Nach der Demonstration in Zürich: Der Basler Meisterexpress rollt

Dieser Artikel wurde von BZ publiziert.


Super League

Nach der Demonstration in Zürich: Der Basler Meisterexpress rollt

Ein grandioser Abend für den FC Basel war das 4:0 im Klassiker gegen den FC Zürich mit den grandiosen Doppeltorschützen Philip Otele und Xherdan Shaqiri und bei sechs verbleibenden Spiele scheint er plötzlich greifbar nahe: der erste Meistertitel seit 2017.

«Ein schöner Tag für uns Basler» – Xherdan Shaqiri und Albian Ajeti zelebrieren den 4:0-Triumph im Zürcher Letzigrund.

Bild: Martin Meienberger/Freshfocus

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Vor einer Woche, nach dem Heimsieg gegen Lugano, ist David Degen aus den Katakomben des St. Jakob-Park gekommen, und hat seinen Verwaltungsratskollegen geschildert, welche Energie er in der Spielergarderobe gespürt habe: «Hey, ich glaube, der Zug ist ins Rollen gekommen.» Er wisse bloss noch nicht, wie schnell der Zug unterwegs sei.

Nach der Demonstration im Letzigrund vom Samstagabend, einem rauschenden 4:0-Auswärtssieg, der ebenso rotblaues Spektakel wie eine Demontage des Gegners war, bekam der Chef des FC Basel  das Grinsen gar nicht mehr aus dem Gesicht. Über 23’000 Augenzeugen im Stadion und viele mehr an den TV-Bildschirmen haben es gesehen: Der Zug rollt im Expresstempo und die Endstation ist jetzt auch klar erkennbar: der Barfüsserplatz in Basel. Nur die Ankunftszeit ist noch offen.

Die erste halbe Stunde lang wehrte sich der FCZ in diesem Klassiker. Er war dem Tabellenführer mit einer wilden, auf fünf Positionen veränderten Aufstellung mit zwei Grünschnäbeln entgegengetreten, besass nach wenigen Sekunden die erste Möglichkeit, er vergab durch Miguel Reichmuth in der siebten Minute eine Kopfballchancen der Kategorie «Muss er machen» und überliess die Bühne anschliessend dem FCB.

Das Telegramm

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FC Zürich – FC Basel 0:4 (0:2)

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Letzigrund. – 23’130 Zuschauende (Saisonrekord). – Schiedsrichter: Luca Cibelli. – Tore: 10. Otele (Traoré) 0:1, 43. Shaqiri (Otele) 0:2, 52. Shaqiri 0:3 (Otele), 58. Otele (Ajeti) 0:4.

Zürich: Brecher; Kamberi, Gómez, Vujevic (54. Mendy), Ligue; Krasniqi (75. Bangoura), Reichmuth (46. Tsawa), Fiorini (46. Nvendo); Zuber, Chouiar, Markelo (46. Ballet).
Basel: Hitz; Mendes, Adjetey, Vouilloz, Schmid (72. Akahomen); Avdullahu, Metinho (63. Leroy); Traoré (63. Kade), Shaqiri, Otele (72. Soticek); Ajeti (81. Kevin Carlos).

Bemerkungen: Zürich ohne Gbamin, Goure, Mahmoud, Perea (verletzt), Basel ohne Barisic, van Breemen, Rüegg, Cissé (verletzt), Xhaka, Fink (ohne Aufgebot). – Verwarnungen: 19. Vouilloz (Foul), 24. Vujevic (Foul), 28. Metinho (Foul), 50. Tsawa (Foul), 76. Nvendo (Foul), 77. Akahomen (Foul), 87. Kamberi (Foul). – 2. Zuber trifft Aussenpfosten. – 66., 80. und 92. Tore von Ajeti, Kade und Carlos nach VAR-Intervention wegen Abseits aberkannt.

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Vor allem natürlich Xherdan Shaqiri, der mit seiner – zum dritten Mal hintereinander unveränderte – Mannschaft nicht nur nach dem Meisterstern greift, sondern mit seinen beiden famosen Toren Nummer 12 und 13 auch nach der Torjägerkrone. Und dann ist da noch Philip Otele, der seit dem Transfer im Winter aus der Wüste ans Rheinknie mit seiner unorthodoxen Spielweise und seiner Grinta Gold wert ist für das Basler Spiel und in Zürich seinen ersten Doppelpack schnürte.

Für das 0:1 brauchte es Shaqiri nicht einmal: Dominik Schmid setzte einem verlorenen Ball bis an die Grundlinie nach, Metinho, auch er mit einem bärenstarken Auftritt, behauptete den Ball und Bénie Traoré steckte zu Otele durch, der mit technischer Finesse zwei Gegenspieler abschüttelte und traf.

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Die gut 4’000 mitgereisten Fans des FC Basel sorgen schon vor dem Anpfiff für Gänsehautstimmung. In einem prall gefüllten Letzigrund ist alles angerichtet für einen spannenden Klassiker.

Claudio Thoma / freshfocus/

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Und dann kam die 43. Minute. Diesmal trat Otele als Vorbereiter auf mit einem grandiosen Aussenristpass zu Shaqiri. Und der machte daraus Dinge, die nur Shaqiri tut. Sein Schuss aus spitzem Winkel glich einem Kunststoss im Billard über doppelte Bande: Lattenunterkante, Innenpfosten, 0:2. Ein Tor für jeden Saisonrückblick, und damit man dafür eine gewisse Auswahl vorfindet, steuerte Shaqiri gleich noch eine seiner Spezialitäten bei: einen direkt verwandelten Freistoss.

Sieben Minuten nach Wiederanpfiff erwischte er Yanick Brecher mit Wumms in der Torwartecke, profitierte davon, dass sich in der Abwehrmauer Samuel Ballet hasenfüssig abdrehte und machte damit den Deckel auf die Partie.

Bleibt unbedingt noch zu erwähnen, dass Albian Ajeti weiter einem Tor hinterherläuft. Vier Chancen liess er liegen, ein Treffer wurde – wie zwei weitere von Anton Kade und Kevin Carlos – vom VAR wegen hauchzarten Abseits zurückgenommen. Und dennoch hatte Ajeti seinen ganz grossen Moment, als er in der 59. Minute selbst in aussichtsreicher Abschlussposition war, aber die wasserdichte Option wählte und pfannenfertig für Otele querlegte.

Auch Fabio Celestini feiert vor der Kurve der FCB-Fans im Letzigrund mit. Und immer wieder mittendrin: Xherdan Shaqiri. –> <!–>

Auch Fabio Celestini feiert vor der Kurve der FCB-Fans im Letzigrund mit. Und immer wieder mittendrin: Xherdan Shaqiri.

Bilder: Freshfocus/Keystone

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So viel Uneigennützigkeit lässt tief blicken. Auch, was den Geist dieser Mannschaft anbelangt, die in Zürich den Eindruck hinterliess, sich nun nur noch selbst ein Bein stellen zu können. «Ein schöner Tag für uns Basler», sagte Shaqiri nach dem höchsten Auswärtssieg im Klassiker seit Februar 2000 (mit einem Fabian-Frei-Hattrick). Der FCB hat erstmals vier Siege aneinandergereiht und ein in sich ruhender Fabio Celestini will nichts wissen von Druck, der nun, da der Zug dem Ziel immer näher kommt. plötzlich herrsche: «Wir glauben an unsere Arbeit. Und ich spüre nur Positivität und Überzeugung.»

Mit sieben Punkten Vorsprung, die eingedenk des Torverhältnisses acht sind, kann der FCB an diesem Sonntag zusehen, wie Servette sich in Sion und die Young Boys in Luzern schlagen.