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Wochenduell zu Traoré-Rot

Machen die Regelhüter den Fussball kaputt?

Der Basler Benie Traore, rechts, trifft den St.Galler Jordi Quintilla, links, am Knoechel und bekommt darauf die rote Karte beim Fussballspiel der Super League FC St. Gallen gegen den FC Basel  im Kybunpark in St. Gallen am Sonntag, 8. Dezember 2024. (KEYSTONE/Walter Bieri ) (
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Ja. Diese Kontaktsportart droht absurd zu werden.

Der FC Basel hat in der laufenden Saison am meisten Tore der Super League geschossen, am wenigsten erhalten und als einziges Team in den letzten fünf Ligapartien keine Niederlage kassiert. Zudem ist der FCB Zweiter. Doch all das ist nach dem 1:1 vom Sonntag in St. Gallen Nebensache.

Das Einzige, worüber nach diesem Spiel landauf, landab auf allen möglichen Kanälen debattiert wird, ist die umstrittene Rote Karte gegen Basels Bénie Traoré. Ein Entscheid, der dem Ausschluss von St. Gallens Lukas Görtler im Januar ähnelt und deshalb Fragen aufwirft und zig Reaktionen nach sich zieht.

Nochmals: Ja, der Schiedsrichter mag regeltechnisch korrekt gehandelt haben. Schliesslich wird er angewiesen, die Rote Karte zu zeigen, wenn ein Spieler einen anderen mit offener Sohle oberhalb des Knöchels trifft. Doch: Wo ist der Ermessensspielraum in einer solchen Szene, die gar kein eigentlicher Zweikampf ist? Wo ist das Verständnis für einen im normalen Bewegungsablauf ausgeführten Pass im Rutschen, worauf dann der heraneilende Gegner unbeabsichtigt getroffen wird? Wer Fussball spielt, weiss: Passiert – und tut vielmals auch weh. Aber dafür einen Spieler mit der Höchststrafe sanktionieren? Nein.

Es darf nicht sein, dass ein Standbild, das im Fall Traorés in der Tat nicht schön anzuschauen ist, mehr Macht hat als die Interpretation der ganzen Szene. Würde man dieses stets als Massstab nehmen, könnten zum Beispiel x Luftduelle, bei denen es zum Zusammenprall zweier Körper kommt, ähnlich geahndet werden.

Werden die Schiedsrichter weiter angewiesen, derartige Vergehen, die nicht einmal mit einer Zweikampf-Absicht und damit auch nicht rücksichtslos erfolgen, mit einem Platzverweis zu bestrafen, ist das nicht im Sinne dieses Kontaktsports. Der Fussball droht sich hin zur Absurdität zu verändern. Diese ist bereits seit längerem bei der Interpretation der Handspiel-Regel zu beobachten.

Früher – und da müssen wir gar nicht so weit zurückgehen – war ein Handspiel dann ein Handspiel, wenn der Ball absichtlich mit der Hand gespielt wurde. Heute ist die Regelauslegung so kompliziert, dass die verteidigenden Spieler im Strafraum automatisch die Arme hinter den Rücken nehmen, wenn der Angreifende nur schon den Anschein macht, als würde er flanken. Ist das noch Fussball? Nein.

Deshalb tun die Regelhüter gut daran, Finessen in der Regelauslegung zu überdenken und dabei im einen oder anderen Fall einen Schritt zurückzugehen. Damit sich der Fussball nicht weiter von seinem Ursprung entfremdet. Dominic Willimann

Nein. Schiedsrichter setzen konsequent ein Regelwerk durch, das Spieler vor Verletzungen schützt. Das ist nur richtig so.

Über wenig lässt sich im Fussball so vortrefflich streiten wie über sie: die Unparteiischen. Wird ein Foul gepfiffen, schauen alle ganz genau hin. «Keine Absicht», heisst es dann schnell. Oder: «Ball gespielt!»

Ball gespielt. Es ist eine jener flapsigen Fussballregeln, die zwar erstaunlich präsent sind, ihren Ursprung aber wohl eher aus Pausenhof-Zeiten haben. Denn das Regelwerk, das als Grundlage einer Super-League-Partie dient, ist weitaus komplexer. Und die zu bewältigende Aufgabe für Unparteiische ist es ebenso.

Deren Aufgabe ist es nämlich, das existierende Regelwerk im hitzigen Spielbetrieb durchzusetzen und so ein faires Spiel zu ermöglichen. Insbesondere aber hat die Gesundheit der Spieler oberste Priorität. Hierbei gilt es mitunter zu beurteilen, ob eine schwere Verletzung bei einer Aktion mit realistischer Wahrscheinlichkeit in Kauf genommen wird.

Da die Regeln nicht jede Situation exakt voraussagen können, muss der Schiedsrichter zuweilen Risiken und Eventualitäten abwägen, die Rede ist von «Regelauslegung». Entsprechende Entscheide bergen natürlicherweise Diskussionsstoff. Dass Unparteiische diese Entscheide jedoch in Sekundenschnelle treffen können, macht die Durchführung eines geregelten Fussballspiels überhaupt erst möglich.

Nimmt man indes Abstand vom hitzigen Treiben auf dem Platz, fällt etwas anderes auf: Es ist häufig nicht das Regelbüchlein, das für Unruhe sorgt. Und eigentlich auch nicht die Linie des Schiedsrichters. Es sind die Enttäuschung, der Frust, das Zähneknirschen, die gern mal auf die Person mit der Pfeife im Mund projiziert werden. Diese emotionale Komponente ist es, die das Gefühl der scheinbar widerfahrenen Ungerechtigkeit befeuert. Sie ist der Grund, warum Xherdan Shaqiri einen Platzverweis als «klaren Fehlentscheid» betitelt, während St.-Gallen-Trainer Enrico Maassen eine Rote Karte durchaus korrekt findet.

Womit wir wieder bei Bénie Traoré wären. Hätte die «Rot-statt-Tor-Aktion» nämlich auf der Gegenseite stattgefunden, wäre er wohl durchaus froh darum gewesen, die Gesundheit seines Körpers vom Unparteiischen geschützt zu wissen. Genau so will es auch das Regelwerk, so richten sich die Unparteiischen aus. Das macht den Fussball nicht kaputt, im Gegenteil: Ein Pfiff zugunsten der Intaktheit eines Fuss- oder Kreuzbandes, das dient dem Sport. Fussballer werden schliesslich auf dem Rasen bewundert – und nicht im Krankenbett. Janko Weibel

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Geht es Ihnen ähnlich?Vor 17 Monaten kämpften wir um die Barrage, und jetzt sind wir zumindest statistisch gesehen über zwei Spiele ebenbürtig mit Kopenhagen, das in den letzten Jahren regelmässig an europäischen Wettbewerben teilnahm und fast doppelt so viel Budget zur Verfügung hat wie wir. So gesehen haben wir sicherlich eine sehr gute Leistung gezeigt.Dennoch hat man ein Saisonziel verpasst. Was bedeutet das im Hinblick auf Ihre Arbeit als Sportdirektor?Wahrscheinlich wird mir nun gekündigt … (schmunzelt) Nein, im Ernst: Wenn wir die Chance haben, in die Champions League zu kommen, nehmen wir uns das natürlich zum Ziel. Es wäre vermessen gewesen, zu sagen, dass wir mit der Europa League planen. Bénie Traorés Verletzung war nicht vorhersehbar. Anton Kade hat den Wunsch geäussert, bereits vor dem zweiten Spiel nach Augsburg zu wechseln – wir wollten ihn unbedingt dabei haben. Daher hatten wir ein dünnes Kader. Dennoch bin ich zufrieden.Setzt man sich nun für die Europa League neue Ziele?Auch die Europa League ist für den FC Basel ein sehr guter Wettbewerb – zumal wir länger nicht mehr daran teilnahmen und zuletzt in der Conference League spielten. Die Teams, die sich zum jetzigen Zeitpunkt (Stand Donnerstagmorgen, Anm. d. Red.) bereits für die Europa League qualifiziert haben, sind auch nicht schwächer als Kopenhagen. Dennoch wird es möglich sein, dass wir Spiele gewinnen. Das Ziel ist es sicher, nicht mit null Punkten aus den acht Spielen zu kommen, sondern einen Schritt weiter zu gehen.Hat Xherdan Shaqiri Ihrer Ansicht nach die Leistungen gebracht, die er bringen muss?Er hat Verantwortung übernommen beim Penalty, er war meistens mit dem Fuss dabei, wenn es gefährlich wurde. Gestern war er sehr mannschaftsdienlich und hat alles gegeben. Daher bin ich mit ihm zufrieden, wie mit allen anderen, die am Mittwoch gespielt haben. Man hat aber auch gesehen, dass das Spiel auf einem sehr hohen Niveau war. Es ist unrealistisch, zu glauben, dass ein Spieler in der Champions League die Partien allein gewinnen kann.Shaqiri äusserte wiederholt den Wunsch nach mehr Erfahrung im Kader. Nach dem Hinspiel sagte er zudem, dass er an Ludovic Magnins Stelle vielleicht anders gewechselt hätte. Sind das nicht Äusserungen, die seinen Zuständigkeits­bereich überschreiten?In den Emotionen passieren Dinge, die vielleicht nicht zu hundert Prozent so gemeint sind, wie sie rüberkommen. Neutral betrachtet waren wir im Hinspiel älter als der Gegner. Klar haben wir nicht noch einen routinierten Spieler im Herzen des Teams, der alles organisieren kann. Aber wir haben sehr spannende und sehr, sehr gute Spieler, bei denen man am Mittwoch gesehen hat, dass sie auf diesem Niveau bestehen können. Fehler gibt es immer. Es haben auch erfahrene Spieler Fehler gemacht, beim Gegner und bei uns. Daher sehe ich das nicht als allzu grosse Problematik.Aber sind das nicht Äusserungen, bei denen Sie sich im ersten Moment denken, dass es sie eigentlich nicht braucht.Wir gehen alle zusammen in eine Richtung, sprechen viel zusammen, und Shaqiri wird – wie andere erfahrene Spieler auch – in gewisse Prozesse miteinbezogen. Shaq darf sich dabei auch etwas mehr erlauben als die anderen. Man muss jedoch differenzieren, was geschrieben wurde und was er wirklich gesagt hat. Grundsätzlich gilt, dass Fussballer da sind, um Fussball zu spielen. Natürlich hat man auch als Spieler gewisse Bedürfnisse, doch kennt man die Hintergründe ja nicht. Ich würde auch gerne nur Spieler haben, die fünf Millionen im Jahr verdienen. Dann werden wir sicher Meister und kommen vielleicht auch in die Champions League. Aber das ist weder die Realität noch unsere Strategie.Xherdan Shaqiri ist es nicht gelungen, den FC Basel in die Champions League zu führen.Foto: Daniela Frutiger (Freshfocus)Hätte man proaktiver Spieler verpflichten müssen, damit man für den nun vorhandenen personellen Engpass besser gewappnet gewesen wäre – auch wenn sie früher in der Transferphase mehr Geld gekostet hätten?Ist man dann wirklich gewappnet?Das weiss man nicht mit Sicherheit.Die Strategie des FC Basel ist fix. Wir haben viele junge Spieler, weil wir das wollen. Kopenhagen auf der anderen Seite hat für das Rückspiel ihre Jungen auf dem Flügel und im Zentrum durch erfahrene Spieler ersetzt. Damit haben sie schlicht die europäische Erfahrung, die wir nicht haben. Das gehört für uns einfach dazu – auch in der Super League. Dennoch haben wir in der letzten Saison gezeigt, dass unsere Strategie am Schluss zu einer guten Platzierung führen kann – auch wenn wir am Anfang überschaubar gespielt haben und zwischendurch eine Baisse drin war. Wir müssen unsere Strategie nicht für zwei Spiele ändern, denn der Horizont reicht ja über mehrere Jahre. Damit es für den FC Basel wieder in die Champions League reicht, muss einfach alles zusammenpassen.Die Offensive läuft noch nicht heiss, es stehen weitere Transfers bevor: Steht für den FCB nun eine weitere Findungsphase an?Das ist immer so. Gegen Ende des Transferfensters wird es für uns interessant. Bei jenen Spielern, die ihren Wunschtransfer nicht tätigen konnten, sind wir an zweiter Position bereit. Es werden sicher noch zwei, drei Wechsel passieren – das war vor einem Jahr ja ähnlich. Aber die Struktur bleibt bestehen, es wird nicht die ganze Mannschaft durchgeschüttelt. Das ist der Vorteil in dieser Saison.Weder Marin Soticek noch Junior Zé konnten bisher überzeugen. Besteht Ihrer Meinung nach auf den Flügel­positionen Handlungs­bedarf?Es ist ein Irrglaube, wenn man denkt, dass wir vier Flügel haben können, die in der Champions League Paroli bieten können. Das ist unrealistisch für den FC Basel. Wir können vielleicht zwei oder drei Top-Spieler auf Schweizer Niveau haben, die auch international mithalten können. Hinten dran wollen wir Junge. Es ist klar, dass das für Marin Soticek und Junior Zé die erste grosse Erfahrung war. Aber wegen zweier Spiele Leute zu bewerten … wir denken da anders. Wir sehen das Potenzial und wollen dieses entwickeln. Das haben wir in den letzten Jahren bei vielen Spielern so gemacht. Teilweise wurden sie von aussen schlecht bewertet und kosten mittlerweile 40 Millionen. Da gehört es auch mal dazu, dass man manchmal einen besseren Match hat und dann wieder einen schlechteren.Wo besteht denn nun konkret Handlungs­bedarf?In der Innenverteidigung gibt es aufgrund der Verletzung von Finn Van Breemen und des jungen Alters von Marvin Akahomen sicher noch Potenzial. Da sind wir nicht abgeneigt, noch etwas zu machen. Auch offensiv wird sich sicherlich noch etwas tun.Hat man mit Jeremy Agbonifo einen allfälligen Abgang von Philip Otele bereits aufgefangen?Otele spielt bei uns auf der linken Seite – Agbonifo ist aber ein rechter Flügel.Wie wahrscheinlich ist es, dass Otele den FCB verlässt?Es kann in alle Richtungen gehen. Er hat keinen Druck, wegzugehen. Wenn aber ein super Angebot aus der Premier League kommt, dann werden wir ihn sicher nicht blockieren.Sind Sie zufrieden mit dem Mittelsturm?Zufrieden wäre ich, wenn alle Stürmer schon fünfmal getroffen hätten. 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