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AboAnalyse zum Ende des FCB-Jahres

Der FC Basel ist wieder sexy – und das ist verführerisch

Xherdan Shaqiri (FCB) jubelt nach verwandeltem Elfmeter im Fussball Cupspiel zwischen dem FC Basel 1893 und dem FC Sion am Mittwoch, 4. Dezember 2024 im Stadion St. Jakob-Park in Basel. (KEYSTONE/Til Buergy)
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In Kürze:

  • Der FC Basel beendet das Jahr trotz Heimpleite gegen GC als Zweiter der Super League.
  • Eben noch leblos, regt er wieder Fantasien an, die so ganz anders sind als jene eines Liga-Abstiegs.
  • Um kühlen Kopf zu bewahren, hilft es, sich an die Episode mit Patrick Rahmen zu erinnern.
  • Nun plötzlich mehr zu verlangen als Platz 4 wäre falsch.

Nein, dieses Spiel ist nicht gewesen, was vom FC Basel erwartet worden war. 0:1 gegen den Grasshopper Club Zürich, der unverändert ein Abstiegskandidat ist. Das ist ein schlechter letzter Eindruck, der dadurch unterstrichen wird, dass man in den abschliessenden zwei Wochen dieses Fussballjahres nur noch zwei Punkte aus drei Liga-Partien gewonnen hat und auch beim Cupsieg nach Elfmetern gegen den FC Sion nicht zu überzeugen vermochte.

Das grosse Bild 2024 ist aber ein anderes, weit erfreulicheres. Trotz dieser jüngsten Baisse geht der FC Basel als Zweiter der Super League in die Winterpause. Er hat dabei nur einen Punkt Rückstand auf den erstklassierten FC Lugano. Und er hat gute Aussichten, im Cup zumindest die Halbfinals zu erreichen, da der Weg dorthin über den Challenge-League-Vertreter Étoile Carouge führt.

Da die Konkurrenz mit ihren eigenen Formschwankungen rang, ist dies die Zwischenbilanz einer Mannschaft, die Hoffnung macht. Hoffnung darauf, dass Ende Mai erstmals seit sechs Jahren ein Titelgewinn steht. Hoffnung auf den Sieg im Pokalwettbewerb. Hoffnung auf den Triumph in der Meisterschaft gar.

Nachdem man den FC Basel in den Jahren zuvor unter dem Eindruck der einstigen Dominanz stets zu Unrecht auf der Rechnung für Grosses gehabt hatte, wäre es nun falsch, dies nicht zu tun. Zumal er auf dem Papier am meisten Tore erzielt und am wenigsten Gegentore erhalten hat.

Weil er phasenweise auch noch spektakulären Offensivfussball gespielt hat, der landesweit seinesgleichen suchte, kommt man nicht um diese eine Feststellung herum: Der FC Basel ist wieder sexy.

Das ist erstaunlich, wenn man bedenkt, dass er vor wenig mehr als einem Jahr das pure Gegenteil davon war. Noch Ende Oktober 2023 stellte er eine Mannschaft, die so leblos daherkam, dass der Abstieg aus der höchsten Spielklasse die einzige Fantasie war, die sie zu wecken vermochte.

Es kam Fabio Celestini als Trainer. Dann Daniel Stucki als Sportdirektor. Schliesslich Xherdan Shaqiri als Starspieler. Und auch wenn alles viel komplexer ist, am Anfang des sportlichen Wendepunkts eine Clubführung um David Degen steht, die nach zuvor zahlreichen Fehlgriffen nun die richtigen Personalentscheide fällte, so reicht die chronologische Aufzählung dieser drei Schlüsselfiguren, um oberflächlich zu erklären, warum nun alles so viel besser erscheint als damals.

Celestini ist es, welcher der Mannschaft neues Leben einhauchte, sie stabilisierte, vor dem Abstieg bewahrte und schliesslich im Sommer alles neu erfinden musste, um wieder höheren Ansprüchen gerecht zu werden. Stucki ist es, der Ruhe in den Laden brachte, wie das sein Chef David Degen neulich nannte – und der es wohl auch verstanden hat, seine Ideen gegenüber den Clubbesitzern so vorzutragen, dass sie angenommen werden und so den Kurs mitprägen.

Shaqiri schliesslich ist die Überfigur. Mit seinem Palmarès und der Magie im linken Fuss ist er irgendwie zu gross für Mannschaft und Liga – aber mit dem bisher demonstrierten Ehrgeiz und Siegeswillen genau der Anführer und Unterschiedsspieler, der diese Mannschaft und Liga besser macht.

Allein: Wie gut dieser neue FC Basel tatsächlich ist, weiss man noch nicht so genau. Nach den letzten zwei Wochen fragt man sich: Flog man zuvor etwas gar hoch? Brachte der Spielplan dabei Gegner, die sich gerade in einer Formkrise befanden? Aber eben auch: Muss nicht zwangsläufig eine Steigerung hin zu mehr Konstanz erfolgen, wenn man bedenkt, dass die Mannschaft in dieser Besetzung erst seit Anfang September existiert und nun erstmals eine gemeinsame Vorbereitung bestreitet?

Es sind Fragen, die man erst im neuen Kalenderjahr beantworten kann. Gleich bei Wiederbeginn kommt es am 19. Januar zum Spitzenspiel, wenn der FCB bei einem dannzumal ausgeruhten, gut vorbereiteten FC Lugano antritt.

Die Tessiner müssen vor allen anderen als erster Anwärter auf den Meistertitel gelten. Sie haben sich die beste tabellarische Ausgangsposition trotz Europacup-Engagements erspielt. Sie werden diese Mehrfachbelastung irgendwann im Frühjahr nicht mehr haben. Und sie verfügen – im klaren Gegensatz zum FCB – über eine Mannschaft, die über Jahre organisch gewachsen ist und sich schon vor dieser Saison in der Spitze etabliert hat.

Auf die Reise in das Sottoceneri folgt für den FCB ein Heimspiel gegen Sion, bevor er dann erst beim FC Zürich antritt, um schliesslich den FC Luzern zu empfangen. Gegen diese beiden Mannschaften hat er in seinem Findungs-September genauso verloren wie schon Ende Juli gegen Lugano. Das Wiederbeginn-Programm taugt folglich gut zur Standortbestimmung, zumal danach mit 22 von insgesamt 38 Ligapartien auch mehr als die Hälfte der Saison absolviert ist.

Es ist nicht auszuschliessen, dass der Meistertitel danach ein ernsthaftes Thema sein wird. Allerdings haben die Basler auch schon erfahren, wie man diesen in den ersten Wochen der Rückrunde rasch aus den Augen verlieren kann. Im Winter 2017/18 zum Beispiel. Und auch 2021/22, als bereits David Degen das Ruder des Clubs in Händen hielt.

Die Folge davon war, dass man am 21. Februar 2022 Trainer Patrick Rahmen suspendierte. Ein erster grober Fehler der damals noch neuen Clubführung, den Degen später selbst öffentlich eingestand.

Gerade nach den jüngsten Resultaten wird es kaum schaden, wenn man die weihnachtliche Zeit der Besinnung dazu nutzt, um sich diese Episode genauso in Erinnerung zu rufen wie die Angst schürenden Auftritte aus der vergangenen Saison. Denn der neue rotblaue Sex-Appeal ist verführerisch.

Im Verbund mit dem trügerischen zweiten Platz kann man der Versuchung erliegen, die eigene Geschichte zu vergessen und den Blick für die Realität zu verlieren. So, dass man auf die Idee kommt, ein Titelgewinn sei in Anbetracht der sich bietenden Gelegenheit ein Must – und die Arbeit von Trainer und Mannschaft plötzlich daran zu messen beginnt.

Nichts wäre jedoch falscher als das: Rang 1 ist zwar ganz nah – aber die Abstiegsrunde in einer ungewohnt engen Tabelle eben auch: Den FCB trennen zwar vier Plätze, aber eben auch nur vier Punkte davon.

Gewiss: Den Fan braucht dies nicht zu kümmern. Es ist das Privileg einer jeden Anhängerschaft, dass sie hemmungslos träumen und dabei vergessen darf, was gestern war.

Es ist aber auch ein Luxus, den sich eine gute Clubführung nicht leistet. Sie lässt sich nicht von Emotionen leiten, die im Guten und Schlechten zwangsläufig aufkommen. Sondern sie bewahrt – unabhängig von den Resultaten – kühlen Kopf, verliert nicht auf halbem Weg das Ziel aus den Augen.

Dieses heisst «Championship Round». Also vordere Tabellenhälfte nach 33 von 38 Runden. Verbunden mit dem Anspruch, schliesslich ins europäische Geschäft zurückzukehren. All das, während man sich wirtschaftlich weiter stabilisieren will.

Dazu muss man weder Meister noch Cupsieger werden. Sondern reicht der vierte Platz.

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