
Degens klare Ansage: «Jetzt will ich Meister werden»
Dieser Artikel wurde von BZ publiziert.
FC Basel
Degens klare Ansage: «Jetzt will ich Meister werden»
Vor dem Klassiker FCZ-FCB ist viel geredet worden – zu viel, findet Trainer Fabio Celestini, über dessen Zukunft weiter spekuliert werden darf.
Seltenes Motiv: Trainer Fabio Celestini (links) und FCB-Klubchef David Degen, hier am Spielfeldrand im Oktober 2024.
Es wird ein Klassiker wie aus dem Bilderbuch werden. Prächtige Frühlingswitterung ist für Samstag vorhergesagt, im Letzigrund rechnet man mit einem Zuschauerrekord, und es wird ein Duell zweier Mannschaften werden, für die es, wenn nicht um alles, so doch um sehr viel geht.
Der FC Zürich ringt zwei Runden vor Teilung der Super League noch um einen Platz im Pool, der um die Meisterschaft spielt. Und diesem Meistertitel sieht sich der FC Basel, der mit vier Punkten Vorsprung vor Servette führt und acht Längen vor dem FCZ liegt, so nahe wie seit acht Jahren nicht mehr.
Und das hat Klubboss David Degen jetzt auch dezidiert auf den Punkt gebracht. In einem neuen, vom FCB lancierten Podcastformat hat der Verwaltungsratspräsident am Donnerstag gesagt: «Sieben Runden vor Schluss mit vier Punkten Vorsprung – da sage ich ganz offen: Jetzt will ich Meister werden.» Und weiter: «Ob’s reicht, weiss ich nicht, die Meisterschaft ist kein Muss. Aber wenn nicht jetzt, wann dann?»
Sein Cheftrainer vermeidet das M-Wort weiterhin. Auch am Freitag hielt Fabio Celestini an seiner Formel vom «Traum» fest. Er will, wie er sagt, in dieser Sache «kohärent» sein: «Wir wollen Erster bleiben und unseren Traum verwirklichen». Nur um einzuräumen: «Wir wollen das Gleiche wie David Degen.»
Der FCZ? Defensiv eines der besten Team, so Celestini
Es wurde am Tag vor dem Showdown im Letzigrund auch über die Aufgabe selbst gesprochen. Über den FCZ, der in dieser Saison zehn Mal und damit so oft wie kein anderes Team zu Null gespielt hat, mit die wenigstens Gegentore aus Standards zulässt und deshalb von Celestini in der Defensive als «statistisch eines der bestens Teams» bezeichnet wird. Wohlwissend, dass seine eigene Mannschaft zehn Gegentore weniger kassiert hat und damit die dichteste Abwehr der Liga ist. Rein statistisch.
«Wir müssen den Clasico gewinnen, wenn wir Erster bleiben wollen», gibt Celestini als Parole vor, wobei zum ersten Mal in dieser Saison ein Spitzenreiter mit vier Punkten plus in eine Runde geht und somit selbst bei einer Niederlage den Platz an der Sonne behält. Aber vielleicht denkt Celestini schon über die jetzige 32. Runde hinaus.
Es blieben ja auch andere Punkte etwas unscharf wie das, was in den letzten Wochen oder genauer in der Länderspielpause geschah und für reichlich Unruhe gesorgt hat. Degen hat auch darüber Auskunft gegeben, vielleicht detailreicher, als es beabsichtig war. Jedenfalls sei im Beisein des Trainers, von Sportdirektor Daniel Stucki und den Sportkommissionsmitgliedern Ruedi Zbinden und Valentin Stocker, «sehr lange, intensiv, kritisch und fordernd diskutiert worden», so Degen.
Und wie der Präsident halt so podcastig plauderte, wird dem Aussenstehenden ungefähr gewahr, wie es zuging. Degen: «Ich will nicht ins Detail gehen, aber man redet über gewisse Auswechslungen, taktische Ausrichtung, Startaufstellungen.» Und weiter: «Ich weiss nicht, ob ich das Beispiel hier jetzt nennen kann: Fabio richtet das Spiel stark auf die Auslösung von hinten aus, Ballbesitz, sauber von hinten rausspielen. Wenn man diese Charaktere nicht unbedingt hat, muss man vielleicht etwas adaptieren, um erfolgreicher sein zu können. Am Schluss muss der Trainer aus dem Büro raus und es sich überlegen.»
Degen macht tüchtig Feuer unter dem Trainerstuhl
Conclusio: David Degen diktiert Celestini zwar nicht die Aufstellung («Würde ich gerne mal. Mache ich aber nicht. Und darf ich nicht»), hat aber unter dem Trainerstuhl tüchtig Feuer gemacht.
Es wurde also vor der Englischen Woche mit drei Siegen lang und breit und viel geredet (Celestini am Freitag: «Zu viel»), aber Degen wusste hinterher zur Zukunft seines Trainers lediglich zu sagen: «Fabio hat Vertrag bis 2026 und ist Stand jetzt im Sommer unser Trainer. Ich kenne natürlich nicht die Sicht von Fabio, ich weiss nicht, wie er tickt, ob er im Sommer gehen will, wissen wir nicht.»
Celestini gab am Freitag zu verstehen, dass er sich schon wundert über die zurückliegenden Tage, will das eigentlich nicht kommentieren, sagt indes: «Ehrlich, ich war absolut überrascht, was alles passiert ist. Ich habe das Gefühl, alles, was wir in den letzten 15 Monaten aufgebaut haben, ist wie weg.» Dann lobte er alles – Klub, Team, Fans und Stadt – unterstrich, ein glücklicher Trainer zu sein, und schloss mit der sattsam bekannten Frühjahrs-Floskel: «Es ist Fussball, und du weisst nicht, was im Juni passiert.»
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