Anton Kade zum Hundertsten: Auf dem Weg zum Mond

Dieser Artikel wurde von BZ publiziert.

Anton Kade zum Hundertsten: Auf dem Weg zum Mond

Nach der ersten Meisterfeier der Karriere steht Anton Kade vor einem weiteren Meilenstein: Sein nächster Einsatz für den FC Basel wird sein hundertster sein. Erreichen konnte er das dank Geduld und erlernter Polyvalenz. Sein Weg dürfte noch sehr viel weiter gehen.

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Erster Meistertitel und jetzt vor dem 100. Spiel für den FC Basel: Anton Kade hat aktuell diverse Gründe zum Feiern.

Bild: Urs Lindt/Freshfocus

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Anton Kade bekommt das Strahlen gar nicht mehr aus dem Gesicht. Immer wieder kehrt er am Sonntagabend auf den Balkon des «Papa Joe’s» zurück, schaut sich um, saugt Stimmung auf. «Ich habe noch nie so was Schönes erlebt, das muss ich sagen. Man guckt nach rechts, sieht rote Fahnen. Man guckt nach links, sieht blaue Fahnen. Es ist unglaublich», so der 21-jährige Mittelfeldspieler des FC Basel, «es ist einfach nur geil.»

Die spontane Meisterfeier, die in diesen Minuten vonstattengeht, ist die erste seiner Karriere. «Und wahrscheinlich auch die beste!», sagt er sogleich. «Ich hatte Gänsehaut, als mein Name aufgerufen und dann von den Fans geschrien wurde. Wenn man so lange dafür arbeitet, ist es auch wirklich, wirklich schön.»

Gearbeitet, das ist ein gutes Stichwort. Denn seit der Berliner im Sommer 2022 von seinem Heimatklub Hertha BSC zum FCB gestossen ist, hat er exakt 99 Pflichtspiele für die Basler absolviert. Jenes am heutigen Mittwoch in Lausanne, das erste als Meister, wird sein 100. werden. «Ich wusste, dass ich bei über neunzig Spielen bin, aber dass das Spiel in Lugano das 99. war, das hatte ich nicht so genau im Kopf. Aber es war, glaube ich, ein sehr gutes 99. Spiel!», sagt er lachend.

Gemeinsam mit dem Torschützen Xherdan Shaqiri feiert Assistgeber Anton Kade (links) am Samstagabend in Lugano das Tor zum 4:1 für den FC Basel.

Gemeinsam mit dem Torschützen Xherdan Shaqiri feiert Assistgeber Anton Kade (links) am Samstagabend in Lugano das Tor zum 4:1 für den FC Basel.

Bild: Samuel Golay/Keystone

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Und untertreibt damit noch ein bisschen. Denn dieses 5:2 des FCB im Tessin, es hat mehr als das Prädikat gut verdient. Es war eine wahnwitzige Partie, in welcher die Basler in Unterzahl vier Tore erzielten – das 4:1 durch Kade vorbereitet – und es damit möglich machten, sich am Sonntag als Meister feiern lassen zu können.

Eine Bilderbuchentwicklung

Kades Entwicklung in den Reihen des FCB ist eine aus dem Bilderbuch – mit allen Höhen und Tiefen, die ein aufstrebender Profifussballer durchleben kann. Verpflichtet wurde er mit einer Bänderverletzung, und kaum genesen, fiel er erneut aus. Er hebt die Geduld hervor, die sein Klub mit ihm gehabt habe. Und er zeigte im Gegenzug ebenso wenig Ungeduld, wenn er einmal hintanstehen musste.

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Während der sonntäglichen Feierlichkeiten fällt es Kade auch nicht schwer, das Highlight seiner FCB-Zeit herauszupicken: Natürlich diese Party auf dem Barfi. «Wir sind mit dem Bus hergefahren, und es waren überall Menschen mit FCB-Trikots, die uns zugewunken haben. Diese Positivität ist beeindruckend, man saugt sie direkt auf. Da kommt man schon mit krasser Stimmung hierher.»

«Basel muss man erst richtig kennenlernen»

Basel ist inzwischen zu seiner Stadt geworden. Ein harter Schritt sei es gewesen, vor drei Jahren erstmals von zu Hause wegzugehen. «Davor hatte ich viel Respekt», erzählte er unlängst dem Portal «Transfermarkt», «mittlerweile kenne ich mich in Basel sehr gut aus. Es ist eine Stadt, die man erst richtig kennenlernen muss, bis man weiss, wo man hingeht.» Den Dialekt der Einheimischen nennt er eine wirkliche Hürde, sagt aber auch schmunzelnd: «Ich verstehe alles, Schweizerdeutsch zu sprechen, ist schwer, aber e bitzli cha ich’s.»

Sportlich läuft es in dieser Saison für Kade, man merkt ihm in der dritten Saison bei den Profis vor allem eine physische Entwicklung an, weshalb es kein Wunder ist, dass die Zahlen ihn als einen von drei FCB-Spielern mit den meisten Einsätzen (38) ausweisen. Nebst Léo Leroy sowie Dominik Schmid als demjenigen mit den meisten Einsatzminuten. Nur zwei Spiele hat Kade verpasst: In der fünften Runde gehörte er nicht zum Kader, und am 24. November war er gegen Servette gelbgesperrt. Seither hat er keine einzige Verwarnung mehr kassiert.

In den 99 Spielen in Rotblau kommt Anton Kade auf 12 Tore und 10 Assists. Und Fabio Celestini ist voll des Lobes: «Anton ist schnell, er kämpft und läuft viel, wenn es sein muss, 120-mal rauf und runter. Und er hat eine sehr gute Mentalität, egal, ob er von Beginn an spielt oder nicht. Für einen Trainer ist er ein Glück.»

Gestatten, Anton Kade, Rechtsfuss: Der Berliner im Basler Dress erzielte mit diesem Schuss den überlebenswichtigen Ausgleich im Cup-Halbfinale gegen Sion am 4. Dezember 2024. –> <!–>

Gestatten, Anton Kade, Rechtsfuss: Der Berliner im Basler Dress erzielte mit diesem Schuss den überlebenswichtigen Ausgleich im Cup-Halbfinale gegen Sion am 4. Dezember 2024.

Bild: Marc Schumacher/Freshfocus

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Vier Tore und ebenso viele Assists hat er in der laufenden Saison in Liga und Cup beigesteuert, im Jahr 2025 sind zwar nur noch drei Torvorbereitungen hinzugekommen, aber seine Fähigkeiten, seinen Durchsetzungswillen und seinen starken rechten Fuss führte er zum Beispiel im Cup-Achtelfinale vor, als er mit einem fulminanten Hammer in den Winkel kurz vor Schluss die Verlängerung erzwang und sich im Penaltyschiessen obendrein als nervenstark erwies.

Kade spricht von vielen tollen Spielen, die er im Trikot des FCB bereits erleben durfte, und es fällt ihm schwer, eines herauszupicken. «Aber beim ersten Conference-League-Spiel, bei dem ich im Kader war, habe ich gleich mein Startelfdebüt gemacht und ein Tor erzielt, das war sehr schön.» Armenien war damals im November 2022 der Schauplatz, Pyunik Jerewan der Gegner. Der FCB gewann mit 2:1, Kade erzielte dabei den zweiten Treffer.

Dass er nun gegen Lausanne die 100er-Marke knacken kann, löst erneut Gänsehaut bei ihm aus. «Für Basel, für Rotblau, 100 Spiele machen zu dürfen, dann auch noch in meinem Alter, das ist unglaublich. Ich bin einfach stolz und fröhlich darüber.»

Der Marktwert: On the way to the moon

Seine Entwicklung vom Rechtsfuss, der die meiste Zeit auf dem linken Flügel spielte, zu einem polyvalent einsetzbaren Spieler, der auch mit viel Selbstverständnis den rechten Aussenverteidiger gibt, hat ihn auf dem Fussballmarkt zu einer Wachstumsaktie gemacht. Bei seinem Wechsel nach Basel betrug sein Marktwert 750’000 Euro, er kletterte im Oktober 2024 auf 2 Millionen, und schon an Weihnachten auf 5 Millionen.

Er ist damit im aktuellen Kader des FCB der drittwertvollste Spieler, gemeinsam mit Adrian Barisic und Kevon Carlos. Noch höher werden Bénie Traoré (7 Millionen) und Leon Avdullahu (7,5 Millionen) eingeordnet, die allerdings beide bei einem Transfer einen noch höheren Erlös abwerfen dürften. Bei Avdullahu, der unter anderem mit Wolfsburg in Verbindung gebracht wird, dürfte der Betrag deutlich über der 10-Millionen-Marke liegen.

Kade rangiert inzwischen unter den dreizehn wertvollsten Spielern der Super League (angeführt von Alvyn Sanches, Lausanne, 14 Millionen), er wird von «Transfermarkt» weltweit als Nummer 15 unter den rechten Mittelfeldspielern angesiedelt und als Nummer 98 des Jahrgangs 2004. Aktuelle Schätzungen gehen davon aus, dass sein Marktwert inzwischen ebenfalls bei 7,5 Millionen Euro liegt. Und wenn er für die deutsche U21-Nationalmannschaft und die Europameisterschaft (11. bis 28. Juni) in der Slowakei nominiert würde, wofür die Chancen offenbar gut stehen, dürfte die Kade-Aktie endgültig «on the way to the moon» sein, wie der Börsianer zu sagen pflegt.

Wie lange Anton Kade, der mitten in der Stadt wohnt, im März im Münster geheiratet hat und sich in diesen Jahren offenbar eine Verbundenheit mit Basel aufgebaut hat, noch bleiben wird, ist offen. Sein Vertrag läuft noch bis 2026, sein Berater ist die einstige Fussballgrösse Michael Ballack, und über den sagt Kade: «Er ist ein enger Wegbegleiter geworden. Er hat schon alles erlebt und für jede Situation einen Tipp auf Lager.»

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