
Nach dem Basler Sieg in Winterthur: Der Traum lebt weiter
Dieser Artikel wurde von BZ publiziert.
Super League
Nach dem Basler Sieg in Winterthur: Der Traum lebt weiter
Der FC Basel tut sich bei Schlusslicht Winterthur schwer, gewinnt aber dank Toren von Xherdan Shaqiri und Bénie Traoré mit 2:0 und hält Tuchfühlung zu Leader Servette.
18 Basler Tore auf einem Foto: Bénie Traoré und Xherdan Shaqiri, die Matchwinner von Winterthur.
Es ist ein rätselhaftes Bild, das der FC Basel eine erste Halbzeit lang auf der sonntäglichen Schützenwiese abgibt. Der anfängliche Schwung verpufft schneller als eine Filterzigarette. So bleibt ausgiebig Zeit, sich von der frühlingshaften Sonne wärmen zu lassen und zum Beispiel beim Findungsprozess einer Basler Innenverteidigung zuzuschauen, die sich erst in Luft aufgelöst hat durch Adrian Barisic’ Verletzung im Nationalteam und dem kurzfristigen Ausfall von Finn van Breemen beim Warmlaufen. Und die sich nun mit Jonas Adjetey und Nicolas Vouilloz neu formiert.
Das passiert sehr unaufgeregt, weil die beiden nichts zu tun bekommen. Weil der FC Winterthur sich hinten einigelt, es eigentlich nur darauf abgesehen hat, Xherdan Shaqiri aus dem Spiel zu nehmen, der gleichenorts beim 6:1 im Herbst eine Riesenshow hingelegt hatte. Die offensiv erschreckend harmlosen Winterthur wirken wie das Kaninchen vor der Schlange, doch der FCB entpuppt sich nicht als giftige Natter, sondern eher als Blindschleiche.
Das Telegramm
FC Winterthur–FC Basel 0:2 (0:0)
<!–>
Schützenwiese. – 8700 Zuschauende (ausverkauft). – SR: Lukas Fähndrich. – Tore: 49. Shaqiri (Rüegg) 0:1, 70. Traoré (Shaqiri) 0:2.
Winterthur: Kapino; Ulrich (88. Sahitaj), Arnold, Lüthi, Diaby; Cueni; Schneider (58. Lukembila), Zuffi (77. Jankewitz), Frei (58. Di Giusto), Burkart (77. Fofana); Gomis.
Basel: Hitz; Rüegg (60. Mendes), Adjetey, Vouilloz, Schmid; Avdullahu, Metinho (81. Baro); Otele (81. Kade), Shaqiri, Traoré (89. Leroy); Carlos (81. Ajeti).
Bemerkungen: Winterthur ohne Schättin, Siedler (gesperrt), Rohner, Bajrami (verletzt), Buess, Durrer (krank), Krasniqi, Spagnoli (ohne Aufgebot). – Basel ohne Barisic (verletzt), Cissé, Xhaka, Fink, Spycher (ohne Aufgebot), Pfeiffer, Junior Zé (beide U21). – Verwarnungen: 45. Ulrich (Foul), 90.+3 Shaqiri und Diaby (Raufhändel).
–> <!–>
Deshalb ereignet sich – nichts. Das Spiel ist ebenso langweilig wie einseitig bei 74 Prozent Basler Ballbesitz, und die ruhenden Bälle des Maestros bringen auch nichts. Vier Freistösse und ein Eckstoss von Shaqiri erzeugen genau null Torgefahr. «Wir haben mit ungenügendem Rhythmus gespielt, zu langsam und zu fehlerhaft», sagt Fabio Celestini zu diesen ersten 45 Minuten.
Der Unterschiedsspieler ist zurück
Offenbar findet der FCB-Trainer die richtige Kabinenansprache. Keine vier Minuten verstreichen nach Wiederanpfiff, ehe der Knoten platzt. Der Zufall hilft dabei, denn Kevin Rüeggs Volleyabnahme misslingt eigentlich, wird aber, abgefälscht von einem Winterthurer, zur Vorlage für Shaqiri. Aus zwölf Metern netzt der mit seinem linken Goldfüsschen ein. Der Unterschiedsspieler ist zurück. Saisontor Nummer 10 für ihn.
Die Winterthurer bequemen sich anschliessend aus ihrem Schneckenhaus, und nur zwei Minuten später muss Marwin Hitz seine wichtigste Parade des Nachmittags auspacken, um einen Ulrich-Schuss zu entschärfen. Aber auch Uli Forte sieht nun einen FCB mit anderer Einstellung, «und dann», sagt Winterthurs Trainer, «wird es schwierig gegen Basel, dann braucht es einen ganz guten Tag». Den hat das abgeschlagene Tabellenschlusslicht jedoch nicht.
Traoré trifft zwischen den Hosenträgern hindurch
Und so wird eine Partie, die im Vorfeld eigentlich genügend Zutaten für eine aus Basler Perspektive unangenehme Überraschung bot – ein Underdog, der auf holprigem Geläuf schon anderen Favoriten wie St. Gallen und selbst YB ein Bein stellte – doch noch zu einer diskussionslosen Angelegenheit. In der 70. Minute tunnelt Shaqiri seinen Gegenspieler, und die Vorlage veredelt Bénie Traoré aus spitzem Winkel zwischen den Hosenträgern von Keeper Stefanos Kapino zum 2:0. Saisontor Nummer 8 für ihn; Skorerpunkt Nummer 23 für den Captain.
Mit diesem glanzlosen, aber verdienten Auswärtssieg hat der FCB zum einen den negativen Trend aus den zurückliegenden sechs Spielen, aus denen lediglich sechs Punkte resultiert hatten, durchbrochen. Er liegt damit weiterhin zwei Längen hinter Servette und kann am Dienstag zuschauen, wie der Leader sich gegen wie eine Dampfwalze von hinten nähernde Young Boys schlägt. Und er muss selbst am Donnerstag im Joggeli gegen die Grasshoppers nachlegen, wenn er den «Traum», von dem jetzt immer unverhohlener gesprochen wird, aufrechterhalten will.
«Wir kommen unserem Ziel immer näher»
«Wir haben es durch diesen Sieg weiter selbst in unserer Hand. Es sind noch neun Spiele und wir kommen unserem Ziel Tag für Tag näher», sagt Celestini, «deshalb sind das drei sehr wichtige Punkte.» Und dieses Ziel ist – nebst dem Einzug in den Cupfinal – unausgesprochen die Meisterschaft. Meisterhafte Form hat dieser FCB zwar noch nicht wieder erreicht, aber die Geister, die hat er längst geweckt.
–>