines Trainers nicht nachkommen, eine klare Leistungssteigerung an den Tag zu legen. So schnörkellos die giftigen Sankt Galler ihre Gegenstösse spielen, so dünn bleibt der FCB offensiv. Und läppisch, nach einem weiten Einwurf und einem verlorenen Luftduell von Dominik Schmid, fängt er sich den Gegentreffer ein.

Die Basler Dominanz wird nach Seitenwechsel noch erdrückender. Jetzt spielt Fabio Celestinis Elf, vor allem auch dank des eingewechselten Traoré, zielstrebiger. Hinten lässt sie – bis auf die Schlussminuten – gar nichts mehr zu.

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Beim Einlaufen der Teams in den strömenden Regen von St. Gallen zünden die Gästefans ordentlich Rauchpetarden.

Bild: Claudio Thoma / freshfocus/

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Der eingewechselte Albian Ajeti sieht seine Riesenchance von Ati Zigi pariert (65.), Leo Leroy packt den ersten von zwei Gewaltsschüssen aus und setzt ihn auf die Querlatte. Vor allem aber lässt sich der FCB nicht unterkriegen. Nicht nach dem aberkannten Tor und auch nicht in Unterzahl.

Und er hat einen Anton Kade, der nach seinem Prachts tor am Mittwoch, mit dem er seine Mannschaft im Cup gegen Sion in die Verlängerung rettete, vor Selbstvertrauen strotzt.

Kade packt den nächsten Prachtshammer aus

Diesmal sind es fast 30 Meter zum Tor, diesmal setzt er flach an und trifft königlich mit seiner rechten Klebe zum hochverdienten Ausgleich. «Es läuft», sagt der Berliner zu seinem dritten Saisontreffer. «Wenn man zwei Tore aberkennt bekommt, ist das schon sehr schade, motiviert aber noch mehr. Und mit einem Mann weniger noch einen Punkt zu holen, ist ganz gut.»

Dem FCB sichert er in einem wilden Spiel vor vollem Haus in St. Gallen immerhin ein Remis, den Platz an der Sonne aber ist er erst einmal los. Kade findet das «nervig, weil drei Punkte möglich gewesen wären», sieht jedoch auch etwas Gutes: «Es ist auch wichtig, dass wir solche Spiele nicht verlieren.»

Damit setzt sich die Serie fort, dass die (sieben) Tabellenführer der Super League seit dem siebten Spieltag ihre Spiele als Spitzenreiter nicht gewinnen können. Nächsten Sonntag wird der FC Lugano gegen ein formstarkes Lausanne den nächsten Anlauf nehmen, dies zu ändern.

Der FCB hat dann sein letztes Spiel des Jahres gegen die Grasshoppers (Samstag, 20.30 Uhr) bereits hinter sich. Nach einer kurzen Winterpause geht es dann bereits am 19. Januar in Lugano weiter. Es wird ein Spitzenkampf werden, das steht schon fest in einer Super League, in der zwischen Platz 1 und 6 gerade einmal fünf Punkte Abstand sind.

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