
Das Highlight der Liga: «Durchschnitt? Gopferteli!»: Shaqiri ist in der Super League angekommen – und wie
Dieser Artikel wurde von BAZ publiziert.
Das Highlight der Liga
«Durchschnitt? Gopferteli!»: Shaqiri ist in der Super League angekommen – und wie
Kein Name ist in der Liga grösser als seiner, keiner beeinflusst eine Mannschaft mehr als er. Mit seinen 33 Jahren prägt Xherdan Shaqiri nicht nur den FC Basel, sondern die ganze Super League.

Eine Nummer, ein Name, eine Marke: Xherdan Shaqiri.
Foto: Urs Lindt (Freshfocus)
- Xherdan Shaqiri überzeugt mit 11 Toren und 14 Assists in der Meisterschaft.
- Nach seiner langen Auslandskarriere brilliert er nun als Führungsfigur beim FCB.
- Er beweist seine Spitzbübigkeit weiterhin mit raffinierten Pässen.
Manchmal hat es auch sein Gutes, wenn ein Spiel so langweilig ist wie jenes zwischen dem FC Winterthur und dem FC Basel. Zwei Wochen ist das jetzt her, als auf der Schützenwiese so gut wie nichts passiert und einem alle Zeit bleibt, auf Xherdan Shaqiri zu schauen.
Dafür braucht er nicht das Spiel seines Lebens zu machen. Es reicht schon, dass er einfach da ist und der Zuschauer sich jedes Mal, wenn Shaqiri am Ball ist oder nur schon in dessen Nähe, die Frage stellt: Welchen Trick oder Pass zaubert er jetzt auf den Rasen?
So viel ist es diesmal nicht, was er unternimmt. «Durchschnittlich» nennt FCW-Trainer Uli Forte die Leistung von Shaqiri. «Durchschnitt? Gopferteli!», reagiert Shaqiri verwundert, als er in Fortes TV-Interview platzt, «ist das nur Durchschnitt gewesen?»
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Mehr ist er wirklich nicht an diesem Sonntag Ende März, mehr ist für ihn auch nicht nötig, um das Spiel mit einem Tor und einem Assist zu entscheiden. Beim Tor, dem 1:0, handelt er so schnell, dass alles in einem Guss abläuft, die Ballannahme gleich zur Vorlage wird und der Schuss aus 13, 14 Metern unhaltbar ist. Beim Assist zum 2:0, erzielt durch Bénie Traoré, spielt er den öffnenden Pass durch die Beine von Souleymane Diaby. Für einen solchen Moment hat er ein Wort gefunden: «Spitzbübigkeit».
Keine 18 war er, als er am 12. Juli 2009 in St. Gallen beim FCB die grosse Bühne betrat, keine 19, als er schon Meister, Cupsieger und WM-Teilnehmer in Südafrika war. Er war dieser Spieler, der früh zum Träumen anregte und drei Jahre nach seinem Debüt auszog, um bei Bayern München die grosse Welt zu entdecken.
Was in ihm steckt, hat er früh gewusst. Er war erst auf dem Anflug an die WM in Südafrika, als er sich als «kräftig, dennoch wendig und schnell» beschrieb. «Das macht mich einzigartig», befand er gleich selbst.
Ein Star als Liebling
Bei den Bayern war er dabei, als sie die grossen Titel eroberten. Das war er später auch beim FC Liverpool, der die Champions League und die Premier League gewann. Aber er stand nicht in der vordersten Reihe, als es um die persönlichen Statistiken ging.

Biergeduscht: Nach drei Titeln in einer Saison präsentiert Xherdan Shaqiri, damals erst 21-jährig, im Sommer 2013 den Bayern-Fans auf dem Münchner Marienplatz den Champions-League-Pokal.
Foto: Bongarts, Getty Images
In den drei Saisons bei Liverpool zum Beispiel gelangen ihm nur acht Treffer. Wer ihn damit konfrontierte oder mit den bescheidenen Einsatzzeiten, den erinnerte er an sein eindrückliches Palmarès, zu dem auch zwei Erfolge bei der Club-WM gehören. «Was ich geleistet habe, ist nicht normal», sagte er nach seiner Liverpooler Zeit in aller Unbescheidenheit.
Shaqiri hat immer ausgemacht, dass er sich auch als Star verstand, nirgends mehr als im Kreis der Nationalmannschaft, wo er bis zu seinem Rücktritt nach der EM im vergangenen Sommer zum einen der Fanliebling schlechthin war und zum anderen ein Spieler, wie es ihn im kleinen Land nie gegeben hat: Er war dieser Spieler, der mit der Genialität, die in seinem linken Fuss steckt, für den Unterschied sorgen konnte.
Sein Name steht für unvergessene Augenblicke. Denken wir nur an sein letztes Goal für die Schweiz: an der EM gegen Schottland, als er den Ball aus grosser Distanz in die hohe Ecke drehte.
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Seit dem vergangenen August ist er nicht mehr die Nummer 15 oder 17 wie in München oder Liverpool; nicht mehr in Mailand oder Lyon, wo er stecken blieb; nicht mehr in Stoke, wo am Ende der Abstieg aus der Premier League stand; nicht mehr in Chicago, wo er weit hinter den Erwartungen zurückblieb, die mit seinem jährlichen Salär von 8,135 Millionen Dollar verbunden waren. Jetzt ist er zurück an dem Ort, wo er verehrt wird, zurück in Basel, und mit ihm ist einer da, der auf seine alten Tage als Fussballer die Rolle gefunden hat, die ihn ausfüllt.
Die Captainbinde als Symbol
Mit seinen 33 Jahren trägt er die Captainbinde nicht zur Zier am muskelbepackten linken Oberarm. Sie ist als Symbol dafür zu verstehen, wie wichtig er für diesen FCB ist. Er steht nicht mehr im Schatten eines Ribéry oder eines Salah, er ist selbst der Ribéry oder der Salah, um den sich so viel dreht.
Als Granit Xhaka an der EM 2021 für den Viertelfinal gegen Spanien gesperrt war, führte Shaqiri die Schweiz auf den Platz. Und wer in St. Petersburg im Stadion sass, konnte spüren, wie sehr ihn das mit Stolz erfüllte.

Stolz mit der Captainbinde am Arm, erfolgreich mit dem Ball am Fuss: Xherdan Shaqiri trifft gegen Spanien im EM-Viertelfinal 2021 zum 1:1 für die Schweiz, die später nach dem Penaltyschiessen ausscheidet.
Foto: Alexander Hassenstein (Getty Images)
In Basel ist das genauso. Die Verantwortung, die allein mit seinem Namen zusammenhängt, hemmt ihn nicht, nein. Vielmehr trägt sie ihn, und weil das so ist, liebt er es, die Mannschaft auf seinen breiten Rücken zu packen und an die Spitze der Super League zu tragen. Der Strassenfussballer steckt weiter in ihm, das wird ihn ausmachen, solange er auf einem Platz steht, aber jetzt ist er ein Chef, wie es Xhaka im Nationalteam seit vielen Jahren ist.
Weil mit seinem Namen und Talent immer so viele Erwartungen und Hoffnungen verknüpft gewesen sind, wurde er im Nationalteam auch immer wieder kritisiert, wenn er sie nicht erfüllte. Das störte ihn zuweilen oder nervte ihn gar. Aber immer genau dann zeigte er, wie stark er mental ist. «Das sind seine Momente, wenn er zuerst kritisiert und dann gebraucht wird», sagte Xhaka einmal über seinen alten Weggefährten.
In Basel erfüllt Shaqiri die Erwartungen und Hoffnungen. Obschon sich alles auf ihn konzentriert, die Blicke der Zuschauer, die Defensivarbeit der Gegner, versteht er es, sich die entscheidenden Freiräume zu verschaffen. Und weil sich so viel um ihn dreht, gibt es auch immer wieder die Lücken, die seinen Teamkollegen den Weg zum erfolgreichen Abschluss öffnen.
Der Wert der vielen Tore
Um seine Wirkung zu erkennen, dient zum Ersten ein Blick auf die Statistik: 11 Tore und 14 Assists in 27 Meisterschaftsspielen. Die Skorerliste führt er mit sieben Punkten Vorsprung auf Miroslav Stevanovic von Servette an. Und was dazukommt: Die anfänglichen Defizite in seiner Fitness, die nach seiner Rückkehr aus Chicago offensichtlich waren, hat er so gut beseitigt, dass er selbst eine englische Woche problemlos durchsteht.
Zum Zweiten lohnt sich ein Blick auf die Bedeutung seiner Tore. Alle waren es zum 3:1 gegen Servette und beide zum 2:1 gegen Luzern. In Lugano war es das späte zum 2:2, bei den 2:0-Siegen jüngst in Winterthur und gegen Lugano jeweils das wegweisende erste.
Und als Basel im Oktober erstmals in Winterthur auflief und 6:1 gewann, entschied Shaqiri die Angelegenheit mit zwei Toren und drei Assists im Alleingang. Nur beim 2:0 gegen Sion war sein Goal etwas weniger wichtig, weil es das zweite war.
Auch viele Zuspiele sind wertvoll: wie beim 1:0 gegen YB, beim 1:1 in St. Gallen, beim 1:0 auswärts gegen den FC Zürich oder beim 2:1 gegen GC. Und wenn noch die beiden Tore und der eine Assist im Cup mitgerechnet werden, kommt er beim FCB auf insgesamt 28 Skorerpunkte in 30 Spielen.
Dieser Zwischenstand liest sich eindrücklicher als die Bilanzen im Ausland. Bayern: 36 Punkte in 81 Spielen; Inter: 5 in 20; Stoke: 30 in 92; Liverpool: 17 in 63; Lyon: 5 in 16; Chicago: 29 in 75.
Natürlich hat das damit zu tun, dass die Super League nicht die Bundesliga ist, die Serie A oder die Premier League, weit entfernt davon. Das ändert aber nichts daran, dass nicht nur der FCB froh sein muss, Shaqiri wiederzuhaben. Das muss die Schweizer Liga insgesamt. Von seinem Glanz fällt für alle etwas ab.
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