
Vom Tribünengast zum Sieggaranten: Ex-Servettien Nicolas Vouilloz erlebt in Basel eine besondere Wiederauferstehung
Dieser Artikel wurde von BZ publiziert.
Super League
Vom Tribünengast zum Sieggaranten: Ex-Servettien Nicolas Vouilloz erlebt in Basel eine besondere Wiederauferstehung
Noch vor einem Monat war FCB-Innenverteidiger Nicolas Vouilloz ausser Rang und Traktanden gefallen. Doch der 23-jährige Genfer hat in den letzten Wochen eindrucksvoll die Chance genutzt und sich das Lob von allen Seiten auch verdient.
Nicolas Vouilloz machte am Sonntag gegen Lausanne ein bärenstarkes Spiel.
Gleich mehrfach ist Nicolas Vouilloz am Sonntag in der Startphase des Cup-Halbfinals gegen Lausanne zur Stelle. Sein Kopf, sein Schienbein oder auch der Oberschenkel verhindern, dass stark pressende Gäste gegen verunsichert wirkende Basler schon früher in Führung gehen. Einen geblockten Schuss gegen Kaly Sène feiert der 23-jährige Genfer nach einer guten Viertelstunde wie ein Tor. Solche Jubelszenen waren bei Vouilloz zuletzt allerdings rar gesät.
Im Winter vor einem Jahr kam der Innenverteidiger aus Genf nach Basel, restlos überzeugen konnte er aber nicht. Weder zu Beginn als Aushilfsrechtsverteidiger noch im Zentrum, wo Vouilloz zum Beispiel in dieser Saison im Cup gegen Nyon oder Sion immer wieder gröbere Fehler unterliefen. Die schwankenden Leistungen des ehemaligen U21-Nati-Spielers, dessen Marktwert vor zwei Jahren noch bei über 2 Millionen Franken lag, hatten zur Folge, dass er zwischen Dezember und März keine einzige Sekunde spielte und neunmal überhaupt nicht im Spieltagskader stand.
Die Chance genutzt, die Sorgen vertrieben
Die Sorgenfalten bei vielen Fans waren gross, als nach den Verletzungen von Adrian Barisic und Finn van Breemen nach der Länderspielpause Ende März nur noch Jonas Adjetey und Vouilloz als Innenverteidiger übrig blieben. Doch in den letzten sechs Spielen hat der FCB mit dem neuen Duo nur drei Gegentore kassiert, und nur das 2:1 von Lausanne war ein Tor aus dem Spiel heraus.
Ansonsten räumen Vouilloz und Adjetey alles weg, sodass sich vor dem Spiel gegen Servette sogar die Frage stellt, ob der bald wieder fitte Abwehrchef Barisic vielleicht sogar zunächst auf der Bank Platz nehmen muss. Denn Vouilloz weist in seinen 19 Saisoneinsätzen für den FC Basel eine bemerkenswerte Bilanz von 15 Siegen (vier im Cup), einem Unentschieden und drei Niederlagen auf. Kein Spieler der Liga mit mehr als zehn Einsätzen hat einen besseren Punkteschnitt als seine 2,42 Punkte/Spiel. Und auch der bz-Notenschnitt aus Vouilloz’ letzten sechs Spielen beträgt starke 4,92.
Stucki sieht in Vouilloz ein Vorbild für viele
Auch FCB-Sportchef Daniel Stucki lobte Vouilloz zuletzt in einem Interview mit der «Basler Zeitung» in den höchsten Tönen: «Nicolas ist ein absoluter Vollprofi und körperlich unglaublich fit. Sogar als er eine Zeit lang fast nur auf der Tribüne war, gehörte er im Training immer zu den Besten. Es ist eindrücklich, wie er bereit war, als es ihn brauchte.» Auch in Sachen Mentalität sei der Genfer ein Vorbild. Stucki sagt: «Junge Fussballer wollen immer werden wie Shaqiri. Aber eigentlich sollte sich ein junger Spieler an Vouilloz’ aktuellem Beispiel orientieren: hart arbeiten und Geduld haben – aber die Chance nutzen, wenn sie kommt.»
Über 100 Spiele für den Gegner vom Sonntag
Gegen Servette am Sonntag trifft Vouilloz auf seinen Jugendverein, wo er 2019 auch seinen ersten Profivertrag unterschrieb und anderthalb Jahre später unter Alain Geiger in der Super League debütierte. 101 Super-League-Spiele hat Vouilloz für Servette absolviert, ehe der von der SBE beratene Verteidiger im Januar 2024 nach Basel wechselte. Auch, weil er zuvor in Genf seinen Stammplatz verloren hatte.
Mit Servette duellierte sich Nicolas Vouilloz hier in seiner Debütsaison auch mit dem FC Basel und Arthur Cabral.
«Als Genfer bin ich sehr stolz, dass ich seit meiner Jugend das Trikot meiner Heimatstadt tragen durfte. Nun freue ich mich aber, in Basel den nächsten Schritt in meiner Karriere zu machen», sagte Vouilloz, der in diesen Tagen wie der gesamte FCB keine Einzelinterviews gibt, bei seiner Ankunft. Der Schritt schien bis vor wenigen Wochen einer rückwärts zu sein. Servette holte fünf Monate nach Vouilloz’ Abschied den Cupsieg, beim FCB fiel er ausser Rang und Traktanden. Doch nach der fulminanten Wende zum Guten könnte Vouilloz jetzt der einzige Spieler sein, der 2025 den Cuptitel verteidigen kann. Denn aufgrund der Einsätze in den ersten drei Cuprunden für Servette gehört auch der Ex-Servettien offiziell noch zur Cupsiegermannschaft. Mit einer weiteren guten Leistung und einem Sieg im vorentscheidenden Spiel gegen seine Ex-Kollegen zum Beginn der Meisterrunde könnte Vouilloz im Juni sogar zwei Titel feiern.
<!–>
–>