
Nächtliche Velo-Touren, kaputte Tablets und Tipps für Yakin: Assistenztrainer Davide Callà im Abschiedsinterview
Dieser Artikel wurde von BZ publiziert.
Nächtliche Velo-Touren, kaputte Tablets und Tipps für Yakin: Assistenztrainer Davide Callà im Abschiedsinterview
Noch ein Spiel, dann endet für Davide Callà seine zweite Zeit beim FC Basel. Der Assistenztrainer wechselt zur Schweizer Nati. Vor der Derniere mit dem Cupfinal am Sonntag blickt Callà zurück auf prägende Momente mit dem FCB. Und er erklärt, wieso er ein Chamäleon ist – und wen er Murat Yakin für das nächste Nati-Aufgebot ans Herz legt.
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Steht nach 2018 als Spieler vor seinem zweiten Abschied beim FC Basel: Davide Callà.
Davide Callà, haben Sie Ihre Koffer schon gepackt?
Davide Callà: Ich habe es etappenweise gemacht. Wenn ich nach Winterthur gefahren bin, habe ich immer wieder etwas ins Auto gepackt. Ich wusste auch, dass diese Woche alles klappen muss. Schliesslich muss ich am Sonntag nach der Feier fast schon auf direktem Weg zum Flughafen, wo es Montag mit der Nati Richtung USA geht.
Noch ein Mal stehen Sie am Sonntag als Assistent an der Seitenlinie beim FCB, dann endet Ihre Zeit hier zum zweiten Mal. Was macht die Aussicht auf diesen Abschied mit Ihnen?
Ich glaube, das letzte Heimspiel war etwas spezieller, vor dem eigenen Publikum. Ich freue mich aber natürlich, dass ich mit einem Cupfinal abtreten kann. Ich glaube, es gibt Schlimmeres (lacht).
Wie war der Abschied im Joggeli letzten Samstag für Sie?
Normalerweise bin ich ja gut im Reden, aber ich habe einiges vergessen in diesem Moment. Ich war recht überwältigt. Ich wollte den Fans auch noch einmal sagen, dass die Liebe, die ich von ihnen spüre, auf Gegenseitigkeit beruht.
Die Muttenzerkurve verabschiedete Davide Callà beim letzten Saisonspiel mit einem Transparent.
Auf dem Transparent der Fans stand: «Als Spieler und Trainer: Wenige haben dieses Trikot so geschätzt wie du.»
Das hat mich sehr gefreut und macht mich natürlich auch stolz. Eigentlich hätte ich danke sagen müssen, nicht sie mir. Ich bin zwar in Winterthur geboren und aufgewachsen, aber seit ein paar Jahren bin ich in Basel adoptiert worden und fühle mich als Teil der Basler Community. Ich habe wunderbare Menschen kennengelernt, viele schöne Momente erleben können. Nicht nur sportliche – mein Sohn ist ja hier auf die Welt gekommen. Ich bin schon sehr, sehr verbunden mit der ganzen Region, mit der Stadt, mit dem Klub sowieso. Generell mit den Menschen hier. Sogar meiner Frau geht es so. Wir kommen regelmässig nach Basel, um Leute zu besuchen. Wir haben hier eigentlich unser Herz verloren. An den FCB und an Basel.
Sie werden in Ihrer neuen Rolle als Assistent von Murat Yakin bei der Schweizer Fussball-Nati sicher auch mal ein Wochenende Zeit haben, um vorbeizuschauen.
Es ist in der Tat so: Es ist nicht mehr Tagesgeschäft. Ich bin nicht mehr jeden Tag auf dem Platz und entsprechend gespannt, was das mit mir macht, wie sehr mir das fehlen wird. Auf der anderen Seite hat es auch Vorteile. Ich werde viele Matches schauen können, möchte verschiedene Trainer besuchen und meinen Horizont erweitern. Es wird mir nicht langweilig werden.
Bei den Länderspielen im März konnte Davide Callà (Mitte) ein erstes Mal bei der Nati reinschnuppern und sich auf die künftige Arbeit an der Seite von Murat Yakin vorbereiten.
Dennoch: Für welches Hobby werden Sie nun mehr Zeit haben?
Zum Lesen. Das kam zu kurz. Wenn ich lese, dann immer Krimis und natürlich auf Italienisch.
Zurück zu Ihrem Abschied. War dieser vom letzten Samstag schwieriger, weil er endgültiger war als jener als Spieler 2018?
Ich kann ja auch jetzt wieder zurückkommen! Schliesslich sagt man ja: Aller guten Dinge sind «drey». Nicht «drü» – das wurde mir hier eingetrichtert. Jetzt wurde ich zwei Mal verabschiedet. Vielleicht stehen die Chance also gar nicht mal so schlecht, dass ich irgendwann noch ein drittes Mal verabschiedet werde.
Könnten Sie sich denn auch vorstellen, in einer dritten Rolle zum FCB zurückzukehren? Sprich, wollen Sie irgendwann einmal Cheftrainer sein?
Ich muss Ihnen ehrlich gestehen, dass ich – Zweifel ist das falsche Wort – aber ein bisschen Bedenken habe. Weil ich doch einiges sehen konnte als Assistent. Ich war zwar der, der immer hierbleiben durfte, trotz all der Trainerwechsel, aber das hat nicht nur Vorteile, das sage ich Ihnen. Es hat mir aufgezeigt, wie krass, wie brutal das Business sein kann. Da muss man sich die Grundsatzfrage stellen. Nicht nur, ob ich das mir, sondern auch und vor allem, ob ich das meinen Liebsten zumuten möchte. Das ist die viel wichtigere Frage.
Sie schliessen es aber nicht aus?
Nein, das ist noch nicht definiert. Ich bin dabei, die Ausbildung zu machen (Callà ist aktuell dabei, den Berufs-Trainer-Lehrgang zu machen, welcher später Zugang zur Uefa-Pro-Lizenz verschafft, Anm. d. Red.). Und das geht ja in der Schweiz eine Ewigkeit. Also habe ich genügend Zeit, um zu überlegen, ob ich den letzten Trainerschein effektiv brauchen werde oder nicht.
Sie haben die Nachteile, dass Sie als Einziger bei all den personellen Rochaden jeweils bleiben durften, angesprochen. Erklären Sie das bitte.
Es gab viele, viele neue Leute, die ich auf meinem Weg kennenlernen durfte. Ich hatte mit allen ein sehr gutes Verhältnis, teilweise sogar ein hervorragendes wie mit Heiko Vogel, mit dem ich jetzt noch einen sehr guten Draht habe. Auch mit Loïc Favé bin ich regelmässig im Austausch. Da sind Freundschaften entstanden. Aber zurück zu Ihrer Frage: Am Schluss musst du ein Chamäleon sein. Du musst dich immer wieder an die Gegebenheiten anpassen können. Das ist nicht ganz so einfach, weil du trotzdem versuchen musst, dich selbst zu bleiben. Aber: Du bist ein Dienstleister. In erster Linie für den Klub und den Trainer, natürlich aber auch für die Spieler.
Was hat die Arbeit mit Vogel so besonders gemacht?
Es war eine spezielle Konstellation. Er war gleichzeitig Sportdirektor und Trainer. Irgendwann hat er gemerkt, dass das kompliziert wird. Dann hat er mir die Schlüssel in die Hand gedrückt und gesagt: Mach. Er hat mir so viel Vertrauen geschenkt, so viele Kompetenzen gegeben. Darum hat mich diese Zeit so sehr geprägt.
Davide Callà und Heiko Vogel, der den Neo-Nati-Assistenten geprägt hat.
Sie hätten bei all den personellen Wechseln irgendwann auch sagen können: Das wird mir zu bunt, ich gehe.
Ja, aber die Führungspersonen im Klub haben mir immer unglaublich viel Vertrauen geschenkt und mir zu spüren gegeben, wie wichtig ich für sie bin. Und die Mannschaft signalisierte mir auch, dass sie immer gehofft hat, dass ich bleibe, auch wenn es Veränderungen geben wird. Das hat mich dazu bewogen, diesen Weg mitzugehen. Am Schluss muss ich sagen: Es hat sich schon gelohnt, zu bleiben (lacht).
Davide Callâ feiert gemeinsam mit Taulant Xhaka. «Ihn werde ich am meisten vermissen, weil ich mit ihm am meisten gemeinsame Spiele gemacht habe – bei GC noch als Spieler, beim FCB als Spieler und nun als Assistenztrainer.»
Sie sagen es: Sie gehen als Meister, möglicherweise als Double-Sieger. Meister wurden Sie als Spieler hier vier Mal, auch den Cup haben Sie einmal gewonnen. Wie anders ist es, als Assistenztrainer zu feiern?
Der erste Meistertitel als Spieler war schon sehr speziell. Das erste Mal den Pokal in den Händen zu halten, das war für mich ein Traum, der in Erfüllung gegangen ist. Als Trainer ist es natürlich anders. Du bist zwar nicht auf dem Platz, aber trägst trotzdem permanent etwas dazu bei. Du musst immer wieder Sachen organisieren, dir Trainings überlegen, Lösungen suchen. Es war aber dennoch sehr, sehr schön. Ich empfinde viel Freude und auch eine grosse Genugtuung.
Gibt es neben dem Titelgewinn noch ein, zwei emotionale Momente, die Sie aus dieser Saison herauspicken können?
Diese zweite Halbzeit in Lugano – also sorry. Ich weiss nicht, ob so etwas zuvor schon jemals passiert ist (der FCB erzielte in Unterzahl vier Tore und gewann am Ende mit 5:2, Anm.d.Red.). Das gibt es eigentlich gar nicht. Wir waren wie im Rausch. Ich habe irgendwann auf der Bank angefangen zu zählen, ob Lugano auch ein Mann weniger ist. Das war unfassbar und für mich der ultimative Stempel, um zu erkennen: Es ist unser Jahr. Wir müssen zuoberst stehen.
Den Meistertitel gab es bereits als Abschiedsgeschenk. Kommt für Davide Callà in seinem letzten Spiel mit dem FC Basel am Sonntag noch der Cupsieg dazu?
Fabio Celestini sagte diese Woche in einem Interview, dass er bereits im Januar an den Meistertitel glaubte und das auch dem Team vermittelt habe. Wann war bei Ihnen der Moment da?
Nach dem YB-Match im März. Das war vor der Nati-Pause und eigentlich der dümmste Moment, um ein Spitzenspiel zu verlieren. Aber wir haben uns einfach geschüttelt, weitergemacht und wieder angefangen, zu gewinnen. Das ist ein Stück weit eine Selbstverständlichkeit, die ich schon als Spieler hier erlebt habe. Genau dieses Gefühl hatte ich auch nach diesem Spiel. Dann wusste ich: Wir schaffen das. Es war zwar noch mehr Gefühl denn Überzeugung, aber das war ein Key-Moment.
Würden Sie das Selbstverständnis, das Sie damals als Spieler hatten, vergleichen mit dem, was heute beim FCB herrscht?
Ich hocke jetzt nicht mehr so oft in der Garderobe wie damals, aber es gibt sicher gewisse Ähnlichkeiten. Wenn man auch dieses Servette-Spiel (zum Start in die Championship Group, Anm. d. Red.) nimmt: Wir machen mal eben fünf «Rähme» und schicken sie nach Hause. Auch die Leistung in Lausanne war nicht selbstverständlich, in diesem ersten Spiel, in dem wir Meister waren. Behrang Safari hat früher bei den ersten Spielen nach der spontanen Meisterfeier jeweils gesagt: Wir hatten Party-Beine (lacht). Und in Lausanne haben wir doch auch ein bisschen rotiert. Trotzdem haben wir gewonnen, geliefert, wieder eine gute, konzentrierte Leistung gezeigt. Diese Mannschaft funktioniert einfach top.
Wenn man Sie so hört, spürt man: Tschüss zu sagen, fällt Ihnen schwer.
Natürlich. Es ist nicht nur Vorfreude da auf die neue Aufgabe, die jetzt kommt, sondern auch ein bisschen Wehmut.
Haben Sie Basel in Ihrer zweiten Zeit anders erlebt?
Ja, als Trainer habe ich die Stadt ein bisschen mehr und bewusster erlebt, gelebt auch. Als Spieler habe ich in Rheinfelden gewohnt, jetzt hatte ich im Lehenmattquartier eine Wohnung und wollte die Stadt auch mehr spüren. Das ist mir, glaube ich, gut gelungen. Ich habe Basel so noch von anderen Seiten kennen- und noch viel mehr lieben gelernt.
Können Sie, wenn Sie auf die ganzen drei Jahre zurückschauen, ein paar Episoden preisgeben, die Ihnen bleiben werden?
Die Qualifikation für die Gruppenphase der Conference League. Wir mussten drei Runden überstehen, gegen harte Brocken. Als wir es dann geschafft hatten, bin ich nach dem Spiel um 2 Uhr morgens quer durch die Stadt gefahren mit dem Velo (lacht). Einfach gefahren. Ich kam nicht runter von diesem Adrenalin. Es hat Stunden danach noch «gepumpt». Das hatte ich als Spieler so nie. Und dann kann ich mich noch an Nizza erinnern.
An was genau?
Es war auch ein krasser Match. Wie wir das Ding noch gekehrt haben! Mit Jean-Kévin Augustin, der reinkam und ein Tor schoss, und Kasim Adams, der ebenfalls traf. Ich weiss nicht, wann der vorher oder nachher das letzte Mal ein Tor geschossen hat. In diesen Momenten denkst du nur: Wahnsinn. Wir haben etwas Aussergewöhnliches geschafft.
Kasim Adams köpft gegen Nizza zum 2:1 aus Basler Sicht ein – und der FCB zieht in den Halbfinal der Conference League ein.
Gab es in Ihren drei Jahren hier auch Missgeschicke?
Ja, brutale sogar. Auch in der Conference League, im Achtelfinal in Bratislava. Wir waren zur Pause 0:2 hinten und haben das Ding noch gedreht. Beim Ausgleichstreffer ist mir das Tablet auf den Boden gefallen, alle sind aufgesprungen, und als ich zurückkam, war der ganze Bildschirm zersprungen. Irgendwer muss mit den Kickschuhen draufgestanden sein. Es hatte ein Loch im Bildschirm und rundherum nur Splitter. Aber ich brauchte das Teil noch, musste irgendwie die Einwechslungen machen. Wir haben es sogar bis Ende Saison mit diesem Tablet durchgezogen. Ich hatte ab und an kleine Schnitte in den Fingern von den Glassplittern. Seither habe ich immer noch Papier dabei. Für den Fall der Fälle. Gebraucht habe ich es logischerweise nie mehr.
Wieso waren diese europäischen Partien so speziell? Sie haben auch als Spieler grosse, internationale Nächte erlebt.
Vielleicht ist es die Machtlosigkeit während des Spiels. Du kannst nicht eingreifen, nur reinschreien und fuchteln. Vielleicht ist es das, was dich ein bisschen mehr aufwühlt.
Heisst: als Assistenz-Trainer hat man mehr Druck und Anspannung wie als Spieler?
Ja, weil du – gemeinsam mit dem Trainer – der Erste bist, der die Rechnung zahlt, wenn es nicht läuft. Mich hat es zwar noch nie getroffen, aber ich weiss, dass, wenn ich weiterhin diesen Job mache, es irgendwann mal passieren wird. Das ist völlig normal. Dadurch lebst du das Ganze anders, nimmst es anders wahr. Ich bin auch ein bisschen grauer geworden! (lacht) Und je mehr du dich mit deiner Rolle, deinem Klub oder deiner Mannschaft verbunden fühlst und dich identifizierst, desto näher kommt es an dich ran.
Davide Callà kam im Sommer 2022 gemeinsam mit Alex Frei vom FC Winterthur zum FCB. Nach Freis Entlassung im Frühling 2023 blieb Callà. Seither war er Assistent von Heiko Vogel, Timo Schultz, noch mal Vogel und seit Oktober 2023 schliesslich von Fabio Celestini.
Was hat bei all dieser Verbundenheit den Ausschlag gegeben, dass Sie gesagt haben: Ich will jetzt zur Nati?
Diesen Schritt zur Nati habe ich mir erarbeitet, denke ich. Für mich endet nun meine vierte Saison als Assistenztrainer. Ich bin reifer geworden, habe viel gelernt, und ich bin auch überzeugt, dass ich ein guter Assistenz-Trainer bin, der viele Kompetenzen mitbringt. Und im Leben ist es so: Es fahren Züge durch, und entweder du entscheidest dich, aufzuspringen oder eben nicht. Der Nati-Zug ist einmal vorbeigefahren, hat eine Runde gemacht und ist noch einmal vorbeigefahren. Jetzt musste ich wirklich aufspringen. Und man sagt ja, dass man gehen soll, wenn es am schönsten ist. Besser als jetzt geht es fast nicht.
Welche Rolle hat Murat Yakin gespielt?
Logisch war das Verhältnis zu Muri mitentscheidend. Er ist der Trainer, der mich nach Basel geholt hat. Er wollte mich davor auch zu Luzern holen, das hat aber Gott sei Dank nicht geklappt (lacht). Ich habe einfach grosse Lust, mit ihm zusammenzuarbeiten. Er ist ein Künstler an der Linie. Ich bin ein bisschen strukturierter. Ich glaube, wir passen sehr gut zusammen. Und noch mal: Es ist die Schweizer Nati. Die A-Nati. Das ist für mich schon etwas Grosses.
Ihre Bereitschaft war schon bei der ersten Zug-Durchfahrt da.
Genau. Aber wir waren mit dem FCB in einer sehr prekären Lage. Ich habe mich dann committed, dem Klub und Fabio Celestini aber gesagt, dass ich dieses Angebot habe und ich das eigentlich gerne machen würde. Einfach, weil es eine einmalige Chance ist, an einer EM teilzunehmen. Sie haben mir aber klargemacht, dass sie mich hier brauchen, und das habe ich verstanden. Der Klub hat dem SFV dann mitgeteilt, dass es nicht drinliegt.
Was hätten Sie gemacht, wenn der Fussballverband nicht noch einmal angeklopft hätte?
Ich wusste immer und weiss auch jetzt immer noch, was ich am FCB habe – und weiss das sehr zu schätzen. Die ganze Infrastruktur, die Trainingsmöglichkeiten, die man hier hat, die Qualität der Spieler, der Plätze. Das ist schon auf sehr hohem Niveau. Entsprechend wäre ich hiergeblieben und hätte weiterhin alles für den FCB gegeben, wie ich das immer gemacht habe. Dann hätte ich das Chamäleon wieder ausgepackt. Aber, und das möchte ich schon betonen: Ich habe vielleicht jeweils die Farbe gewechselt, aber bin immer ein Chamäleon geblieben – also mich selbst.
Inwiefern hat in die Entscheidung mit hineingespielt, dass Sie hier im Umfeld des neuen Staffs eine kleinere Rolle hatten als zu Beginn, phasenweise nur noch die Ausgleichtrainings machen durften?
Das hat auf jeden Fall eine Rolle gespielt. Ich musste oder durfte diese Saison ab und an jene Spieler trainieren, die entweder auf dem Absprung waren oder bei denen die Vertragssituation unklar war. Da sind wir aber wieder beim Punkt: Du bist Dienstleister, und das gehört dazu. Und es fällt mir auch kein Zacken aus der Krone, wenn ich das mache. Ich bin auch an diese Aufgabe immer mit sehr viel Motivation herangegangen. So konnte ich der Mannschaft dienen, Fabio dienen. Das war eine wertvolle Erfahrung für mich. Ich musste sehr viel Spontanität an den Tag legen, viel Flexibilität. Das war sehr lehrreich.
Fabio Celestini (rechts) mit seinem ersten Assistenten Luigi Nocentini und Davide Callà (Mitte), seinem zweiten Assistenztrainer.
Spontanität, Flexibilität – sind das die zwei Hauptpunkte, in denen Sie sich seit 2022 und Ihrer Rückkehr zum FCB weiterentwickeln und verbessern konnten?
Ich habe mich in ganz vielen Sachen weiterentwickelt und verändert. Ich bin sicher ein Stück weit ruhiger geworden, gelassener. Und durch die vielen Bekanntschaften, die ich gemacht habe, konnte ich von jedem etwas herauspicken. So füllst du deinen Rucksack und erweiterst dein Repertoire. Wenn ich mich heute mit 2022 vergleiche und was ich dort für ein Typ Assistenz-Trainer war, dann bin ich definitiv nicht mehr der gleiche. Auf eine positive Art.
Haben Sie in den letzten Wochen eigentlich schon erste Aufgaben als Yakins Assistent übernommen und mit Xherdan Shaqiri über das Thema Nationalmannschaft gesprochen?
Shaq hat eine unglaubliche Saison gespielt. Es ist schon viel dazu gesagt worden, das Aufgebot ist raus. Mal schauen, was die Zukunft bringen wird. Ich bin mega froh, dass ich so einen Spieler-Typen wie Shaq trainieren und in dieser intensiven Zeit auch noch einmal anders kennenlernen durfte.
Davide Callà mit Taulant Xhaka im Arm, an ihrer Seite Xherdan Shaqiri.
Vielleicht geht er bei Ihnen dann ans Telefon, wenn Sie ihn anrufen, nicht so wie bei Murat Yakin.
Hat er wirklich gesagt, dass er nicht rangegangen ist? Das ist auch Shaq live (Yakin hat das erzählt, Shaqiri hat dies nicht bestätigt, Anm. d. Red.). Er ist einfach ein Lausbub. Aber klar, wenn ich da meinen Teil dazu beitragen kann, wenn es notwendig ist, dann rufe ich einen Spieler gerne an. Aber ich habe Shaq in Ruhe gelassen diesbezüglich. Klar, ein paar Sprüche habe ich gemacht, aber er muss sich jetzt auf die Aufgabe beim FCB konzentrieren.
Eine letzte Frage: Wen legen Sie Yakin als erstes ans Herz für das nächste Aufgebot?
Leon Avdullahu.
Das Interview wurde im Rahmen einer Medienrunde gemeinsam mit der Basler Zeitung und Radio Basilisk geführt.
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