Meister FC Basel: Den Fluch besiegt und die Freude befreit

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Gastkommentar

Meister FC Basel: Den Fluch besiegt und die Freude befreit

Der Meistertitel 2025 für den FC Basel hat den Charme eines überraschenden Geschenks, schreibt FCB-Ehrenpräsident Bernhard Heusler in einem Gastkommentar für unsere Zeitung. Ein Erfolg, der die Menschen und echte Freude zurück ins Joggeli gebracht hat.

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Menschen verbinden sich in ihrer Freude über den FCB: Fans halten mit ihren Smartphones die Ankunft der Mannschaft am Barfüsserplatz zur Meisterfeier fest. <!–>

Menschen verbinden sich in ihrer Freude über den FCB: Fans halten mit ihren Smartphones die Ankunft der Mannschaft am Barfüsserplatz zur Meisterfeier fest.

Bild: Michael Buholzer/Keystone

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Der FC Basel ist zum 21. Mal in seiner 132‑jährigen Geschichte Schweizer Meister – zum ersten Mal seit 2017. Acht Jahre nach dem letzten Triumph, nach einer schwierigen Phase mit viel Zweifel und noch mehr Kritik ist «unser» Club zurück an der Spitze. In der Tabelle hat es endlich wieder «Plätzli frey, grad wyter hinde» – der Bangg-Klassiker der «Striggede» aus dem Jahr 2010 hallt wieder durchs Joggeli.

Wer sich mit dem FCB identifiziert – sei es als Spielerin oder Spieler, als Trainerin oder Trainer, Mitarbeitende, Fan oder, wie ich früher, in der Verantwortung – weiss: Ein Titel ist viel mehr als eine nüchterne Auszeichnung und ein Meisterpokal auf Wanderschaft. Jeder Titelgewinn ist ein emotionales Grossereignis, ein Stück kollektives Glück in unserer fussballverrückten Stadt.

Für mich persönlich ist dieser Titel 2025 ganz besonders. Vielleicht gerade, weil ich ihn nicht mehr mitverantworte. So erlebe ich die Freude ganz anders als damals, als der Club und seine Anhängerschaft acht Titel in Serie feiern durften. Damals empfand ich eine Mischung aus Pflichtgefühl und Erleichterung.

Zur Person

Bernhard Heusler, 61,

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Bernhard Heusler, 61,

war von 2012 bis 2017 sowohl Präsident des Vereins FC Basel 1893 wie auch Präsident der Verwaltungsräte der FC Basel 1893 AG und der Holding AG. Tätig für den FCB war er bereits seit 2003, ab 2006 als Vizepräsident. 2009 übernahm er die operative Leitung. Bei seinem Abtritt 2017, nach acht Meistertiteln in Folge, wurde Heusler zum Ehrenpräsidenten des FCB ernannt. Nebst regelmässiger Vortragstätigkeit ist der promovierte Jurist Buchautor und Co-Präsident der Stiftung Sporthilfe Schweiz.

Es war die – fast vergessene – Zeit, als sich Titelgewinne wie Selbstverständlichkeit anfühlten, Niederlagen zu Dramen wurden und junge Fans insgeheim hofften, ihre rotblaue Liebe auch mal in schwierigen Zeiten beweisen zu können. Cupfinaltickets wurden zurückgeschickt, Europacupspiele im halbleeren Stadion ausge­tragen. Ich kritisierte damals diese Anzeichen einer Erfolgsverwöhntheit öffentlich als «unbaslerisch» – und stellte sie gleichzeitig an mir selbst fest. Nicht frustriert, sondern eher nachdenklich.

Diese emotional komplizierte Gemengelage habe ich seit meinem Rücktritt immer wieder zu erklären versucht: Wenn Erfolg zur Gewohnheit wird, verliert er seine Kraft. Genau das war im Rückblick irgendwann in unserer Führungszeit der Fall. Der Club und wir alle drohten die Freude am Gewinnen zu verlieren – paradoxerweise gerade durch das ständige Gewinnen.

Nicht nur Bestätigung rotblauer Fussballdominanz, sondern echte Freude: Der Meisterkübel ist zurück am Basler Barfüsserplatz.

Nicht nur Bestätigung rotblauer Fussballdominanz, sondern echte Freude: Der Meisterkübel ist zurück am Basler Barfüsserplatz.

Bild: Georgios Kefalas/Keystone

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Heute ist das anders. Dieser Meistertitel erfüllt keine Erwartung. Er ist weder Fortsetzung noch (bisher) Teil einer Serie. Er hat den Charme eines überraschenden Geschenks. Er ist also nicht «nur» Bestätigung rotblauer Fussballdominanz, sondern steht für ein Gefühl, das fast verloren gegangen war: echte Freude. So hat er die Menschen zurück ins Joggeli gebracht, zurück auf den Barfi – zurück zum FCB. Er zeigt, worum es im Fussball wirklich geht: um Spannung, nicht Kontrolle. Um Leidenschaft statt Perfektion – und genau so spielte sich das Meisterteam durch diese aufregende und ausgeglichene Saison.

Als ich 2017 im Stadion Abschied nahm, wünschte ich mir und allen, dass der Club – getragen vom besten Publikum der Schweiz – weiter Titel um Titel gewinnen möge. Es kam anders. Vielleicht war dieser Wunsch Ausdruck eines viel zu linearen Denkens. Fussball ist keine Excel-Tabelle. Er lebt vom Unvorhersehbaren.

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Was wäre denn eine Feier am 24. Mai 2025 zum 16. Titel in Serie? Vielleicht höflich, top organisiert, routiniert und perfekt inszeniert. Was ist die Feier dieses Titels? Eine Explosion unbändiger Freude. Das ist der Unterschied zwischen Routine und echter Emotion.

Im Leben eines Clubs – wie im Leben jedes Menschen – gibt und braucht es eben Zyklen. Auf fette Jahre folgen magere. Und gerade in schwierigeren Zeiten lernen wir wieder, unser Glück zu schätzen.

Wenn ich in diesem Frühling erlebe, wie viele Menschen sich in ihrer Freude über den FCB verbinden und gemeinsam feiern, dann fühle ich mich ganz persönlich bestätigt im vielleicht schwierigsten Entscheid meiner FCB-Zeit: Es war richtig, loszulassen. Denn manchmal entsteht Neues erst, wenn man Platz dafür macht.

So kann ich heute grosse Dankbarkeit für das Neue empfinden, das uns diese Saison gebracht hat. Für die Menschen, die den Club durch schwierige Jahre geführt haben. Für Trainer und Spieler, die diesen Titel erobert haben. Für die Fans, die ihren Treueschwur zu Rotblau mehr als gehalten haben. Und auch dafür, dass ich heute mit Abstand erleben darf, wie schön es sein kann, ohne Rolle und Aufgabe dabei zu sein – und trotzdem alles zu fühlen.

Die Vision des FC Basel 1893 lebt. Nicht, weil wir wieder Meister sind. Sondern weil wir wieder gemeinsam feiern können, als wäre es das erste Mal. Jede Feier zum Saisonende ist immer auch ein Anfang. Nicht zwangsläufig zurück zu Serien – aber sicher vorwärts zu einem neuen Kapitel der FCB-Geschichte, getragen von Emotion, Freude und Menschen.

Danke, FCB – für diesen Moment. Für dieses Geschenk. Für dieses Gefühl, Teil von etwas Grösserem zu sein.

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Bilder für die Ewigkeit. Allen voran Taulant Xhaka und Xherdan Shaqiri mit dem Blick auf den Pott.

Bild: Michael Buholzer / KEYSTONE

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