
Bilanz von Chris Kauffmann als CEO des FC Basel: Der Sanierer tritt ab
Dieser Artikel wurde von BZ publiziert.
Bilanz von Chris Kauffmann als CEO des FC Basel: Der Sanierer tritt ab
Chris Kauffmanns Job als CEO der FC Basel 1893 AG endet am 31. Oktober nach zwei Jahren. Er sieht seine Mission als erfüllt, sich selbst als überflüssig an, will aber bei einem grossen Thema noch helfen.
Exklusiv für Abonnenten

«Habe mich mit ganzem Herzen ins Abenteuer FCB gestürzt» – Chris Kauffmann, scheidender CEO.
Das letzte grosse Ding muss noch warten, und Chris Kauffmann wird dann nicht mehr CEO der FC Basel AG sein. Der Klub ist auf der Suche nach einem neuen Hauptsponsor, einem Nachfolger für Novartis, die zwei Jahrzehnte lang mit ihrem Schriftzug auf der Trikotbrust des FCB stand. Die Verhandlungen ziehen sich hin, über den offiziellen Dienstschluss von Kauffmann am 31. Oktober hinaus.
Anfang August hat der FC Basel kommuniziert, dass der auf zwei Jahre angelegte Vertrag mit Kauffmann im gegenseitigen Einvernehmen nicht verlängert wird. Kauffmann sieht seinen Auftrag als erfüllt an, er sagt: «Die grossen Steine, die Felsblöcke, die sind jetzt mal gedreht.» Die FC Basel 1893 AG steht dreieinhalb Jahre nach dem Wechsel im Aktionariat der Holding AG von Bernhard Burgener zu David Degen besser da denn je.
Erst kürzlich informierte die Klubführung die Mitglieder und Dauerkartenbesitzer darüber, dass das Jahresergebnis 2024 positiv ausfallen wird. Massgeblich wird dieses beeinflusst durch Transfereinnahmen und Sondereffekte wie der massiven Beteiligung am Wechsel von Riccardo Calafiori von Bologna zu Arsenal. Der Klub sieht sich bei der wirtschaftlichen Gesundung auf Kurs und schreibt das auch dem scheidenden CEO zu: «Chris Kauffmann hat in den vergangenen zwei Jahren eine wichtige Rolle bei der Stabilisierung des operativen Betriebs gespielt und massgeblich dazu beigetragen, dass wir uns wieder auf einem soliden Weg befinden.»
Aus einem Workshop wird schliesslich der Job als CEO
Den Weg zum FC Basel fand Kauffmann über Dan Holzmann, der neben dem Ehepaar Rey-Krayer sowie Degen ein kleineres Aktienpaket hält. Für dessen Firma «The Juice Plus» war Kauffmann zuvor fast zehn Jahre tätig. Aus dem bayrischen Nördlingen stammend, dem Ort, wo auch Deutschlands «Bomber der Nation», Gerd Müller, herkommt, wuchs Kauffmann in Frankfurt am Main auf, studierte dort Betriebswirtschaft und sammelte seine berufliche Erfahrung unter anderem bei grossen Firmen wie Campari oder Philip Morris.
Der Fussball war für Kauffmann relativ neu, als er mit dem FC Basel in Berührung kam. 2022 wurde er gebeten, mit der Besitzerschaft einen Workshop abzuhalten: «Es ging um Teambuilding und Leadership, darum, eine gemeinsame Linie zu entwickeln.» Daraus sei erst ein Aktionsplan entstanden und dann der Wunsch, dass er dabei helfen sollte, diesen umzusetzen.
Aus einem Wochenende wurde von November 2022 an die Tätigkeit als Chief Growth Officer; vier Monate später ernannte ihn der FCB zum CEO. «Ich habe damals einen Klub vorgefunden, der immer noch ein bisschen auf der Suche war», erzählt Kauffmann. Und einen Klub, der seine finanzielle Situation mit dem nicht sehr appetitlichen, aber umso prägnanteren Bild einer «Blutung», die gestoppt werden müsse, umschrieb. Im Herbst 2024 sagt Kauffmann: «Die grossen Weichen sind gestellt, und die wichtigsten Infrastrukturprojekte so weit erledigt.»
Kostenabbau im zwei- stelligen Millionenbereich
Wesentlich ist die Übernahme des Stadioninneren und damit verbunden ein neuer Mietvertrag mit der Stadiongenossenschaft, der die jährliche Belastung von rund 3,5 Millionen Franken auf eine Million gesenkt hat. Zu den sichtbaren Veränderungen im St.Jakob-Park gehören neue Screens, die LED-Flutlichtanlage und eine sanierte Rasenspielfläche samt Unterbau.
Zu den weniger sichtbaren, gleichwohl kostenreduzierenden Massnahmen zählen die Einsparungen bei der Energie. Insgesamt, so Kauffmann, sind die Kosten im Jahr 2024 um einen zweistelligen Millionenbetrag gedrosselt worden, wobei die Lohnkosten bei den Profis einen substanziellen Anteil ausmachen.
Mit der internen Optimierung gingen Personalfluktuation und -abbau einher. Seit der Übernahme durch die neue Klubführung im Mai 2021 hat sich die Zahl der Mitarbeiter – ohne erste Mannschaft – von 220 auf 175 verkleinert. Kauffmann sagt dazu: «Betriebswirtschaftlich gesehen muss man klare Entscheidungen treffen. Wir mussten uns auch von ein paar Mitarbeitern trennen.» Darunter gab es Härtefälle, Kauffmann will aber festgehalten haben: «Wo ich für mich sprechen kann, sind die Trennungen transparent, respekt- und würdevoll verlaufen.»
Nun folgt seine eigene Trennung vom FCB. Wenn man ihn als Sanierer bezeichnet, sagt Kauffmann dazu: «Dann ist das sicher nicht falsch.» Eher sieht er sich jedoch als der Mann, der die Restrukturierung innerhalb der FC Basel 1893 AG geleitet hat. In Kauffmanns Augen ist das Ende nach zwei Jahren nichts weiter als konsequent: «Ich bin so aufgewachsen in meiner Karriere, dass ich mich überflüssig mache in meiner Position. Und das habe ich hiermit.»
Nach Jean-Paul Brigger und Roland Heri, die unter Burgener CEO waren, sowie Dani Büchi, der als Delegierter des Verwaltungsrates de facto diese Funktion ausübte, war Kauffmann die vierte Figur auf diesem Posten, seit der Zäsur 2017. «In einer Transformationsphase gibt es Zeiten, in denen es heikel ist. Und wenn man – zumindest hinter den Kulissen – wieder in ruhigerem Fahrwasser ist, dann kann man die Aufgaben verteilen. Dann geht es auch ohne.»
Soll heissen: ohne CEO, und ohne Kauffmann. «Das ist Teil des Achievements, wenn mein Team so aufgestellt ist, dass sie es ohne mich können.» Das neue Konzept für den operativen Alltag der FC Basel 1893 AG heisst: «kleine, schlagkräftige Geschäftsleitung», wie die Besitzerschaft es nennt.
Neu ist eine sechsköpfige Geschäftsleitung tätig
Diese Geschäftsleitung setzt sich aus sechs Personen zusammen. David Degen als Präsident des Verwaltungsrates gehört ebenso dazu wie Sportdirektor Daniel Stucki. Als langjährige Mitarbeiter sind René Heiniger (Finanzen) und Remo Meister (Kommunikation) dabei. Dazu kommen zwei neue Kräfte: Elio Conti in der Funktion eines Unternehmenssekretärs sowie als Verbindung zum Verwaltungsrat und Jana Bernhard als Chief Commercial Officer. Sie bringt Erfahrung aus dem Fussball-Business mit als Mitarbeiterin bei der Deutschen Fussballliga (DFL) und zuletzt bei der «S20», einer Vereinigung grosser Firmen, die im Sportsponsoring unterwegs sind.
Den nächsten Hauptsponsor für den FCB hat Kauffmann noch mit aufgegleist. Man hört, dass es ein international operierendes Unternehmen werden könnte, die Entscheidung wurde in den November vertagt, und die Zeit drängt, da die Budgets fürs kommende Jahr jetzt festgezurrt werden.
Als letzte Dienstleistung will sich Kauffmann da noch einbringen, dann wird er zurückblicken auf zwei Jahre auf für ihn «völlig neuem Terrain», für das er sein persönliches Mantra formuliert hat: «One club, one team, one future.» Nicht ohne es auf seinem Linkedin-Profil ins Baseldeutsche zu übersetzen.
Es sind zwei Jahre, die der 53-Jährige als «persönliche Bereicherung» betrachtet und an deren Ende er sagt: «Ich habe mich mit ganzem Herzen in das Abenteuer FCB gestürzt. Und ich glaube, ich konnte Brücken bauen.» Über diese Brücken laufen müssen künftig aber andere.
<!–>
–>