Dieser Artikel wurde von BAZ publiziert.
Meinung

AboAnalyse zum FCB

Auch mit der Königsklasse vor Augen ist Demut das Schlüsselwort

Spieler des FC Basel jubeln mit dem Pokal vor den Fans im Stadion während der Fussball Super League am 24. Mai 2025 in Basel.
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.

BotTalk

In Kürze:

  • Der FC Basel steht nach dem Double-Gewinn vor wegweisenden Veränderungen.
  • Trainer Fabio Celestini wird den Verein trotz laufendem Vertrag verlassen. Sportchef Daniel Stucki muss das Team für die Dreifachbelastung verstärken.
  • Ob Champions League oder Europa League: Die internationalen Spiele werden ein Highlight für den FCB.

Selbstverständlich ist bei diesem FC Basel nichts mehr. Auch nicht am Sonntag, als er im hundertsten Final der Schweizer Cupgeschichte gegen den FC Biel aus der Promotion League mit 4:1 gewinnt.

Dass alles ausser einem Sieg in diesem Spiel eine grobe Enttäuschung gewesen wäre, ist dabei klar. Eine jede Person, die gewisse Sympathien für den FC Basel hegt, hatte diesen Titel zumindest im Hinterkopf schon fix budgetiert. Doch als selbstverständlich hat ihn deswegen niemand angesehen. 

Die Fans des FC Basel wissen nach Jahren ohne Titel, mit Unruhen und Abstiegssorgen, dass solche Momentaufnahmen vergänglich sind und wertgeschätzt gehören. Dieses Bewusstsein tut Rotblau gut. Und es ist der Gegenentwurf zum Jahr 2017, als man nach Jahren des Erfolgs ebendiesen schon beinahe überdrüssig war. 

Die nun beendete Saison hat viele Geschichten geschrieben. Geschichten, die bereits zur Genüge erzählt wurden und deswegen hier ausgeklammert werden. Denn es ist an der Zeit für den Blick nach vorne, in die Zukunft.

Dort sehen die Basler Fans nun die Sterne der Champions League. Sie stehen sinnbildlich für die Hoffnung und den Wunsch danach, dass das eben gewonnene Double den Beginn eines neuen Zeitalters des Erfolgs darstellt. Wie auch schon das Double im Jahr 2017 das Ende eines Zeitalters dargestellt hatte. 

Fabio Celestini verlässt den FC Basel

Wie der FCB nun vorgehen muss, damit der Gang in diese neue Ära gelingt, weiss niemand. Klar ist im Moment nur, dass es nicht ohne Veränderungen gehen wird. Denn das ging es noch nie. Fragt sich, wie zahlreich und einschneidend diese Veränderungen sein werden. 

Trainer Fabio Celestini vom FC Basel jubelt nach dem Super-League-Spiel gegen den FC Luzern am 24. Mai 2025 in Basel.

Eine erste Antwort darauf gibt es bereits. Denn seit Montagmorgen verdichten sich die Anzeichen, dass Trainer Fabio Celestini Basel trotz Vertrag bis 2026 verlässt so sehr, dass ein Abgang nun als so gut wie gesichert betrachtet werden darf. Das offizielle Communiqué des Clubs steht noch aus – am Montagnachmittag sollen sich Sportdirektor Daniel Stucki und Celestini zu einem Gespräch treffen.

Wer Celestinis Nachfolger sein wird, ist offen. Hoch gehandelt wird der Name Davide Ancelotti, Sohn von Trainerlegende Carlo Ancelotti. Doch auch Patrick Rahmen und Ludovic Magnin sollen sich in der Verlosung befinden.

Dass Celestini Basel verlässt, war absehbar. Als Trainer, der Rotblau vom letzten auf den ersten Platz führte, weckte der Romand Begehrlichkeiten im Ausland – unter anderem von seinem Herzensclub Getafe CF. Dieser Abschied ist nüchtern betrachtet also nicht mehr als einer der Mechanismen des Fussballgeschäfts.

Der Mittelbau um Xherdan Shaqiri

Mit weiteren Gesetzmässigkeiten hat sich Daniel Stucki im Zusammenhang mit der Kaderplanung beschäftigt und wird das weiterhin tun. Hierbei gibt es vor allem zwei grosse Komponenten. 

Einerseits sind da die bevorstehenden Abgänge von Leistungsträgern, die es aufgrund der erfolgreichen Saison zwangsläufig geben wird. Im Interesse Stuckis ist das natürlich nicht. Als Sportchef wünscht man sich, dass alle wichtigen Akteure beim Club bleiben. Doch auch hier gilt wie bei Celestini, dass man Akteure, die weiterziehen möchten, nicht aufhalten soll. 

Klar, da ist ein mittlerweile gut gefestigter und leistungstragender Mittelbau, der aller Voraussicht nach über den Sommer bestehen bleiben wird. Zu nennen sind da zuerst Marwin Hitz, Dominik Schmid, Albian Ajeti und natürlich Xherdan Shaqiri. Wobei Letzterem eine besondere Rolle zukommt. 

Nach Shaqiris überragender Saison stellt sich die Frage, wie gut er nach der Sommerpause daran anknüpfen kann. Ist es ihm möglich, auch im internationalen Wettbewerb ähnlich dominant aufzutreten? Wird er erneut einen vergleichbaren Ehrgeiz entwickeln, jetzt, da er sein grosses Ziel bereits erreicht hat? Wird es dem neuen Trainer gelingen, Shaqiri gleich gut in sein Spielsystem zu integrieren? Und: Ist es nach einer solchen Saison nicht sogar denkbar, dass Shaqiri ein Angebot von einem Club bekommt, das auch im Alter von 33 Jahren noch attraktiv sein könnte? 

Klar ist nur: Xherdan Shaqiri wird auch die kommende FCB-Saison prägen. 

Daniel Stucki muss Abgänge auffangen

Daneben gibt es jene Leistungsträger, bei denen ein Abgang deutlich weniger überraschen würde. Beispielsweise Leon Avdullahu, Adrian Barisic, Jonas Adjetey, Philip Otele, Metinho, Bénie Traoré und Anton Kade. 

Daniel Stuckis Aufgabe wird es sein, die zu erwartenden Qualitätsverluste aufzufangen. 

Zum einen muss er das so tun, dass es sich mit dem Basler Portemonnaie verträgt. Dieses ist zwar durch die bekanntlich herausragend guten Transfergeschäfte der letzten Saisons besser gefüllt als auch schon. Das strukturelle Defizit und die Liquidität stellen aber nach wie vor Herausforderungen dar, die Präsident Degen dazu veranlassen, Aussagen zu tätigen wie: «Wir müssen weiter auf die Kostenbremse treten, unserer Linie treu bleiben und demütig sein.»

Zum anderen müssen die Neuzugänge möglichst ohne Anlaufzeit ihre Leistungen bringen. Eine weitere Geschichte wie jene Thierno Barrys, der erst nach einer halben Saison angefangen hat zu treffen, würde sich nicht mit den gestiegenen Basler Ambitionen vertragen.

Erschwerend kommt dabei hinzu, dass Stucki das Kader auf eine Dreifachbelastung ausrichten muss. Denn egal wie die beiden europäischen Playoff-Spiele Ende August ausgehen: Der FCB wird mindestens bis Ende Januar 2026 international spielen. 

Diese Herausforderung ist für Stucki neu, der ja erst seit gut einem Jahr als Sportdirektor arbeitet. Doch es ist eine Aufgabe, die man ihm aufgrund seines bisherigen Leistungsausweises und seines Umfelds, bestehend vor allem aus David Degen und der Sportkommission, durchaus zutrauen darf. 

Der Traum von der Champions League

Es stellt sich vor all diesen Hintergründen die Frage, was man sich in der anstehenden Spielzeit vom FC Basel erhoffen darf. Die Antwort darauf ist simpel: beinahe alles. Die Qualifikation für die Champions League, den Einzug in die K.-o.-Phase, die Titelverteidigung in der Super League, die Titelverteidigung im Cup. All diese Träume wirken momentan in Basel am rechten Platz. 

Anders verhält es sich bei der Frage nach den Erwartungen. Zu hohe Erwartungen sind oft eng gekoppelt an Enttäuschungen. Das heisst natürlich nicht, dass man sich keine Ziele setzen sollte. Diese sind wichtig, um messen zu können, wie gut gearbeitet wurde. Doch diese Ziele dürfen in der Euphorie, welche die vergangene Saison entfacht hat, nicht zu hoch sein.

Der FCB scheint dabei auf dem richtigen Weg. David Degen sagte jüngst im Hinblick auf die kommende Super-League-Saison: «Als FC Basel müssen wir konstant um den Titel spielen, entsprechend müssen wir uns aufstellen. Ob es dann reicht oder nicht, hängt von vielen Faktoren ab.» Das klingt demütig.

David Degen, Präsident des FC Basel, filmt die Choreografie der Fans im St. Jakob-Park vor dem Super-League-Spiel gegen den FC Luzern am 24. Mai 2025.

Ebenso bemüht Degen, wenn er über die Champions League spricht, das Wort «Traum». Klar hätte man aus FCB-Sicht lieber die 18,62 Millionen Euro, die es für eine Teilnahme an der Champions-League-Gruppenphase gibt, als die 4,3 Millionen der Europa League. Auch die Punkteprämien sind in der Königsklasse um einiges attraktiver. Aber Rotblau tut gut daran, hier eine Perspektive einzunehmen, die man aus vergangenen Monaten kennt: Man muss nicht. Man darf. 

Denn auch die bereits jetzt fixe Teilnahme an der Europa League wäre für alle im und um den Club ein Highlight, das man seit der Saison 2019/20 nicht mehr hatte. Das Motto lautet als auch hier: Demütig bleiben und dankbar sein für das, was auf den FCB zukommt. 

Selbst wenn die Nächte nicht so magisch werden sollten, wie sie das zu den besten Jahren waren. Es gilt zu geniessen.

Es beginnt von null in der Super League

So ist es im Übrigen auch in der Super League. Die Dominanz der letzten Wochen kann leicht dazu verleiten, dass man alles unter einem neuerlichen Titelgewinn als enttäuschend betrachtet. 

Auch das wäre ein Fehler. Denn es beginnt wieder bei null. Ob es für die Titelverteidigung reicht, hängt dabei von vielem ab. Davon, wie gut man Abgänge ersetzen kann. Davon, wie gut man das Kader punktuell verstärken kann. Davon, wie ruhig es im Club ist. Und natürlich nicht zuletzt davon, was die Konkurrenz macht. 

Der Fussball lebt von den Emotionen, von den Misserfolgen, die es braucht, damit im Sieg die Freude in all ihrer Fülle heraufschiesst. Denn wenn die letzten Jahre des FC Basel eines gezeigt haben, dann, dass nichts selbstverständlich ist. Und dass gerade deswegen der Erfolg so süss schmecken kann.

Newsletter

Rotblau aktuell

Erhalten Sie die wichtigsten und interessantesten Geschichten und News rund um den FCB.

Weitere Newsletter

Similar Posts

  • FCB-Flügel im Interview: Bénie Traoré: «Man darf den Fussball nicht töten»

    AboFCB-Flügel im Interview – Bénie Traoré: «Man darf den Fussball nicht töten»Der Spieler des FC Basel spricht über seine umstrittene Rote Karte, seine einst verlorene Liebe zum Fussball – und er verrät, wie fest er Thierno Barry vermisst.Publiziert heute um 09:20 UhrHatte bereits mehrere schwierige Phasen in seiner Karriere: FCB-Offensivspieler Bénie Traoré.Foto: Urs Lindt (Freshfocus)Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.BotTalkDass Bénie Traoré am Sonntag beim Rückrundenstart des FC Basel in Lugano spielen darf, ist nicht selbstverständlich. Ein Einsteigen an St. Gallens Jordi Quintilla im vorletzten Spiel des Jahres 2024 brachte dem 22-Jährigen eine Rote Karte und zwei Spielsperren ein. Erst nach Einsprache des FCB wurde die Strafe auf ein Spiel reduziert. Die BaZ hat den Offensivspieler von der Côte d’Ivoire zum Interview getroffen und sich mit ihm unter anderem darüber unterhalten.Bénie Traoré, wir würden mit Ihnen gerne über eine Rote Karte sprechen.(lacht)Sie lachen bereits. Warum?Weil ich wusste, dass die Frage kommt und es meiner Meinung nach kein Rot war. Es stimmt, die Situation war nicht ungefährlich. Aber man sieht, dass ich klar auf den Ball gehe und diesen dann auch sauber spiele.Lassen Sie uns die Szene Schritt für Schritt besprechen.Gut.Sie setzten zur Grätsche an, um den Ball zu Anton Kade zu spielen. Haben Sie da Ihren Gegenspieler Jordi Quintilla schon wahrgenommen?Ich sah ihn kommen, aber ich war dann ganz auf den Ball fokussiert und wollte nur den Pass spielen. Von Anfang an war mir klar, dass ich vor meinem Gegenspieler am Ball sein würde. Deshalb bin ich auch reingerutscht.Nach dem Pass kam es zum Kontakt. Was ging Ihnen durch den Kopf, als Sie Quintilla trafen?Ich nahm durchaus wahr, dass ich ihn berührte. Aber dadurch, dass mein Blick ganz dem Ball galt, war mir nicht bewusst, wo und wie fest. Und beabsichtigt war es natürlich nicht. Ich hinterfragte es auch nicht, weil für mich in dem Moment einfach klar war, dass ich den Ball spielte.Nach dem Jubel über Anton Kades Tor folgte der Schreck: Schiedsrichter Lionel Tschudi ging zum Bildschirm. Ahnten Sie da schon die Konsequenzen?Nun ja. Ich wusste ja, dass ich den Gegenspieler traf, also war ich in erster Linie gespannt darauf, wie der Entscheid ausfallen wird. Aber als es dann gleich Rot gab, war ich wirklich überrascht und wusste nicht, wie ich reagieren sollte.Bénie Traoré findet es bis heute falsch, dass er in St. Gallen Rot sah.Foto: Claudio Thoma (Freshfocus)Hat der Schiedsrichter mit Ihnen in der Folge kommuniziert?Auf dem Feld gab es keine Kommunikation. Nach dem Spiel sagte er zu mir, ich könne vorbeikommen und er würde mir den Entscheid erklären. Aber ich war sehr enttäuscht und bin nicht gegangen.Hätte das Tor zählen müssen?Ja, dass es annulliert wurde, ist für mich noch immer unverständlich. Am Ende ist es Fussball. Das ist ein harter Sport.Nun sind einige Wochen vergangen. Was bleibt von dieser Episode in Ihrem Kopf?In erster Linie ist wichtig, dass sich Jordi Quintilla nicht verletzt hat. Auch bin ich froh darüber, dass die zwei Spielsperren nachträglich auf eine Sperre reduziert wurde und ich gegen Lugano am Sonntag wieder spielen kann.Bleibt auch eine gewisse Verunsicherung?Ja, das lässt sich wohl nicht abstreiten. Möglicherweise haben diese Vorkommnisse dazu geführt, dass ich mich künftig in einer vergleichbaren Situation eher zurückhalten könnte. Und auch bei anderen Spielern spüre ich teilweise diese Verunsicherung. In unserer Kabine sind fast alle der Meinung, dass es niemals hätte Rot geben dürfen.Leon Avdullahu sagte nach dem Spiel in St. Gallen etwas überspitzt, die Spieler wüssten selbst nicht mehr genau, wie die Regeln genau sind. Ist das so?Wir wissen, wie die Regeln lauten. Aber viele sind nicht mit allem zu 100 Prozent einverstanden. Oder vielmehr damit, wie sie angewendet werden.Auch Handspiele sorgten schon für viele Diskussionen.Auch da gibt es die eine oder andere Situation, in der sich mir die Regelauslegung nicht ganz erschliesst. Wie ist das jetzt mit der Absicht? Wie mit der natürlichen Körperhaltung?Braucht der Fussball also klarere Regeln?Ich halte es für unmöglich, dass wir in diesem Punkt vollständige Einigkeit finden. Diskussionen wird es immer geben. Für mich entscheidend ist die Interpretation der Regeln.«Wenn alle Spieler aus Angst vor Sanktionen immer zurückziehen, haben wir eine andere Sportart.»Nach dem Spiel in St. Gallen äusserte sich Xherdan Shaqiri kritisch gegenüber dem Niveau der Schiedsrichter in der Super League. Wie sehen Sie das?Allgemein will ich das nicht beurteilen. Aber auf diese eine Aktion bezogen: Ich denke nicht, dass überall in Europa auf Foul entschieden worden wäre.Das Problem liegt also nicht zwingend bei den Regeln, sondern vielmehr bei der Regelauslegung der Schiedsrichter?Absolut. Soll man jedes Mal zurückziehen, wenn man den Gegner touchieren könnte? Das hat doch mit Fussball nichts zu tun. Fussball ist eine risikoreiche Sportart. Verletzungen gehören leider dazu, sofern sie nicht durch Absicht entstehen.Die gesamtheitliche Entwicklung des Fussballs geht dahin, dass die Gesundheit der Spieler immer wichtiger wird. Hat man es damit mittlerweile übertrieben?Es ist ein schmaler Grat. Natürlich ist es wichtig, auf die Gesundheit zu achten. Aber man darf den Fussball nicht töten. In St. Gallen war das in meinen Augen teilweise der Fall.So weit würden Sie gehen?Nun ja, wenn alle Spieler aus Angst vor Sanktionen immer zurückziehen, haben wir eine andere Sportart mit weniger Zweikämpfen und womöglich weniger Toraktionen.Und bezogen auf den Fussball als Ganzes?Da geht es schon in die richtige Richtung. Niemand spielt Fussball, um verletzt zu werden.Sie haben bereits angesprochen, dass Sie gegen GC gesperrt waren. Wie gross war Ihr Frust?Gross. Und umso grösser, weil wir das Spiel verloren haben. Diese Rote Karte, die nie eine hätte sein dürfen, hat mich um die Möglichkeit gebracht, in jener Partie mitzuhelfen, die uns zum Wintermeister hätte machen können.Bénie Traoré hatte in dieser Saison auch schon viel zu bejubeln. Beispielsweise dieses Volley-Tor gegen Yverdon.Foto: Claudio De Capitani (Freshfocus)In dieser Saison läuft es ansonsten gut für Sie. Sie haben in der Liga schon sechs Tore geschossen und fünf Vorlagen gegeben. Haben Sie das vor der Saison erwartet?Um ehrlich zu sein, nein. Ich hatte eine sehr komplizierte Saison hinter mir und alles, was ich wollte, war Fussball zu spielen und die Liebe zum Sport wiederzufinden. Ich hätte nicht gedacht, dass ich eine entscheidende Rolle spielen werde und der Mannschaft so stark helfen kann.Wie haben Sie die Liebe zum Fussball verloren?Ich habe in der vorangegangenen Saison bei Sheffield und Nantes nicht viel gespielt. Sie können sich vorstellen, dass das für einen jungen Fussballer nicht einfach ist.Wie erklären Sie es sich, dass auf eine Phase mit zwölf Toren in 14 Ligaspielen beim BK Häcken in Schweden ein Jahr ohne Torerfolg bei Sheffield und Nantes folgte?Die einfache Antwort lautet: Ich habe kaum gespielt. Die Premier League war sehr hart. Es ist nicht einfach, aus Schweden direkt den Sprung in eine Startelf in der besten Liga der Welt zu schaffen. Da hätte man etwas mehr Geduld mit mir haben müssen. In der Ligue 1 war es ähnlich.Wie war jene Zeit für Sie?Es ist eines der schlimmsten Gefühle für einen Spieler, wenn er weiss, dass er die nötigen Fähigkeiten hätte, doch die Chance nicht bekommt, es zu zeigen. Aber im Fussball muss man geduldig sein.Denken Sie im Nachhinein, Sie sind zu früh in eine der Top-Ligen gewechselt?Vielleicht kann man sagen, dass der Wechsel in die Premier League zu früh kam. Und dennoch: Hätte man mehr Geduld mit mir gehabt und mich besser auf den Rhythmus in England vorbereitet, hätten wir diese Diskussion jetzt möglicherweise nicht. Ich habe davon geträumt, in England zu spielen, und bereue nicht, dass ich diese Chance genutzt habe.Bei Sheffield United und in Nantes verlor Bénie Traoré zwischenzeitlich seine Freude am Fussball.Foto: Anna Gowthorpe (Imago)Jene Zeit in England und Frankreich in der Saison 2023/24 war nicht die einzige schwierige Phase in Ihrer Karriere. Im März 2022 erlitten Sie einen Bruch im Unterschenkel, woraufhin Sie mehrere Monate ausfielen und dem Karriereende nah waren.Das war sehr schwierig. Umso mehr, weil ich ganz alleine in Schweden war.Was hat Ihnen in dieser Zeit am meisten geholfen?Der Glaube an Gott hat mich damals gehalten. Auch der Glaube an mich selbst und die Fortschritte, die ich jeden Tag während meiner Genesung gesehen habe. Und da waren natürlich meine Teamkollegen und der Club, die mir Hoffnung gegeben haben.Nun sind Sie in Basel und alles ist gut?Tatsächlich hat es hier sofort gepasst. Der Trainer, die Mitspieler, der Club, alles. Die Fans singen bei den Spielen ununterbrochen und kreieren unglaubliche Choreos. Das ist es, wonach ich gesucht habe, um mein Talent zu zeigen und den Fussball zu leben, wie ich ihn kenne.Dennoch konnten Sie im Vornherein nicht wissen, dass es so gut herauskommen würde. Sie kamen aus einer schwierigen Saison, der FCB auch. Da waren sicherlich gewisse Zweifel.Natürlich. Ich war mir zu Beginn nicht sicher, ob ein Wechsel zum FC Basel nach einer solchen Saison für beide Seiten das Richtige ist. Aber nach den Gesprächen mit dem Sportdirektor und dem Trainer gab es für mich tatsächlich nicht mehr viel zu überlegen.Und Sie haben mit Ihrem Landsmann und Ex-FCB-Spieler Geoffroy Serey Dié gesprochen.Ja, ein bisschen. Er sagte mir: Das ist ein grosser Club, du musst sofort gehen. Sie werden sich gut um dich kümmern.Tatsächlich hat man Ihnen in Basel schnell angesehen, dass Sie sich wohlfühlen. Sie haben gerade zu Beginn locker und verspielt gewirkt auf dem Feld. Woher kommt diese Spielweise?Meinen Spielstil habe ich seit meiner Kindheit, und bis heute habe ich nicht viel daran geändert. Damals war Ronaldinho mein grosses Vorbild, ich schaute mir Videos an, in meinem Zimmer hingen Poster von ihm. Aber im Alter von etwa 13 Jahren habe ich mir gesagt, dass ich kein Vorbild mehr brauche. Ich wollte einfach so sein, wie ich bin.Wie muss man sich Ihre ersten Kontakte mit dem Fussball vorstellen?Fussball ist unglaublich wichtig in meinem Land. Als kleiner Junge an der Côte d’Ivoire habe ich oft mit meinen Freunden aus der Nachbarschaft gespielt. Oftmals spielte ich gegen Ältere, konnte mit sieben schon mit den 15- und 16-Jährigen mithalten. Tatsächlich sprachen auch immer wieder Leute, die mich spielen sahen, meine Eltern deswegen an. Doch diese wollten anfänglich nicht, dass ich Fussballer werde.Weshalb?Sie wollten, dass ich studiere, vielleicht Anwalt werde oder Richter. Als sie dann aber zu einem meiner Spiele kamen und sahen, wie gut ich spielte, hat das ihre Meinung geändert. Von da an haben sie mich unterstützt und ich durfte die Akademie von ASEC Mimosas besuchen. Dann ging alles Schlag auf Schlag.Wie waren damals Ihre Lebensbedingungen?Ich bin in einer grossen Familie aufgewachsen. Insgesamt sind wir acht Kinder von zwei verschiedenen Müttern, aber gewohnt haben wir alle zusammen. Aus finanzieller Sicht war es völlig in Ordnung.Vermissen Sie Ihre Heimat heute manchmal?Ja, sehr. Insbesondere weil dort meine Familie ist.Und vermissen Sie Thierno Barry?(lacht) Wie kommen Sie darauf?Im Sommer scherzten Sie noch, Sie wollten ihn von einem Abgang abhalten. Da haben Sie versagt.Das stimmt. Aber im Ernst: Ich habe nicht wirklich versucht, ihn aufzuhalten. Die Chance, die sich ihm bei Villarreal bietet, ist eine grosse. Dort kann er sich weiterentwickeln. Aber klar, wenn er geblieben wäre … Ich will gar nicht darüber nachdenken, wo wir dann stehen würden.Für Sie persönlich und das gesamte Team bedeutete sein Abgang einen Einschnitt.Ja, es hat uns kurzfristig ein wenig destabilisiert. Der gute Lauf, den wir zuvor hatten, wurde unterbrochen. Und ich selbst blieb ein paar Spiele ohne Torerfolg. Vielleicht war das aber auch nur Zufall. Klar ist: Ohne ihn war es, zumindest für mich, vorübergehend nicht mehr das Gleiche auf dem Feld.Ihr Vertrag beim FC Basel läuft noch bis zum Sommer 2028. Wenn Sie so weiterspielen wie bisher, könnte es aber sein, dass schon bald jemand Sie vom Abgang abhalten muss, oder?Jetzt bin ich hier. Ich will die Zeit geniessen und in allen Bereichen das Maximum herausholen. Andere Ziele habe ich mir derzeit nicht gesetzt.Aber gibt es einen Verein, für den Sie unbedingt mal spielen wollen?Real Madrid ist mein Lieblingsverein. Borussia Dortmund mag ich seit meiner Kindheit – vor allem wegen der Fans. Es wäre unglaublich, mal in diesem Stadion zu spielen.Aber davor gewinnen Sie noch mit dem FCB die Meisterschaft.Ich bin ein Wettkämpfer. Wettkämpfer wollen immer gewinnen. Aber wir werden uns nicht darauf versteifen. Wichtig ist es, dass wir besser abschliessen als letztes Jahr. Und wir werden alles dafür tun, jedes Spiel zu gewinnen.Der FCB vor dem RückrundenstartDen Podcast können Sie auf Spotify oder Apple Podcasts abonnieren. Falls Sie eine andere Podcast-App nutzen, suchen Sie einfach nach «Dritte Halbzeit».NewsletterRotblau aktuellErhalten Sie die wichtigsten und interessantesten Geschichten und News rund um den FCB.Weitere NewsletterEinloggenFehler gefunden?Jetzt melden.0 Kommentare

  • Alles zum FCB-Spiel gegen St. Gallen: Der FCB siegt trotz Platzverweis und St. Galler Chancenplus

    – Der FCB siegt trotz Platzverweis und St. Galler ChancenplusDie Basler gewinnen im St.-Jakob-Park mit 1:0 gegen St. Gallen. Renato Veiga sieht Rot und Thierno Barry entscheidet das Spiel in Unterzahl. Publiziert heute um 20:46 UhrRenato Veiga (ganz rechts) sieht früh in der zweiten Halbzeit Rot – dennoch gewinnt der FCB. Foto: Peter Klaunzer (Keystone)Vor dem SpielMit dem FC St. Gallen treffen die Basler am Sonntag auf den Vierten der Super League, der mit 36 Punkten elf mehr auf dem Konto hat als der FCB. Allerdings sind die Gäste derzeit in einem Formtief. Seit drei Spielen haben sie nicht mehr gewonnen. Dennoch geht FCB-Trainer Fabio Celestini von einem gewohnt offensiv eingestellten FCSG aus. Im Vergleich mit der 0:1-Niederlage gegen Lugano nimmt er nur einen Wechsel in der Startformation vor. Dieser betrifft Juan Gauto, der anstelle von Jean-Kévin Augustin spielt. Für mehr Veränderung sorgt am Sonntag dann das Trikot der Basler. Dieses ist nicht wie gewohnt Rotblau, sondern anlässlich der bevorstehenden Basler Fasnacht schwarz-weiss. Die erste HälfteDer FCB steht in der Defensive wie unter Fabio Celestini gewohnt in einem 4-4-2. Offensiv ist allerdings Thierno Barry die klare Spitze. Hinter ihm spielt Benjamin Kololli als offensiver Mittelfeldspieler. St. Gallen hat den besseren Start in die Partie. Nach drei Minuten versucht sich Okoroji aus der Distanz. Dieser Schuss geht aber klar am Tor vorbei. Enger wird es für die Basler zwei Minuten danach, als Stanic nach einer St. Galler Ecke völlig frei den Ball nicht richtig trifft. Der FCB kommt währenddessen schon aus der eigenen Hälfte, allerdings kaum gefährlich vor das gegnerische Tor. So sind die St. Galler in der ersten Halbzeit das bessere Team. Sie geben laut den Statistikern mehr Schüsse ab, haben mehr Eckbälle und gewinnen mehr Zweikämpfe. Für den FCB sprechen in den ersten 45 Minuten hauptsächlich die 60 Prozent Ballbesitz, die ihn aber nur in einer Aktion kurz vor der Pause richtig gefährlich werden lassen. Da Barisic die von Kololli weitergeleitete Frei-Flanke aber aus nur drei Metern per Kopf an die Latte setzt, steht es zur Pause 0:0. Die zweite HälfteDer FCB kann dem Lattentreffer keinen Schwung entnehmen: St. Gallen kommt wie schon in der ersten Halbzeit besser in die Partie. Die Gäste spielen ab der 46. Minute in Überzahl, da Veiga Rot für ein Foul an Schubert sieht. Kurz darauf haben sie zwei grosse Chancen auf die Führung. Zuerst trifft Stanic per Kopf die Latte, dann verpassen Sutter und Vallci vor Hitz nur knapp. Celestini reagiert danach auf den Platzverweis und wechselt erst Xhaka für Kade, kurz darauf auch Van Breemen für Frei ein. Von da an spielt der FCB in einem 3-5-1. Der St. Galler Druck bleibt bestehen. Allerdings gelingt es den Baslern durch Konter, ins gegnerische Drittel zu gelangen. So auch in der 63. Minute, als Van Breemens Befreiungsschlag direkt zu Barry kommt, der Stürmer den Ball gekonnt kontrolliert, an Vallci vorbei sprintet und souverän unten links an Zigi vorbei ins Tor trifft. Er bestätigt damit den Aufwärtstrend, der in seinem Spiel seit der Rückrunde klar erkennbar ist. Das Spiel wird danach hitzig und unübersichtlicher. Die Basler konzentrieren sich aufs Verteidigen und Kontern, während St. Gallen das Spiel kontrolliert und zu einigen Ausgleichschancen kommt. Da aber sowohl Möller in der 85. Minute als auch der bei einem Eckball aufgerückte Zigi in der 92. Minute beide am Tor vorbeischiessen, kommt es zum Basler Sieg. Der KnackpunktMan könnte an dieser Stelle natürlich das sehenswerte Tor von Barry anführen. Jedoch wäre aus diesem Schuss kein Siegtreffer geworden, hätte der FCB in der Defensive nicht die Null gehalten. Besonders brisant wurde es gleich nach dem Platzverweis gegen Veiga. Der darauffolgende Freistoss endete in einem Kopfball-Lattentreffer von Stanic. Kurz darauf schlug Okoroji eine Flanke in den Basler Strafraum. Sutter verpasste knapp mit dem Kopf, dahinter stand Vallci bereit für den Schuss. Jedoch gelang es Hitz, den Ball entscheidend abzulenken. Hätte St. Gallen zu diesem Zeitpunkt das Tor erzielt, hätten sich die Chancen für einen Basler Sieg deutlich verringert. Die UnparteiischenSolche Bilder sind in der Super League mittlerweile fast Standard: Der Schiedsrichter – am Sonntagnachmittag Urs Schnyder – und sein Team verlassen das Stadion unter Pfiffen. Dabei muss aus neutraler Sicht aber festgehalten werden, dass diese Schiedsrichterleistung unter dem Strich eine gute war. Klar, hier und da hätte man anders entscheiden können, beim Foul Vallcis an Barry in der 71. Minute auch müssen. Aber die Rote Karte gegen Veiga ist korrekt, auch wenn die Aktion für den Basler unglücklich verläuft, da sein Bein auf dem Ball aufliegt, als er Schubert oberhalb des Knöchels trifft. Der O-TonMit der ersten Halbzeit scheint FCB-Trainer Celestini nicht wirklich zufrieden: «Wir haben zwar mit unserer Idee gespielt, aber wir waren zu langsam und im Kopf etwas müde.» Nach der Roten Karte habe man aber gesehen, was seine Mannschaft ausmache. Damit meint er unter anderem wohl die Einsatzbereitschaft und den Team-Gedanken. «Was am Schluss bleibt, ist der Stolz auf meine Spieler.»Die FolgeNach diesem 1:0 gegen den FC St. Gallen steht der FCB auf Tabellenplatz neun. Aus den 23 Ligaspielen in dieser Saison hat man nun acht Siege und vier Unentschieden geholt, woraus 28 Punkte resultieren. Das sind sechs Punkte mehr als Lausanne-Sport, welches sich momentan auf dem Barrage-Platz befindet. Auf der anderen Seite zeigt der Blick nach vorne, dass das sechstplatzierte Luzern ebenfalls sechs Punkte vor den Baslern ist. Weiter geht es für die Basler am nächsten Samstag auswärts gegen GC (20.30 Uhr). Das Team von Bruno Berner fiel aufgrund der 0:1-Niederlage gegen den FCZ an diesem Wochenende hinter den FCB. Drei Punkte trennen es von den Baslern. Der FCB gewinnt gegen St. Gallen«Dritte Halbzeit» – der Fussball-PodcastDen Podcast können Sie auf Spotify oder Apple Podcasts abonnieren. Falls Sie eine andere Podcast-App nutzen, suchen Sie einfach nach «Dritte Halbzeit».Fehler gefunden?Jetzt melden.0 Kommentare

  • Wechsel: Der FCB holt Goalie Tim Spycher vorzeitig zurück

    Wechsel – Der FCB holt Goalie Tim Spycher vorzeitig zurückFrüher als geplant beendet der FC Basel das Leihgeschäft mit Stade Nyonnais.Publiziert heute um 21:00 UhrTim Spycher: Von der Challenge in die Super League.Foto: Claudio De Capitani (Freshfocus)Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.BotTalkTim Spycher kehrt vorzeitig von seiner Leihe beim FC Stade Nyonnais zum FC Basel zurück. Nach dem Führungswechsel beim Challenge Ligisten, der auch diverse personelle Veränderungen nach sich gezogen hatte, sah der FCB die Weiterentwicklung des Torhüters beim Westschweizer Verein als nicht mehr optimal. Der 20-Jährige ist ab sofort wieder Teil der 1. Mannschaft von Rotblau.Den Podcast können Sie auf Spotify oder Apple Podcasts abonnieren. Falls Sie eine andere Podcast-App nutzen, suchen Sie einfach nach «Dritte Halbzeit».NewsletterRotblau aktuellErhalten Sie die wichtigsten und interessantesten Geschichten und News rund um den FCB.Weitere NewsletterEinloggenDominic Willimann ist seit 2007 Sport-Redaktor der BaZ und kennt den regionalen Sport aus dem Effeff. Ebenso ist er mit den Geschehnissen rund um den FC Basel vertraut und hat seit 2007 kein Eidgenössisches Schwingfest verpasst. Mehr InfosFehler gefunden?Jetzt melden.0 Kommentare

  • Playoffs zur Champions League: Warum Nicolas Vouilloz dem FC Basel den Sieg bringen könnte

    AboPlayoffs zur Champions League – Warum Nicolas Vouilloz dem FC Basel den Sieg bringen könnteDer Innenverteidiger wird beim Rückspiel in Kopenhagen von Anfang an im Abwehrzentrum stehen. Bisher gewann der FCB fast immer, wenn das der Fall war.Publiziert heute um 18:01 UhrWurde im Hinspiel nach der Gelb-Roten Karte gegen Jonas Adjetey eingewechselt: Nicolas Vouilloz.Foto: Mike Wiss (Imago)Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.BotTalkIn Kürze

  • Rotblau weltweit: Strahinja Pavlović: Vom FCB-Flop zum Milan-Star

    Dieser Artikel wurde von BAZ publiziert. – Strahinja Pavlović: Vom FCB-Flop zum Milan-Star Während seiner kurzen Zeit beim FC Basel stach Strahinja Pavlović nie aus der Masse heraus. Nun ist er plötzlich Stammspieler bei der AC Milan. Wie kam es dazu? Publiziert heute um 11:34 Uhr Strahinja Pavlović glänzt auch in Mailand durch seine Physis…