
Die letzten acht FCB-Jahre im Rückblick: Von Burgeners Plänen über Degens Rettung bis zu Shaqiris Versprechen
Dieser Artikel wurde von BAZ publiziert.
Die letzten acht FCB-Jahre im Rückblick
Von Burgeners Plänen über Degens Rettung bis zu Shaqiris Versprechen
Acht Jahre sind seit dem letzten Basler Meistertitel vergangen. Acht Jahre, in denen es ganz nach unten und wieder ganz nach oben ging für den Club. Wir blicken zurück – in acht Kapiteln.

Ein Bild, zig Erinnerungen. Am 11. Mai 2021 übernimmt David Degen die Aktienmehrheit an der FC Basel Holding AG von Bernhard Burgener. Es ist ein Zeitzeugnis, das – nicht nur wegen der Atemmasken – viel über die letzten acht Jahre sagt.
Foto: Urs Lindt (Freshfocus)
- Acht Jahre sind seit dem letzten Meistertitel des FC Basel vergangen. In dieser Zeit ist rund um den Club viel passiert.
- Unter Präsident Bernhard Burgener begann der sportliche und finanzielle Abstieg des Clubs. Die Phase war von viel Unruhe begleitet.
- Im Mai 2021 übernahm David Degen den Club – in einem dramatischen Machtkampf, den der ehemalige Spieler am Ende mit juristischen Mitteln gewann.
- Nach anfänglichem Misserfolg steht der Club nun wieder an der nationalen Spitze – auch dank der Rückkehr von Xherdan Shaqiri.
Das Ende einer goldenen Ära für den FC Basel
Das ist er also, der neue FC Basel. Bernhard Burgener steht auf der grossen Bühne der St. Jakobshalle, neben ihm Marco Streller, Alex Frei und Massimo Ceccaroni, hinter ihm das Konzept, das den Club in die Zukunft führen soll. «Für immer Rot-Blau», so heisst es.
Die ausserordentliche Mitgliederversammlung am 7. April 2017 markiert das Ende der erfolgreichsten Ära der Clubgeschichte: Nach acht Meistertiteln in Serie, magischen Nächten in der Königsklasse und einem erwirtschafteten Umsatz von weit über 100 Millionen Schweizer Franken ist es Zeit.
Die Führung um Präsident Bernhard Heusler tritt ab und legt ihr goldenes Erbe in die Hände des bis dahin wenig bekannten Medienunternehmers Bernhard Burgener. «Schade», denken sich viele Fans, «aber was soll schon passieren?»

Der Start in eine neue Ära: Bernhard Burgener (2. von links) stellt sein Konzept für den FC Basel im April 2017 gemeinsam mit seinen AG-Verwaltungsräten Massimo Ceccaroni, Marco Streller, und Alex Frei vor.
Foto: Steffen Schmidt (Freshfocus)
Burgener will die Verbindung zur Region stärken, Spieler aus dem eigenen Nachwuchs integrieren, internationale Talente verpflichten und – na klar – erfolgreich bleiben. Mit Streller, Frei und Ceccaroni als Verwaltungsräte der AG sowie Streller als seinem neuen Sportchef.
1986 der 2389 anwesenden Clubmitglieder stimmen der Übergabe zu, es gibt nur 174 Gegenstimmen. Kein Wunder also, dass zwei zentrale Aussagen an diesem Abend in der allgemeinen Vorfreude untergehen. Dabei werden sie die folgenden Jahre noch wichtig werden.
Streller sagt: «Wir haben 17 Punkte Vorsprung vor YB. Da ist Raum, um etwas zu probieren.» Und Burgener legt bei seiner Vorstellung viel Wert darauf, dass er ein «Unternehmer» ist und «kein Mäzen». Er macht klar: Wenn der FCB erfolgreich wirtschaftet, will er sich Dividenden auszahlen.
Bis zu den ersten Irritationen dauert es nicht lange: Bei der ordentlichen GV wird der ehemalige Fifa-Angestellte Jean-Paul Brigger von den Mitgliedern nicht in den Vereinsvorstand gewählt. Es ist der erste kleine Vorbote einer turbulenten Zeit.
Der FC Basel wird von den Young Boys überholt
20 Minuten sind gespielt zwischen dem FCB und Benfica Lissabon, als sich Dimitri Oberlin auf den Weg macht. Im eigenen Strafraum klärt er eine Ecke, sprintet los und erzielt ein paar Sekunden später am anderen Ende des Platzes das 2:0. In den Tagen danach geht sein Sprint um die Welt.
Die Basler gewinnen 5:0, es ist die erste Sternstunde des neuen FCB in der Champions League. Raphael Wickys Umschaltfussball passt perfekt für den Wettbewerb, die Basler schlagen ein paar Wochen später Manchester United und scheitern erst im Achtelfinal an Manchester City. An Urs Fischer denkt in diesen Momenten niemand mehr.
Dass der FCB mit zwei Punkten Rückstand in der Tabelle auf die Young Boys in die Winterpause geht? Halb so wild. Erst recht, als der Club die Rückkehr von Valentin Stocker und Fabian Frei kommuniziert. Doch dann kommt alles ganz anders …
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15 Punkte beträgt der Rückstand auf YB am Ende der Saison. Die Berner werden zum ersten Mal seit 32 Jahren wieder Schweizer Meister, und der FCB muss konsterniert zusehen, wie der angeblich riesige Vorsprung sich in Rekordzeit in einen gewaltigen Rückstand wandelt.
Im Sommer 2018 verliert der FCB auf dem Weg in die Champions League gegen Paok Saloniki, trennt sich von Wicky, verpasst die Königsklasse, verpflichtet Marcel Koller und verspielt mit ihm den Einzug in die Europa League. Zum ersten Mal seit 14 Jahren ist man nicht in einer internationalen Gruppenphase mit dabei.
Und als hätte es noch einen weiteren Hinweis gebraucht, dass die Basler abgehängt worden sind, folgt am 23. September der endgültige Beweis: Mit 1:7 geht das Team gegen YB unter. «Ein Club zeigt Zerfallserscheinungen», steht am nächsten Morgen in der «Basler Zeitung».
Der Streit zwischen Marco Streller und Bernhard Burgener
Es geht jetzt ganz schnell: Die Zuschauerzahlen der Basler fallen, zum ersten Mal werden sie auch in dieser Hinsicht von den Bernern überholt. Und der Erfolg im Schweizer Cup gegen den FC Thun im Mai 2019 kann nicht vertuschen, dass der Club hinter den Kulissen zerfällt.
Im Sommer kommt es zum Machtkampf zwischen Burgener und Streller: Der Sportchef will sich von Koller trennen und diesen durch Patrick Rahmen ersetzen. Burgener stimmt zu, Koller wird mündlich über seine Entlassung informiert – doch der FCB-Präsident ändert plötzlich seine Meinung.
Das beispiellose Hickhack endet damit, dass Koller bleibt und Streller geht. «Es sind Dinge passiert, die ich so nicht akzeptieren kann», sagt er später. Was aber nichts daran ändert, dass seine Bilanz als Sportchef mager ist: Streller trifft zu viele falsche Entscheidungen.
Die Fans fordern den Rücktritt von Bernhard Burgener
Es dauert ziemlich genau drei Jahre, bis die Fans des FC Basel zu dem Schluss kommen: So geht es nicht weiter! Im Juni 2020 veröffentlicht die organisierte Szene der Muttenzerkurve einen Text mit dem Titel «Zit zum Goo!».
Es ist eine detaillierte Auflistung aller Fehlleistungen: Die Misswirtschaft, die schon Ende 2019 fast alle Reserven der Heusler-Heitz-Ära aufgebraucht hatte. Die Beschleunigung dieser Entwicklung durch die Pandemie. Die mangelnde Kommunikation, das schwindende Vertrauen, die Intransparenz, die ewige Schönfärberei.
Die Basler Fans fordern «die komplette Führung dazu auf, aus allen Verantwortungspositionen zurückzutreten». Es ist ein brachialer Schritt, aber für viele die einzige Lösung, den schon längst kaputten Club noch irgendwie zu retten.

«Es ist zum drvoo laufe». Die Muttenzerkurve verlässt aus Protest gegen die Indien-Pläne des FCB im Heimspiel gegen den FC St. Gallen im Februar 2019 das Stadion.
Foto: Claudio de Capitani (Freshfocus)
Auf dem Weg dahin hat der FCB seine Fans durch eSports-Pläne und das Indien-Projekt mit dem Chennai City FC irritiert. Durch den Rekordverlust von 20 Millionen Franken im Geschäftsjahr 2019 schockiert. Und auch sonst gibt es um den Club kaum noch positive Meldungen. Egal, wohin man blickt.
Entnervt von den internen Machtspielen und Hinhaltetaktiken kündigt Alex Frei seinen Rücktritt an. Ruedi Zbinden, der Nachfolger von Sportchef Streller, verkündet sein Ende eigenhändig in der «Basler Zeitung», und auch sonst ist die Fluktuation auf der Geschäftsstelle gewaltig.
Die Kritik fokussiert sich auf Burgener, der mit seinen Entscheidungen und öffentlichen Auftritten immer mehr Menschen ratlos zurücklässt. Aber auch Roland Heri, der im Januar 2019 zum Chief Executive Officer (CEO) aufsteigt und den Weg des Club erheblich mitbestimmt, verärgert die Fans.
Die symbolische Quittung erfolgt an der schriftlich abgehaltenen GV im November 2020: Nur 39 Prozent sprechen sich für Burgener als Präsident der AG aus, für Heri als Verwaltungsrat sind gar nur 26 Prozent. Es ist ein einmaliger Vorgang in der Geschichte des FCB – aber die Sorgen der Fans sind berechtigt.
Bernhard Burgener: Plan mit der «Dream & Vision AG»
Es gibt schon länger Gerüchte, dass Burgener auf der Suche nach Geld eine ausländische Investmentfirma namens «Centricus» an Bord holen will. Wer genau dahintersteckt oder was Burgeners Ideen sind, bleibt undurchsichtig. Doch in den letzten Monaten unter seiner Führung spitzt sich die Lage zu.
Mit «Yystoo für e FCB» formt sich ein breit abgestützter Widerstand, nach dem 2:6 gegen Winterthur im Cup und der Suspendierung von Valentin Stocker versammeln sich Tausende in der Stadt. Plötzlich geistern Namen wie «Basel Dream & Vision AG» durch die Medien, und die Fans geben gefrustet ihre Saisonkarten zurück.
Spätestens jetzt ist allen klar, dass es um die Zukunft des FC Basel geht – und dass es nur eine Person gibt, die den Verkauf des Clubs in fremde Hände verhindern kann.
David Degen rettet den FC Basel vor dem Verkauf
«Der FCB ist eine Institution. Es geht um die Sache! Triff die richtige Entscheidung! Auch für dich persönlich. Es ist Zeit. LG Dave» Mit diesen Worten endet der Text auf einer Karte, die David Degen Bernhard Burgener übergibt – und es im Anschluss auf seinem Instagram-Profil verbreitet.
Schon seit Wochen schwelt zu Beginn des Jahres 2021 ein öffentlicher Machtkampf zwischen Burgener und Degen, der im September 2019 zehn Prozent der Holding-Aktien erworben hat. Zudem ist ihm von Burgener ein Vorkaufsrecht eingeräumt worden.
Das ist jetzt der entscheidende Punkt. Burgener will die Mehrheit der Holding-Aktien an die «Basel Dream & Vision AG» verkaufen, über das Vehikel mit dem seltsamen Namen aber weiterhin die Kontrolle am Club halten. Es ist von Investitionen in Höhe von 200 Millionen die Rede. Für die Anhängerschaft ist klar, dass der Club auf diesem Weg früher oder später in fremde Hände übergeht.

Auf dem Weg zur Rettung des FC Basel: David Degen und Dani Büchi am 29. März 2021 vor der Geschäftsstelle des FC Basel, wo sie Bernhard Burgener wenig später mit einer superprovisorischen Verfügung am Centricus-Verkauf hindern werden.
Foto: Nicole Pont (Tamedia AG)
Mit seinem Vorkaufsrecht ist Degen die einzige Person, die das verhindern kann. Der ehemalige Spieler steigt in den Machtkampf ein, bringt die 16,4 Millionen Franken für den Aktienkauf auf, geht finanziell «all in» und hält den Club so am 29. März 2021 im letzten Moment in Basel.
In der Vorahnung, dass Burgener ihm die Aktien nicht übertragen werde, erwirken Degens Anwälte beim Zivilgericht Basel eine superprovisorische Verfügung, um die Übergabe an die «Basel Dream & Vision AG» zu blocken.
Es besteht nun eine Pattsituation – und man steuert auf einen Gerichtstermin am 11. Mai 2021 hin, in dem entschieden werden soll, ob die superprovisorische Verfügung Bestand hat. Doch so weit kommt es nicht. Denn inzwischen ist der 11. Mai bekannt als der Tag, an dem Degen den Club von Burgener übernimmt.
Burgener sieht keinen anderen Ausweg, als Degen den Club zu übergeben. Auch wenn er selbst das so nie ausspricht. Und auch Degen, der strahlende Retter, hält sich auf der Pressekonferenz zurück, was die Kritik an Burgener angeht. Doch vor dem Stadion, da feiern die FCB-Fans lautstark.
Trainerentlassung durch David Degen und «heilige Kühe»
Abpfiff. Die FCB-Fans werden leise, und aus dem Gästesektor bricht Jubel aus: Der FC Zürich wird im Joggeli Schweizer Meister. Es ist das letzte Kapitel der Saison 2021/22, die für den FCB gut beginnt, aber mit der Schmach endet, dass der grosse Rivale im St.-Jakob-Park feiert.
Im Sommer 2021 befördert Degen als eine seiner ersten Amtshandlungen Patrick Rahmen zum Cheftrainer. Unter ihm gelingt dem FCB der beste Saisonstart seit Jahren. Er gewinnt seine ersten drei Ligaspiele und qualifiziert sich für die Conference League.
Doch dann kommt der berühmte «Deadline Day».
Im Oktober scheitert das Team im Schweizer Cup an Étoile Carouge, die Entwicklung der Spieler stagniert, und immer öfter hört man, Degen sei unzufrieden mit Rahmen. Gewisse Fans hören das sogar von ihm selbst, wenn Degen in der Loge mal wieder zu laut und emotional flucht.

Die Trennung von Patrick Rahmen im Februar 2022 hat David Degen inzwischen auch öffentlich als Fehler bezeichnet.
Foto: Claudio De Capitani (Freshfocus)
Die Basler gehen trotzdem mit Rahmen ins neue Jahr – nur um den Trainer nach vier Pflichtspielen zu entlassen. Die Basler stehen auf Platz drei, der Rückstand auf den Leader FCZ beträgt zehn Punkte. In der Conference League steht man aber im Achtelfinal gegen Marseille.
Zum ersten Mal ist die Kritik an Degen gross. Viele FCB-Fans verstehen nicht, wieso Rahmen den FCB mitten in der Saison verlassen muss. Und all das wird begleitet von einer Unruhe auf der Geschäftsstelle, in der Degens steter Begleiter Dani Büchi analysiert, aufräumt und ausmistet.
Der Begriff «heilige Kühe» wird zu einem geflügelten Wort, weil der FCB auf der Suche nach Sparmöglichkeiten keine Rücksicht auf Befindlichkeiten nehmen kann – und will.
Der europäische Höhenflug des FC Basel
Das Joggeli ist endlich mal wieder ausverkauft. 36’000 Tickets sind für das Halbfinal-Rückspiel gegen die AC Fiorentina in der Conference League verkauft, kein einziger Platz ist mehr frei. Und die Vorfreude an diesem 18. Mai 2023 in Basel ist gewaltig.
Der FC Basel hat das Hinspiel in Florenz 2:1 gewonnen und steht nahe an der ersten Teilnahme eines Schweizer Vereins an einem Europacup-Final überhaupt. Tausende FCB-Fans marschieren zum Stadion, dort erwartet die Spieler eine ikonische Choreografie.
Es ist alles angerichtet für eine der magischen europäischen Nächte. Doch es kommt anders. Die Fiorentina spielt stark, führt nach 90 Minuten 2:1 – Verlängerung. Und in dieser folgt dann der Schock: Die Gäste erzielen in der 129. Minute den Siegtreffer und ziehen in den Final ein. Der Basler Traum von einem Endspiel ist geplatzt.

Am 18. Mai 2023 verfolgen 36’000 Fans, wie der FC Basel gegen Fiorentina um den Einzug in den Conference-League-Final spielt – und in der Verlängerung verliert.
Foto: Marc Schumacher (Freshfocus)
Doch schon vorher ist klar, dass die Europacup-Kampagne viele Missstände übertönt: Nachdem im Winter Heiko Vogel als Sportchef verpflichtet worden ist, entlässt dieser einen Monat später Cheftrainer Alex Frei – und übernimmt den Trainerposten gleich selbst.
Zwar führt er den FCB in einen europäischen Halbfinal, in der Super League erreicht man mit Platz 5 nur mit Mühe und Not die europäischen Plätze. Und weil Vogel wochenlang als Trainer arbeitet und weniger als Sportchef, kommt es zum denkwürdigen Transfersommer 2023.
Der FCB generiert durch die Verkäufe von Amdouni, Diouf, Ndoye, Burger, Calafiori und Pelmard zwar über 50 Millionen Franken Transfereinnahmen. Gleichzeitig werden aber auch 44 Kadermutationen vorgenommen. Im September, als die Saison längst läuft, hat der FCB eine fast komplett neue Mannschaft.
Was er da noch nicht hat, sind viele Punkte auf dem Konto. Doch geht es nach der Clubführung, wird sich das rasch ändern. Noch immer ist ein Platz in den Top 3 das Ziel.
Basel im Abstiegskampf und die «Horizon2026 AG»
Was ist schlimmer als ein gellendes Pfeifkonzert der eigenen Fans? Richtig: höhnischer Applaus der eigenen Fans für den Gegner. Genau das erleben die Spieler des FCB am 1. Oktober 2023, als sie im eigenen Stadion mit 0:3 gegen den Aufsteiger Stade Lausanne-Ouchy verlieren.
Nach acht Runden steht der FCB in der Super League mit fünf Zählern da. In der Qualifikation zur Conference League ist man an Kostanay gescheitert. Der Versuch mit Trainer Timo Schultz wird abgebrochen. Und jetzt steht schon wieder Heiko Vogel an der Seitenlinie.
Doch es dauert nicht lange, bis Vogel den Club verlassen muss. Nach nicht mal einem Jahr als Sportchef und Immer-wieder-mal-Trainer ist von seinem ehemals guten Ruf in Basel nichts mehr übrig. In den Augen vieler Fans hat sich der Deutsche durch diverse Auftritte und Aussagen unmöglich gemacht.
Nach null Siegen, null Punkten und null Treffern im Oktober – die Wahl zum Tor des Monats muss entfallen! –, verpflichtet der Club Fabio Celestini. Der Romand ist vereinslos und hat sich zuvor nur gerade sechs Spiele lang als Sion-Trainer gehalten. Wieder fragt man sich: «Kann das gut gehen?»
Aber Celestini schafft, was Vogel und Schultz nicht gelungen ist: Er stabilisiert das Team und führt es aus dem Abstiegskampf. Symbolisch ist Thierno Barry, der vom Pleiten-Pech-und-Pannen-Stürmer zu einem der besten Spieler der Liga wird. Zwar reicht es nicht mehr in die Meisterrunde, aber die Entwicklung stimmt.
Der FCB wäre jedoch nicht der FCB, wenn er nicht auch anders für Unruhe sorgen könnte. Und die hängt mit dem Namen «Horizon2026» zusammen. Mit dieser AG hat die Clubführung um David Degen Geld in den Club fliessen lassen, um ihn vor der Insolvenz zu bewahren.
Aber warum ist das im Geheimen geschehen? Und warum gibt es diese anfängliche Klausel, dass Geld auch den umgekehrten Weg fliessen kann und die AG an übermässig hohen Transfergewinnen des Clubs partizipiert? Wollte man etwa Geld aus dem Club abfliessen lassen?
Nur widerwillig geben Degen und seine Mitstreiter Einsicht. Und erst auf Nachfrage erklären sie, dass über die «Intein AG» noch mehr Geld in den Club geflossen sei. Alles gut versteckt hinter undurchdringbaren Namen. Natürlich fühlen sich da viele Fans erinnert an die Burgener-Zeit.
An der GV im Mai 2024 erhält Degen einen Denkzettel: Für seine Wahl als Verwaltungsratspräsident der AG bekommt er nur 76,1 Prozent der Stimmen. Dies ist ein deutlicher Rückgang gegenüber dem Vorjahr, als er noch mit 95,1 Prozent Zustimmung gewählt wurde.
Degen ist gefordert. Will er wieder mehr Rückhalt erlangen, muss er die richtigen Lehren ziehen. Und wie es nun mal so ist im Fussball: Der beste Weg ist sportlicher Erfolg. Diese Zeitung schreibt: «Die Besitzenden tun gut daran, die Entwicklung ernst zu nehmen.» Und das tun sie.
Xherdan Shaqiri hält Wort und bringt Basel den Titel
Die meisten Fans können es selbst dann noch nicht glauben, als Xherdan Shaqiri auf den Balkon der FCB-Geschäftsstelle tritt. «Ist das wahr?», fragen sich wohl viele, «kann das wirklich sein?» Und Shaqiri? Der redet bei seiner Vorstellung gleich von Kübel und Barfüsserplatz.
Der Absatz an verkauften Shaqiri-Trikots ist gewaltig, ebenso die mediale Aufmerksamkeit. Shaqiri erzählt, dass er manchmal nach Hause kommt und im Flur vor seiner Wohnung Kinder antrifft, die für ein Autogramm und ein Selfie warten. Die Euphorie ist grenzenlos.
Aber wird er die Erwartungen erfüllen? Ist er nach den erfolglosen Jahren in Chicago noch in Form? Kann er ein Team führen? Und wie reagiert er, wenn er mal auf der Bank sitzt? All diese Fragen werden am Ende umsonst gestellt, denn Shaqiri überrascht alle.
Ein paar Wochen braucht er, um fit zu werden und seine Rolle zu finden. Doch dann pflügt er durch die Liga und hat einen gewaltigen Anteil daran, dass der FCB zum ersten Mal seit 2017 wieder Meister wird. Er hält Wort, denn am 11. Mai 2025 steht er auf dem Barfüsserplatz.
Exakt vier Jahre nachdem David Degen den Club übernommen hat, steht der FC Basel wieder ganz oben – und findet eine achtjährige Periode der Dürre ihr Ende.
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