
FCB-Stürmer im Interview: «Für mich zählt es erst seit drei Spielen wieder», sagt Ajeti
Dieser Artikel wurde von BAZ publiziert.
AboFCB-Stürmer im Interview
«Für mich zählt es erst seit drei Spielen wieder», sagt Ajeti
Albian Ajeti spricht über das lange Warten auf einen Torerfolg, seine Vertragsverhandlungen – und die Träume vom Barfi.

Albian Ajeti nach seinem vermeintlichen 5:0 gegen den FC Zürich.
Foto: Claudio Thoma (Freshfocus)
Albian Ajeti, wie dringend brauchen Sie ein Tor?
Nicht unbedingt. Sicher wäre es schön, wieder einmal zu treffen. Aber ich bin kein Mensch, der viel Wert auf Statistiken legt, und mit meinem Selbstvertrauen ist auch alles in Ordnung. Irgendwann wird auch der VAR wieder auf meiner Seite sein.
Gegen den FCZ haben Sie in der 66. Minute Ihr vermeintlich erstes Tor seit November erzielt. Wie fühlte sich das im ersten Moment an?
Die Erleichterung war gross. Auch, weil ich zuvor schon Abschlüsse hatte, die nicht ins Tor gingen. Dann braucht es manchmal halt solche Dreckstore wie bei diesem Abpraller.
Dann kam aber der VAR.
Da wusste ich sofort, dass das Tor nicht zählt. Noch bevor die Entscheidung feststand. Bei dem Glück, das ich momentan habe …
Das klingt pessimistisch.
Ich bin kein pessimistischer Mensch. Das Glück ist derzeit nur nicht immer auf meiner Seite. Auch wenn man sich das letzte Spiel gegen GC ansieht. Ich hätte wohl noch ewig weiterspielen können, und Justin Hammel hätte alle Schüsse von mir pariert. Wäre diese englische Woche normal verlaufen, hätte ich sicher ein oder zwei Tore und einen Assist gesammelt.
Sie als Stürmer sind wohl kein grosser Fan des VAR, oder?
Klar, er ist schon etwas mühsam, gerade wenn man sich wie ich oft an der Grenze des Abseits bewegt, aber er macht den Fussball auch fairer. Nur weiss ich nicht so recht, was ich davon halten soll, wenn ein halber Zeh über das Abseits entscheidet. Und die Regelung, wann er jetzt genau eingreift und wann nicht, verstehe ich noch immer nicht ganz. Aber es liegt auch nicht an mir, das zu beurteilen.
«Das Gefühl, ein Tor zu schiessen, ist unbeschreiblich. Das war schon als Kind so.»
Sie haben das 4:0 von Philip Otele vorbereitet. Eigentlich hätten Sie da aber auch selbst abschliessen und Ihre Torflaute beenden können.
Tatsächlich hatte ich die für mich entferntere Ecke des Tors schon im Blick, als ich den Ball bekam. Dann hörte ich Philip aber laut schreien, und er stand ja zweifellos in einer besseren Position. In dieser Situation musste ich den Ball einfach abspielen, und der Assist hat sich gleich schön angefühlt, wie wenn ich selbst getroffen hätte.
Was unterscheidet einen Stürmer vom Rest der Fussballer?
Ein Stürmer muss auch mal ein Schlitzohr sein. Ist man auf dieser Position zu lieb, hat man es nicht einfach. Das heisst, man muss clever spielen und auch mal ein bisschen rupfen und zupfen. Alles im fairen Bereich natürlich.
Was bedeutet Ihnen das Toreschiessen?
Das Gefühl, ein Tor zu schiessen, ist unbeschreiblich. Das war schon als Kind so. Aber momentan fühlt sich einfach alles gut an. Auch das Gefühl nach den Spielen ist top – Tore hin oder her.
Wissen Sie denn, wie viele Tore Sie in Ihrer Karriere erzielt haben?
Nein, ich bin kein Statistikmensch. Ich weiss auch nicht, wie viele Skorerpunkte ich in dieser Saison gesammelt habe.
79 Tore waren es insgesamt auf Profilevel, 7 davon in dieser Saison. Haben Sie die nirgends abgespeichert?
Nein, so ticke ich nicht. Wenn ich sie mir mal anschauen will, dann finde ich sie sicher irgendwo im Internet.
Wie sehr werden Sie als Stürmer nur über Ihre Tore definiert?
Natürlich wird ein Stürmer hauptsächlich an den Toren gemessen. Aber man muss diese natürlich immer im Verhältnis zur Einsatzzeit sehen. Da bei uns aber viele Spieler regelmässig treffen, ist das gar nicht so ein Thema. Das gibt den Stürmern die Möglichkeit, dass sie daran gemessen werden, was sie sonst noch fürs Spiel machen.
Wie bleiben Sie zuversichtlich in so einer Phase ohne persönlichen Torerfolg?
Für mich zählt es erst seit drei Spielen wieder, denn davor kam ich fast immer von der Bank oder gar nicht ins Spiel. Dass ich so lange kein Tor geschossen habe, nervt irgendwo, aber es bereitet mir keine schlaflosen Nächte.
In Ihre torlose Phase fällt auch die Rote Karte gegen Sion, die Ihnen drei Spielsperren eingebracht hat. Haben Sie sich damals Gedanken darüber gemacht, ob das der Anfang vom Ende Ihrer Zeit beim FCB ist?
Nein, gar nicht. Ich war immer im Austausch mit dem Club, und man hat mir damals schon zu verstehen gegeben, dass man langfristig mit mir plant. Das Gute war ja dann auch, dass ich die drei Spielsperren innerhalb von acht Tagen absitzen konnte.
Fabio Celestini stützte Sie damals öffentlich und betonte Ihre Wichtigkeit für die Mannschaft. Hat er Ihnen das auch persönlich zu verstehen gegeben?
Ja, er war auch der Meinung, dass solche Dinge halt passieren im Fussball, und er ist sich bewusst, dass es die erste Rote Karte meiner Karriere war.
Wie intensiv hat Fabio Celestini in den letzten Monaten mit Ihnen kommuniziert?
Kein Trainer führt jeden Tag mit jedem Spieler Einzelgespräche, aber er nahm sich mehrmals Zeit und erklärte, warum er welche Entscheidung getroffen hat, wie er gerade meine Rolle sieht, und liefert dann auch die Gründe dafür. So macht er das auch bei anderen Spielern.

Albian Ajeti (rechts) und Kevin Carlos buhlen um einen Platz in der Basler Startelf.
Foto: Marc Schumacher (Freshfocus)
Heisst das, Sie wussten, wieso Sie jeweils auf der Bank sassen?
Er hat es mir erklärt, und ich muss dies natürlich akzeptieren, auch wenn ich immer spielen will. Es gab aber in dieser Zeit sowieso wenige Rochaden. Ich konzentriere mich einfach darauf, immer Gas zu geben, den Rest überlasse ich dem Trainer.
Sind Sie jetzt wieder Stürmer Nummer 1?
Das kann ich so nicht sagen. Es ist Part of the Business, dass man mal auf der Bank sitzt und dann wieder von Beginn an spielt – besonders bei Stürmern gibt es solche Versprechungen nicht. Mal schauen, wie es am Montag wird.
In einem Interview mit der BZ sprachen Sie vor kurzem relativ offen über Ihre Vertragsverhandlungen mit dem FCB. Warum?
Wir sind schon länger in Verhandlungen, und es geht auf das Saisonende zu. Da ist es nur richtig, dass die Leute wissen, wo wir stehen.
Also ging es nicht darum, die Verhandlungen voranzutreiben?
Gar nicht. Alle Parteien wollen das Gleiche.
Wie ist der neuste Stand?
Wir sind noch in Gesprächen. In den nächsten Tagen und Wochen werden wir sicher mehr wissen. Aber ich bin sehr zuversichtlich, dass alles klappen wird und wir eine Lösung finden.
Ist die Dauer des Vertrags der grösste Knackpunkt?
Es gibt noch ein, zwei Punkte, die geklärt werden müssen, aber das macht alles mein Berater.
Was beinhaltete eigentlich die Klausel, die Sie in Ihrem Vertrag hatten und die sich aber nicht erfüllt hat?
Ehrlich gesagt, weiss ich das gar nicht genau. Es war schon seit meiner kleineren Verletzung im Oktober klar, dass sie sich nicht erfüllen würde. Aber das war nicht wirklich relevant, da sich der Vertrag nur um ein Jahr verlängert hätte. Wenn ich hier in Basel verlängere, dann für mehr als nur ein Jahr. Ich wusste aber schon damals, dass man mit mir über mehrere Jahre verlängern wollte.
Was, wenn es nun doch nicht klappen sollte?
Dass ich andere Optionen hätte, ist klar. Aber mein einziges Ziel ist es, beim FCB zu verlängern. Es gibt nichts Schöneres, als bei seinem Herzensverein zu spielen. Hier bin ich zu Hause, hier sind meine Familie und meine Freunde.
Hand aufs Herz: Waren Sie seit dem Sieg gegen Zürich schon einmal gedanklich auf dem Barfi-Balkon?
Sicher. Aber ich hatte die Gedanken an den Barfi und an das Feiern mit den Fans schon vor Beginn der Saison.

Albian Ajeti (4. von links) bei der Meisterfeier des FC Basel im Mai 2015.
Foto: Andy Mueller (Freshfocus)
Wie muss man dieses 4:0 einordnen? Sind das die neuen Kräfteverhältnisse zwischen dem FCB und dem FCZ?
Wir stehen zu Recht dort, wo wir sind. Dieses Spiel hat gezeigt, wie intensiv wir in den letzten Monaten gearbeitet haben und dass wir fokussiert bleiben.
Wie erlebten Sie die Tage seither?
Es waren sehr schöne Tage. Ich konnte viel Zeit mit der Familie verbringen und auf das Spiel zurückschauen. Auch der Blick auf die Tabelle macht in dieser Situation viel Freude.
Gibt es auch etwas, das Sie ausblenden wollen in dieser Schlussphase der Saison?
Nein, alle Gedanken, die ich derzeit habe, geben mir noch einmal zusätzliche Motivation und Lust, um mit den Jungs zu trainieren.
Hätten Sie persönlich die Meisterambitionen also schon früher klar benannt?
Ich habe, wie gesagt, schon vor der Saison davon geträumt. Aber wir müssen auch sehen, wo wir herkommen, und da ist es klar, dass man mit diesen Ansprüchen zu Beginn einer Saison anders umgehen muss. Aber jetzt ist klar, dass wir den Titel holen wollen.
Für Sie persönlich wäre es schon der vierte Meistertitel mit dem FCB und wohl jener, zu dem Sie am meisten beigetragen haben.
Für mich haben sie alle einen ganz besonderen Platz. Aber ich finde, dass jeder Spieler, der in einer Meistermannschaft ist, seinen Teil zum Titel beiträgt. Egal, wie viel man gespielt hat. Auch beispielsweise Marvin Akahomen, der jetzt von seiner Leihe zurückgekommen ist, hat Anteil an unserem derzeitigen Erfolg.
Wovor muss man als FCB nun aufpassen?
Wir müssen einfach genau gleich weitermachen wie bisher. Von Spiel zu Spiel schauen, auf Yverdon fokussieren und dann mit breiter Brust in die Meisterrunde gehen. Jeder weiss, worum es geht.
Am Ostermontag gegen Yverdon bleibt die Kurve zu. Was heisst das für die Mannschaft?
Für uns ist es bitter, wenn wir die Muttenzerkurve nicht haben. Man hat gesehen, was sie auch in den letzten Wochen und Monaten geleistet haben. Wir werden trotzdem Gas geben und ins Spiel gehen, als wäre die Kurve da.
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