Nostalgische Tage: Der Basler Rekordspieler Fabian Frei kehrt in fremdem Trikot zurück

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Nostalgische Tage: Der Basler Rekordspieler Fabian Frei kehrt in fremdem Trikot zurück

Nach 543 Spielen für den FC Basel ist an diesem Samstag (18 Uhr) alles anders: Rekordspieler Fabian Frei kommt mit dem FC Winterthur ins Joggeli zurück. Mit durchaus gemischten Gefühlen, wie aus seiner Rückblende auf den Abschied vor zwei Monaten hervorgeht.

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Wiedersehen, Teil 1: Fabian Frei vergangenen Samstag auf der Winterthurer Schützenwiese, wo es vom FC Basel eine 6:1-Abreibung gab. Der Spielplan will es so, dass es für den Basler Rekordspieler im Winti-Trikot und den FCB eine Woche bereits zur Reprise kommt. <!–>

Wiedersehen, Teil 1: Fabian Frei vergangenen Samstag auf der Winterthurer Schützenwiese, wo es vom FC Basel eine 6:1-Abreibung gab. Der Spielplan will es so, dass es für den Basler Rekordspieler im Winti-Trikot und den FCB eine Woche bereits zur Reprise kommt.

Bild: Claudio Thoma/Freshfocus

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Das Spiel um den Wintermeistertitel wird Fabian Frei an diesem Samstag verpassen. Dann geht es für seine C-Junioren des FC Frauenfeld als Spitzenreiter um den ersten Platz. Ohne Trainer Frei mussten sie schon öfter auskommen, «damit können die Jungs umgehen», sagt er. Fabian Frei kommt am Samstag einer anderen Verpflichtung nach: Mit dem FC Winterthur spielt er in Basel.

Es wird eine Rückkehr mit besonderer Note. Der Rekordspieler des FC Basel wird im Trikot seines Juniorenklubs im Joggeli auflaufen. Sechs Wochen nach seinem letzten Besuch, acht Wochen nach der Vertragsauflösung in Basel sowie dem Übertritt gleichentags zum FC Winterthur – und eine Woche nach dem Aufeinandertreffen auf der Schützenwiese. «Wir haben einen wirklich schlechten Tag eingezogen und Basel einen besseren. Dann kann so etwas halt passieren», sagt Frei zum 1:6, dem Xherdan Shaqiri seinen Stempel aufdrückte.

Es war ein bitterer Abend aus der Warte von Frei. So bitter, wie sein Abgang beim FC Basel. «Bitter in dem Sinn nicht, weil ich mich ja dafür entschieden habe», versucht er zu relativieren. «Aber klar, es war nicht der Traumabschied, wie ich ihn mir vorgestellt habe. So wie bei Marco Streller oder Valentin Stocker.» Die beiden standen Spalier für Frei vor sechs Wochen, daneben die Führungsentourage mit etwas gar pflichtübungsartiger Körpersprache.

Ein Abschied nicht ohne seelische Verletzungen

Es waren auf der letzten Wegstrecke Freis mit dem FCB Verletzungen im Spiel, da muss man nicht drum herumreden. Und damit sind keine Verletzungen des Bewegungsapparats gemeint, von denen Frei abgesehen von einem Bandscheibenvorfall selten welche hatte. Und: «Zu spät war ich kein einziges Mal in meiner Karriere.»

«Wir hatten einen wirklich schlechten Tag, Basel einen besseren - kann passieren», sagt Fabian Frei, der hier den überragenden Xherdan Shaqiri zu stoppen versucht, über die deftige Heimniederlage gegen den FCB.

«Wir hatten einen wirklich schlechten Tag, Basel einen besseren – kann passieren», sagt Fabian Frei, der hier den überragenden Xherdan Shaqiri zu stoppen versucht, über die deftige Heimniederlage gegen den FCB.

Bild: Michael Buholzer/Keystone

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Vor vier Jahren ist Fabian Frei zurück nach Frauenfeld gezogen. Dorthin, wo er aufgewachsen ist, und wo er jetzt mit seiner Frau und den drei Kindern lebt. Als Pendler hatte er viel Zeit zum Nachdenken.

«Für mich war eigentlich immer klar, dass ich die Karriere beim FCB beende», sagt Frei. Um dann spätestens zu Beginn dieser Saison zu registrieren, dass im Klub der Rückhalt für den Captain und Rekordspieler schleichend schwindet. «Es sind seltsame Dinge rund um mich passiert», hat Frei vor einer Woche im Interview mit der «Basler Zeitung» geschildert, «Meine Frau und meine Eltern haben dann zu mir gesagt: So wie du klingst, musst du tatsächlich weg aus Basel. Die Situation zieht dich runter.»

Konkreter will er gegenüber dieser Zeitung nicht werden. Er sagt: «Es ging gar nicht darum, dass ich nicht gespielt habe, sondern es war eher die Art und Weise, wie über mich diskutiert worden ist, was im Raum stand, was durchgesickert ist und öffentlich interpretiert wurde.» Er meint damit seine Rolle als Vorbild für die Jüngeren, die Rolle als Captain, der nicht mehr spielt, die Fitness wurde plötzlich wieder zum Thema.

«Das hat wehgetan. Es waren Diskussionen um meine Person, die ich nie ganz verstanden habe. Worum ging es eigentlich genau?» Frei versucht selbst eine Antwort zu finden: «Es wurden Sachen gesucht, um zu rechtfertigen, dass irgendwann Schluss ist. Das hat mich gestresst, und, ja, das hat mich runtergezogen. Man hätte auch sagen können: Schau, wir wollen nicht mehr mit dir weitermachen – dann hätte man eine Lösung gefunden.»

Und dennoch: Fabian Frei hat «keine schlechten Gefühle». Nach 20 Jahren im Fussballbusiness weiss er, dass nicht immer alles so kommt, wie man es sich wünscht. Es habe andere, «wilde Beispiele» gegeben, etwa Alex Frei, der mitten in der Saison aufhörte beim FCB mit einem fantastischen Freistosstor gegen den FCZ, um am nächsten Tag beim FC Luzern als Sportchef anzufangen.

Gruppenbild mit dem nicht benötigten Rekordspieler: Fabian Frei, eingerahmt von seinem Vorgänger Massimo Ceccaroni, Karl Odermatt, Valentin Stocker, Behrang Safari, Marco Streller, Daniel Stucki, Beni Huggel, David Degen, Dan Holzmann, Ursula Rey-Krayer und Andreas Rey (von links), bei seinem Abschied von den FCB-Fans am 21. September 2024 im Joggeli. –> <!–>

Gruppenbild mit dem nicht benötigten Rekordspieler: Fabian Frei, eingerahmt von seinem Vorgänger Massimo Ceccaroni, Karl Odermatt, Valentin Stocker, Behrang Safari, Marco Streller, Daniel Stucki, Beni Huggel, David Degen, Dan Holzmann, Ursula Rey-Krayer und Andreas Rey (von links), bei seinem Abschied von den FCB-Fans am 21. September 2024 im Joggeli.

Bild: Georgios Kefalas/Keystone

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Am späten Abend des 21. September haben sich die Fans in einem vollbesetzten Joggeli von ihm verabschiedet. Nach fünfhundertdreiundvierzig Einsätzen in Rot-Blau. «Ich dachte: easy. Aber dann bin ich doch emotionaler geworden, als ich gedacht habe.» Nach kurzer Dankesrede («Es war mir eine Ehre»), nach einer Ehrenrunde und mit einem gerahmten Trikot («Für immer unsere Nummer 20») unter dem Arm verschwand Frei wieder. So hatte er es mit seinem neuen Verein abgemacht, der am nächsten Tag seinen Match hatte.

Fabian Frei und das Wir-Gefühl in Winterthur

«Man braucht kein Mitleid mit mir haben», sagt Frei. Die Vertragsauflösung in Basel und der neue Vertrag mit einer Option bis 2026 in Winterthur wurden so ausgestaltet, dass er nicht schlechter fährt als zuvor. «Es passt für mich und für den FCB wohl auch. Ich hätte in der Zwischenzeit nur gerne mehr Punkte mit Winterthur geholt.»

Tatsächlich hinterliess «Winti» vergangenen Samstag einen besorgniserregenden Eindruck. Das Schöne jedoch an dem so gleichermassen aufregenden wie unaufgeregten Fussballstandort Winterthur ist, dass die der Branche innewohnenden Affekte wie Hyperventilation hier nicht so rasch greifen.

Auch die Abreibung vom FCB haben die Fans im wie immer ausverkauften Stadion mit aufmunterndem Applaus quittiert. Frei, der bis zum Wechsel 2004 in die U16 des FC Basel auf der Schützenwiese fussballerisch gross geworden ist, sieht darin das Familiäre, was den FC Winterthur ausmacht: «Dagegen ist der FCB, böse gesagt, ein zusammengewürfelter Haufen. Ein sehr talentierter, ohne Frage, aber das Wir-Gefühl in Winterthur ist ein anderes.»

Das Gute an der englischen Woche ist, dass die Winterthurer nicht lange zu knabbern hatten an dem 1:6. Am Mittwoch setzte Frei seine nostalgische Trilogie in St. Gallen fort, dort, wo er ab 2009 zwei Wanderjahre als Leihspieler des FC Basel verbrachte. «Nur wenige haben uns zugetraut, dass wir so gut mithalten», lautet sein Resümee nach dem 2:2 im dicken Nebel des Kybunpark, «es wäre sogar mehr drin gelegen für uns».

Erkenntnis im Nebel: «Können in Basel punkten»

Der Klassenerhalt mit dem FC Winterthur als grosse Challenge: Fabian Frei vorige Woche am Anstosskreis, wo er öfter hinmusste als ihm lieb war.

Der Klassenerhalt mit dem FC Winterthur als grosse Challenge: Fabian Frei vorige Woche am Anstosskreis, wo er öfter hinmusste als ihm lieb war.

Bild: Claudio Thoma/Freshfocus

Realisiert wurde der erste Auswärtspunkt für den Tabellenletzten durch eine Systemumstellung auf Fünferabwehrkette mit Frei als einem von zwei «Achtern» im Mittelfeld. Seine präzise, wie ein Laser geschlagene Seitenverlagerung ebnete den Weg zum Ausgleich und gibt den Winterthurern Mut für die Aufgabe im Joggeli. Frei leitet aus dem Remis ab: «Eine gewisse Qualität muss vorhanden sein.» Der 35-Jährige, bisher in allen sieben Pflichtspielen für den FCW über die volle Spielzeit eingesetzt, geht noch weiter: «Nach diesem Mittwoch würde ich sagen: Ich bin zuversichtlich, dass wir in Basel punkten können.»

Eine Herkulesaufgabe wird der Klassenerhalt mit Winterthur so oder so. Frei nennt es eine Challenge: «Und ich liebe Herausforderungen.» Übung im Umgang mit der Abstiegsangst hat er ja seit voriger Saison mit dem FCB: «Die Erfahrung aus Mainz und St. Gallen hilft mir zwar mehr, aber ich sage gerne: Letzte Saison waren wir abgeschlagen Letzter und am Ende Achter.» Es sei, so Frei, noch kein Grund unruhig zu werden.

In welcher Gemütsverfassung er am Samstag ins Joggeli einlaufen wird? Er weiss es noch nicht. «Schwierig zu sagen, ob ich nervös sein werde oder ob es mir schlussendlich egal sein wird, weil ich einfach Fussball spielen möchte.»