100 Jahre Schweizer Cup
100 Jahre Schweizer Cup
Wie der FC Basel sich im Finale gegen einen Unterklassigen geschlagen hat
Als haushoher Favorit geht der FC Basel in das 100. Endspiel um den Schweizer Cup gegen den FC Biel. Die Konstellation mit einem Unterklassigen im Final gab es seit 1925 elf Mal, drei Mal mit Beteiligung des FCB und mit dabei waren auch Protagonisten des aktuellen Höhenflugs.
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Der zweite Streich gegen einen Unterklassigen: Cupsieger FC Basel mit dem 18-jährigen Xherdan Shaqiri (unten, Zweiter von links) nach dem 6:0 am 9. Mai 2010 gegen den FC Lausanne-Sport.
Hundert Jahre hat es gedauert, bis es im Schweizer Cup zu diesem Novum kommt: Erstmals hat es mit dem FC Biel-Bienne ein drittklassiger Verein ins Endspiel geschafft. Damit liegt auch auf der Hand, dass am Sonntag im Berner Wankdorf die David-Goliath-Rollen klar verteilt sind. Angesichts der Formkurve von Super-League-Meister FC Basel ist die Bieler Ausgangsposition als «krasser Aussenseiter» sogar noch ein Euphemismus.
Je nach Lesart der Fussballhistoriker – ob mit regionaler Vorrunde in der Frühgeschichte oder ohne – ist der Final 2025 für den FC Basel der 388. respektive der 391. Cupmatch. Von den bisherigen 390 Spielen hat der FCB 291 gewonnen und 85 verloren bei 14 Unentschieden (abhängig vom jeweiligen Modus mit anschliessenden Rück- oder Wiederholungsspiel); 1174 Tore hat er dabei erzielt, 458 erhalten.
Die Basler stehen zum 24. Mal in einem Endspiel und viele glauben, dass sie schon vor dem Anpfiff gegen die Bieler mehr als eine Hand an der Sandoz-Trophäe haben. Es wäre der 14. Cupsieg, nur die Grasshoppers liegen als Rekordgewinner (19 Mal) deutlich vor Basel und Sion (je 13).
Als der Schweizer Cup vorübergehend Swisscom Cup hiess: Der FC Basel posiert am 6. April 2008 nach dem Final gegen die eine Klasse tiefer spielende AC Bellinzona. In der oberen Reihe David Degen, der eingewechselt wurde und das vorentscheidende 2:1 mit einem Corner vorbereitete.
Ein Endspiel gegen einen unterklassigen Gegner ist dabei nicht neu für den FCB. 2007/08 war die AC Bellinzona der Gegner, zwei Jahre später der FC Lausanne-Sport, beide aus der Challenge League, und beide Male war der St. Jakob-Park Finalort. Wenn eine der beiden Partien als Warnung dienen kann, dann die gegen Bellinzona, trainiert von Vladimir Petkovic, damals noch ein unbeschriebenes Trainerblatt.
Am 6. April 2008, einem sehr frühen Datum für den Cupfinal und mitten im Kopf-an-Kopf-Rennen in der Liga zwischen den Young Boys und dem späteren Meister Basel, machen die Tessiner dem FCB mächtig Feuer unter dem Hintern. Es braucht einen mirakulösen Franco Costanzo im Tor, einen Eren Derdiyok, der per Kopf aus einem unglaublichen Luftstand das 1:0 markiert, und den eingewechselten David Degen, der in der 62. Minute per Eckball das 2:1 von Daniel Majstorivic vorbereitet. Marco Streller und Benjamin Huggel legen nach zum 4:1-Endstand in einem lange Zeit offenen Spiel.
Sehr viel einseitiger verläuft am 9. Mai 2010 der Final gegen Lausanne, das auf dem Weg dorthin mit dem FC St. Gallen (2:1 auswärts) und – wie jetzt auch die Bieler – den Young Boys (4:1 daheim) zwei Super-Ligisten ausgeschaltet hatten. Die Romands, in der Challenge League mit 16 Teams auf einem mediokren 10. Platz gelandet, können eine knappe halbe Stunde dagegenhalten, dann klärt ein Doppelschlag das Kräfteverhältnis. Erst trifft Valentin Stocker (28.), dann ein gewisser Xherdan Shaqiri (30.), der ein hinreissendes Spiel abliefert.
Es war in seinem ersten Jahr beim FCB und sein erster Treffer im fünften Cupspiel. Völlig euphorisiert sagte Shaqiri nach dem Spiel: «Es ist geil: Ich spiele meine erste Saison und gewinne schon den ersten Titel. Aber wir wollen noch mehr und natürlich den Meistertitel holen.» Gesagt, getan: Sieben Tage später gewinnt der FCB die Finalissima in Bern mit einem erneut hinreissenden Shaqiri als Aussenverteidiger (!) gegen Torschützenkönig Seydou Doumbia.
Auf der Tribüne sieht Nationaltrainer Ottmar Hitzfeld als einer von 30’100 Augenzeugen den 18-jährigen «Shaq-Attaq», zwei Tage vor der Bekanntgabe des WM-Kaders für Südafrika. «Ich nehme es, wie es kommt, und wenn es nicht kommt, gehe ich in die Ferien», sagte Shaqiri. Es kam, das Aufgebot.
Xherdan Shaqiris erster Titel mit dem FCB: Die Cupsieger 2010 mit Franco Costanzo (links neben Shaqiri) und dem stilsicheren Benjamin Huggel.