Der FC Basel wird seinen eigenen Ansprüchen in der Meisterschaft weiterhin nicht gerecht. Aber die Zuversicht übertrifft die Leistungen bei weitem.

In den mittlerweile 26 Meisterschaftsrunden im Kalenderjahr 2020 hat der FC Basel nie mehr als zwei Spiele am Stück gewonnen. Die Bilanz ist ausgeglichen: 10 Siege, 6 Unentschieden, 10 Niederlagen. Klubs, die in der Regel gegen den Abstieg spielen, könnten sich mit so etwas brüsten. Für den FCB, der die vor zweieinhalb Jahren unterbrochene Serie an Meistertiteln unbedingt wieder aufnehmen will, sind die Zahlen ernüchternd. Die Basler gewannen in dieser Zeit nur zweimal zwei Spiele am Stück, aber nie drei oder mehr. In der laufenden Saison folgte auf jeden der drei Siege postwendend eine Niederlage.

Der ominöse Bock

Seit bald einem Jahr tritt der FCB in der Super League an Ort, und in den zweieinhalb Jahren davor war es nicht viel besser. In der noch jungen Saison ist die Rhetorik am Rheinknie bedeutend überzeugender als die Leistungen. Das jüngste Sprachbild – es hätte bei Misserfolg ein tolles Schnitzelbank-Sujet werden können – bemühte Trainer Ciriaco Sforza, indem er schon vor Wochen sagte, es müsse nur «der Bock umgestossen» werden. Will heissen: Wenn dieser Bock einmal umgestossen ist, dann gibt es kein Hindernis mehr, das den FCB aufhalten kann. Will wiederum heissen: Dann wird alles wie von selbst laufen.

Nach der 1:2-Niederlage bei YB im vorletzten Spiel konstatierte Sforza auf «Telebasel», dass der Bock noch nicht umgestossen sei. War der Bock schon umgestossen, als Basel unter der Woche das Nachtragsspiel daheim gegen Lausanne-Sport (2:1) gewann? Vielleicht.

Steht der Bock noch?

Aber schon am Sonntag schien der Bock plötzlich wieder im Weg zu stehen. Basel verlor in Lugano trotz einer Handvoll guter Chancen 0:1. Die Meinungen gingen jetzt stark auseinander. Die Basler Zeitung titelte: «Der Bock steht immer noch.» Captain Valentin Stocker sagte, der Bock sei schwerer, als gedacht. Dem widersprach Sforza vehement: Der Bock sei längst umgestossen.

Viele Trainer weltweit sind nach Niederlagen bemüht, das Positive herauszustreichen. «Das Gute mitzunehmen», wie sie zu sagen pflegen. Sforza gehört zu ihnen. Aber wer den Bock umgestossen haben will, sollte gerade in der Schweizer Meisterschaft nur in Ausnahmefällen Niederlagen erklären und schönreden müssen. Kollege Gerardo Seoane vom Erzrivalen YB musste in den letzten 14 Super-League-Spielen nie über die Gründe für eine Niederlage Auskunft geben. Sforza dagegen allein in den acht Partien dieser Saison schon viermal, also durchschnittlich nach jedem zweiten Match.

Starke Rhetorik

Heinz Lindner, der zuletzt anstelle des vom Coronavirus infizierten Djordje Nikolic das Basler Tor hütete, benützte ebenfalls auf «Telebasel» ein anderes Bild. Die Mannschaft müsse sich nach den diversen Transfers noch ein bisschen einspielen, aber dann werde «die Maschinerie laufen». Eine Maschinerie ist, wenn die Gegner sie nicht abstellen können. Nicht weniger starke Rhetorik vernimmt man im FCB aus der Vereinsführung. Präsident Bernhard Burgener sagte, das Kader sei nach den jüngsten Akquisitionen (Pajtim Kasami, Timm Klose) so stark, dass man Meister werden müsse.

Noch ist die Saison jung, und der Spielplan meinte es – auch infolge der Verschiebungen – mit den Basler nicht gerade gut. In den acht Spielen mussten sie fünfmal auswärts antreten, während die Young Boys fünfmal im Wankdorf spielten. Vieles ist möglich, sollte der Bock einmal tatsächlich aus dem Weg geräumt sein.

Elf Jahre sind es her, dass der FCB noch schlechter als jetzt in die Saison startete. Nach acht Runden waren die Basler unter Trainer Thorsten Fink mit neun Punkten Siebte – mit 13 Punkten Rückstand auf Leader YB. Am Schluss errangen sie vor den schon im Herbst nachlassenden Bernern den ersten von acht aufeinanderfolgen Meistertiteln.

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