
Er rettete den FCB vor dem Abstieg und ist jetzt auf Meisterkurs: Steht Fabio Celestini trotzdem vor dem Aus?
Dieser Artikel wurde von BZ publiziert.
Fussball
Er rettete den FCB vor dem Abstieg und ist jetzt auf Meisterkurs: Steht Fabio Celestini trotzdem vor dem Aus?
Trotz Vertrag rechnet in Basel kaum mehr jemand damit, dass Fabio Celestini nächste Saison noch Trainer ist. Sogar eine Entlassung in den nächsten Wochen geistert durch den St. Jakob-Park. Celestini selber hat sich den Nati-Job zum Ziel gesetzt.
Er führte den FC Basel vom letzten auf den ersten Tabellenplatz. Dennoch ist in Basel nicht alles rosig. Stimmen über eine baldige Trennung von Fabio Celestini und dem FCB sind bereits zu vernehmen.
Fussball ist manchmal ein irrwitziger Sport. Oder wer hätte nach dem Beinahe-Abstieg letzten Saison gedacht, dass der FC Basel Anfang April noch um zwei Titel mitspielen kann? Eben. Doch genau so ist es: Die Basler weisen in der Liga mit einem Spiel weniger zwei Punkte Rückstand auf Leader Servette auf, im Cup stehen sie im Halbfinal und empfangen Ende Monat Lausanne-Sport.
Eine Saison, wie sie niemand antizipieren konnte – auch nicht nach der Rückkehr Xherdan Shaqiris.
Dennoch ist in Basel nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen. Im Gegenteil. Vor dem eminent wichtigen Winterthur-Spiel, welches der FCB mit 2:0 für sich entscheiden konnte, war die Bilanz rückläufig. Sechs Punkte aus sechs Spielen, der Verlust der Tabellenspitze und des Momentums. Und spätestens nach der Heim-Niederlage gegen die sich plötzlich in einem Flow befindenden Berner Young Boys Mitte März kamen in Basel Zweifel auf, ob denn diese Saison tatsächlich der erste Meistertitel seit 2017 Realität werden könnte.
Dabei wäre es eine dieser Once-in-a-Lifetime-Chancen, in welcher die plötzliche Schwäche des Serienmeisters ausgenützt werden müsste. Dass es dem FCB jedoch nicht gelang, die lange strauchelnden Berner entscheidend zu distanzieren, ist die Grundlage der Basler Unzufriedenheit.
«Wenn man sich nur die Ergebnisse und nicht die Leistungen anschaut, dann ist das ungenügend», sagte auch Trainer Fabio Celestini vor dem Winterthur-Sieg zur Form seiner Mannschaft. Er, der den FCB am 31. Oktober 2023 als Tabellenletzter übernahm, stabilisierte und zuweilen in dieser Saison an die Spitze der Liga führte. Er, der aber nicht mehr unantastbar ist.
Im Gegenteil: Seit Tagen ist in Basel zu hören, dass Celestinis Stuhl wackelt. Dass die laufende englische Woche mit dem siegreichen Duell gegen Winterthur, dem am Donnerstag anstehenden Spiel gegen GC und dem Spitzenspiel gegen Lugano (Tabellenvierter, mit einem Spiel mehr ein Punkt hinter Basel) über die kommenden Wochen entscheiden könnte. Darüber, ob Celestini die Saison an der Seitenlinie des FC Basel beenden wird oder nicht. Mit anderen Worten: Die Erwartungshaltung sind mindestens sieben Punkte aus diesen drei Spielen.
Unzufriedenheit hier, höhere Ambitionen da
Dazu äussern will sich die FCB-Führung auf Anfrage wie gewohnt nicht. Der Trainer selbst sagt: «Es ist nicht an mir, zu urteilen. Ich habe immer gesagt, dass wir im Juni abrechnen. Dass es bis dahin Aufs und Abs gibt, war klar.» Er habe vollstes Vertrauen in den Prozess und sein Team.
An dieses ist der 49-Jährige noch bis im Sommer 2026 gebunden, vor rund einem Jahr wurde sein Arbeitspapier bis zum Ende der nächsten Saison ausgedehnt. Doch dass Celestini seinen Vertrag erfüllen wird, ist Stand heute ziemlich unrealistisch.
Einerseits, weil man, so ist es von diversen Quellen zu vernehmen, auf Klub-Seite nicht mehr restlos überzeugt ist, dass er der Mann für die weitere Zukunft ist.
Andererseits soll auch die Mannschaft einen gewissen Unmut über die teaminterne Kommunikation kundgetan haben. Nicht immer sei vollumfänglich verständlich, was der Trainer wolle.
Auch soll Celestini sich langfristig nicht als Trainer des FCB sehen. Zwar war es stets sein Ziel, die Basler oder YB eines Tages zu coachen. Was danach kommt, soll jedoch eine Nummer grösser sein. Der in Spanien als langjähriger Spieler von Getafe noch immer hoch geschätzte Celestini liebäugelt mit einem Engagement in La Liga – aber auch Frankreich oder Italien reizen ihn. Alle drei Sprachen spricht er fliessend, in allen drei Ländern war er als Spieler oder Trainer schon tätig. Dass er sich bereit fühlt für den Schritt ins Ausland, erklärte er bereits 2021 nach dem Cup-Sieg mit dem FC Luzern.
Die Hoffnung auf die Yakin-Nachfolge
Doch es soll noch ein weiteres Ziel geben, ein noch grösseres, welches Celestini verfolgt: jenes des Nationaltrainers. Für den Posten bei der Schweizer Frauen-Nationalmannschaft hatte sich Celestini vor drei Jahren in Position gebracht, sich gar zwei Mal mit Nati-Direktor Pierluigi Tami getroffen und war einer der drei letzten Kandidaten. Am Ende machte Inka Grings das Rennen.
Dass ihn auch die Männer-Auswahl reizt, ist selbsterklärend. Sie würde dem Globetrotter Celestini, der neben der Schweiz auch in Spanien, Italien und Panama Familie hat, gewisse (Reise-)Freiheiten gewähren.
Doch noch ist all das nur Zukunftsmusik, sitzt Murat Yakin sicher in seinem Sessel als Nati-Coach. Und muss Celestini beweisen, dass er die Chance mit dem FCB doch noch beim Schopf packen und mit den Baslern Meister werden kann. Dafür muss er die Saison aber an der Seitenlinie des FCB beenden.
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