
Champions League: Der FC Basel verpasst es, im Play-off vorzulegen – 1:1 gegen Kopenhagen
Dieser Artikel wurde von NZZ publiziert.
Der Schweizer Meister beginnt gegen Kopenhagen stark, baut dann aber ab – und muss mit dem Remis zufrieden sein. Im Rückspiel sollte der FCB-Coach Ludovic Magnin einige Anpassungen vornehmen. Sonst droht der Fall in die Europa League.

Er liefert, wenn es darauf ankommt: Xherdan Shaqiri erzielt gegen Kopenhagen das 1:0 vom Penaltypunkt.
Am Schluss kann der FC Basel froh sein, dass er dieses so wichtige Play-off-Hinspiel gegen Kopenhagen nicht noch verliert. Denn in der 82. Minute fliegt der Basler Innenverteidiger Jonas Adjetey mit Gelb-Rot vom Platz, und wenig später versenkt Andreas Cornelius den Ball ein zweites Mal im Basler Tor. Doch der VAR interveniert, der dänische Routinier stand hauchdünn im Abseits. Die Basler atmen auf, es bleibt beim 1:1 – und die Tür zur Champions League damit offen.
Vor der Partie hat der Basler Trainer Ludovic Magnin gesagt, sie müssten sich eine gute Ausgangslage vor dem schwierigen Rückspiel am kommenden Mittwoch in Dänemark erarbeiten, für ihn zähle im St.-Jakob-Park «nur ein Sieg».
Und genau so, wie Magnin sich das vorgestellt und gefordert hat, begeistert sein Team dann auch von Beginn weg die 25 847 Zuschauer: Es spielt ohne zu kalkulieren «mutig und mit Risiko nach vorne». Schon früh geht der FCB durch einen souverän verwandelten Foulelfmeter des Captains Xherdan Shaqiri in Führung (14.) – der St.-Jakob-Park ein Tollhaus, die Tür zu weiteren magischen Champions-League-Nächten scheint aufgestossen. Da passt vieles zusammen: Shaqiri liefert wie immer, wenn es darauf ankommt, der Spielaufbau der Basler ist strukturiert, sie kreieren Chancen, die der auffällige Léo Leroy aber allesamt vergibt.
Der FC Kopenhagen bestraft die Nachlässigkeit der Basler
Doch weil der FC Basel nur eine halbe Stunde lang so druckvoll agiert, danach nachlässig und passiver wird, findet Kopenhagen zurück in diese Partie, in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit belohnen sich die Gäste mit dem 1:1. Der Basler Goalie Marvin Hitz sieht dabei nicht gut aus, nach einem Eckball segelt er unter der Hereingabe durch. Und so ist der FCB-Aussenverteidiger Dominik Schmid hinterher hässig, er sagt «heute wäre mehr drin gewesen».
Der FC Basel beendet das Play-off-Hinspiel gegen Kopenhagen nach dem Platzverweis gegen Jonas Adjetey in Unterzahl.
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Das stimmt. Einerseits. Denn Basel beweist gegen den abgezockten FC Kopenhagen, dass er mit seinem jungen Team auf europäischem Top-Niveau bestehen kann. Wenn alles so zusammenpasst wie in der ersten Halbzeit. Das ist schon viel, vor zwei Jahren lag der FC Basel noch am Tabellenende der Super League. Andererseits verdeutlicht das Duell am Mittwochabend aber auch die feinen Unterschiede, die zwischen diesen beiden Teams bestehen.
Hier der FC Basel, der nach acht Jahren Absenz endlich zurück auf die grosse Bühne, in die Champions League will. Der nur vier Spieler in seinem Kader hat, die mehr als zehn Partien in europäischen Wettbewerben absolviert haben. Und der defensiv weiterhin instabil ist – wie das bereits fünfte Tor nach einem Standardsituation in dieser Saison zeigt.
Dort der FC Kopenhagen, der in den vergangenen drei Saisons zwei Mal an der Champions League teilnahm. Dessen Spieler fast vier Mal so viele Europacup-Partien bestritten haben wie die Basler. Und der vor allem defensiv unglaublich solid ist. Sieben von neun Saisonspielen gewann Kopenhagen, deren sechs ohne ein Gegentor zu erhalten. Auch gegen Basel lassen die Dänen nur ein Penaltytor zu.
Die ganze Klasse Kopenhagens zeigt sich aber vor allem darin, wie sich das Team aus dem Pressing der Basler windet: indem es spielerische Lösungen findet, auch unter Druck jene Genauigkeit im Passspiel beibehält, die den Baslern in den entscheidenden Szenen fehlt: Hier verspringt ein Ball, da passt das Timing beim letzten Zuspiel nicht. Das sind bloss Nuancen, aber auf diesem Niveau machen sie den Unterschied.
Im Rückspiel werden sie darüber entscheiden, ob der FC Basel im Herbst in der Champions League spielt und wie YB im vergangenen Jahr mit Einnahmen von rund 35 Millionen Franken rechnen kann. Oder sich mit deutlich tieferen Europacup-Einnahmen zufriedengeben muss – wenn es nach den Play-offs in der Europa League weitergeht. Allein die Startgage für die Champions-League-Ligaphase beträgt 17,5 Millionen Franken, jene für die Europa League bloss vier Millionen Franken.
Es droht die Falltür Europa League
Die Teilnahme an der Champions League ist für den FC Basel auch deshalb so wichtig, weil er so sein Business-Modell weiter modifizieren und die wirtschaftliche Konsolidierung vorantreiben könnte. In den vergangenen Jahren bestand das Konzept der Klubführung um den Präsidenten David Degen primär darin, junge Talente zu verpflichten und sie alsbald gewinnbringend weiterzuverkaufen. Das war wirtschaftlich opportun und funktionierte, ging allerdings zulasten der Konstanz der Mannschaft. Kicker kamen und gingen so schnell, dass sich kein dauerhaft erfolgreiches Teamgefüge aufbauen liess.
Im vergangenen Jahr hat die Klubführung die Strategie deshalb angepasst: Seither setzt der FCB noch stärker auf die Achse mit den Routiniers Hitz, Schmid, dem Captain Shaqiri und vorne Ajeti – baut um diese herum aber weiter talentierte Spieler ein. Mit den vielen Millionen aus der Champions League wäre der Klub erstmals seit langem nicht mehr so dringend auf den schnellen Verkauf seiner Talente angewiesen. Zudem könnten diese künftig noch teurer verkauft werden – dank dem grossen Schaufenster Champions League.
Doch zuerst muss der FC Basel am Mittwoch das Rückspiel im Kopenhagener Parken-Stadion überstehen. Dann zählt wirklich nur der Sieg. Die Ausgangslage ist komplex genug. Mit dem gesperrten Adjetey wird Magnin der schnellste seiner Innenverteidiger fehlen. Zudem muss der Basler Coach eine Lösung im Gegenpressing finden. Nach dem Hinspiel sagte er, er werde auch in Dänemark wieder hoch pressen lassen. Obwohl das im ersten Duell nicht funktioniert hat. Die Strategie sei richtig, nur die Umsetzung mangelhaft gewesen. In Kopenhagen muss sie funktionieren. Es sind solche Details, die darüber entscheiden, ob die Tür zur Champions League den Baslern auch nach dem Mittwoch offen steht – oder zur Falltür Europa League wird.
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