Alte Liebe rostet eben doch: Wie sich FCB-Coach Fabio Celestini vom Jugendklub Lausanne entfremdet hat

Dieser Artikel wurde von BZ publiziert.


Schweizer Cup

Alte Liebe rostet eben doch: Wie sich FCB-Coach Fabio Celestini vom Jugendklub Lausanne entfremdet hat

Im Cup-Halbfinal trifft der FC Basel am Sonntag auf Fabio Celestinis Heimatklub Lausanne-Sport. Speziell sind diese Duelle für ihn nicht mehr. Aus diversen Gründen.

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Obschon er beim FC Lausanne-Sport gross wurde, sagt der heutige Trainer des FC Basel: «Der FC Lausanne-Sport ist nichts Spezielles mehr für mich.»

Bild: Daniela Frutiger / freshfocus

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Für keinen Klub hat Fabio Celestini mehr Spiele absolviert. Weder als Spieler noch als Trainer. 174-mal stand er auf dem Feld, 120-mal an der Seitenlinie. Und das alles bei seinem Klub, in seiner Heimat, dort, wo er gross wurde: in Lausanne. Der FC Lausanne-Sport war der Verein, bei dem der 49-Jährige gross wurde – auf beiden Karrierewegen.

Aber Fabio Celestini sagt: «Der FC Lausanne-Sport ist nichts Spezielles mehr für mich.»

Celestini, heute Trainer des FC Basel, hat sich von Lausanne-Sport – dem Gegner der Basler am Sonntag im Cup-Halbfinal – entfremdet. Oder der Klub sich von ihm?

«Es sind nicht mehr die gleichen Leute, es ist nicht mehr das gleiche Stadion», sagte Celestini immer, wenn er auf die vordergründigen Punkte angesprochen wurde, wieso Duelle gegen die alte Liebe keine besondere Bedeutung mehr geniessen. Wieso die Liebe gar eingerostet ist. Für ihn war Lausanne das Stade Olympique de la Pontaise, war Lausanne ein familiärer, aber dennoch sehr erfolgreicher Klub. Aber der FC Lausanne-Sport von heute, der spielt im topmodernen, im Jahr 2020 eröffneten Stade de la Tuilière, gehört dem Chemiekonzern Ineos an und ist damit Teil jener Gruppe, der auch der OGC Nizza und Teile von Manchester United gehören.

Verlorene Werte, fehlende Kultur

«Lausanne hat verloren, was der Verein war. Das passiert jedem Klub ein bisschen, wenn er von ausländischen Personen gekauft wird. Die kennen die Kultur nicht, die Werte, in diesem Fall des Kantons Waadt», erklärt Celestini den Prozess der Entfremdung.

Das Sinnbild dieses gewissen Unverständnisses, welches er heute für die alte Liebe hat, ist das neue Stadion – weil in La Tuilière Kunstrasen liegt. Etwas, was Celestini verachtet, wie er immer wieder betont. «La Tuilière ist einfach komisch für mich.» Genauso, wie es für ihn befremdend sei, heutzutage auf La Pontaise die roten und weissen Farben von Stade Lausanne-Ouchy zu sehen, welche mittlerweile ihre Heimspiele dort austragen. Auf seiner Pontaise, der Pontaise des FC Lausanne-Sport.

Wenn Celestini über seine früheren Zeiten als Spieler von Lausanne spricht (1995–2000 und danach noch einmal 2010 für ein halbes Jahr), dann fangen seine Augen Feuer. «Ich habe diesen grossen Verein gelebt.» Er spricht von erreichten Cupfinals, von Meisterschaftsentscheidungen im letzten Spiel und von den europäischen Nächten, die Lausanne als Challenge-League-Klub in der Europa League 2010 hatte. Drei Runden überstanden die Lausanner damals in der Qualifikation erst, um es überhaupt in die Gruppenphase zu schaffen. Mittendrin: der in Marseille und Getafe gereifte Fabio Celestini als Leithammel. «Das war Wahnsinn!», sagt er und strahlt.

All das steht im Kontrast zu seinem damaligen Ende und der heutigen emotionalen Distanz. Damals löste Celestini seinen Vertrag in Lausanne auf, die Rede war von einem Eklat, von Differenzen zwischen ihm und der Klubführung. Statt ein Jahr blieb er nur bis zum Winter, den vorgesehenen Posten als Sportdirektor trat er ebenfalls nie an. Doch all das ist passé, dazwischen liegt sein Engagement als Trainer von 2015 bis 2018. Seither? Wächst die Distanz.

Dieses FC Lausanne-Sport ist in der aktuellen Saison noch zwei Mal Gegner des FCB. Auf den letztmöglichen Drücker schafften es die Waadtländer noch in die Championship Group. Doch zuerst geht es für Basel im Cup-Halbfinal gegen Celestinis Ex-Klub. Bei einem Weiterkommen würde der FC Basel die Chance auf das Double wahren, auf etwas, wofür Celestini im Moment noch keine Worte hat. Er sagt nur: «Meine Mannschaft hat etwas Spezielles.» Etwas Spezielles, wie es der FC Lausanne-Sport früher für ihn einmal war. Mittlerweile ist die alte Liebe aber vor allem eines: ein Konkurrent, den es zu schlagen gilt.

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