
Wochenduell zur FCB-Transferpolitik: Schon wieder so viele Neuzugänge beim FCB
Dieser Artikel wurde von BAZ publiziert.

Zwei Neue auf der Lohnliste des FC Basel: Bénie Traoré (links) und Xherdan Shaqiri.
Foto: Cyril Zingaro (Keystone)
Ja: Shaqiri ist der Einzige, der Identifikation verkörpert. Für alle anderen ist Basel nur eine Zwischenstation.
Bénie Traoré, Kevin Carlos, Marin Soticek, Léo Leroy, Moussa Cissé, Joe Mendes, Romário Baró und Xherdan Shaqiri. Acht neue Spieler hat der FC Basel in diesem Sommer geholt. Bis auf Shaqiri hat keiner einen Bezug zum FCB. Für sie ist der FCB eine Zwischenstation. Sie alle kommen nach Basel, um eines Tages in die grosse, weite Welt des Fussballs weiterzuziehen. So, wie es zuletzt Renato Veiga oder Thierno Barry getan haben.
Shaqiri ist also der Einzige, der die Gegebenheiten rund um den Stadtclub und dessen Stellenwert in der Region Basel kennt. Und der bei den zuletzt wenig erfolgsverwöhnten Anhängern einen Hype sondergleichen ausgelöst hat. Er ist also einer derjenigen, die das verkörpern, was sich die Basler Fans seit langem wünschen: mehr Identifikation.
Klar, diejenigen, die in der letzten Saison sportlich nicht genügten oder höhere Ambitionen haben, musste man abgeben. Aber: Das Gerüst dieser Mannschaft ist – anders als im Vorjahr – zusammengeblieben und wirkte zum Ende der letzten Saison eingespielt. Da stellt sich die Frage, weshalb nun gleich acht neue Akteure geholt wurden, die nun erst die Philosophie von Fabio Celestini und seines Staff kennen lernen müssen.
Warum musste etwa ein Mendes als Rechtsverteidiger ans Rheinknie transferiert werden, wenn auf dieser Position bereits Kevin Rüegg in diesem Sommer fix von Verona übernommen wurde und auch Mohamed Dräger dort spielen kann? Oder eben Anton Kade, wie es aktuell der Fall ist.
Oder warum wird für diese Doppel-/Dreifachbesetzungen einer Position nicht einfach ein Junior nachgezogen? So, wie es andere Vereine in der Super League auch tun. Der FC Luzern etwa ist absolute Spitze darin, wenn es darum geht, U-21-Spielern in der Super League Einsatzminuten zu gewähren.
In Basel ist das etwas anders. Über Jahre wird der Nachwuchs für viel Geld auf dem Campus ausgebildet. Doch Aufnahme in die erste Mannschaft finden nur die wenigsten. Einzige Ausnahme ist aktuell Leon Avdullahu. Alle anderen spielen nur eine Nebenrolle oder sind an andere Clubs ausgeliehen. Bei der aktuellen Kadergrösse haben es die Jungen umso schwerer: Zuletzt wurden Roméo Beney und Emmanuel Essiam in die Reserve geschickt.
Fakt ist: 28 Namen umfasst das aktuelle Kader. Das ist zu viel für ein Team, das ohne Europacup durch die Saison geht. Mit der Hälfte der Zuzüge würde der FCB eine vernünftige Kadergrösse haben. Und mit Sicherheit auch eine Mannschaft, die um die Plätze in der vorderen Meisterschaftshälfte spielen kann. Dominic Willimann
Nein: Viel wichtiger als die Anzahl der Neuzugänge ist, dass das Grundgerüst der Mannschaft bestehen geblieben ist.
Die acht Neuzugänge des FC Basel machen durchaus Sinn. Sie sind das Ergebnis davon, welche Schwachstellen die Mannschaft von Fabio Celestini in der vergangenen Saison aufwies und wo punktuelle Verstärkungen nötig waren.
So zeichnete sich der FCB kurz nach Celestinis Amtsantritt Ende Oktober 2023 vor allem durch eine stabile Defensive aus. Die Offensive hingegen blieb weiterhin ziemlich harmlos. Bis Thierno Barry Anfang Jahr seinen Lauf aufnahm und in 18 Pflichtspielen elfmal traf. Um eine weitere Saison zu vermeiden, in der das Toreschiessen von einer One-Man-Show abhängt, waren unabhängig vom Abgang des 21-Jährigen zu Villarreal mehrere offensive Anpassungen nötig.
Zum einen hat der FCB mit Kevin Carlos nun den letztjährigen Torschützenkönig der Super League an Bord. Zum anderen mit Bénie Traoré einen Spieler, der sich zwar in der Premier League nicht durchsetzen konnte, in seinen ersten Einsätzen aber bewiesen hat, dass er definitiv eine Bereicherung für den FCB-Sturm sein wird. Beide können im 3-4-3-System von Celestini auf den Flügelpositionen neben Albian Ajeti spielen und dort die Torgefahr kreieren, die den Baslern in der letzten Saison so dringlich gefehlt hat. Mit Marin Soticek konnte man zudem eines der grössten kroatischen Offensivtalente verpflichten.
Moussa Cissé wurde geholt, um dem Dauerläufer Dominik Schmid Entlastung zu bieten, Joe Mendes für den verletzungsanfälligen Kevin Rüegg und für Mohamed Dräger, der bisher nie wirklich überzeugen konnte. Und da Celestini Fabian Frei und Taulant Xhaka nur noch als Ergänzungsspieler sieht, hat er auf dieser Position nun mit Léo Leroy und Romário Baró weitere Optionen mit zwei 24-Jährigen, die Erfahrung aus der höchsten französischen und portugiesischen Liga mitbringen.
Damit bleibt noch der Königstransfer: Xherdan Shaqiri. Seine Verpflichtung hat sich nur schon wegen der in Basel entfachten Euphorie gelohnt. 30’000 Zuschauer gegen Yverdon und ausverkaufte Trikots waren die Folge. Bevor der 32-Jährige überhaupt sein erstes Pflichtspiel bestritten hatte, war klar, dass sich diese Verpflichtung auf vieles positiv auswirkt.
Viel wichtiger als die Anzahl der Neuzugänge ist, dass das Grundgerüst der Mannschaft bestehen geblieben ist. Die von David Degen im letzten Sommer angekündigten 90 Prozent des Teams sind diesmal geblieben – und Fabio Celestini wird zusammen mit den Neuzugängen darauf aufbauen können. Simon Tribelhorn
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